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Oer Trost

Waldeinsamkeit! — Die alten Tannen ragen,

Und fast wie Wehmut zieht mir's durch den Sinn:
Es weiß kein Mensch in diesen Sommertagen,

Kein Mensch im weiten Lande, wo ich bin!

Der lauten Stadt entfloh ich schnell entschlossen,
Kaum daß der Post ich flüchtig Weisung gab;

Als ich es tat, hat cs mich fast verdrossen,

Weil ich doch niemand, der mir schriebe, Hab'!

Ganz einsam geh' ich heut aus Waldeswegen.

Da kommt vom Städtchen, ob es gleich noch früh,
Ein Mann mit einer Tasche mir entgegen,

Er winkt von weitem schon: „Ein Brief für Sie!"
Und seit der Stunde nun studier' ich fleißig,

Was mir der Bote von der Post gebracht:

„Einkommensteuer 1933"-

Dank, mein Finanzamt! Du hast mein gedacht!!!

Kein Ersah

Die amerikanischen Luxusweibchen
sind von den durchsichtigen Ccllonbadc-
kostümen zur Verhüllung ihrer Blöße
zu kurzen Höschen und knappen Büsten-
haltern aus der Haut exotischer Tiere
(inklusive Haare) übergcgangen.

Deshalb brauchen die amerikanischen
Männer aber nicht aufzuatmen, ihnen
wird nach wie vor das Fell über die
Ohren gezogen. gog.

Energiewirtschaft

Ein südafrikanischer Physiker will die
niedergehenden Gewitter für die Er-
zeugung von Energie ausnutzen. Nach
seiner Berechnung sind es phantastische
Energiemengen, die aus den Gewittern
gewonnen werden können.

Wird die Sache auch aus eheliche
Gewitter ausgedehnt, so wird mancher
Haushalt endlich seinen Strom umsonst
haben. j,„.

Hilfsbedürftig

Im Hirtsiefer-Prozeß wurde bekannt,
daß auf Kosten der Reichszentralc Kin-
der verschickt wurden, deren Eltern ein
Monatseinkommen von 960 RM. hatten,
jedoch als „hilfsbedürftig" galten.

Voraussichtlich wird den Eltern ge-
holfen werden, indem sie für einige
Jahre freie Unterkunft und Verpflegung
erhalten.

Lriefkulkeu

Amberg (Oberpsalz). D. v. S.: In der
„Bayerischen Ostwacht" vom 26. Juni 1934
lesen wir: „Wenn Tropcnsonnc hernieder-
glüht, Tomaten rot-küssend sich bemüht;
der Hausfrauen Antlitz in Freude strahlt,
weil dann auch der Preis für Tomaten
fallt! Sclbstgebaute, am Stengel blutrot
gereifte Gewächshaus-Tomaten billigst in
der Gärtnerei Rupprecht hinter der
Kaserne."

O Rupprecht, welch ein Versegraus!

Für Tomaten reicht deine Dichtkunst

nicht aus;

Doch steht dir nach Dichten trotzdem der
Dichte lieber in die Kartoffeln rin!

Berlin. K. P.: Ein Freund unseres
Blattes macht uns die Mitteilung, daß
ein Ansager des Berliner Rundsunks in
einer Morgenstunde den Text zu einem be-
kannten Cello-Solo mit den Worten an-
kündigte: „Ich sende diese Blume dir, so
zart, so frisch und schön." — So ganz
stimmt das nicht; der Text lautet ein
wenig anders: „Ich sende diese Blume
dir, so hold, so schön, so rein . . ." Dem

Ansager ist offenbar eine teilweise Ver-
wechslung mit dem bekannte Liede „Der
verliebte Schlächtcrgeselle" unterlaufen;
dort heißt cs: ,Jch send' dir dieses Rinds-
filet, so zart, so frisch und schön — es
wird, Schah, auf der Zunge dir wie Butter
weich zergch'n."

