ZUR WOCHE
A b t] c s n » i\
Die Aussicht aus den Lieg wird täglich trüdcr.
Man ahnt schon, das; sic qar nicht mehr besteht.
Old-Winston ruft die Kriegs- und andern Schieber
mit allen Kirchenqlockcn zum - Gebet!
Man denkt vcrzivcisclt an die SchisfabrtSliste»,
in denen scheußlichste Verluste steh».
Aue Plutokratcn werden plötzlich „Christen",
die rein geschäftlich in die Kirche ged»!
Sic knien mit gesenkten Häuptern nieder,
sic niiincn Frömmigkeit mit viel Gemüt
und stimmen an dae schönste Lied der Lieder:
„Herr, hilf, daß unsre Firma wcilcrblüdt!"
Sic blicken - Phrasen dreschend - aus zum Himmel
und falten ihre gcldgcivobnlc Hand.
Ihr Glockcnklang ist die Theaterbininiel
zum letzten Akt des Dramas „Cngcland"!
Sic zittern schon in siimtlichen Gelenken
aus Angst vor dem verdienten Mißgeschick
und wünschen sich auf allen Bethausbänken
die schönen Zeiten von Versailles zurück!
Der Atem Englands wird schon schwach und schwächer,
man „betet" um sei» letztes bißchen Geld.
Es ist der Abgcsang der Kriegsverbrecher:
Sic sagen „Gott" und meinen ... .Roosevelt!
Marslown, den 29. Februar 1941.
Soeben ist zwischen der Regierung des
Mars und einem Vertreter unseres Nach-
barplaneten Erde ein bedeutsamer Ver-
trag abgeschlossen worden. Er kann als.
Beginn für die Erfüllung des dem Mars
von der Natur gegebenen Auftrags zur
Eroberung unseres Sonnensystems be-
trachtet werden. Der zum Mars gelangte
Vertreter der Erde teilte mit. daß er im
Auftrag des Kladderadatsch erschiene,
einer geheimen aber mächtigen Organi-
sation. deren Einfluß auf der Erde auf
der Macht des Lächelns beruhe. Der
Erdbewohner behauptete, diese Macht
des Lächelns auf dem Mars nicht vor-
führen zu können, weil, wie er angab,
die martialischen Züge unserer Mit-
bürger ein natürlicher Schutz vor dieser
Geheimwaffe wären. Auf der Erde aber
sei das Lächeln, das er jederzeit zu er-
zeugen .vermöge, von einer derart ge-
heimnisvollen Durchschlagskraft, daß es
glatt in der Lage sei,selbst die Haut eines
todernsten Rhinozeros’zu durchdringen.
Gestützt wurden diese kaum glaublichen
Angaben durch Beweise dafür, daß der
in der Erinnerung aller Marsbewohner
lebende Fehlschlag des ersten Mars-
invasionsVersuchs auf die Erde lediglich
auf ein stärkeres Kaliber des Lächelns,
das Hohngelächter heißt, zurückzufüh-
Erst nach Vorlage der entsprechenden
Dokumente entschloß sich dieMarsregie-
rung zu dem genannten Vertrag. In ihm
ist vorgesehen, daß der Vertreter des
Kladderadatsch bei seiner Rückreise zur
Erde einen Marsspezialempfänger mit-
nimmt, der, wie er angab, auf der Erde
völlig unbekannt ist, weil die dortigen
Empfangsgeräte lediglich Rundfunkwel-
len hörbar, aber wunderbarerweise noch
nicht die von Traumbildern ausgestrahl-
ten Ätherwellen sichtbar zu machen ver-
mögen. Der Abgesandte derErdehatsich
alsGegenleistung verpflichtet,bei einem
zweiten Invasionsversuch der Marsbe-
wohner zur Erde die Geheimwaffe des
Lächelns nicht mehr einzusetzen, sofern
sich die Marsbewohner dazu verpflich-
ten, auf der Erde nicht eine Linie zu
überschreiten, die zwischen dem 50. und
130. Längengrad und dem 50. und 30.
Breitengrad liegt und die dem Umfang
des geplanten Okkupationsgebietes beim
ersten Invasionsversuch entspricht. Der
Kladderadatsch hat zugesagt, zu der in
jenem Gebiet zu errichtenden Mars-
regierung die diplomatischen Beziehun-
gen sofort aufzunehmen und ihre Recht-
mäßigkeit anzuerkennen.
Die in Aussicht genommene Überlassung
des vomVertreter des Kladderadatsch bei
seiner Reise zum Mars benutzten Trans-
portmittels ließ sich leider nicht durch-
führen, da er behauptete, lediglich durch
Erschütterung seines Zwerchfells zu
uns gelangt zu sein, ein Organ, das bei
unseren Mitbürgern nicht zu erschüt-
tern ist. Tatsächlich vollzog sich seine
inzwischen stattgefundene Abreise auch
unter fremdartigen konvulsivisdien
Zuckungen.
