AM RANDE DES ALLTAGS
DER TIEFERE GRUND
Wenn man so in der Zeitung liest, was in
Amerika alles möglich ist — von der Mei-
sterschaft im Weitspucken angefangen bis
zu der damit artverwandten Politik des
Herrn Roosevelt —, dann fragte man sich
bisher vergeblich, wie es wohl kommt, daß
nicht schon längst der letzte Mensch diesem
Lande den Rücken gekehrt hat und woran
es liegt, daß Millionen und aber Millionen
gesunder, normaler und vernünftiger Men-
schen sich so etwas auf die Dauer gefallen
Nun aber findet die Frage nach dem tiefe-
ren Grund für das Ausharren der amerika-
nischen Bevölkerung in einer Welt des Hum-
bugs ihre Antwort in folgender Zeitungs-
notiz: „In einem Dorf Sapulpa im Staat
Oklahoma fand kürzlich eine typisch ameri-
kanische Hochzeit statt. Der Bräutigam
John_Knight war 77 Jahre alt, die Braut
aber ist soeben 110 Jahre alt geworden.
Schon ihr Vater erreichte ein Alter von
116 Jahren. Er war ein Indianer vom Stamm
der Cherokee. Sie besaß auch einen Sohn,
den einzigen noch überlebenden, der 80 Jahre
alt ist Die hundertjährige „Braut“ hat be-
reits neun Männer begraben; sechsmal wurde
sie von Schlangen gebissen und zweimal von
tollwütigen Hunden, was ihre Lebenskraft
offenbar nicht beeinträchtigt hat. Sie raucht
Pfeife, kaut Tabak, mag aber keine Ziga-
sllHik
stehen. Man muß die Existenz eines Herrn
Morgenthau genau so verschmerzen können
wie Schlangenbisse, man darf sich weder vor
tollwütigen Hunden fürchten noch vor dem
Marineminister Knox, man muß die großen
Städte meiden, wo Kidnapper und andere
steuerbegünstigte Gentlemen ihr Unwesen
treiben — und wenn man so das amerika-
nische Leben aus sicherer Entfernung ge-
nossen hat, dann wünscht man sich zum
Schluß einen Kanarienvogel, der anders
klingt als die Mißtonangebenden von USA.
und statt derer, die sich wie Affen gebär-
den, ein richtiges, nettes Xffchen.
Die Notiz läßt eine Frage allerdings offen,
die Frage nämlich, ob die 110jährige Frau
Rundfunkhörerin ist und als solche schon ein-
mal eine Kaminrede Roosevelts gehört hat.
Wir glauben das nicht, denn dann wäre die
alte Frau bestimmt lebensüberdrüssig ge-
worden.
Auch hierfür glauben wir den Beweis an-
treten zu können, und zwar ebenfalls durch
eine Meldung aus dem Land der beschränk-
ten Unmöglichkeiten. Hier ist sic: „Weil ?r
ständig im eigenen Sarg schlief, den er sich
vor mehreren Monaten angeschafft hatte,
wurde der Kaufmann John Wilbur in Fre-
mont (USA.) nach 27jähriger Ehe von sei-
ner Frau geschieden.“
Kein Zweifel: John Wilbur hatte sein Staats-
oberhaupt reden hören und sich gesagt:
„Wenn der Mann das Schicksal von Mil-
lionen in der Hand hat, wenn dieser Zeit-
genosse das beste ist, was wir der Welt zu
bieten haben, dann mag Amerika sich be-
graben lassen.“ —
Als Mann von Charakter wollte er den An-
fang damit machen. - c«c -
DIE FACKEL
Will geheimnisvoll sie ziehen
mich aus meinem Vaterlandi
Auf dem Land, zur See, in Lüften ...
Ach, geschwunden ist das Glück.
Gute Fackel, komm’, ich bringe
dich nach Kanada zurück. p.
Qlabbcrnbalfd)
Polizeireklame
Ein schottisches Dorf wurde nachts durch
das Läuten der Kirchenglocken alarmiert.
Man fand vor dem Altar zwei völlig nackte
Mädchen in verzücktem Gebet, welche von
Polizeioffizieren verhaftet wurden.
