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Seifenblase»
Seifenblasen fliegen oft von London in die Welt,
wenn bas Stinnnungsbaroinctcr auf den Nullpunkt fällt,
dann lügt man sich ein Märchen vor
Seifenblasen sind für Kinder zwar ein schönes Spiel,
doch im Kriege da verfehlen sie zumeist das Ziel.
Herr Churchill hält es nie geglaubt,
nun schüttelt er fein greises Haupt.
Der Kontinent rückt ihm so fern
Zetzt wird sogar der Sc
zu einer Seifenblase.
Churchills Seifenblasen fliegen in der Welt umher,
alle platzen in der Lust, zu Land und auf dem Meer.
Man muß sich wundern ganz bestimmt,
woher der Mann die Seife nimmt.
Das Leben dieses Bosewichts
Ein Weltreich wird durch ihn zu Nichts,
als letzte Seifenblase.
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Grenzen der Englandhilfe
Wie die Weltpresse sich aus dem Weißen
Haus in Washington melden läßt, hat
der Präsident Roosevelt sich trotz drin-
gender "Hetzgeschäfte in dieser Woche
gezwungen gesehen, schon zwei Tage
früher als üblich nach Hydepark, sei-
nem Landsitz, abzureisen.
Als Grund für diese nichtarische Hast
Franklin Delanos wird in Pressekom-
mentaren das Eintreffen des Herzogs
von Windsor und seiner Gemahlin an-
gegeben. Man schreibt, Roosevelt wolle
sich durch seine vorzeitige Abreise der
Notwendigkeit entziehen, das Herzogs-
paar zum Frühstück einzuladen und da-
durch die englische Regierung in Ver-
legenheit zu bringen.
Der Sonderberichterstatter des „Klad-
deradatsch“, dem es gelungen war, sich
vorübergehend in das sonst leerstehende
Oberstübchen des Herrn Roosevelt ein-
zuschmuggeln, ist jedoch in der Lage,
die wirklichen Gründe für die präsiden-
tiale Flucht vor dem Frühstück zu ent-
hüllen. Seine sensationellen Berichte ha-
ben folgenden Wortlaut:
Weißes Haus, am Montag.
Gerade als der Präsident neue Anstalten
machte, sich am Feuer des Weltbrandes
die Finger zu verbrennen, verbreitete
sich im Weißen Hause der Schreckens-
ruf: „Der Herzog von Windsor wird
nächstens hier eintreffen“. Frau Roose-
velt, die schon auf dem Wege zu La-
guardia gewesen war, um ihren Dienst
als Freiwillige Nr. 1 anzutreten, wurde
zurückgerufen.
Ihre Ansicht, ein bißchen Windsor-Sup-
pe würde sie schon noch kochen können,
wurde vom Präsidenten scharf gemiß-
billigt. Suppe lehnt er kategorisch ab,
weil er immer fürchtet, es könne ihm je-
mand die Suppe versalzen.
Man beschloß, für den nächsten Tag
eine Vollsitzung des Hirntrusts einzu-
berufen. .
Die Sitzung des Hirntrusts hat stattge-
funden. Anwesend waren außer dem
Ehepaar Roosevelt die Hausjuden Ro-
senman und Sherwood, ferner der ehe-
malige Botschafter Bullitt, Oberst Do-
novan und Dorothy Thompson. Zweck
der Zusammenkunft war der Versuch,
einen Speisezettel für das Windsor-
Frühstück zusammenzustellen.
Der von Rosenman vorgeschlagene ko-
schere Fleischgang wurde abgelehnt.
Roosevelt äußerte nämlich die Befürch-
tung, das USA-Volk könnte „den Braten
riechen“, Bullitt deutete die Möglichkeit
an, Windsors würden bemerken, daß das,
was im Weißen Hause gekocht wird, we-
der Fisch noch Fleisch ist, und Frau
Roosevelt schließlich meinte, ein Bra-
ten, der ihrer Stimmung entspreche,
müsse „voller Sehnen“ sein und also
nicht schmackhaft.
Sherwood kam auf den für einen Pos-
senschreiber naheliegenden Gedanken,
ein „Ragout fin“ zu servieren, aber die
Thompson wendete ein, das bedeute die
amtliche Anerkennung und Nachahmung
des deutschen Grundsatzes „Kampf dem
Verderb", der doch gewiß nicht den In-
tentionen Roosevelts entspreche.
