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33.6. erhielt jüngst vo» Australien
snmbolbeschwerlc Villualieii:
da es sich ja erwiesen hat,
die Churchill-Ente macht nicht satt,
erschienen »ns der Südsee jene
in Rede steh'nden schwarzen Schwäne.

Sie schwammen traurig Ubers Meer,
in trauersarbener Couleur,
als wollten sie die Briten mahnen,
es müsse ihnen manches schwanen,
was man - wenn's eintrisst - gibt bekannt
mit einem dicken Trauerrand:

„33ir annoncieren lief gerührt,
baß unser Reich begraben wird!"

Die Vögel sangen auch beklommen
vo» Schissen, die nicht angekommen,
und daß man übern Ozean
nur noch gelangen kann als Schwan,
indem, ivas dampft und ivas motorisiert ist,
im Handumdrehen torpediert ist,

Deshalb empfahlen denn die Schwäne:
„Man wandele uns um in Kähne,
damit wir - sonst nur ZUchterspott -
in Zukunft dienen dem Transport!" -
33. C. de» Tieren höflich dankte,
worauf er kräftig Whisky tankte.

Dann trat vors Unterhaus er hin
als ein moderner Lohengrin.

Bestürmt, nun endlich klar zu sagen,

ob man zu hoffen könne wagen,

sprach er:'„Nie sollst du mich befragen!" -

Hier endet unser Lied,

denn währenddessen

man seine Antwort eifrig »och beriet,

hat er die beiden Schwäne aufgesressen.


llemiiiinncläiivs

Nilk. Himmel, jetzt ist die Welt wirk-
lich durcheinander gekommen! DieSache
begann damit, daß Herrn Roosevelt die
Grenzen des eigenen Landes zu eng
wurden, sodaß er die westliche Hemi-
sphäre entdeckte, um sich freier tum-
meln zu können.

Wir hatten bald spitz, daß seine Hemi-
sphäre eine Semisphäre war und daß
die Grenzen der westlichen Hälfte der
Welt so dehnbar wurden wie der gute
Gumnji, den die Vereinigten Staaten
nicht mehr besitzen. Die Ausdehnung
des Rooseveltschen Machtanspruchs be-
schleunigte sich mit der Kampfansage
an die totalitären Staaten bis zur Stabi-
lisierung des eigenen Anspruchs auf die
Totalität der Welt.

Als Onkel Sam schmerzhafte Stiche in
dem achterlichen Viertel seiner Hemi-
sphäre empfand, mit dem er auf dem
anderen Ufer des Pazifik saß. trat in
sein Auge zur erdgebundenen Habgier
ein überirdischer Glanz: Mister Roose-
velt, zur Zeit unverantwortlicher Ge-
schäftsführer der Firma „Gottes eige-
nes Land“, wollte auch die Anteile sei-
nes stillen Seniorpartners, des lieben
Gottes, übernehmen und sich zum Hei-
land der Welt erküren lassen; der gan-
zen Welt selbstverständlich. Ein Ge-
danke, der gar nicht so fern liegt für
einen Mann, dessen sämtliche Berater
durch Rasse und Religion verpflichtet
sind, noch auf den Messias zu warten.
Wir hörten den Sphärengesang des de-
mokratischen Weltschöpfungsprozesses
über den Wassern des Atlantik, auf des-
sen Wellen zur Zeit die Fetzen der
Magna Charta der Freiheit sogar der
Negerrepublik Liberia schwimmen.

Ja. anders als sonst in Menschenköpfen
malt sich in Roosevelts Kopf die Welt.
War es schon schwierig zu begreifen,
daß zur Verteidigung der einen Hemi-
sphäre tief in die andere gegriffen wer-
den mußte und daß die neue Welt an-
geblich nur in der alten zu erobern war,
so droht die hemisphärliche Geschichte
jetzt in ein kritisches Stadium zu treten:
Ellinor, die bessere Hälfte des Präsi-
denten der westlichen Halbwelt, macht
sich auf den Weg in die große Welt.
Solch einen kühnen Schritt hat schon
manche Dame'vor ihr getan. Keine al-
lerdings mit leeren Händen. Die arge
Welt schaute dann freilich nicht auf die
Hände, sondern sie schaute auf das
Herz der kühnen Demimondänen, und
dieses Herz war meistens voll.

Auch Ellinors Hände sind nicht leer.
Sie halten das Kriegsmaterial, für das
man nur Schiffsraum braucht, um es an
allen Enden der Welt zum Segen der
Völker einzusetzen. Was macht’s, daß
die Hände rot sind vom Blute der Ju-
gend der USA.? Auf das Herz kommt’s
an, tja, und Ellinors Herz ist voll von
artigen Lehren für Sitte, Anstand und
guten-Ton der — neuen Welt.

Sie will uns zeigen, wie rückständig das
alte Europa mit seiner Auffassung von
weltmännischem Benehmen ist. Es gilt,
im Kampf um die Erhaltung der west-
lichen Hemisphäre auch der alten Welt
den hemimondänen Ton beizubringen.
Ellinors Sohn John gab im August 1937
dem Bürgermeister von Cannes eine
Kostprobe des guten Tons in allen Le-
benslagen. Er kippte ihm bei der Be-
grüßung ein Glas Sekt ins Gesicht, und
dieser gänzlich ungehobelte Mann nahm
das auch noch übel! Erstais John Roose-

Kladderadatsch

velts Freund geistesgegenwärtig einen
Strauß Hortensien in einem Sektkübel
befeuchtete und dann dem Oberhaupt
der Stadt ins Gesicht schleuderte, stell-
te dieser seine doch grotesken Versuche
ein, gequält zu lächeln statt laut den
gelungenen Scherz zu beklatschen.
Freut euch, ihr Völker Europas, Ellinor
kommt als Künderin einer neuen Kultur
aus dem Lande der patriotischen Ent-
kleidungsszenen. Sie kommt aus dem
Lande, das endlich die Hygiene an Stelle
der Moral setzte. Sie ist Expertin in
Fragen der Jugendwohlfahrt, denn vier
Millionen Jugendlicher lungern verwil-
dert und beschäftigungslos in den USA.
herum. Sie kommt aus dem Lande der
königlichen Gangster.

Fast ein halbes Jahrtausend amerikani-
scher Entwicklung hat Europa verschla-
fen. Während wir an alten Zöpfen
festhielten, war die westliche Hemi-
sphäre eine Freistatt der rassischen
Auslese aller Erdteile. Sie öffnete ihre

Tore der Blüte des schwarzen Konti-
nents und lauschte den dunklen Kindern
der afrikanischen Sonne ihre Tänze und
Gesänge ab. Sie nahm aus Asien das
auser.wählte Volk auf, an dem sich Eu-
ropa so schwer versündigte, seit der
erste Europäer dem ersten Juden zum
erstenmal genauer unter den Hut schau-
te..Die neue Welt hatte auch Raum für
die, denen Europa zu eng oder der Bo-
den Europas zu heiß wurde. Und sie
alle, die drüben waren, nahmen es so-
gar auf sich, den Nachzüglern durch
die Pazifizierung des roten Mannes
Platz zu schaffen. Ist es unbillig, wenn
diese Hemisphäre dem Drang jeder hal-
ben Welt folgt und nach Welt strebt?
Wenn ein Mann sich auf den Weg in
ei ne andere Sphäre macht, kehrt irgend-
wann eine Frau in seine zurück. Das ist
der Lauf der Welt. Wir dürfen uns nicht
beklagen, denn es hat immerhin 450
Jahre gedauert, bis Ellinor kam, nach-
dem ColumbuS ging. /lanlon
 
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