Um für den Beruf der Polizeioffiziere Pro-
paganda zu machen, wird diese Geschichte
überall verbreitet. p.,.
Den Kopf verloren
Im Jahre 1847 begann E
tische Laufbahn als Abf
einigten Landtag“. Er v
bänger des Königtums und zog gegen die
In einer der Wahlversammlungen, die dem
Landtag vorangingen, wetterte er wieder
einmal gegen die liberalen Forderungen. Saal
und Galerie waren mit politischen Freunden
und Gegnern voll besetzt.
Plötzlich flog von oben her ein riesiger
Kohlkopf durch die Luft und landete dicht
vor dem Rednerpult. Die versammelte Menge
geriet sofort in. Aufregung. Zustimmendes
Johlen, Pfeifen und entrüstete Gegenrufe
prasselten durcheinander, und eine allge-
meine Schlägerei drohte sich zu entwickeln.
Bismarck selbst aber blieb unerschüttert.
Er schwang heftig die Ordnerglocke und
rief lachend in den Saal:
„Ruhe, meine Herren, es ist nichts weiter
geschehen, es hat nur einer meiner Feinde
vor Aufregung den Kopf verloren!“
Alles klatschte, und Bismarck konnte seine
Rede ohne weiteren Zwischenfall beenden.
DAS STÖRUNGSGERÄUSCH
Es war einmal ein Störungsgeräusch,
das entwich dem Rundfunk mit lautem
Gekreisch
und schlüpfte durch die offene Tür
in den Laden zw einem Barbier.
Der Meister erschrak, und der arme Kunde
blutete aus einer Wunde am Munde,
indes das Geräusch an die Wand geprallt
und wieder auf die Straße gehallt.
Dort machte es spielend so nebenbei
zwei sonst gesittete Pferde scheu,
sprang in eine düstere Häuserecke,
auf daß es ein liebendes Pärchen dort necke.
Jedoch infolge dieser Gemeinheit
verlor es erheblich an Stärke und Reinheit. —
Bald war es nur noch ein Tausendstel Phon
und nach einer Sekunde verschied es schon!
DER TIEFERE GRUND
Wenn man so in der Zeitung liest, was in
Amerika alles möglich ist — von der Mei-
sterschaft im Weitspucken angefangen bis
zu der damit artverwandten Politik des
Herrn Roosevelt —, dann fragte man sich
bisher vergeblich, wie es wohl kommt, daß
nicht schon längst der letzte Mensch diesem
Lande den Rücken gekehrt hat und woran
es liegt, daß Millionen und aber Millionen
gesunder, normaler und vernünftiger Men-
schen sich so etwas auf die Dauer gefallen
Nun aber findet die Frage nach dem tiefe-
ren Grund für das Ausharren der amerika-
nischen Bevölkerung in einer Welt des Hum-
bugs ihre Antwort in folgender Zeitungs-
notiz: „In einem Dorf Sapulpa im Staat
Oklahoma fand kürzlich eine typisch ameri-
kanische Hochzeit statt. Der Bräutigam
John_Knight war 77 Jahre alt, die Braut
aber ist soeben 110 Jahre alt geworden.
Schon ihr Vater erreichte ein Alter von
116 Jahren. Er war ein Indianer vom Stamm
der Cherokee. Sie besaß auch einen Sohn,
den einzigen noch überlebenden, der 80 Jahre
alt ist Die hundertjährige „Braut“ hat be-
reits neun Männer begraben; sechsmal wurde
sie von Schlangen gebissen und zweimal von
tollwütigen Hunden, was ihre Lebenskraft
offenbar nicht beeinträchtigt hat. Sie raucht
Pfeife, kaut Tabak, mag aber keine Ziga-
sllHik
stehen. Man muß die Existenz eines Herrn
Morgenthau genau so verschmerzen können
wie Schlangenbisse, man darf sich weder vor
tollwütigen Hunden fürchten noch vor dem
Marineminister Knox, man muß die großen
Städte meiden, wo Kidnapper und andere
steuerbegünstigte Gentlemen ihr Unwesen
treiben — und wenn man so das amerika-
nische Leben aus sicherer Entfernung ge-
nossen hat, dann wünscht man sich zum
Schluß einen Kanarienvogel, der anders
klingt als die Mißtonangebenden von USA.
und statt derer, die sich wie Affen gebär-
den, ein richtiges, nettes Xffchen.
