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gepflegt, repräscntiibel. Eine Frau bis
36 Jahre, kerngesund, ernsthafte Lebens-
auffassung, vollschlank, naturblond oder
rot, viel Typ, nicht unter 1,70 m."
Nun, bei 11000 RM Einkommen nebst
Pensionsberechtigung darf der höhere aka-
demische Staatsbeamte schon eine richtige,
ganz waschechte Naturblonde ohne weiteres
beanspruchen; allerdings pflegen die
„roten", mit „viel Typ", erst bei einer Ee-
haltslage von 12 000 bis 11000 RM zu
haben sein. Überhaupt sind diese letz-
teren, sogenannten „Feucrlilien" (mit der
„brennenden, verzehrenden Liebe") eigent-
lich nur für die jüngeren Heiratswilligen
bejtimmt; doch da der obige höhere aka-
demische Staatsbeamte, wie er in der
höchst stimmungsvollen Einleitung meint,
noch lange nicht gewillt ist, sein Herz aus-
zuschalten, so dürfte es hier in diesem
Falle zu einer ganz außerordentlich
schönen, ja, wundervollen, sozusagen herr-
lichen Ehe kommen.

Leipzig. C. S.: Auf einem uns ohne
nähere Angabe zugesandten Zeitungsaus-
schnitt befindet sich die Fortsetzung des Ro-
mans „Die fromme Lüge"; darin heißt es:
„In Prangins' Gehirn wirbelte ein Rad,
drehte sich blitzschnell zurück, riß Wände um
Wände der Erinnerung ein, kam an einen
Punkt, stand still und stockte wie ein Uhr-
werk, das plötzlich zerbricht. Er saß mit
dom Kopf in den Händen da." Da die
Vorgänge in Prangins' Gehirn uns völlig
unentwirrbar erschienen, zogen wir un-
seren bewährten Briefkasten-Dipling zu
Rate; dieser äußerte sich nach längerem
Nachdenken folgendermaßen: Die Ver-
sasierin dieses stark motorisierten Romans
ist leider nicht von jeder Schuld freizu-
sprechen; sie hätte es, bei einiger Vorsicht,
nicht zu dem grauenvollen Schlußcffekt
kommen zu lassen brauchen. Ursprünglich
hatte sich in Prangins Schädel sicher nur
eine Schraube gelockert, was die Bewegun-
gen seines „Exzenters" unheilvoll beein-
flußte und einen sogenannten Eehirndrähn
verursachte. Run verlor die geschätzte Ver-
fasserin allmählich, da der selbsttätige Kon-
trollapparat scheinbar auch bei ihr völlig
ausgeschaltet war, jede Herrschaft über den
entfesselten und rasend gewordenen Ee-
hirnmechanismus ihres Romanhclden, so
daß desien Kopf schließlich durch die wüten-
den Umdrehungen, die wahrscheinlich min-

destens 70 in einer Sekunde betrugen, vom
Leibe losgerissen wurde. Doch suchte Pran-
gins die Situation dadurch zu retten, daß
er seinen Schädel, um in der Romansort-
setzung nicht kopflos zu erscheinen, in die
Hände nahm.

Gotha. F. R. In der „Schwarzburgcr
Zeitung" vom 2. 8. 38 wird die Fortsetzung
des Romans „Rasker kämpft in Claron-
Eity" veröffentlicht; darin heißt cs: „Sie
haben meine Tochter vorhin auf der Straße
angcsprochen. Ich durchsaue Ihre ruchlosen
Absichten! Finger weg von meinem un-
schuldigen Mädel, sage ich Ihnen, oder
Sie sollen Ephraim Black mal kenncn-
lerncn!" Der intelligente Leser stutzt; er
merkt, hier hat der Druckfehlerteufel sein
Spiel getrieben, denn eigentlich soll es doch
wohl heißen: Ich durchschaue Ihre ruch-
losen Absichten!" Dann aber sagt sich der
hellhörige Leser weiter: „Wie romanhaft-
einfältig würde das klingen, wenn man
sich das Pathos des betreffenden Roman-
hclden hinzudenlt: „Ich durchschaue Ihre
ruchlosen Absichten!" Die ganze Wochen-
fortsctzung des Romans wäre bei dem
feinsinnigen Leser in Gefahr geraten, ein-
fach der Lächerlichkeit anheimzusallcii. Da
aber sprang an dieser kritischen Stelle der
Druckfchlersatan sozusagen als rettender
Engel für den Autor ein und hielt das
Interesse des Lesers durch die einfache
Änderung: „Ich durchsaue Ihre ruchlosen
Absichten" ohne weiteres aufrecht, denn
nun vermag der Leser sich ohne besonderen
Aufwand von „Gehirnschmalz" alle mög-
lichen netten, sich hieraus ergebenden Si-
tuationen vor Augen zu stellen.