Blumenthal (Unterweser). A. H.: In
Nr. 131 der „Nordwesldeutschcn Landes-
Zeitung" (Amtliches Kreisblatt für den
Kreis Osterholz) lesen wir unter ,O>ster-
holz-Scharmbeck" von einem Einbrecher,
der im Stadtgebiet Scharmbcck sein Wesen
trieb; unter anderem heißt es da: „Daß
es sich bei dem Einbrecher um einen ganz
gemeinen Menschen handelt, betveist die
Tatsache, daß er vor einem Hause auf der
Schwelle seine Visitenkarte niederlegte und
mit den Küchengardinen sein dreckiges
Hinterviertel abwischtc." Angesichts dieses
ganz unsagbar niederträchtige» Sübjekts
möchte ei» edler Mensch geradezu an der
Menschheit verzweifeln; und doch würde er
Irotzallcdem, nachdem die Stürme der
Empörung sich einigermaßen gelegt haben,
zu einem versöhnenden Ausklang seiner Be-

trachtungen, selbst in bezug auf obiges
Scheusal, gelangen, wen» der Mistkerl nicht
ausgerechnet gerade an der — Küchen-
gardine . . .

Halver (Wests.). H. D.: In Nr. 26 der
Wochenschrift „Land und Frau" lesen wir
als Antwort im „Fragckasten" unter „Früh-
stücksmcngenangabe für männliche und
weibliche Angestellte": ,P. — Wenn der
Beamte zur Frühstückszcit 1 Ei und Brot
bis zur vollkommenen Sättigung erhält,
würde ich nach Größe des Eies eine Menge
von 23—31 g Butter, 14—19 g Aufschnitt
und 43—57 g Sirup bzw. Marmelade ver-
abreichen. Wenn außerdem noch Weißkäse
zu dieser Mahlzeit verabreicht wird, können
Sie die Butter und den Ausschnitt um etwa
18 % kürzen." Aber hochverehrte Frau
Gräfin Großenbrink (so heißt die Antwort-
geberin), wenn Sic den Aufschnitt, der
laut Ihrer srcundliche» Anweisung im
günstigsten Falle 19 g beträgt, auch noch
uni 18 % kürzen wollen, dann würden
wir dringend raten, von Ihrer Schluß-
anweisung, dem Frühstück noch 2—3 g
Melasse „zur Regelung der Verdauung"

» Belmmtnille

EHHfHSs eines alten Kchulmeilters

DI- «Inder störten ab und zu. von Adolf E,

Cie könnten dort ja au» den Weiden Eine liebevolle, humordurchwürzte Schilderung

Im Frühling sich di- Pfeifen schneiden. be» 8e6tnj au8 vergangenen Tagen . .. Kind.

Und hämmerten sie Nopf. Nopf. Nopf. heit. Studienzeit, Lehrtätigkeit. Brautstand, Eh-

Spräch ein» wohl mit verwehtem Schopf eine« nicht „schulmeisternden», sondern au» reinem

Biihäugig zu den andern Gören: vnd vollem Kerzen auf seine Umwelt wirkenden

»Gr wird un» schon da unten hören; Manne» ... Ter Bersasier ist auch durch seine

Er hat'» ja bei un» aufgebracht!» Gedichte. In deren Mittelpunkt da» Sind und die

Und alle» nickt und alle» lacht Kindetwell stehen, weithin bekanntgeworden.

Und bringt zuleht. di- Ps->, Im Händchen. g,,chviack°°ll gcb. Buche» »,« «m.

Dem Aitcn unterm Gra» ein Ständchen.

Ich aber hör in meiner Truh. Wir empfehlen auch di- Gedicht-

Den Kindern, dt- Ich liebte, ju. bändch.n de-selden Berfasier«.

Prci« gebunden I- »,ro Um.

„Von kleinen und großcnMcnschcn" A. dosmllllll & GO., G.lll.ö.ö-.öelllll 5D 68

Die Walchkrau*)

Erhitzt und sröhlich, von dem Garten au»

Sprang Ich mit meinen Kindern In da» Hau».

Da kam die Waschfrau. mir Ihr Leid zu klagen.

Sie hatte wieder Zwilling' seit drei Tagen,

Zwei N-ine Mädchen. Ja. wie soll da» gehn?

Mit ihren achten waren'» heute zehn.

Der Angstschweiß perlte auf der Stirn dem Weibe.
Bor Schwäche bebte sie am ganzen Leibe;

Sie kroch sa au» dem Bette viel zu früh
Und hielt sich aus den Beinen nur mit Müh.

Sic tat sich fast wie außer sich gebärden:

»Nur keine andre Frau! Nicht brotlo» werden!
Nicht wahr. Sie warten eine Woche noch?

Nur eine Woche! Wer weiß, ob nicht doch

Ter liebe Gott ein Einfehn hat und nimmt sie wieder I»

Ich drückte sic auf einen Eesiel nieder,

Strich ihr da» Haar. — Um diesen Bisten Broi!

Die arme Frau! Wie grausam spricht die Not!

,Mor Toresschluß"

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