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Kavalicrvcrmictung

Die in Amerika bestehende Einrich-
tung, daß sich Damen nette junge
Männer zum Ausgehen bei einem
Institut mieten können, hat auch in
England Eingang gefunden. Und wäh-
rend bisher die Gebühr vorher bezahlt
werden mutzte, können in England die
Damen die Kosten für den jungen
Mann hinterher in Raten abftottcrn.
Die Ratenzahlung erfreut sich beson-
derer Vorliebe bei den Damen.

Man hat auf diese Weise eben
länger eine Erinnerung an die schönen
verlebten Stunden.

Liebe Warncmünder!

In Warnemünde setzte man
jetzt tausend Fledermäuse an,
und zwar von Amts wegen,
und hofft, wenn dieser Schwarm
erst schwirrt,

die Klage über Mücken wird
sich bei den Fremden legen!

Potztausend, wenn's da dunkel wird
und dieser ganze Schwarm erst schwirrt,
die Fremden werden gucken!

Doch ist es einmal die von Strauß,
vertreibt schon eine Fledermaus
dem fremden East die Mucken!

Mangelhaft

In London ging eine Ehe in die
Brüche, weil es der Frau unerträglich
wurde, wie ihr Mann den amerikani-
schen Filmstar Clark Gable imitierte.
Er bewegte sich mit den gleichen schlak-
sigen Gesten wie dieser, trug die glei-
chen Anzüge, dieselbe Frisur, seine
Augen kopierten den gleichen gutmütig-
verträumten Ausdruck, und er sprach
nur noch in Sätzen, die er dem Mann
im Kino abgelauscht hatte.

Hätte er auch die gleichen Einnahmen
gehabt, wie Clark Gable, wäre es noch
zu ertragen gewesen.


Merkwürdige Erfahrungen eines Hundekiiufers

der „Rostocker Anzeiger« milieilt, find in Rostock enisthasle Bestrebungen Im Gange, die dorligen Hunde im Jnlercste der Reinhaltung
.au! de» Rinnstein» abzurichlen.


Jüngst tat ich mir einen Hund ersteh'n,
um in seiner Gesellschaft spazieren zu geh'n.

Und lange spaziert ich mit ihm im Wald
und dachte: „Ra, nun wird er bald. . ."

Es war im herrlichen Morgenschein:

doch der Köter hob nicht mal ein Bein

und guckte mir nur ins Angesicht,

als sagte er: „Herrchen, hier schickt's sich nicht!"

Da gab mir ein Förster die gute Lehr':

„Ihr Hund stammt wohl aus Rostock her!
die sind ,auf den Rinnstein' dort abgericht't,
und anders tun sie's eben nicht!

Sie setzen sich nicht und verrichten nichts
und heulen verzweifelten Angesichts."

Jetzt weiß ich's: die Hunde, die da fliehen im Bogen
vor Bäumen, sind in Rostock erzogen.

Schnell mutzt' ich zur Stadt zurück mit Fluchen,
um für meinen Hund einen Rinnstein zu suchen.

Apolda. A. W.: In den „Neuesten
Apoldaer Nachrichten" vom 7. 6. 38 be-
findet sich die Schilderung eines Pfingst-
ganges durch das Apoldaer Heimat-
museum: darin heißt es: „Bei dieser Ge-
legenheit kann man auch gleich einmal
wieder in Erinnerung bringen, daß sich
Johann Wolsgang von Goethe die prak-
tischen Tatsachen des Werdeganges einer
Glocke aus einer Apoldaer Glockengießerei
holte, um sie dann in seinem ,Lied von der
Glocke' wieder zu verwerten, eine Tatsache,
die auch vielen Apoldaern nicht bekannt
ist." Auch uns ist diese Tatsache völlig un-
bekannt: was ja übrigens kein Wunder
ist, denn die Geschichte mit dem erwähnten
„Lied von der Glocke" hat sich wesentlich
anders zugetragen: Goethe wollte ein Lied
von dem Werdegang einer Glocke dichten,
verfügte aber nicht über die nötige Zeit —
er war damals gerade sehr stark mit Frau
v. Stein engagiert —, nach der Apoldaer
Glockengießerei zu fahren, um sich über die
Einzelheiten des Glockengusses, von dem
er nicht eine blasic Ahnung hatte, genau
zu informieren. Dies übernahm nun in
seinem Aufträge bereitwilligst sein Freund
Schiller, der ihm eine so ausgezeichnete Be-
schreibung zukommen ließ, daß Goethe nun-
mehr dem Kollegen gestattete, das „Lied
von der Glocke", das er auf die Schillcrschc
Beschreibung hin famos und fachgemäß
gedichtet hatte, ohne weiteres in die
Sammlung der Schillerschen Gedichte auf-
zunehmen.