Berlin. R. Z.: In der Unterhaltungs-
beilage des „Berliner Lokal-Anzeigers"
vom 8. 10. 38 befindet sich die Fortsetzung
des Romans „Eine gewisse Frau Schaak";
darin heißt cs: „Als dann die Kinder ins
Bett gebracht waren und Lena mit etwas
zerzaustem Haar — von dem stürmischen
Eutcnachtsagen — und geröteten Wangen
wieder ins Wohnzimmer trat, ging er
plötzlich auf sic zu und legte beide Arme
um sic. Dabei rieb er zärtlich und verspielt
seine Rase an ihrer Schläfe und sah sic
dann mit zurllckgelegtcm Kops lange und
verliebt an." Dies geradezu elefanten-
mäßige Benehmen von Lenas Gatten
(oder Geliebten) muß in einem besseren
Roman, in dem bekanntlich kein Mangel

an Taschentüchern zu herrschen pflegt, mehr
als ungewöhnlich erscheinen. Gewiß darf
bei Annäherungen zärtlicher Art in Ro-
manen kein allzu strenger Maßstab an-
gelegt, aber eine Schicklichkcitsgrcnzc muß
doch selbst bei hochgradiger gegenseitiger
Vertraulichkeit, schon der Sauberkeit
wegen, cingchaltcn werden. Wir sind in
diesem Punkt daher durchaus der Ansicht
unseres Vricfkastenlyrikers:

Mit deiner Liebsten, vom Fuß bis zum
Ohre.

darfst du zwar scherzen ganz con amore:
Du darfst sie an ihrem Räschen rucksen,
auch öfters an ihrem Hälschen drucksen,
in die Ohrenläppchcn darfst du sie kneifen
und ins Genicke kosend greifen,
auch aus ihr Mäulchen darfst du tippen
und Scherze treiben mit ihren Lippen,
in ihren Löckchen darfst du wühlen,
mit den Äuglein „Chincsisch-Schiclen"
spielen;

du darfst sic wohl auch ein wenig zwicken
an den Ärmchen oder am unteren Rücken,
doch gebrauchst du als Taschentuch ihre

dann haut sic dir eine an die „Birne".

Schneidemühl. P. Z.: In der Schneide-
mllhler Zeitung „Die Erenzwacht" vom
8./0.10. 38 lesen wir unter „Zeitgedanken"
auch einiges über die letzten Tage der
„Amtsführung" und „Ministcrhcrrlichkcit"
des Venesch; unter anderem heißt es da:
„In Beneschs Abtritt vollzieht sich ein
Schicksal, das notwendig diesen Ausgang
nehmen mußte." Was sich in dem „Ab-
tritt" Beneschs in den letzten Stunden sei-
nes Wirkens abgespielt haben mag, ist
wohl selbst für die phantasiekrästigsten
Zeitgenossen kaum auszudenken. Sicher bot
er, als er auf ihm saß, ein Bild unsag-
baren Grauens, wie es wohl selbst nicht
im „Inferno" von Dantes „Göttlicher Ko-
mödie" zu finden wäre. Kein noch so dürf-
tiger Lichtstrahl fand während seiner letz-
ten Qualsitzung den Weg zu ihm, denn die
Türen der tschechischen Abtritte pflegen
nicht jenes ausgeschnittene „Herzchen" auf-
weisen, wie sic anderwärts hier und dort
gebräuchlich sind, weil sie dem Insassen
eine von ihm warmbegrllßtc Winzigkeit
vom goldenen Tage da draußen ver-
schaffen.. Rein, Bcnesch mußte im schreck-
haften Dunkel seine letzten Geschäfte ver-
richten.

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