Donovans Anregung, Rehrücken mit
Cumberland-Sauce zu verabreichen,
brachte den Präsidenten in Harnisch.
Er schrie wütend, ihm werde ohnehin
häufig genug vorgeworfen, daß er einen
„Bock geschossen“ habe, und vertagte
die Sitzung auf Mittwoch.
Die Debatte über die Gestaltung eines
Frühstücks für den Herzog von Windsor
und seine Gemahlin wurde fortgesetzt.
William C. Bullitt hielt — schon als
Sympathie-Kundgebung für Stalin —
Kaviar für das passendste Gericht, fand
damit aber nicht den Beifall des Präsi-
denten, der seufzte, man sei bereits
durch die Nachrichten aus Sowjetien
„verstört“ genug und brauche deshalb
keinen Stör-Rogen mehr zu sich zu neh-
men. Die Idee, statt Windsor-Suppe
„Kälberzähne“ bereiten zu lassen, er-
wies sich anbetrachts der Frau Roose-
velt als undurchführbar. „Da haben wir
den Salat!“ murmelte Herr Sherwood
melancholisch. Dorothy Thompson griff
dieses Stichwort auf und pries die Vor-
züge eines zum Frühstück besonders
geeigneten Ochsenmaul-Salates. Dono-
van winkte entsetzt ab. So etwas könne
als boshafte Anspielung auf den bri-
tischen Informationsminister mißdeutet
werden und jenseits des großen Teiches
verstimmend wirken. Die Versamm-
lung der Mitglieder des Hirntrusts war
ratlos. „Hat denn das Weiße Haus den
Engländern wirklich nichts Besonde-
res zu bieten?" fragte Rosenman. „Ja,
Kuchen!“ erwiderte grinsend der Prä-
sident und erregte damit das vielsagen-
de Lächeln der Auguren. Nur Frau Roo-
sevelt verstand die Pointe nicht und be-
merkte, Kuchen könne man doch nur
zum Five o’clock auftischen.
Das brachte das Gespräch auf die zu
verabreichenden Getränke. Da war man
sich allgemein darüber einig, daß Tee
nicht in Frage komme, um Churchill
nicht zu kränken, der bekanntlich
dauernd „im Tee“ sei, Wein falle auch
weg, da man sich hüten müsse, irgend-
einem Engländer „reinen Wein" einzu-
schenken, und die Whisky-Sendung, die
Churchill beim Atlantiktreffen ver-
sprochen habe, sei leider von den Deut-
schen versenkt worden.
Die Versammlung vertagte sich, ohne
einen Beschluß gefaßt zu haben.
Am Donnerstag trat der Hirntrust be-
reits in den frühen Morgenstunden zu-
sammen, ohne daß den Mitgliedern über
Nacht etwas Passendes eingefallen
Als Frau Roosevelt von einem „Omelette
surprise“ schwärmte, wurde ihr be-
deutet, man habe im bisherigen Ver-
lauf des Krieges schon so viele „Über-
raschungen" erlebt, daß man auf weitere
gern verzichte. Außerdem müsse man,
wenn man schon den Herzog mit einer
Eierspeise bewirten wolle, aus Reprä-
sentationsgründen mindestens auf das
Ei des Kolumbus zurückgreifen, und
das hätten bisher immer nur die Achsen-
mächte gefunden, da ja Kolumbus ge-
bürtiger Genuese gewesen sei.
In diesem Augenblick meldete ein Die-
ner, der Oberste Bundesrichter wünsche
dem Herrn Präsidenten seine Aufwar-
tung zu machen.
„Das ist ein Wink des Schicksals!",
schrie Rosenman begeistert, „wir setzen
dem Herzog .Frankfurter' vor!" Roose-
velt, der nicht begriff, daß nicht von
Dr. Frankfurter, sondern von Frank-
furter Würstchen die Rede war, meinte,
s o unfreundlich brauche man den uner-
wünschten Gast denn doch nicht zu
empfangen. Im übrigen habe auch die
Englandhilfe. irgendwo eine Grenze.
Der Herzog solle frühstücken, wo er
wolle; er, Roosevelt, reise sofort nach
Hydepark.
Dies ist, wie der Sonderberichterstatter
des „Kladderadatsch" kabelt, die authen-
tische Vorgeschichte von Roosevelts
verfrühtem Wochen-Ende. Ro-si-
Kladderadatsch