Bilderdienstmann. Wir lösen in diesem
Hest unser Versprechen aus Nummer 42
ein und bringen ein schönes Landschafts-
blatt von Arthur Johnson. Bei dieser Ge-
legenheit sei angemerkt, daß es sich bei
allen unseren Blättern nicht um Illustra-
tionen, sondern um Original-Zeichnungen
und Original-Lithographien handelt, die
man sich ruhig aus dem Heft heraus-
nehmen und an die Wand hängen kann.
Mancher Leser wird dann erst sehen, welch
ein Kunstwerk jede einzelne Arbeit der
ihm lieb gewordenen Künstler ist, wenn
er sie für sich betrachtet, sie in ein Passe-
partout legt, oder sie sich an einen ihm ver-
trauten Platz hinhängt, ihr manchen Blick
schenkend, den er sonst an andere Bilder
gewohnheitsmäßig wendet. Wer sein Hest
nicht zerreißen will, hole sich noch eines,
und wenn er cs nicht nur husch husch
durchblättert, sondern Anteilnahme für
das Kopfzerbrechen aufbringt, welches uns
jedes einzelne bereitet, wird er leicht be-
merken, daß auch über aktuelle Anlässe
hinaus eine gute Arbeit ihren bleibenden
Wert in sich trägt.
Berusscasanova. (Königsberg i. Pr.
L.): In Nr. 232 der „Dramburger Kreis-
zeitung" lesen wir folgende Anzeige:
„Ich habe den Frauen mit Lieb und mit
geheilt und gedichtet die Fässer;
ich Hab sie geraspelt, gebohrt und geputzt;
o, Frauen, wer konnte das besser?
Ich Hab sie gespundet, verstopft und verkeilt,
bis dicht alle Löcher und Ritzen,
Hab glatt sie gefummelt und feste gefeilt,
und jeder Zug tat mir auch sitzen
Doch jetzt, da ich alt (die Luft schwindet
mag ich nicht mehr raspeln und dichten.
Ab heut wird nach mir Herr Schievelbein
das Dichten und Raspeln verrichten.
Theodor Teichgräbcr, Böttchermeister."
Co schlägt man fachkundig dem Faß den
Boden aus.
Sprachklempnerei. Ein Königsberger
Hausbesitzer erhielt von seinem Klempner-
meister folgende Ansichtspostkarte: „Ich
wollte Ihnen gestern vormittags hinten
alles auftragsgemäß verlöten, wurde aber
nich aufgeschlossen." Da hat der Bieder-
mann Glück gehabt. Wäre ihm geöffnet
worden, hätte er mit seinen Handgreiflich-
keiten einen fürchterlichen Stunk hcrauf-
beschworcn.
Glasscherbe. (Duisburg. W. B.): In
dem Beiblatt einer Duisburger Zeitung
(nähere Angaben fehlen) lesen wir einiges
von den Annehmlichkeiten, die der „Glä-
serne Zug" der Deutschen Reichsbahn dem
Fahrgast bietet; am Schluß heißt es: „Die
Aborte haben eine eigenartige Platzan-
ordnung gefunden, indem sie an beiden
Stirnseiten neben der Schalttafel des
Fahrers in die Tiefe gebaut wurden.
Einige Tritte steigt man herunter. 60 Sitz-
plätze sind vorhanden, bequem mit Arm-
stlltzc und Lehne!" Die Platzanordnung
der Sätze dieses Berichtes erscheint uns in
der Tat eigenartig. So bequem gedanken-
los wie der Schreiber pflegt unsere Reichs-
bahn keineswegs zu sein. Junger Mann,
klemmen Sie sich eine Glasscherbe ins
Auge, und passen Sic das nächste Mal
besser aus, wo Sie etwas hinsetzen.
