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Bescheidenheit

Sowjetrussischc Jndustriezeitschriften
stellen mit Stolz fest, daß die Eisenguß-
industrie in der Sowjetunion nach der
U8A. den zweiten Platz einnimmt und
alle anderen Staaten, wie England
und Deutschland, bedeutend überflügelt

Angeborene Bescheidenheit hat es
verboten, noch hervorzuheben, daß hin-
sichtlich des erzielten Ausschusses, der in
der Gießerei „Rostselmasch" in Rostow
am Don allein 36,6 v. H. beträgt, sogar
die USA. überflügelt wurde.

Trara, die post ist da!

Run Schwager, fahr' — der Himmel walte! —
durch deutsche Paradiesgehege,'
und wo ein Röslein wächst, da halte,
blüht es besonders schön, am Wege!

And wo ein Wirtshaus lockt im Grunde
mit seinen märchendunklen Schatten,
bleib voll Behagen eine Stunde —
die Pferdchen könnten sonst ermatten.

Und schenkt der Wirt hier etwas Gutes,
wo cs so traulich, still und kühle,
so laßt uns zechen frohen Mutes —
wir kommen immer noch zum Ziele.

Daß auch sein Töchterlein erfreue
des Posthorns Herzgefühleleiter:

Ein Stücklein blas' von Lieb' und Treue —
ich zech' indessen ruhig weiter.

Mich aller Sorgen zu entschlagen,
würd' ich mir nicht den Wunsch ersparen:
Könnt' ich in meinen alten Tagen —
in Ohnesorgcs Post noch fahren!

Stalins Sammlung

In einer Betrachtung über das Le-
ben Stalins stellt die „Iswestija" fest,
daß Stalin schon bei seinem Eintritt
in das Priesterseminar in Tiflis sich
seiner hohen Sendung bewußt gewesen
sei, einmal der große Verkünder des
Heils des Weltproletariats zu sein. Er
sei der Enge des Seminars entflohen,
um praktische Erfahrungen zu sam-

Zuerst sammelte er dann bei Ein-
brüchen Geld, um sich davon einen
handfesten Revolver zu kaufen.

Zehn Zähre später

Was rennt das Volk, was wälzt sich dort
die langen Gaffen brausend fort?

Sie rennen, Diener so wie Chef,
sämtlich im Wagen KdF;
von schmucken Kraft-durch-Freude-Wagen
wird das Eebrause hergetragen.

Millionen flinke Räder dreh'n
sich, Hupen dröhnen und posaunen.

Ein blaues Wunder ist gescheh'n,
und jeder eilt, es anzustaunen.

„Ein zu phantastischer Bericht!"

„Ree Sie, nee, so was glaub' ich nicht!"

„Wie sollte man sich das erklären?"

„Unmöglich!" — „Spuk-Traum!" — „Fabclmären!"

Die Autos scharen tausendweis
um einen Wagen sich im Kreis,
der Fahrer bleich noch vor Entsetzen,
und den mit Fragen alle Hetzen.

Dann keucht er — und das Volk ermißt
den Grund für sein gespenstisch Bangen —:

„Vor einer knappen Stunde ist
hier wer zu Fuß vorbcigegangen."

Proteststreik gegen den Streik
Die algerischen Gemüsebauern und
-Händler beschlossen zum Protest gegen
die ewige Streikerei im Hasen von
Marseille, durch die gerade auch der
Eemüsehandel in Mitleidenschaft ge-
zogen wird, nunmehr ihrerseits für
zwei oder drei Tage jegliche Arbeit ein-
zustellen.

Die Hafenarbeiter und die Gemüse-
bauern müffen nur genau aufpassen,
damit nicht etwa mal ein Arbeitstag
zwischen den gegenseitigen Streiktagcn
liegt.

Idealer Wecker

Ein Fabrikant in Florenz hat einen
neuartigen Wecker konstruiert, der vor
dem Morgenalarm einen Heißwaffer-
keffel zur Bereitung von Rasierwasser
und eine Kaffeemaschine in Betrieb
setzt.

Fehlt nur eine Vorrichtung, die nach
dem Morgenalarm den zu Weckenden
rücksichtslos aus dem Bett wirft.

Das gute Zeichen

In der ostpreußischen Stadt Eoldap
geriet ein älteres Ehepaar darüber in
Streit, wer ein zu Boden gefallenes
Stück Brot aufheben sollte. Schließlich
griff der Ehemann zu einem Brett und
seine Frau zu einem Meffer. Sie hieben
so lange aufeinander ein, bis sie aus
vielen Wunden bluteten.

Da haben wir es wieder: Was sich
liebt, das neckt sich.

In der estnischen Hauptstadt Reval
wurde ein Heim eröffnet, allerdings
kein Erholungsheim, sondern eins, das
wohl einzig in der Welt dasteht: ein
Steuer- und Alimentenschuldner-Heim.
Zur Aufnahme waren bei der Eröff-
nung bereits 2000 Anwärter vorge-

Glcichc Chance

Das sowjetukrainische Blatt „Ukri-
tielskaja Gazeta" führt Klage darüber,
daß das „Pädagogische Institut" in
Kiew geschlossen werden mußte, weil
sich nach der letzten „Reinigung" keine
Lehrkräfte mehr fanden. Mehrmals
wurde der gesamte Lehrkörper ver-
haftet und erschaffen, doch sieht das
Blatt den Hauptgrund nicht in der
Furcht, gleichfalls „gereinigt" zu wer-
den, sondern in den Hungergehältern.
Das Blatt tritt dafür ein, daß dieses
wichtige Institut wieder eröffnet und
mit Lehrkräften aus Moskau beseht
wird, weil es ja nur eine einheitliche
Sowjetkultur gibt.

Das ist zutreffend und einleuchtend
und die Einheitlichkeit der Sowjet-
kultur bürgt dafür, daß die Moskauer
Lehrkräfte in Kiew auch nicht mehr als
erschaffen werden können.

Nutzanwendung aus Wilhelm Busch
merkt. Die Heiminsaffen müffen durch
Arbeit, die gegebenenfalls durch
schwere Disziplinarmaßnahmen er-
zwungen wird, ihre rückständigen
Steuern und Alimentationsverpslich-
tungen abdecken.

Den davon betroffenen unehelichen

Eottloscnkonfcrenz
In Moskau fand kürzlich eine
Unionskonferenz der Eottlofenorgani-
sation statt, die sich mit dem Ausbau
und der Steigerung antireligiöser
Agitation beschäftigte.

So gut wie Stalin in Sowjet-Ruß-
land regiert, will er das im ganzen
Weltall besorgen und damit ist Gott
ja dann überflüssig.

Metamorphosen

Nach vier Jadre dauernden Versuchen bcbauvlet der
französische «rrsinder Jean GiavanrNi, einen neuen an»
Pflanze» zu gewinnenden Treivsloff enideck! zu haden.

Das Neuste int'ressiert uns baß —
aus Frankreich ist's zu lesen:
man fabriziert Benzin aus Gras —
das ist kein Spaß gewesen!

Wo sonst die Panne Mißmut gab,
stimmt jede Wiese heiter,
man mäht sich ein paar Liter ab
und fährt dann fröhlich weiter.

Vätern, die Wilhelm Busch gelesen
haben, wird die Sache wenigstens nicht
ganz so „estnisch" Vorkommen, denn sie
werden sich mit dem Gedanken trösten,
daß es auch anderswo ein gültiger
Grundsatz ist: Vater werden ist nicht
schwer, Vater sein dagegen sehr.
 
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