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Dieses Älatt erscheint täglich mit Ausnahme der Wochentage
Schluß der SReballicm: 27. September 19M

Die vierunddreihiger Weine

(kret „och Lohonne« Vrojon)

In diesem Jahre am Rheine, — Ta sind gewachsen Weine

— Uber hundertgrädig — Und brausend unflätig, — Doch,
wenn vergoren, — Welch Trank auserkoren! — Tropischen
Sonnenschein — Schließen die Tonnen ein. — Was sie drin
bilden, — Hat das Feuer von Wilden. — Ströme von
Wonnen — Bergen die Tonnen, — Aber auch Milde — Ver-
spricht das Gebilde — und eine Süße — Wie Lippengrüße

— Rheinischer Mädchen — Liegt im Hundcrtgräd'gen —
Werdenden Weine — Dieses Jahr am Rheine.

An der Mosel Geschlängcl — Haben Engel — Die Trauben
besprochen. — Das ist ein Kochen, — Ein Brausen und
Schäumen — Von süßesten Träumen. — Da trauert manch
Weinschlauch, — Daß ihm nur ein Bauch — Gegeben zum
Fassen — Des köstlichen Nassen. — Vom Schnalzen der
Zungen — Sind schon Gläser gesprungen. — Wer zuviel
gluckert, — Wird innen verzuckert. — Es werden von solchem
Moselweine — Zu süßen Bonbons selbst Gallensteine.

Sogar in Sachsen — Sind Weine gewachsen, — Deren
Vergärung — Gibt Sündern Verklärung — Nu allemale —
Im Tale der Saale. — Sie sind Zünder — Und Wviinc-
kündcr. — Dem, der sie schlürft, — Jst's, als ob er schürst

— Vom lautersten Golde, — Als ob seine Holde — Ihn
wollte beglücken — Mit Herzen und Drücken; — Ja, es ist
der Saalwein — Dieses Jahr kein Qualwcin.

Aber der Grünebergcr — Rumort fast noch ärger — Schon
in den Fässern; — Man kann ihn sogar wässern — Und mit

Essig versetzen, — Er schasst doch noch Ergötzen, — Bringt
die Pulse zum Klopfen, — Aber zum Strümpfe stopfen, —
Wozu er sonst auch war, — Ist er dies Jahr nicht brauchbar.

— Nach dem siebenten Glase — Schnuppert die Nase — In
wonnigem Schmachten — Nur nach dem achten — Noch
besseren Gläschen — Dieses Weines, des schlesischen.

Aber der Züllichauer — Tilgt alles Leid und Trauer. —
Ja, seine Stärke — Versetzt die Berge, — Auf denen er
wuchs — Nach dem Rheine flugs, — Oder gar Frankreich.

— Er ist ein Trank, reich — An allen Düsten; — Treib-
hauslüften — gleicht seine Blume. — Eskimos können —
Leicht sich verbrennen — Ihre Gedärme — An seiner Wärme.

— Doch mußt du ihn meiden — Zum Bowle-Bereiten, —
Denn Früchte erstarren — Darin zu Zuckerbarren. — So
stark ist sein Geist, — Daß er den Schädel zerreißt — Dem
dickköpfigsten Bauern — Von allen Züllichauern.

Wenn du einmal kommst — In diesem Winter nach Bomst,

— Dann halte sein dich — Fest dort am Weintisch, — Daß
von dem heurigen — Bomster, dem feurigen, — Und seiner
Hitze — Du nicht fällst vom Sitze. — Heurigen Bomster
trinken — Verwandelt den Zinken — Zur Jupiterlampe;

— Im Lichte der Rampe — Erstrahlt dir die Welt, — Wenn
dich Bomster erhellt. — Es vertreibt schon sein Most — Den
russischen Frost — Und der Weinzunge Reizung — Ersetzt
dir die Heizung, — Falls du kommst — In diesem Winter
einmal nach Bomst.

Die stillen Aämpler

Von alten llämpkern. hochgestellten Männern,
Kieht man in Nild und Wort beinah zuviel:

's ist wie mit einer Kchar von edlen Kennern:
Man spricht von dem nur, der gelangt ans Ael.
Tob sei und Ehr' dem, der kür Zdeale
Einst Vrot und Elück in alle Winde schlug.
Vorausgesetzt, dah doch nicht das Keale
Tukünkt'gen Vorteils er im Kinne trug.

Da zieht der Bauer seine Furchenreihen.

Der Vater tat'S, der Kohn wird'S einmal tun.
Kie willen nichts vom Hosiannaschreien
Und werden unbekannt im Erabe ruhn.

Der Werkmann steht vor ^Eag an der Maschine.
Der Abend gibt ihm knapp das täglich Brot.
Doch jeder Hammerschlag tut'skund: „Ich diene!
Dem Eanzen dient auch meine DaseinSnot."

Es scheidet sich von selbst jetzt Kpreu und Wetzen,
Der Dienst am Volke ist zugleich Eericht.
Man sieht den einen sich im Amte spreizen,
Den andern auch im Kiege treu und schlicht.

Zn engen Ktuben, Läden und Kontoren
Wirkt eine andre stille llämplerschar.

WaS in der WirtschaltSnot sie auch verloren,
Kie holen'6 wieder, sei's erst überS Zahr.

Doch von der Tweiheit wollt' ich gar nicht singen,
Die uralt wie das Menschsein überhaupt,

Von denen, die dem Bauche sich verdingen,

Von dem. der lebt dem Eeist, an den er glaubt.
Mein Lied gilt heut den Helden, die im Ktillen
Eanz ohne Aussicht aul Verdienst und Kuhm
Des Alltags Mlichten treu und lroh erlüllen,
Es gilt der Kleinen stillem Kämplertum.

ES darbt der Künstler, grübelt der Eelehrte.
Wie wenigen davon lacht der Erlolg.

Der Eeist allein ist ihrer Wot Eelährte,
And alle, alle dienen sie dem Volk.

Kie alle seien heut von mir besungen.

Den ÄlltagShelden sei dies Lied gebracht.
Die stillen Kämpler, die sich durchgerungen,
Kie sind die Kieger in der Daseinüschlacht!
 
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