Kulturpolitiker. (Hannover. G. F.):
In Nr. 238 des „Hannoverschen Anzeigers"
lesen wir: „Während der Kaukulturwoche
kann man täglich von 14—10 Uhr im
Neuen Hause feinsehen." Wer es immer
noch nicht gefressen hat, wie wichtig die
Kultur ist, dem wird es in dieser Eau-
kulturwoche nochmals vorgckaut. Wenn
es ihm dann noch spanisch vorkommt, kann
er die Folgen seiner Borniertheit fern-
Freiwillige vor! (Eharlottenburg. B.
P): In Nr: 478 der „Berliner Börsen-
Zeitung" lesen wir unter der Überschrift
„Freiwillige für die Wehrmacht" in einer
Verfügung des Rcichskriegsininisteriums:
„Freiwillige des Gcburtenjahrganges 1935
und jüngerer Ccburtsjahrgänge müssen
vor der Einstellung ihrer Arbeitsdienst-
pflicht genügen." Vielleicht darf sich der
Jahrgang 1938 ff. damit entschuldigen,
daß, um sein in jedem Falle freiwilliges
Einrllcken zu ermöglichen, Vater und
Mutter schon vor seiner Geburt vorbildlich
ihrer Arbeitsdicnstpflicht genügten.
Lcsbia. (Hameln. B.): Im „Stein-
furter Kreisblatt" vom 8. Oktober 1936
lesen wir: „Freitag spricht im Eemeindc-
saal Frau Dr. Blank aus Heidelberg
(nationale Schriftführerin des Vereins
.Freundinnen junger Mädchen')." Aber
Frau Doktor! Was für einem perversen
Verein stehen Sie denn da vor!
Teufelei. (Stuttgart. G. M.): In der
„Wllrttemberger Zeitung" (Stuttgart)
vom 13. Oktober 1936 lesen wir: „Tutt-
lingen: Anläßlich des Erntedankfestes
konnte Ortsfrauensllhrer Teufel dem
Farrenwärter Hummel für seine 30jährige
Tätigkeit die verdiente Ehrung über-
reichen." Unter den Hummel-Hummel-
Ruscn der Tuttlinger trieb hier der Setzer-
teufel sein Spiel. Der Ortsbauernführer
hat sicher teuflisch dazu gelacht.
Verkehrte Welt. (Stendal. K.): In
Nr. 228 der Zeitung „Der Mitteldeutsche"
wird unter „Burgstall" von einer kleinen
Karambolage zwischen Kraftwagen und
Hirsch belichtet. Am Anfang heißt es:
„Im Strahlenkegcl des Autos erschien ein
Hirschmuttertier mit seinem säst ausge-
wachsenen Jungen, die gerade die Straße
S + y = 43, tagte der Kapitän ...
und mixte aus den Heilmitteln 6 und 7 seines Arznei-
schrankes das Medikament iz, das ihm gerade aus-
gegangen war. Der Schiffsjunge mußte die Mischung
schlucken, und der Erfolg war großartig I Auch sonst
gab es viel zu sehen auf dem alten Kasten, der mit
gutem Wind in sieben Wochen und zwei Tagen den
großen Teich überquerte. Drüben im Land Amerika
aber wartete Kampf und Mühsal auf den jungen
Bauern Swehn aus Mecklenburg. Das Leben stieß ihn
herum, aber er behielt den Kopf oben, und schließlich
bekam er Boden unter die Füße: seine eigene Farm.
Mit dem eigenen Besitz wuchs das Maß an Arbeit,
aber dennoch fand er Zeit, an den Lehrer daheim im
Mecklenburgischen zu schreiben. Seine Briefe, nüch-
tern und knapp, erzählen uns sein Leben — das Leben
des Auswanderers und Amerikafahrers Jürnjakob
Swehn, der ein redlicher Mann, ein tüchtiger Bauer
und ein guter Deutscher war. Das ist ein ehrliches,
tapferes Buch, daß Sie unbedingt lesen müssen:
„Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrcr“ von Johannes
Gillhoff. Der schöne Ganzleinenband kostet RM 5,20.
Die Auflage hat eine Viertelmillion überschritten.