Berlin, den 1. April 1941.
Die Schriftleitung des Kladderadatsch
gibt sich die Ehre, obigen Vertrag ihren
Lesern zur Kenntnis zu bringen. Sie
kündigt an,daß sie der Öffentlichkeit von
den Ergebnissen des Traumbildempfan-
ges laufend Rechenschaft ablegen wird.
Kladderadatsch
In den letzten Nächten wurde der Mars-
spezialempfänger in den Nachtstunden
der westlichen Hemisphäre zunächst
auf die Welle Roosevelt eingestellt. Das
unter Hinzuziehung eines vereidigten
Sachverständigen beobachtete Traum-
empfangsbild zeigte zunächst den Prä-
sidenten bei der Einweihung des ameri-
kanisch-englischen Flottenstützpunktes
Kiel. Bei einer aus diesem Anlaß gehal-
tenen Rede teilte der Träumer mit, daß
er sich entschlossen habe, die Freiheits-
statue aus New York nach Friedrichsort
bringen zu lassen.
Ein zweites Traumempfangsbild zeigte
die Vernichtung der Stadt Aschersleben,
deren sämtliche Gebäude auf Befehl
Roosevelts niedergelegt wurden, weil
diese Stadt sich erdreistet hatte, Doku-
mente aufzubewahren,aus denen hervor-
geht, daß der Großvater Willkie’s nicht
aus Freiheitsdrang nach Amerika ge-
gangen war, sondern von dem .luden
Gerson, dem man in Deutschland zuviel
Freiheit gelassen hatte, dorthin abge-
drängt wurde.
Das dritte Traumempfangsbild entwik-
kelte sich zur Bestürzung der Schrift-
leitung und des Sachverständigen dra-
matisch. Es zeigte den Schläfer lächelnd
und ließ ein goldgemaltes Pergament er-
kennen, das die Überschrift „Bill 1776"
trug. Die einzelnen Buchstaben des Ge-
setzestextes wurden zu Flugzeugen, Ka-
nonen und Bomben, die leuchtend der
Sonne entgegenzogen und dann geheim-
nisvoll verschwanden. Plötzlich erschien
hinter der Zahl 1776 ein weißhaariger
Mann in altertümlicher Tracht, auf den
Roosevelt mit den Worten zuschritt: Ich
vollende Dein Werk! Du mußtest ver-
zweifelt gegen die Engländer kämpfen,
Du mußtest auf Kanada verzichten. Du
M i di 11 Mumm
beklagtest die demütigende Lage, daß die
Sache Amerikas in Amerika von frem-
den Waffen gehalten werde. Ich lasse
die Engländer Selbstmord begehen, und
sie werden mich bitten, das anzuneh-
men, was sie Dir mit Waffen streitig
machten. Ich erbe die Welt, um die Du
gekämpft hast.
In diesem Augenblick ging eine furcht-
bare Veränderung in dem würdigen Ge-
sicht des altertümlichen Mannes vor
sich und voller Zorn rief er Roosevelt
zu: Ich habe für die Befreiung der Bür-
ger der Vereinigten Staaten gekämpft
und habe die englische Tyrannei besei-
tigt. Ich wollte keine Weltherrschaft.
Und wenn Du meinst, daß meine Mit-
bürger erben, wenn England an Deinen
Waffen stirbt, so wisse, daß nicht die
Bürger der VereinigtenStaaten die Sieger
sein werden, sondern daß es die Män-
ner wie Felix Frankfurter, Sol Bloom,
Henry Morgenthau, Samuel Rosemann,
Bernard Baruch, Samuel Untermeyer,
Benjamin Cohen und ihre Leute sein
werden, die den vermeintlich von Dir
regierten Teil der Welt beherrschen.
In diesem dramatischen Moment läutete
das Telefon auf dem Nachttisch des Prä-
sidenten, der Traum brach ab, er wachte
auf,griff zum Hörer und sprach mit Lord
Halifax, der ihm die Mitteilung machte,
daß ein deutsches Über-U-Boot in die
Chesapeake-Bay eingelaufen sei und sich
der Stadt Washington nähere. Halifax
forderte Herrn Roosevelt im Namen sei-
nes großen Amtsvorgängers Washing-
ton auf, die Stadt, die dessen Namen
trüge,inVerteidigungszustand zu setzen.
In den darauffolgenden Nächten war
ein Empfang leider unmöglich, was dar-
auf schließen läßt, daß der Präsident
seither nicht mehr geschlafen hat.
