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»ach allen Regeln der Kunst gebettet hatte;
die Stiefel hatte der Mensch ,vor dem
Schlafengehen' sein säuberlich oben an den
Grabenrand gestellt, daneben lagen Uhr und
Zahnbürste. Wie wir hören, handelt es sich
um einen Königsberger Reisenden für äthe-
rische Öle, der sich während seines Auf-
enthaltes in Eydtkuhnen sehr ansgiebig in den
Lokalen mit Fräuleinsbedienung amüsiert
haben soll." — Diese ehrwürdige Zusendung
aus einer trinksröhlicheren Zeit freute un-
seren Biermörder, der gerade in seinen
„Frühsemesteru" jenes überaus einladende
Örtchen an der Lepone des öftere» besuchte,
ganz außerordentlich; nur beanstandete er den
Ansdruck „Lokale mit Fräuleinsbedienung".
„So was gab's dort nicht", sagte er lächelnd,
„zu jener Zeit war die Bedienung noch nicht
prätentiös ,sräuleinsmäßig', sondern ein-
facher Art; und wenn ich damals, im lustigen
Kreise der Eydtkuhner Autochthone», jubelnd
durch die von keinem Rachttvächter schnöde be-
wachten Straßen zog, sangen wir, wie ich
mich noch genau erinnere, das nette und ein-
drucksvolle Liedchen:

Bei Fröhlich, Rabuschat, Reschitzki und
Harbrucker,

Da sind die Mädchen schön, das Bier das
schmeckt wie Zucker!"

Kassel. E. St.: In Nr. 289 der „Kasseler
Post" lesen wir unter „Berlin": „Aus seiner
lehten planmäßigen Südamerika-Fahrt hatte
das Luftschiff ,Graf Zeppelin' nicht weniger
als 18 Königinnen an Bord. Es handelt sich
dabei allerdings nicht um gekrönte Häupter,
sondern um Bühnenköniginnen, die an der
Spitze ihrer Schwärme nach Santo reisten."
Das halten wir für ganz ausgeschlossen; das

werden sich unter heiserem Jubelgebrüll so-
fort eine Schnellzugskarte nach Berlin lösen,
um sich hier, mit dem ihnen ja jederzeit zur
unmittelbaren Verfügung stehenden ent-
sprechenden „Dokument" versehen, an der
obengenannte» Stelle zur Aufnahme zu
melden. Wir trauten aber dem „Frieden"
doch nicht recht und wandten uns telephonisch
an die Pressestelle des Reichsjportsührers; diese
antwortete, nachdem zuerst langandauernde
Schallwellen stürmischen Gelächters an unsere
Ohren gedröhnt waren: „Jene Herren sind
uns jederzeit willkommen! Die nötigen .ein-
wandfreien — Bescheidungen' kriegen
sie hier an Ort und Stelle."

Mit selbstverdientem Gelbe endlich einmal
wieder Weihnachten feiern zu können, ist
doch zu schön!

Nehmt teil an dieser Freude, empfindet sie als
Dank und helft weiter!

Oh, wir verstehen dieses Wohlgesühl!

Doch, liebe Irma, Götter mögen dich beschirmen!

Dann muß. 1”,

Dr-..e- . uf. e-nem A

schnauben in ihrer innersten Seele immer-
noch Krieg! Die Segnungen des wirklichen
völkerbeglückendeu Friedens scheinen ihnen

Hekuba zu sein; ob sie wohl die Verse un-
seres unsterblichen Schiller aus dem'Mallen-
stein' kennen:

O schöner Tag, wenn dann der Soldat
Rach Hause kommt nach so langer Zeit!"
Das stimmt aber nicht so ganz! Der tief-
ernste Tragiker Schiller hat auch bei diesem
Thema die tragische Seite hervorgekehrt;
denn bekanntlich sagt „Max Pieeolomini" zu
seinem Vater:

„Kommen die Soldaten wieder nach der
Heimat,

Sind ihre Mädchen alle längst verheirat'I!

Wa —rum? Da —rum! . . ."

München. A. S.: In den „Propyläen"
(Beilage zur „Münchener Zeitung" vom
1. Dezember 1933) befindet sich ein Aussatz
mit der Überschrift „Schauplatz der Nation";
darin heißt es: „Nur diese Wahrheitsgestalten
werden uns eigen: Nur Du bist es, Volk,
was in ihnen west. Denn alles in jeglicher
Dichtung ist des Volkes: aus ihm geboren,
. für es geschrieben. Es gibt nur einen
Wallenstein - nicht den der Geschichte -
sondern den Goethes. Es gibt n
einen Florian Geyer - nicht den t

-, sondern den Gerhart Haupt-
manns." Als Goethe im Elysium diese Num-
mer der „Propyläen" gelesen hatte, spielte
ein feines Lächeln um seine ambrosischen
Lippen, und er meinte zum Kollegen Schiller:
„Ja, so sind diese braven Bajuvaxen; du
müßtest nun eigentlich, um dir bei den Bay-
er» auch ein wenig Ansehen zu verschaffen,
den Schreiber dieser Zeilen in den Glauben
zu versetzen versuchen, daß mein wirkungs-
kräftigstes und gerade an der Isar so gern
gebrauchtes Zitat aus dem ,Götz von Ber-
lichingen' deiner .Braut von Messina' ent-
nommen ist."

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