'BlUllchiMast-
BUCH VERTRIEBS-GESELLSCHAFT MBH BERLIN SW 19 BEUTHSTR. 8
Hest unser Versprechen aus Nummer 42
ein und bringen ein schönes Landschafts-
blatt von Arthur Johnson. Bei dieser Ge-
legenheit sei angemerkt, daß es sich bei
allen unseren Blättern nicht um Illustra-
tionen, sondern um Original-Zeichnungen
und Original-Lithographien handelt, die
man sich ruhig aus dem Heft heraus-
nehmen und an die Wand hängen kann.
Mancher Leser wird dann erst sehen, welch
ein Kunstwerk jede einzelne Arbeit der
ihm lieb gewordenen Künstler ist, wenn
er sie für sich betrachtet, sie in ein Passe-
partout legt, oder sie sich an einen ihm ver-
trauten Platz hinhängt, ihr manchen Blick
schenkend, den er sonst an andere Bilder
gewohnheitsmäßig wendet. Wer sein Hest
nicht zerreißen will, hole sich noch eines,
und wenn er cs nicht nur husch husch
durchblättert, sondern Anteilnahme für
das Kopfzerbrechen aufbringt, welches uns
jedes einzelne bereitet, wird er leicht be-
merken, daß auch über aktuelle Anlässe
hinaus eine gute Arbeit ihren bleibenden
Wert in sich trägt.
Berusscasanova. (Königsberg i. Pr.
L.): In Nr. 232 der „Dramburger Kreis-
zeitung" lesen wir folgende Anzeige:
„Ich habe den Frauen mit Lieb und mit
geheilt und gedichtet die Fässer;
ich Hab sie geraspelt, gebohrt und geputzt;
o, Frauen, wer konnte das besser?
Ich Hab sie gespundet, verstopft und verkeilt,
bis dicht alle Löcher und Ritzen,
Hab glatt sie gefummelt und feste gefeilt,
und jeder Zug tat mir auch sitzen
Doch jetzt, da ich alt (die Luft schwindet
mag ich nicht mehr raspeln und dichten.
Ab heut wird nach mir Herr Schievelbein
das Dichten und Raspeln verrichten.
Theodor Teichgräbcr, Böttchermeister."
Co schlägt man fachkundig dem Faß den
Boden aus.
Sprachklempnerei. Ein Königsberger
Hausbesitzer erhielt von seinem Klempner-
meister folgende Ansichtspostkarte: „Ich
wollte Ihnen gestern vormittags hinten
alles auftragsgemäß verlöten, wurde aber
nich aufgeschlossen." Da hat der Bieder-
mann Glück gehabt. Wäre ihm geöffnet
worden, hätte er mit seinen Handgreiflich-
keiten einen fürchterlichen Stunk hcrauf-
beschworcn.
Glasscherbe. (Duisburg. W. B.): In
dem Beiblatt einer Duisburger Zeitung
(nähere Angaben fehlen) lesen wir einiges
von den Annehmlichkeiten, die der „Glä-
serne Zug" der Deutschen Reichsbahn dem
Fahrgast bietet; am Schluß heißt es: „Die
Aborte haben eine eigenartige Platzan-
ordnung gefunden, indem sie an beiden
Stirnseiten neben der Schalttafel des
Fahrers in die Tiefe gebaut wurden.
Einige Tritte steigt man herunter. 60 Sitz-
plätze sind vorhanden, bequem mit Arm-
stlltzc und Lehne!" Die Platzanordnung
der Sätze dieses Berichtes erscheint uns in
der Tat eigenartig. So bequem gedanken-
los wie der Schreiber pflegt unsere Reichs-
bahn keineswegs zu sein. Junger Mann,
klemmen Sie sich eine Glasscherbe ins
Auge, und passen Sic das nächste Mal
besser aus, wo Sie etwas hinsetzen.
