Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nordhausen. Die „Südhannoversche Zeitung“
Nr. 214 schreibt: „Die Öffentlichkeit in
den USA. hatte sich wochenlang mit ver-
schiedenen Aufsehen erregenden Fällen be-
schäftigt, in denen England die auf Grund
des Leib- und Pachtgesetzes gewissermaßen
geschenkten amerikanischen W ,-.ren nach
Südamerika weiterverkauft hatte.“
ja, dieiei Leih- und Pachtgesetz Amerikas war
den englischen Schiebern geradezu auf den Leib
geschnitten. (Auch der Mädchenhändler Taborda
durfte sich für derartige Leib-Geschäfte inter-

Karlsruhc. P. E. Sie verweisen uns auf fol-
gende Nachricht: „Der britische Oberrabbi-
ner Dr. Hertz hat angeordnet, daß am briti-
schen Bettag an allen englischen Synagogen
das Widderhom geblasen werden soll.“

Feldpost. „Die Glocke“ Nr. 266 enthält fol-
gende Anzeige: „Die von mir erkannte Per-
son, die am Montag, dem 16. d. M., abends
zwischen 9—10 Uhr ohne Erlaubnis mit
einer Sau meinen Eberstall betreten hat,
hat sich innerhalb von drei Tagen bei mir
zu melden, andernfalls erfolgt Anzeige.“
Merke diPs, du schlauer Streber,
dein Versuch ist nicht geglückt,
denn der Herr von diesem Eber
hat dich in dem Stall erblickt;
zahl’ drum pünktlich und begleiche,
was er dir in Rechnung stellt,
wisse; in des Ebers Reiche
kostet Liebe immer GeldI
Wien. Im „Neuen Tagblatt“ Nr. 220 lesen
wir: „38jährige Witwe, groß, vollschlank,
mit kl. Besitz auf dem Lande, sucht Ehe-
bekanntschaft, bis zu 47 Jahren, in sicherer
Stellung; kann auch Schuhmacher sein.“
Schuhmacher ist eine sehr sichere Stellung, be-
sonders gegenwärtig,

Feldpost. Im „Soldiner Tageblatt“ Nr. 192
steht zu lesen:

„Solonewitsch
Die Verlorenen RM 6,80
Eine Chronik namenlosen Leidens.“

Na ja, wenn der Betrag von RM f,8o der ganze
Geldbesitz war, dann ist sein Verlust schon
reichlich schmerzlich.

Erhofft er sich von diesen Widderhörnern das
gleiche Ergebnis wie von den Posaunen von
Jericho!

Flensburg. M. E. Über den Angriff deut-
scher Flugzeuge auf russische Kriegsschiffe
sagt das Hamburger „Mittagsblatt“ vom
8. September u. a.: „Eine leichte Brise kräu-
selt das Wasser des Hafenbeckens. Wie
ein Riese lehnt sich der Minenkreuzer über
das neben ihm am Kai verträumte Schnell-

Das Träumen wird dem Schnellboot ebenso wie
dem Minenkreuzer nachträglich vergangen sein.
Feldpost. In der „Kölnischen Zeitung“
(Nummer unbekannt) findet sich folgende
Anzeige: „Techn. Stadtinspektor, 47 Jahre,
Bad- und Grundvermögen, wünscht Wieder-
heirat durch Frau R.“

Auch das Bad ist ein Vermögen:
denket an Graf Eberhard,
der sich wollt’ ins Wildbad legen,
auf daß er den Doktor spart;

’s ist ihm auch ganz gut bekommen,
wie ihr ja von Uhland wißt,
als er von dem Hirt’, dem frommen,
glücklich noch gerettet ist.

General von der Marwitz
Weltkriegsbriefe

STEINIGER-VERLAGE BERLIN

HERBSTABEND

Ich sitze am Bach. Das Wasser rinnt,
wie weich weht in den Wipfeln der Wind!

Die scheidende Sonne, mit leuchtender Flamme,
malt letzte Lichter am Birkenstamme.

Bald zieht am Himmel der Mond herauf,
und silbern glänzt des Baches Lauf —
dann kommt der ziehenden Wolken Herde,
tief dunkelt’s unter Büschen und Bäumen —
will alles schlafen nun und träumen;

Gott schütze dich, deutsche HeimaterdeI

Königsberg !. Pr. Im „Neuen Wiener Tag-
blatt“ Nr. 272 lesen wir: „Inteil. Witwe, 61,
mit schöner Wohnung, sucht ehrb. Bauer-
bekanntschaft mit solidem Naturfreund.“
Das ist unklar. Einem Bauern liegt nicht viel an
der schönen Wohnung, und Naturfreund ist er
sowieso. Braucht die Witwe etwa Eier oder
Butter oder. Schinkenf

Mannheim. Im „Stuttgarter Neuen Tag-
blatt“ Nr. 266 liest man eine Anzeige von
der Heiratsvermittlerin Frau H., die ihr In-
stitut mit 40 Zweigstellen als „Großehe-
anbahnung“ bezeichnet.

