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Das Happy-End
Da geht mir der Zylinder hoch,
obwohl ich keinen trage:
die Eton-Voys im Festtagshut
bekommen schlimme Tage.

Nur fünfzig Schilling Taschengeld
sind ihnen noch bewilligt
im Vierteljahr, obwohl manch Pfund
sonst manchem zugebilligt.

Sie werden „popularisiert",
die Boys von bestem Range,
die Kleidung selbst gibt's fürderhin
nur — billig — von der Stange.

Die Söhne allererster Lords,
der „Herren dieser Erde",
sie mimen Solidarität
und fall'n vom „hohen Pferde".

Was aber springt dabei heraus?

Fürs Volk was? — Alles Schwindel!
Nur für die Väter, für die Lords,
durch die Ersparnis dieserorts
ein weitres — Aktienbündel. w p

Das patzt

Die englische Zeitung „Daily Sketch"
hat Preise ausgesetzt für einen zünden-
den Schlachtruf, der die Engländer zum
Krieg ermutigen soll.

„Frankreich kämpft für uns!" würde
sich wohl am besten eignen. h. e

Müller: Churchill meent, er reibt
sich sor det englische Volk uff.

S ch u l tz e : Det is keen Wunder, wo
a eene Abreibung nach der annern be-

Müller: Ick jloobe, Schultzc, in
England lesen se unfern Kladderadatsch
nich jern.

Schultze: Keen Wunder, Müller!
Se fürchten aber nich blotz den spötteln-
den, sondern ooch den drohenden Klad-
deradatsch! ,,

Schultze: Die Engländer können et
jarnich bejreifen, det wir et wagen,
uns jejen ihre Unverschämtheiten zu
wehren.

M ü l'l e r : Und dazu sind wir doch voll-
kommen berechtigt.

Schultze: Mehr als berechtigt — so-
jar dazu vapflichret!

Müller: Nanu — woso denn det?

Schultze: Aber Mensch — wir haben
doch die — alljemeine Wehrpflicht!

Müller: Churchill behauptet trotz
der Verluste noch imma, det sor die neu-
tralen Schiffe det Fahren in englischen
Ecleitzlljen det sicherste sei.
Schultze: Na, ick meene, die letzten
Wochen ham ihm recht jejeben, denn for
die neutralen Schiffe is det nicht blotz
sicher, sondern dotsicher. k. T.

Müller: Da hat een Gastwirt in
Meirelbekc bei Gent die Blumenzwie-
beln mit Bier bejosien und se wuchsen
zweemal so schnell wie bei den Iärt-

Schultze: Nee, so versoffene Blu-
men können mir nich gefallen!
Müller: Du oller Neidhammel!

Müller: In Dänemark darf wejen
Kohlenmangels de Temperatur in
zentral jeheizten Räumen 18 Grad
Celsius nich llbersteijen und de Kestel-
temperatur der Zentralheizungen mutz
nachts uf 40 Jrad herabjesetzt werden.
Schultze: Wenn se nur nich ooch noch
die Temperatur det siedenden Wasiers
runtersetzen! , ,

Zehn weiß sich zu helfen

„In England verweigert man allerorts
neue Kriegssteuern mit Gestöhn.

Die Steuern der Millionenlords
dürfen wir schon gar nicht erhöh'n.
Wer Englands Steuerträger beraubt,
verrät ein wildes Herz von Stein
und wird gestürzt. Und überhaupt,
neue Steuern dürfen's nicht sein.

In dieser Notlage kommt mir hier
ein rettender Gedanke zum Glück:

Von denWitwenEesallener fordern wir
die gezahlte Unterstützung zurück."

Prosaisch

Dl! Konskienz jrolfctun «Hanoi und dcm tngMchcn Bljkldnlg von
Lord LinUrhgow. Ist nach jw-iilnhaidsNndiar, vaurr adgrdrochcn

Dies sagte Ehandi zum englischen Vizekönig
und lächelte hintergründig ein wenig:

„Ihr, edler Lord, seid ein richtiger — Dandy (sprich: Denndi)
ich bin der dürre Mahatma-Ehandi (sprich: Genndi).

Und sicherlich ist es kein Staatsverbrechen,

beide Worte stockenglisch auszusprechen,

im Gegenteil mutz man es gelten lasten,

datz sie im Klang so zusammenpassen:

sic sind das einz'ge was ungeleimt

sich an uns beiden in Zukuyft reimt." p.

Sicherer

Verschiedene Abgeordnete der eng-
lischen Arbeiterpartei haben sich frei-
willig an die Front gemeldet.

Dort fühlen sie sich sicher vor der
Rache der englischen Arbeiter. p. b.

Ein Grund

In einem südirischen Hasen wurden
kurz vor Kriegsausbruch sechs Schiffe
aufgelegt, weil sie mit dem besten Wil-
len nicht mehr zu benutzen waren. Es
fand sich nicht einmal ein Käufer, der
zur Verschrottung dieser sechs Bottiche
bereit gewesen wäre. Jetzt hat die eng-
lische Regierung diese Schiffe ohne eine
Miene zu verziehen, mit dem zwanzig-
fachen Mindestpreis bezahlt, und zwar
mit 420 000 Pfund. Die bisherigen
Eigentümer der Schiffe erklärten, sie
seien nicht einmal sicher, ob sich die
Schiffe überhaupt noch einmal zu
Wasser bringen lassen.

Dann kann der englische Heeres-
bericht erklären, datz die verlorenen
Schiffe nicht mehr seetüchtig gewesen

Feuer will man leuchten sehn,
sprühen herzbeengend,
heitz verzehrend, wild und schön,
wachsen himmeldrängend.

Feuer, das im stillen schwelt,
bleibt uns leicht verborgen,
und dies Feuer doch beseelt
erst den Brand von morgen.

Feuer, das sich tiefer fratz
in das Erotze, Hohe,

Brand, an dem ein Volk genas,
war erst Glut, dann — Lohe! p.

Gefährliches Ding

Die Besatzung eines englischen Han-
delsdampfers ging in die Rettungs-
boote, weil sie in der Nordsee etwas
Rundes gesichtet hatte, das sie für eine
Mine hielt. Später stellte sich heraus,
datz die Mine ein harmloser Futzball
war — dazu noch ein englischer!

Die Tapferen verteidigen sich nun
damit, datz auch ein Futzball etwas
Gefährliches fei; denn man kann mit
einem solchen runden Ding bekanntlich
schießen! h. °.

Wohlvcrständlich

Das städtische Orchester von Hastings
in England teilt mit, datz es in Zu-
kunft keine Musik von Richard Wag-
ner mehr bringen werde.

Wie es heißt, wurde dieser Entschluß
in der Preste freudig begrüßt, beson-
ders aber von den Musikverständigen,
denn das Orchester spielte Wagner

unter aller Kanone. g.

Der Weg zum „Frieden"

Zwei algerische Schützen, die zwei
französische Landwirte gezwungen hat-
ten, ihnen ihre Barschaft in Höhe von
2800 Francs herauszurücken, wurden
vom Militärgericht zu exemplarischen
Strafen verurteilt. Sie erhielten

sieben bzw. fünf Jahre Zwangsarbeit
und zwanzig bis fünfundzwanzig
Jahre Aufenthaltsverbot.

Die letztgenannten Strafen dürften
ihnen während der jetzigen Kriegszeit
besonders angenehm sein. Bei solchen
günstigen Aussichten wird ihnen von
den übrigen Kolonialtruppen sicher
gern nachgeeisert werden. w. p.
 
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