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innig für meine Gespanne durch Faßwagen
mit maschineller Pumpvorrichtung Abort-
gruben der nahe gelegenen Stadt aussahren.
Die Anforderung meiner Faßwagen geht bis-
weilen in origineller Form vor sich. So ging
heute folgende Postkarte bei mir ein: An das
Rittergut L.Unterzeigende Bittet so-

fort die Abortgrube zu leeren Indem es sehr
Eilt. Heil Hittler. verw. Alma Stenzel."
Wenn diese Zeilen unserm allverehrten, jetzt
mit so bitterernsten Dingen beschäftigten Füh-
rer vor Augen kämen, würde er sicher, dem
köstlichen Humor dieser allznmenschlichen „Ge-
legenheitsnrkunde" sich für einen Augenblick
überlassend, mit verstehendem Lächeln von der
durch keine Sentimentalität angekränkelten,
unentwegten und rührenden Ergebenheit Alma
Stenzels, die ja in ihrem, wenn auch bescheide-
nen Kreise sich ebenfalls sehr energisch und
reinlichkeitbefördernd betätigt, gerne Notiz
nehmen.

Neuburg a. D. Dr. A. Th.: In den „Neu-
burger Neuesten Nachrichten" vom 27. Sep-
tember 1933 lesen wir: „Ludwigsmoos,

25. Sept. (Seltenheit.) Beim Kartofselglauben
in Ludwigsmoos wurde Samstag nachmittags
eine Alpina-Maus gefangen. Schneeweiß mit
roten Augen, ein recht trolliges Tierchen."

Ein richtiger Sachse — {ei'S, wie's sei —

Der bleibt sich auch in Schwaben treu.

Und dieser gehört zu den „trolligslen"
Schrauben:

Er läßt sich nicht sein Bestes rauben;

Und während die Schwaben Kartoffeln
klauben,

Bleibt er tapfer bei seinem — „Kartofsel-
glauben".

Pasewalk. P. R.: Auf einem uns ohne jede
nähere Angabe eingesandten Zeitungsabschnitt
befindet sich die Besprechung eines Orchester-
konzerts; darin heißt es: „. . . nun, aber mag
man's nehmen, wie man will, wir vermißten
in der Sinnsonie hier und da so irgend etwas,
Vielleicht war es das kontrapunktistische Ge-
fühl, vielleicht auch ganz was anderes." —
Aber Männeken, was haben Sie denn daran
auszusetzen; wenn in dem betr. Konzertstück
ein „Sinn" liegt, darf man's ruhig heute eine
„Sinnsonie" nennen; Sie dürfen aber auch,
ganz sä libitum, „Sünnfonie", „Simmfonie",
„Siemfonie" oder auch „Sihmfonie" schreiben.
Daß ein, wie Sie uns milteilen, stark arterien-
verkalkter Professor in Rostock noch immer die
Schreibweise „Symphonie" für die einzig rich-
tige hält, soll uns den Deubel kümmern. Da-
gegen haben wir ebenfalls gegen die Schreib-
weise „Amviehbien" für „Amphibien" einige
leise Bedenken.

Rennersdorf b. Stolzen (Sa.), vr. U. K.:
In Nr. 116 des „Pirnaer Anzeigers" befindet
sich folgende Geschäftsempsehlung: „Die Mark-
grafen von Meißen übten vor vielen Jahren
das Amt der Schirmherren von Pirna ans.
Seit 1849 hat es meine Firma übernommen,
die Einwohnerschaft Pirnas und Umgebung
zu beschirmen. — Meine Auswahl in Schir-
men für Herren, Damen und Kinder sowie in
Gartenschirmen ist riesig. Schirm-Fraulob,
Schmiedestraße 37. 6 % Rabatt."

Die hochseligen Markgrafen von Meißen,

Die werden sich bestimmt — ein Lächeln
verbeißen

Uber den neuen „Schirmherrn von Pir-
Na", der mit reizendem Wortgeklirr,

Als geschäftsgewandter Sachse und Schlaukopp
Und Markgrafennachfolger zeichnet „Schirm-
Fraulob".

Na, hoffentlich glückt ihm Pirnas „Beschirmen",
Sonst müßt' er aus Furcht vor den Markgrafen
— „türmen"!

Rudolstadt. H. L.: Die „Rudolstädter Zei-
tung" vom 31. August 1933 veröffentlicht eine
Erzählung „Das Wiedersehen"; darin lesen
wir: „Die Frau umschlang ihn mit beiden
Angen, als müsse sie von Grund aus die
Jahre der Entfernung, der Entfremdung zu
sich heranziehen." Dann heißt es weiter: „Aus
dem Auge zitterte dem Mädchen ein Lächeln
in die Lippen, eine Vertrauensknospe, ein
Hoffnungsblatt." Wie verständnislos Sie
doch sind! Das Auge, gerade das holde, süße
Auge ist die unanfechtbare, köstliche Domäne
der Dichter und wenn sie nicht damit machen
sollten, was ihnen gerade eine dichterische
Laune eingibt, — dann müßte ja rein der
Deubel dreinschlagen!

Nun hat er Arbeit, und stolz und glücklich
kauft er für Mutters Geburtstag ein paar
Älumen!

Verhelft auch anderen zu solchem Glück
und spendet für die Arbeitsbeschaffung!
Spenden nehmen an:

Finanzämter, Hauptzollämier, Zollämter.