A b t] c s n » i\
Die Aussicht aus den Lieg wird täglich trüdcr.
Man ahnt schon, das; sic qar nicht mehr besteht.
Old-Winston ruft die Kriegs- und andern Schieber
mit allen Kirchenqlockcn zum - Gebet!
Man denkt vcrzivcisclt an die SchisfabrtSliste»,
in denen scheußlichste Verluste steh».
Aue Plutokratcn werden plötzlich „Christen",
die rein geschäftlich in die Kirche ged»!
Sic knien mit gesenkten Häuptern nieder,
sic niiincn Frömmigkeit mit viel Gemüt
und stimmen an dae schönste Lied der Lieder:
„Herr, hilf, daß unsre Firma wcilcrblüdt!"
Sic blicken - Phrasen dreschend - aus zum Himmel
und falten ihre gcldgcivobnlc Hand.
Ihr Glockcnklang ist die Theaterbininiel
zum letzten Akt des Dramas „Cngcland"!
Sic zittern schon in siimtlichen Gelenken
aus Angst vor dem verdienten Mißgeschick
und wünschen sich auf allen Bethausbänken
die schönen Zeiten von Versailles zurück!
Der Atem Englands wird schon schwach und schwächer,
man „betet" um sei» letztes bißchen Geld.
Es ist der Abgcsang der Kriegsverbrecher:
Sic sagen „Gott" und meinen ... .Roosevelt!
Marslown, den 29. Februar 1941.
Soeben ist zwischen der Regierung des
Mars und einem Vertreter unseres Nach-
barplaneten Erde ein bedeutsamer Ver-
trag abgeschlossen worden. Er kann als.
Beginn für die Erfüllung des dem Mars
von der Natur gegebenen Auftrags zur
Eroberung unseres Sonnensystems be-
trachtet werden. Der zum Mars gelangte
Vertreter der Erde teilte mit. daß er im
Auftrag des Kladderadatsch erschiene,
einer geheimen aber mächtigen Organi-
sation. deren Einfluß auf der Erde auf
der Macht des Lächelns beruhe. Der
Erdbewohner behauptete, diese Macht
des Lächelns auf dem Mars nicht vor-
führen zu können, weil, wie er angab,
die martialischen Züge unserer Mit-
bürger ein natürlicher Schutz vor dieser
Geheimwaffe wären. Auf der Erde aber
sei das Lächeln, das er jederzeit zu er-
zeugen .vermöge, von einer derart ge-
heimnisvollen Durchschlagskraft, daß es
glatt in der Lage sei,selbst die Haut eines
todernsten Rhinozeros’zu durchdringen.
Gestützt wurden diese kaum glaublichen
Angaben durch Beweise dafür, daß der
in der Erinnerung aller Marsbewohner
lebende Fehlschlag des ersten Mars-
invasionsVersuchs auf die Erde lediglich
auf ein stärkeres Kaliber des Lächelns,
das Hohngelächter heißt, zurückzufüh-
Erst nach Vorlage der entsprechenden
Dokumente entschloß sich dieMarsregie-
rung zu dem genannten Vertrag. In ihm
ist vorgesehen, daß der Vertreter des
Kladderadatsch bei seiner Rückreise zur
Erde einen Marsspezialempfänger mit-
nimmt, der, wie er angab, auf der Erde
völlig unbekannt ist, weil die dortigen
Empfangsgeräte lediglich Rundfunkwel-
len hörbar, aber wunderbarerweise noch
nicht die von Traumbildern ausgestrahl-
ten Ätherwellen sichtbar zu machen ver-
mögen. Der Abgesandte derErdehatsich
alsGegenleistung verpflichtet,bei einem
zweiten Invasionsversuch der Marsbe-
wohner zur Erde die Geheimwaffe des
Lächelns nicht mehr einzusetzen, sofern
sich die Marsbewohner dazu verpflich-
ten, auf der Erde nicht eine Linie zu
überschreiten, die zwischen dem 50. und
130. Längengrad und dem 50. und 30.
Breitengrad liegt und die dem Umfang
des geplanten Okkupationsgebietes beim
ersten Invasionsversuch entspricht. Der
Kladderadatsch hat zugesagt, zu der in
jenem Gebiet zu errichtenden Mars-
regierung die diplomatischen Beziehun-
gen sofort aufzunehmen und ihre Recht-
mäßigkeit anzuerkennen.
Die in Aussicht genommene Überlassung
des vomVertreter des Kladderadatsch bei
seiner Reise zum Mars benutzten Trans-
portmittels ließ sich leider nicht durch-
führen, da er behauptete, lediglich durch
Erschütterung seines Zwerchfells zu
uns gelangt zu sein, ein Organ, das bei
unseren Mitbürgern nicht zu erschüt-
tern ist. Tatsächlich vollzog sich seine
inzwischen stattgefundene Abreise auch
unter fremdartigen konvulsivisdien
Zuckungen.