Wäre „Engros-eheanbahnung" nicht deutlicheri
Marburg. O. B. In der Erzählung „Das
schweigende Herz“ heißt es in der „Kölni-
schen Illustrierten Zeitung“ u. a.: „Ich saß
dann in ihrer Nähe und blickte unverwandt
zu ihr hin, immer gepeinigt von dem Ver-
langen, ihr, ehe alles zu Ende war, noch zu
sagen, was ich für sie fühlte. Aber ich
wurde immer wieder zurückgehalten von
der keuchenden Strenge ihres Wesens und
von der Achtung vor meinem Freund, über
dessen Empfindungen mir stets neue Zwei-
fel kamen.“

Wer sein Liebchen betet an,
mag sich ihm oft gar nicht nahn;
doch kopfüber er schon fleucht,
wenn es gar mit Strenge — keucht!

Schriftleiter zu rieht«

Druck: Emst Stelnlfer Druck- und VerlsfssnsUlt, Berlin SW «8. BeuthitrsBe 8-8 — Hsuptschriftlelte
I. Berlln-Chsrlottenburg — StellTertreter: Betty Fiedler. Berlin — Anzelftnlelter: Richard Albrech
nersdorf — Z. Z. gültige Anielgenprelsilste 3 — Fernruf: 18 66 01. Postacheckkonto: Berlin 207 81 — Fi
ngte Einsendungen keine Gewlhr. Alle Rechte für Texte und Bilder Vorbehalten. Nachdruck auch m
-he ohne Erlaubnis des Verlages verboten. Einsendungen sind an die 8chrlftleltung, nicht an elnzeli
Brlefkastenbeltrkge wird nichts vergütet — Copyright by Ernst Steiniger Druck- ut

I vierteil, dlrel,

M 3.80 xuzügl. Bestellgeld, monaü.

Oberstdorf. Dr. B. Über den Kampf der
Hirsche ift der Brunft sagt das „Allgäuer
Anzeigeblatf“ Nr. 219 u. a.: „Ernste Aus-
einandersetzungen zwischen den Hirschen
sind in Revieren, wo die Zahl der Hirsche
der der • Tiere entspricht oder diese über-
trifft, nicht selten. Oft enden diese Kämpfe
mit dem Tode des schwächeren Gegners,
der geferkelt (aufgegabelt) wird.“

Wenn der Setzer ,/sufgegabelt" setzen muß und
dabei an eine Gabel erinnert wird, dann ist es
begreiflich, daß er auch an ein Ferkel denkt
und „geferkelt" statt ,geforkclt" setzt.

Löbau. Im „Sächsischen Postillon“ Nr. 212
steht folgende Verlustanzeige: „Ohrring
(Erbstück) mit Frauenkopf verloren. Bitte
gegen Belohnung abzugeben.“

Es ist ein Erbstück vieler Frauen, daß sie gleich
den Kopf verlieren. Da ist es gut, wenn sie an
einem Ohrring erkenntlich sind.

Gera. In der „Geraer Zeitung“ Nr. 199 lesen
wir: „Frack mit Weste und Föhn, 120 Volt,
zu verkaufen. Heinrichsplatz 6, Laden.“

Der Föhn ist an dem Frack wohl hinten unten,
natürlich an der Innenseite, angebracht, damit
die Ventilation geregelt wird.

Feldpost. Die „Thomer Freiheit“ vom
17./18. Mai sagt von einem Kriegsbeschä-
digten: „Er erhielt das silberne Verwun-
detenabzeichen und wurde mit dem Ver-
dienstkreuz mit Schwestern ausgezeichnet.“
Von jungen, hübschen Schwestern umrahmt, er-
halten diese Orden erst den rechten Glanz.
Nürnberg. In der „Frankfurter Zeitung“
Nr. 496/96 findet sich folgendes Heirats-
gesuch: „Ich wünsche mir einen Ehekame-
raden, gern Akad., m. ideal ernst Lebens-
auff., inn. u. äuß. Kult u. Liebe z. Natur u.
Musik. Ich selbst bin 32 J. a., 165 gr., evang.,
schlank, a. g. Farn., beruft tät., besitze Le-
bensm. u. froh. Sinn.“

„Lebensm." heißt wahrscheinlich „Lebensmittel";
daher auch der „frohe Sinn".

Kladderadatsch - überall

Kladderadatsch
 
Annotationen