Die Notiz läßt eine Frage allerdings offen,
die Frage nämlich, ob die 110jährige Frau
Rundfunkhörerin ist und als solche schon ein-
mal eine Kaminrede Roosevelts gehört hat.
Wir glauben das nicht, denn dann wäre die
alte Frau bestimmt lebensüberdrüssig ge-
worden.
Auch hierfür glauben wir den Beweis an-
treten zu können, und zwar ebenfalls durch
eine Meldung aus dem Land der beschränk-
ten Unmöglichkeiten. Hier ist sic: „Weil ?r
ständig im eigenen Sarg schlief, den er sich
vor mehreren Monaten angeschafft hatte,
wurde der Kaufmann John Wilbur in Fre-
mont (USA.) nach 27jähriger Ehe von sei-
ner Frau geschieden.“
Kein Zweifel: John Wilbur hatte sein Staats-
oberhaupt reden hören und sich gesagt:
„Wenn der Mann das Schicksal von Mil-
lionen in der Hand hat, wenn dieser Zeit-
genosse das beste ist, was wir der Welt zu
bieten haben, dann mag Amerika sich be-
graben lassen.“ —
Als Mann von Charakter wollte er den An-
fang damit machen. - c«c -
DIE FACKEL
Will geheimnisvoll sie ziehen
mich aus meinem Vaterlandi
Auf dem Land, zur See, in Lüften ...
Ach, geschwunden ist das Glück.
Gute Fackel, komm’, ich bringe
dich nach Kanada zurück. p.
Qlabbcrnbalfd)
Polizeireklame
Ein schottisches Dorf wurde nachts durch
das Läuten der Kirchenglocken alarmiert.
Man fand vor dem Altar zwei völlig nackte
Mädchen in verzücktem Gebet, welche von
Polizeioffizieren verhaftet wurden.
Um für den Beruf der Polizeioffiziere Pro-
paganda zu machen, wird diese Geschichte
überall verbreitet. p.,.
Den Kopf verloren
Im Jahre 1847 begann E
tische Laufbahn als Abf
einigten Landtag“. Er v
bänger des Königtums und zog gegen die
In einer der Wahlversammlungen, die dem
Landtag vorangingen, wetterte er wieder
einmal gegen die liberalen Forderungen. Saal
und Galerie waren mit politischen Freunden
und Gegnern voll besetzt.
Plötzlich flog von oben her ein riesiger
Kohlkopf durch die Luft und landete dicht
vor dem Rednerpult. Die versammelte Menge
geriet sofort in. Aufregung. Zustimmendes
Johlen, Pfeifen und entrüstete Gegenrufe
prasselten durcheinander, und eine allge-
meine Schlägerei drohte sich zu entwickeln.
Bismarck selbst aber blieb unerschüttert.
Er schwang heftig die Ordnerglocke und
rief lachend in den Saal:
„Ruhe, meine Herren, es ist nichts weiter
geschehen, es hat nur einer meiner Feinde
vor Aufregung den Kopf verloren!“
Alles klatschte, und Bismarck konnte seine
Rede ohne weiteren Zwischenfall beenden.
DAS STÖRUNGSGERÄUSCH
Es war einmal ein Störungsgeräusch,
das entwich dem Rundfunk mit lautem
Gekreisch
und schlüpfte durch die offene Tür
in den Laden zw einem Barbier.
Der Meister erschrak, und der arme Kunde
blutete aus einer Wunde am Munde,
indes das Geräusch an die Wand geprallt
und wieder auf die Straße gehallt.
Dort machte es spielend so nebenbei
zwei sonst gesittete Pferde scheu,
sprang in eine düstere Häuserecke,
auf daß es ein liebendes Pärchen dort necke.
Jedoch infolge dieser Gemeinheit
verlor es erheblich an Stärke und Reinheit. —
Bald war es nur noch ein Tausendstel Phon
und nach einer Sekunde verschied es schon!