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https://doi.org/10.11588/diglit.2313#0068
Notstandsarbeit
Max Reinhardt fand sein schönes Haus in der Schumannsiraße, von dessen Rente er leben wollte, in einem
solchen Zustand vor, daß er es schleunigst mit ein paar neuen, aber altbewahrten Säulen zu stützen gedenkt.
Beschämende Feststellung
Der Bischof von Chalons hat die
Entdeckung gemacht und der Menschheit
kundgetan, daß die zehn Gebote nicht
genügend in der Welt befolgt werden.
(Sein eigenes Vaterland gehört in diesem
Falle natürlich nicht zur Welt.) Darum
muß er vor jeder Abrüstung warnen,
um das „Erbe an Freiheit, Reichtum und
Ruhm" vor einem „ehrgeizigen, gierigen
Nachbar" zu schützen.
Die Engel im Himmel werden sich
darüber freuen, daß es in der Wüste der
Gottlosigkeit wenigstens eine einzige
Oase gibt, wo man, um mit Doktor
Luther zu reden, des Nächsten Geld oder
Gut nicht nimmt (selbst wenn es dem
reichen Amerikaner gehörte), wo man
nicht falsch Zeugnis wider den Nächsten
redet, sondern Gutes, und alles zum
Besten kehrt, selbst wenn es einen
bösen Nachbar beträfe.
Das sind für uns tief beschämende Tat-
sachen. Ob der ehrwürdige Herr die
Rettung seiner Landsleute vom bren-
nenden Schiff durch Deutsche als leises
Zeichen der Besserung ansieht? — Wenn
das Schiff nur nicht „Ruhr" geheißen
hätte! Das ist höchst verdächtig. An
dem Worte klebt gar zu viel List, Tücke
und Gier, kurz fast nichts, was nicht
wider die zehn Gebote stritte. Für die
gottlosen Deutschen gilt das natürlich!
Dringendes Bedürfnis
Ein Londoner Friseur hat, um einem
dringenden Bedürfnis abzuhelfen, eine
Haarfarbe für Damen erfunden, die als
harmloser Puder aus das Haar gestäubt
wird und im Dunkeln schwach leuchtet.
Wie wäre es, wenn ein deutscher
Fachkollege, um einem noch viel dringen-
deren Bedürfnis abzuhelfen, einen eben-
solchen Haarpuder für Herren erfände?
Zuni Beispiel für Partei- und Parla-
ments-Zopfträger, sowieMitglieder eines
hochwohlweisen Staatsgerichtshofes, da-
mit sotanen staatserhaltcnden Köpfen
eine — selbst als schwach schon be-
grüßenswerte — Erleuchtung beschie-
Max Reinhardt fand sein schönes Haus in der Schumannsiraße, von dessen Rente er leben wollte, in einem
solchen Zustand vor, daß er es schleunigst mit ein paar neuen, aber altbewahrten Säulen zu stützen gedenkt.
Beschämende Feststellung
Der Bischof von Chalons hat die
Entdeckung gemacht und der Menschheit
kundgetan, daß die zehn Gebote nicht
genügend in der Welt befolgt werden.
(Sein eigenes Vaterland gehört in diesem
Falle natürlich nicht zur Welt.) Darum
muß er vor jeder Abrüstung warnen,
um das „Erbe an Freiheit, Reichtum und
Ruhm" vor einem „ehrgeizigen, gierigen
Nachbar" zu schützen.
Die Engel im Himmel werden sich
darüber freuen, daß es in der Wüste der
Gottlosigkeit wenigstens eine einzige
Oase gibt, wo man, um mit Doktor
Luther zu reden, des Nächsten Geld oder
Gut nicht nimmt (selbst wenn es dem
reichen Amerikaner gehörte), wo man
nicht falsch Zeugnis wider den Nächsten
redet, sondern Gutes, und alles zum
Besten kehrt, selbst wenn es einen
bösen Nachbar beträfe.
Das sind für uns tief beschämende Tat-
sachen. Ob der ehrwürdige Herr die
Rettung seiner Landsleute vom bren-
nenden Schiff durch Deutsche als leises
Zeichen der Besserung ansieht? — Wenn
das Schiff nur nicht „Ruhr" geheißen
hätte! Das ist höchst verdächtig. An
dem Worte klebt gar zu viel List, Tücke
und Gier, kurz fast nichts, was nicht
wider die zehn Gebote stritte. Für die
gottlosen Deutschen gilt das natürlich!
Dringendes Bedürfnis
Ein Londoner Friseur hat, um einem
dringenden Bedürfnis abzuhelfen, eine
Haarfarbe für Damen erfunden, die als
harmloser Puder aus das Haar gestäubt
wird und im Dunkeln schwach leuchtet.
Wie wäre es, wenn ein deutscher
Fachkollege, um einem noch viel dringen-
deren Bedürfnis abzuhelfen, einen eben-
solchen Haarpuder für Herren erfände?
Zuni Beispiel für Partei- und Parla-
ments-Zopfträger, sowieMitglieder eines
hochwohlweisen Staatsgerichtshofes, da-
mit sotanen staatserhaltcnden Köpfen
eine — selbst als schwach schon be-
grüßenswerte — Erleuchtung beschie-