Ulm a. d. Donau. E.: Nr. 231 des „Ulnier
Tagblatts" berichtet über einen „Johann-
Strauß-Abend" im „Saalbau"; unter anderem
lesen wir: „Patzak war weitaus besser bei
Stimme als hei seinem Ulnier Debüt und sang
,Waldmeister' mit Aroma, ,Eine Nacht in
Venedig' mit tenoralem Schmalz." Aber ver-
ehrter Einsender, hier ist doch das entzückende
waldfrische Aroma des „Waldmeisters" ge-
meint/ nicht das des Sängers Patzak, von dem
der Kritiker, der doch weit hinten im Parkett
sitzt, kaum eine Ahnung haben konnte. Der
Ausdruck „tenorales Schmalz" ist übrigens der
Ausdruck des höchsten Lobes, das ein Kritiker
einem Sänger zu spenden vermag p-denn es be-
deutet, daß die Stimme bei ihm so wunderbar
glatt und leicht wie aus einem mit Schmalz
reichlich eingesetteten Topp herausquillt. Sie
müßten sich ein wenig mehr mit der sehr
„modulationsfähigen" Sprache der Musiksach-
verständigen hefassen!

Warnemünde. C. H.: Der freundliche Ein-
sender übermittelt uns eine Seite aus einem

„Magazin" (Nummer und Name nicht zu er-
kennen), das den Anfang einer Novelle mit
der Ilherschrist „Das Urteil" enthält; .unter
anderm lesen wir: ,„. . . es kommt ein Ge-
witter, laß mich nicht allein!' Er will den
Gedanken an sie unwillig abjchütteln, aber er
klebt in seinem Hirn lästig und unangenehm
kalt wie das Hemd an seinem erhitzten
Körper." „Nelly" — so heißt der Vorname
der sehr geschätzten Dichterin und Darstellerin
höchst komplizierter und iinangenehm be-
rührender Seelenzustände — hat, wie wir zu
unserer Freude gestehen müssen, hier ganz
außerordentlich scharf und richtig beobachtet;
manchmal klebt uns ein fataler Gedanke wie
ein aller nasser Waschlappen am Brägen, bis
>vir diesen ganz unerträglichen Zustand durch
heiße Kainillenumschläge auf dem Kopf und
energische innere Zufuhr von Grog mit einem
„Schuß" Kümmel beseitigt haben.

Wesel. H. v. W.: In einer Weseler Zei-
tung — Nummer und Datum nicht erkenn-
bar — lesen wir in einem Aufsatz über
„Untersuchungspflicht bei Hausschlachtungen":
„Schweine, Wildschweine, Hunde, Katzen,
Dachse, Füchse, Bären, Marder, Iltisse und
andere fleischfressenden Tiero unterliegen
stets, auch wenn der Verbrauch nur im eige-
nen Haushalt erfolgt, der Untersuchungs-
pslicht." Das freundlichst belehrende „amtliche
Organ" scheint vor der Niederschrift dieses
Artikels durch einen Besuch der Oper „Frei-
schütz" in sehr schätzenswerter Weise angeregt
worden zu sein, denn die ganze „Zoologie" der
„Wolfsschlucht" wird von ihm mit ihren ein-
zelnen Vertretern auf dem Theater gewissen-
haft angeführt. Wir vermissen nur die Raiten,
ganz ungerechtsertigterweise; sie hätten unbe-
dingt an Stelle der Jltisie, die bekanntlich
ihres üblen Geruchs wegen für Hausschlach-
tungen wenig in Betracht kommen, erwähnt
werden müssen.

Westheim (Wests.) G. St.: Jii Nr. 232 der
„Westdeutschen Bauern - Zeitung" beginnt
unter „Gerichtssaal" ein Bericht mit den
Worten: „wp. Münster, 6. Okt. Frau vr. K.'s
Gatte ist Zahnarzt, hat darum auch eine
Assistentin. Im Haushalt wirtschaftete ein
junges Mädchen aus Lienen (Krs. Tecklen-
burg). Nach und nach verschwanden aus der
Speisekammer bei vr. K. die schönen Dauer-
würste, spitzenbesetzte Taschentücher von Frau
Doktor, Zierdecken, Seidenstrümpfe und was
sonst noch alles zu einer modernen Frau ge-
hört." Grundgütiger Himmel, in welch einem
verrückten Irrtum ist dieser Gerichtsbericht-
erstatter besangen!

Die Dauerwurst — da wird mir wirklich

Sie ärgert die modernen Frau'n zu Tode:

Sie ist zu hart und fest, sie hält sich viel zu

Drum kommt sie gar zu leicht auch — aus
der Mode!

i: Max Brinlmann. «ünsil-risch-r B-irat:
:» 31VG8. Wilhelmstr. 8: Bostfcheck-sionto Berlin Nr.

Büxenstein. Berlin SWG8. Alle Rechte für samt
Handlung gestattet. Copyright by A. Ho,mann &
jährlich G.G5 Reichsmark, dircll vom Verlag 7,1!
leftellungen nehmen auch alle Buchhandlungen. B

d Zeitungshändler entgegen.

prechanlchlüsje für Expedition: Bcrgman
alle ans dem KIadderadaI,ck sind nur in
 
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