Berlin, den 1. April 1941.
Die Schriftleitung des Kladderadatsch
gibt sich die Ehre, obigen Vertrag ihren
Lesern zur Kenntnis zu bringen. Sie
kündigt an,daß sie der Öffentlichkeit von
den Ergebnissen des Traumbildempfan-
ges laufend Rechenschaft ablegen wird.
Kladderadatsch
In den letzten Nächten wurde der Mars-
spezialempfänger in den Nachtstunden
der westlichen Hemisphäre zunächst
auf die Welle Roosevelt eingestellt. Das
unter Hinzuziehung eines vereidigten
Sachverständigen beobachtete Traum-
empfangsbild zeigte zunächst den Prä-
sidenten bei der Einweihung des ameri-
kanisch-englischen Flottenstützpunktes
Kiel. Bei einer aus diesem Anlaß gehal-
tenen Rede teilte der Träumer mit, daß
er sich entschlossen habe, die Freiheits-
statue aus New York nach Friedrichsort
bringen zu lassen.
Ein zweites Traumempfangsbild zeigte
die Vernichtung der Stadt Aschersleben,
deren sämtliche Gebäude auf Befehl
Roosevelts niedergelegt wurden, weil
diese Stadt sich erdreistet hatte, Doku-
mente aufzubewahren,aus denen hervor-
geht, daß der Großvater Willkie’s nicht
aus Freiheitsdrang nach Amerika ge-
gangen war, sondern von dem .luden
Gerson, dem man in Deutschland zuviel
Freiheit gelassen hatte, dorthin abge-
drängt wurde.
Das dritte Traumempfangsbild entwik-
kelte sich zur Bestürzung der Schrift-
leitung und des Sachverständigen dra-
matisch. Es zeigte den Schläfer lächelnd
und ließ ein goldgemaltes Pergament er-
kennen, das die Überschrift „Bill 1776"
trug. Die einzelnen Buchstaben des Ge-
setzestextes wurden zu Flugzeugen, Ka-
nonen und Bomben, die leuchtend der
Sonne entgegenzogen und dann geheim-
nisvoll verschwanden. Plötzlich erschien
hinter der Zahl 1776 ein weißhaariger
Mann in altertümlicher Tracht, auf den
Roosevelt mit den Worten zuschritt: Ich
vollende Dein Werk! Du mußtest ver-
zweifelt gegen die Engländer kämpfen,
Du mußtest auf Kanada verzichten. Du
M i di 11 Mumm
beklagtest die demütigende Lage, daß die
Sache Amerikas in Amerika von frem-
den Waffen gehalten werde. Ich lasse
die Engländer Selbstmord begehen, und
sie werden mich bitten, das anzuneh-
men, was sie Dir mit Waffen streitig
machten. Ich erbe die Welt, um die Du
gekämpft hast.
In diesem Augenblick ging eine furcht-
bare Veränderung in dem würdigen Ge-
sicht des altertümlichen Mannes vor
sich und voller Zorn rief er Roosevelt
zu: Ich habe für die Befreiung der Bür-
ger der Vereinigten Staaten gekämpft
und habe die englische Tyrannei besei-
tigt. Ich wollte keine Weltherrschaft.
Und wenn Du meinst, daß meine Mit-
bürger erben, wenn England an Deinen
Waffen stirbt, so wisse, daß nicht die
Bürger der VereinigtenStaaten die Sieger
sein werden, sondern daß es die Män-
ner wie Felix Frankfurter, Sol Bloom,
Henry Morgenthau, Samuel Rosemann,
Bernard Baruch, Samuel Untermeyer,
Benjamin Cohen und ihre Leute sein
werden, die den vermeintlich von Dir
regierten Teil der Welt beherrschen.
In diesem dramatischen Moment läutete
das Telefon auf dem Nachttisch des Prä-
sidenten, der Traum brach ab, er wachte
auf,griff zum Hörer und sprach mit Lord
Halifax, der ihm die Mitteilung machte,
daß ein deutsches Über-U-Boot in die
Chesapeake-Bay eingelaufen sei und sich
der Stadt Washington nähere. Halifax
forderte Herrn Roosevelt im Namen sei-
nes großen Amtsvorgängers Washing-
ton auf, die Stadt, die dessen Namen
trüge,inVerteidigungszustand zu setzen.
In den darauffolgenden Nächten war
ein Empfang leider unmöglich, was dar-
auf schließen läßt, daß der Präsident
seither nicht mehr geschlafen hat.