Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
OOOOOOOOOOOOOOOQOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOQOQOOOGQOQOOOOWQOQ

K

Ivei Welten

Im Weißen Haus, da saßen zwei
in untecirdschen Grüften;
die rührten einen Sudelbrei,
die Menschheit zu vergiften.

Und wenn die Blasen stiegen,
dann kreischten sie: „Wir siegen!"

2» Afrika, da stand ein Mann
mit Willenskraft geladen;
mit klarem Geiste führt er an
ein Heer von Kameraden.

Im hellen Sonnenlichte -
da machten sic Geschichte.

OOOO&OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOQOOOOOO

Achtung! Joe spricht!

[Nachdruck »erboten 1 Copyright by Kladderadatsch]

Dem Kladderadatsch ist es gelungen,
einen Mitarbeiter zu gewinnen, von des-
sen Einsatz in unserer Berichterstattung
eine entscheidende Wandlung in der
Weltpublizistik abhängen kann. Wir wol-
len — um der Glaubwürdigkeit willen —
sogar wagen, den Namen andeutungs-
weise bekanntzugeben, von dem die
künftige Geschichtsschreibung einmal
sagen wird: hinc illae lacrimae! oder:
Der hat uns gefehlt! — Kurz und gut:
wir haben drahtlos den „strammen Joe"
gewonnen. Eingeweihte wissen, wie nahe
er Mrs. Roosevelt steht. Das sagt alles.
Der Augenblick für seinen Start ist gün-
stig. Mr. Churchill weilte sozusagen ins-
geheim in Washington, bzw. an jenem
unaussprechlichen Ort, den der Präsi-
dent für solche mehr fatalen als gehei-
men Zusammenkünfte erfunden hat. Nun
also — wir wissen mehr, als jenen lieb
ist. Wir haben ja den strammen Joe. Im
folgenden lesen Sie seinen ersten Be-
richt. Er wurde im Schlafzimmer des
Präsidentenehepaares aufgenommen, wo
sich Joe — weiß der Teufel, aus welchen
Gründen — verborgen aufhielt. Lesen

„Dicke Luft. Habe mich gut getarnt
untergebracht. Missie (d. i. die Präsi-
dentin. D. Schriftl.) ist sehr aufgeregt
und fährt ab und zu aus den Kissen.
Frank sehr kleinlaut. Churchill muß ihm
schwer zugesetzt haben. Zuerst ging es
wohl um Gummi. Frank sagt: ,Ich konnte
das Ekel doch nicht davon überzeugen,
daß wir nicht einfach radieren können!
Wir müssen jedes kleine Gummistück
haben, in jeder Form, sagte ich ihm. Er
rülpst laut und meint: Da — haben Sie
meins! Und gibt mir sein Radiergummi..'

— ,Und du hast es ihm nicht um die
Ohren geschlagen, diesem eingebildeten
Engländer?* — .Werde mich hüten! Es
war ein Stückchen mehr. .* Missie weint
in die Kissen. Der Präsident sucht sie zu
trösten: ,Uaß doch, laß doch, Liebling,
mußt es nicht so tragisch nehmen, take
it easy! Denk an die sechs Stämme der
Irokesen..* Sie: ,Ach, die Trottel, die
werden mit ihrer Kriegserklärung an die
Nazis auch den Kohl nicht fett machen..'

— ,A propos — Kohl !* meint Franklin,
,der aufgewärmte von gestern hat mir
schwer im Magen gelegen. Du mußt es
mit der Vereinfachung unseres Weißen
Haushaltes aber auch nicht zu toll trei-
ben. Auf den Kohl kann ich die Gänse-
leberpastete hinterher nicht mehr ver-
dauen. Wenn ich auch mit dem alten
Schnapskerl später Whisky in den Sekt
gegossen habe ..' Missie: .Kannst du ihn
nicht bald los werden ?* Franklin: ,Er hat
sich festgebissen. Will durchaus nicht
darauf eingehen, daß wir die Bomben-
flugzeuge und die Engländer die Muni-

tion produzieren sollen.* Missie: ,Wie
kommst du aber auch bloß darauf?*
Franklin: ,Den verfluchten Deutschen
abgelauscht: Getrennt produzieren und
vereint schlagen. Haha! Wir haben doch
aucH Köpfchen!' — ,Und darauf geht er
nicht ein'?* — .Nein, er trotzt, das Tr'otz-
köpfchen aus Whitehall! Er sagt, er
wolle seine eigenen Modelle machen.*
Missie fährt aus den Kissen: .Modelle?
Pariser Modelle? Haben die etwa noch
welche in London ?* — .Aber nicht doch!'
vermahnt sie Frank, ,es geht doch um
die Flugzeugtypen. Aber wie kann ich
so etwas unserer Presse klarmachen. Es
ist genau so wie mit Molotow, — so
etwas kann ich doch unseren Leuten
nicht anbieten, die schlagen mich —
ich meine unsere Kandidaten im näch-
sten Wahlgang schlagen sie .. Dieser
Churchill hat ja keine Ahnung davon,
daß unser Publikum keine Ahnung hat
— ich meine: von der wahren Kriegs-
lage..* Missie: .Frank, .Liebling, du
machst mir direkt Angst! Ich werde
doch nicht etwa durchfallen?* Frank:
,Wo?‘ — ,Esel — bei der Wahl!* Mis-
sie haut auf den Nachttisch, daß die
Lampe springt, und schreit hysterisch:
,Ich muß, ich muß, ich muß ins Parla-
ment!* Franklin streichelt sie: .Sollst ja
auch, sollst ja auch! Denk doch an die
Tausende von Verbrechern ..' Missie

schreit auf. Franklin streichelt weiter:

.— die sich mit uns solidarisch erklärt
haben .. 450 sind schon im Zuchthaus
ausgebildet und treten bald in unsere
Leibgarde ein . .* Missie hat sich erholt
und fragt weiter: ,Was will er denn
noch?* — ,Der Verbrecher?* — ,Ach was
— dieser Churchill?* — ,Er sagte, er sei
wegen des Sieges gekommen. Wir sollten
nun endlich auch unser Teil dazu tun,
sie hätten schon genug verloren ..' Mis-
sie lacht böse: ,Die können gar nicht ge-
nug -* Frank hält ihr den Mund zu,

klemmt sich dabei im Gebiß und zischt:
.Still! Wenn jemand zuhört!' Missie:
.Hier? Old boy — wohl nicht ganz rich-
tig?* Frank: .Unsereiner kann nie wis-
sen. Clark Gable will sich als Flieger
ausbilden lassen, um nachher für die
Soldaten zu filmen .. Der ist imstande
und macht uns hier eine Szene!* Missie
leuchtet auf: ,Du — ich habe eine Idee..'
Frank: .Eine Idee?! Kind, schnell einen
Bleistift! Wir haben den ganzen Abend
eine Idee gesucht! Na, was?* — ,Du
trittst dem Dicken, ich meine dem Chur-
chill, diesen Clark Gable ab!* — ,Als
Hilfe für Libyen ..' — .Nein — für
Nahen Osten . .* — ,Nein„ für Fernen
Osten!* — .Nein — für Europa.*— .Nein,
für Indien!* Beide gleichzeitig: .Ist ja
egal!* Der Rest ging im Schluchzen der
Freude unter .. Schluß!" Thmink

Kladderadatsch
 
Annotationen