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Karneval in Genf

Viel Aufsehen erregte der Vertreter der Tschechoslowakei, der auch einen Korridor zum
Meere verlangte, da schon Shakespeare im „Wintermärchen" von der Küste Äöhmens berichtet.

Otto J^einhold Schultz <re,no> f

Vom ewigen Schweigen bist du nun verschlungen, Doch wie ans leichtem, buntem Falterflügel
Der so viel Licht im Leben ausgestreut, Hebt ein Erinnern freundlich sich empor:

Und deine heitere Harfe ist verklungen, Den Freunden schwebt um deines Grabes Hügel

Mit deren Klang so viele du erfreut. Nachleuchtend noch dein sonniger Humor! Ki°dder°d°i,ch.

Oie Bekämpfung des Verbrechertums

„Schrecklich", murmelte Otto Braun
und hob den Blick von Edgar Wallaccs
letztem Roman, „schrecklich, wie dies
Verbrechertum wütet! Man sollte wirk-
lich mehr zu seiner Bekämpfung tun!
In einem einzigen Kapitel sprengt der
Held mit Dynamit-Ecrasit das Parla-
ment in die Luft, verübt sechs Attentate
auf hochgestellte Regierungsbeamte, be-
geht- Hoch- und Landesverrat —"

In Gedanken über seine anregende
Lektüre ganz vertieft, hatte Braun gar
nicht Karl Severings Eintreten wahr-
gcnommen. „Was hältst du nur für
wilde Selbstgespräche?" fragte der
Freund.

Rasch schob Braun einen Aktendeckel
über den Roman, gleichzeitig zog er di»
Stirn in düstere Falten. „Mich be-
schäftigt die Bekämpfung des Verbrecher-
tums", sagte er dann vergrübelt. „Da
liegen mir bestimmte Nachrichten vor,
daß Parlamcntssprengungen mit Dyna-
mit-Ecrasit, ein gutes halbes Dutzend

Attentate auf hochgestellte Regierungs-
Personen, ferner Hoch- und Landes-
verrätereien geplant werden —"

„Verflixt!" Severing pfiff durch die
Zähne. „Bekämpfung des Verbrecher-
tums ist die Forderung des Tages. Was
zögern wir? Schassen wir einen Zwei-
millioncnfonds für diesen Zweck, um
den sich, nebenbei erwähnt, kein Ab-
geordnetenhaus und keine Oberrech-
nungskammer zu kümmern hat!"

Braun konnte die Anregung nur gut-
heißen.

„Es trifft sich famos, daß wir mitten
im Wahlkampf stehen", fuhr Severing
fort. „Bekanntlich wagt sich das zu be-
kämpfende Verbrechertum gerade in
Wahlzeiten am dreistesten hervor. Wir
verteilen praktischerweise die zwei Mil-
lionen unter die Parteien, die dem
Verbrechertum besonders unbarmherzig
auf die Pelle rücken. Du verstehst schon,
was ich meine."

Der Bekämpfer des Verbrechertums
nickte und begab sich dann an den

Schrank, der die massenhaft cinströmen-
den, freudig hingegebenen preußischen
Steuergelder enthielt. Gewissenhaft
zählte er zwei Millionen Mark ab...

„Die ihnen zur Last gelegte Ver-
geudung von zwei Millionen Mark war
völlig unstatthaft", betonte fünf Jahre
später der Prcußenkommissar. „Wie
kommen Sie dazu, Ausgaben für die
Wahlagitation gegen vaterländische Par-
teien auf Konto Bekämpfung des Ver-
brechertums zu buchen?"

Braun lächelte. „Sie glauben nicht,
was für Korruption die zwei Millionen
Mark bei denen angerichtet haben, die
sie durch unsere Vermittlung in die
Hände kriegten. Korruption ist aber ein
Verbrechen, und was Verbrechern zum
Verhängnis gereicht, das dient zur Be-
kämpfung des Verbrechertums. Also..."

„Eine von Ihren Auffassungen, die
in Leipzig sehr interessieren wird",
meinte der Preußenkommissar an-
erkennend. dci Jüngere.
 
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