Kulturpolitiker. (Hannover. G. F.):
In Nr. 238 des „Hannoverschen Anzeigers"
lesen wir: „Während der Kaukulturwoche
kann man täglich von 14—10 Uhr im
Neuen Hause feinsehen." Wer es immer
noch nicht gefressen hat, wie wichtig die
Kultur ist, dem wird es in dieser Eau-
kulturwoche nochmals vorgckaut. Wenn
es ihm dann noch spanisch vorkommt, kann
er die Folgen seiner Borniertheit fern-
Freiwillige vor! (Eharlottenburg. B.
P): In Nr: 478 der „Berliner Börsen-
Zeitung" lesen wir unter der Überschrift
„Freiwillige für die Wehrmacht" in einer
Verfügung des Rcichskriegsininisteriums:
„Freiwillige des Gcburtenjahrganges 1935
und jüngerer Ccburtsjahrgänge müssen
vor der Einstellung ihrer Arbeitsdienst-
pflicht genügen." Vielleicht darf sich der
Jahrgang 1938 ff. damit entschuldigen,
daß, um sein in jedem Falle freiwilliges
Einrllcken zu ermöglichen, Vater und
Mutter schon vor seiner Geburt vorbildlich
ihrer Arbeitsdicnstpflicht genügten.
Lcsbia. (Hameln. B.): Im „Stein-
furter Kreisblatt" vom 8. Oktober 1936
lesen wir: „Freitag spricht im Eemeindc-
saal Frau Dr. Blank aus Heidelberg
(nationale Schriftführerin des Vereins
.Freundinnen junger Mädchen')." Aber
Frau Doktor! Was für einem perversen
Verein stehen Sie denn da vor!
Teufelei. (Stuttgart. G. M.): In der
„Wllrttemberger Zeitung" (Stuttgart)
vom 13. Oktober 1936 lesen wir: „Tutt-
lingen: Anläßlich des Erntedankfestes
konnte Ortsfrauensllhrer Teufel dem
Farrenwärter Hummel für seine 30jährige
Tätigkeit die verdiente Ehrung über-
reichen." Unter den Hummel-Hummel-
Ruscn der Tuttlinger trieb hier der Setzer-
teufel sein Spiel. Der Ortsbauernführer
hat sicher teuflisch dazu gelacht.
Verkehrte Welt. (Stendal. K.): In
Nr. 228 der Zeitung „Der Mitteldeutsche"
wird unter „Burgstall" von einer kleinen
Karambolage zwischen Kraftwagen und
Hirsch belichtet. Am Anfang heißt es:
„Im Strahlenkegcl des Autos erschien ein
Hirschmuttertier mit seinem säst ausge-
wachsenen Jungen, die gerade die Straße
S + y = 43, tagte der Kapitän ...
und mixte aus den Heilmitteln 6 und 7 seines Arznei-
schrankes das Medikament iz, das ihm gerade aus-
gegangen war. Der Schiffsjunge mußte die Mischung
schlucken, und der Erfolg war großartig I Auch sonst
gab es viel zu sehen auf dem alten Kasten, der mit
gutem Wind in sieben Wochen und zwei Tagen den
großen Teich überquerte. Drüben im Land Amerika
aber wartete Kampf und Mühsal auf den jungen
Bauern Swehn aus Mecklenburg. Das Leben stieß ihn
herum, aber er behielt den Kopf oben, und schließlich
bekam er Boden unter die Füße: seine eigene Farm.
Mit dem eigenen Besitz wuchs das Maß an Arbeit,
aber dennoch fand er Zeit, an den Lehrer daheim im
Mecklenburgischen zu schreiben. Seine Briefe, nüch-
tern und knapp, erzählen uns sein Leben — das Leben
des Auswanderers und Amerikafahrers Jürnjakob
Swehn, der ein redlicher Mann, ein tüchtiger Bauer
und ein guter Deutscher war. Das ist ein ehrliches,
tapferes Buch, daß Sie unbedingt lesen müssen:
„Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrcr“ von Johannes
Gillhoff. Der schöne Ganzleinenband kostet RM 5,20.
Die Auflage hat eine Viertelmillion überschritten.
'BlUllchiMast-
BUCH VERTRIEBS-GESELLSCHAFT MBH BERLIN SW 19 BEUTHSTR. 8