Mügeln, Bez. Leipzig. M. T.: Im

„Mügelner Tageblatt vom 8. 6. 38
lesen wir in einem, mit „Schützenfest in
alter Zeit" betitelten Aussatz: „Hatte
man aber das Pfingstscheißen ver-

schoben, so dachte man keineswegs
daran, das Pfingstzechen auch zu ver-
schieben. Das wurde in den alten Tagen
Dresdens immer abgchaltcn." Unsere Vor-
fahren pflegten ja, na, und insbesondere
bei ihren Schützenfesten, mancherlei derben
Gebräuchen zu huldigen: eine derartige
Feierlichkeit, wie die hier angegebene, hat's
jedoch unseres Wissens, selbst in den fröh-
lichen altsächsischen Landen, niemals ge-
geben. Der verzeihliche Irrtum des Plau-
derers des „Mügelner Tageblattes" ist
wohl auf die alte löbliche Sitte zurllckzu-
sühren, am Psingstmorgen Friihspazicr-
gängc zu unternehmen, bei denen natür-
lich die frische würzige Morgenluft gerade-
zu dazu cinladct, gewisie natürliche Ver-
richtungen im Freien zu besorgen. Viel-
leicht hat der Plauderer sogar Gelegenheit
gehabt, ganze Ketten derartiger hockender
Psingstspazicrgängcr, die sich zudem noch
durch gegenseitige Zurufe fröhlich auf-
munterten, zu beobachten, und kam dadurch
aus den naheliegenden Gedanken, daß
diese Vergnügungen einem Brauchtum der
alten Schützenfeste ihren Ursprung ver-
danken müßten. Das ist jedoch nicht der
Fall. Auch zu Ostern hat cs derartige Ge-
bräuche niemals gegeben: denn sonst hätte
der Famulus „Wagner" seinen Magister
„Faust" bei dem „Osterspaziergang" daraus
in schicklicher Weise aufmerksam gemacht.

Magdeburg. F. R.: Auf einem »ns zu-
gesandten Ausschnitt aus einer Berliner
Zeitung (Name nicht erkennbar) vom
15). 6. 38 beginnt eine Anzeige mit folgen-
den Worten: „Schwerhörig? ,Luchs-Ohren',
pro Paar 13,30 NM., helfen Ihnen sofort!
Enttäuschung ausgeschlossen. 14 Tage zur
Probe! Verlangen Sic Bedingungen und

Prospekt." Dazu schreibt uns der unbe-
kannte Einsender ungefähr:

„Ein Paar ,Luchs-Ohren' schon für Drei-
zehn Mark susszig!

Verzweifelt man in die Seiten pufft sich:
Mit den alten .Löffeln' lies man wie
dumm

und doof sein ganzes Leben herum
und hätte gern dies und das erwischt, —
jedoch vom Vesten hörte man nischt
und galt als ein Muster des Dämelsacks;
drum schrieb ich an den Einsender stracks:
.Ihre ,Luchs-Ohren', so gerühmt von allen,
möcht' ich über meine.Löffel' schnallen;
bitte senden Sie mir so Stiicker acht
gegen Postnachnahme!' Und kaum gedacht,
kam das Paket; und ich las mit Ver-
gnügen:

„Sic werden jetzt manches zu hören kriegen,
was keiner nur außer Ihnen wohl hört!"
Das erste war: „Welch ein stupides Pferd!"

Waldenburg (Schlesien). R. P.: Auf
einem uns ohne jede nähere Angabe cin-
gcsandtcn Zeitungsausschnitt lesen wir:
„Toilette-Papier-Rollen in Krepp, zu 58
und 10» Stück gepackt, versendet ab Lager

.Buchdruckerei und Verlag_“

Die Lose rollen bei Fortunas Spiel —
Bücher kauft man, bald wenig, bald viel:
Verleger haben oft „nischt zu wollen".
Doch will's einer philosophisch bcseh'n,
wird er mutig und fröhlich eingcsteh'n:
Auch wenn die Donner der „Flaute" mal
grollen:

Stets „geh'n" die Toilette-Rollen.

Frcibcrg (Sachsen). P. Sch.: In den
„Dresdner Nachrichten" vom 7. 1. 38 lesen
wir unter „Grimma", daß Amtsgcrichts-
direktor i. R. Gottfried Lampadius in
 
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