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Landshut. Die „Landshuter Zeitung“ Nr. 10
schreibt: „Im Jahre 1443 wurde die Stadt
Landshut nach dem Chronisten durch eine
pestartige Krankheit sozusagen entvölkert,
wie denn im Mittelalter Mangel an einem
Stadtpflaster, die todhauchenden Wasser-
gräben, Unbekanntschaft mit dem Hemde
in den unteren Schichten, Genuß geräucher-
ter und starkgesalzener Speisen etc. der
Epidemie hilfreiche Hand boten. Gleiches
Unglück stürzte sich über die Stadt fünfzig
Jahre später, immer mit Erbrechen begin-
nend und endend.“

Gerade die unteren Schichten des Hemds sind
oft die Träger der Krankheitserreger.

Wien. Das „Neue Tagblatt“ Nr. 40 enthält
folgende Heiratsanzeige: „Kaufmann,35/166,
gebild., gute Verhältnisse, Wohn., s. gut aus-
sehende Ehepartnerin, auch Witwe, bis 28,
gesund, aus gut., mögl. Geschäftshaus, mit
Ausstatt. (Möb.), gute Zähne.“

.. Weil es manche harte Nuß zu knacken
gehen wird.

Feldpost. Sie haben in der „Donau-Boden-
see-Zeitung“ Nr. 12 die folgende Anzeige
gefunden: „Bauernsohn, ges. Alters, s. Wohn,
bei alleinst. Frau od. Fr!. Evtl. spät. Heirat.“
Sie sind empört. Aber bitte beruhigen Sie sich:
dem Bauernsohn ist- es nur um die Wohnung zu
tun; das Heiratsversprechen geht ganz nebenher
als besonderer Köder. Zudem ist es ja nur

Prag. F. F. Sie senden uns einen Ausschnitt
aus einem Prager Blatt, in dem es unter der
Überschrift „Aburteilung von Schwarzhänd-
■lern in Nordchina“ heißt: „Nach einer ja-
panisch-chinesischen Erklärung werden ja-
panische und chinesische Staatsangehörige in
Nordchina, die Schwanzhandel treiben,
Lebensrnittel oder andere Güter hamstern
und sie zu ungesetzlichen Preisen kaufen
oder verkaufen, in Zukunft nach den Militär-
gesetzen abgeurteilt werden.“

Es ist uns nicht genau bekannt, ob die Ochsen-
schwanzsuppe in Nordchina ebenso begehrt ist
wie bei uns. Wir könnten uns dann schon einen
Schwarzhandel mit diesen Rohstoffen denken.
Sie nicht —i

Alte

Kladderadatsch-Jahrgfinge

gesucht

KAMPF MIT DEM WIDDER

Als Sonntagskind unterm Sternenbild
des Schützen erblickte einst Nöke
die Lichter der Welt auf dem Lebensgefild
bei mystischem Widdergeblöke.

Im Chaos noch weideten Geister, vom Gott
berufen, als Widdermenschherde
für Nöke zu werden ein Schicksalskompott
von Freunden und Frau auf der Erde.

Sie haben sich nach und nach alle alsdann
sturstracks ins Dasein geschliddert
und immer mehr Nöke, den Schützenmann,
umwiddert und angewiddert.

Er möchte wohl manchmal schießen, wenn sie
des Widerspruchs wider ihn schuldig,
und bleibt doch als Weiser, in Harmonie
mit sich und der Welt, so geduldig.

Er meint, daß vielleicht zu belehren sind
auch Widder, mit Sanftmut, nicht Brüllen:

Er ist ja nun mal ein Sonntagskind,
dem sich alle Wünsche erfüllen.

Freiberg. P. B. Sie senden an den „Kladde-
radatsch" nach München eine originelle An-
zeige aus einer Dresdner Zeitung — obgleich
der besagte „Kladderadatsch“ als echter
Berliner sich seit 95 Jahren seinen guten Ruf
erworben hat. Nichtsdestoweniger erreichte
uns Ihr Brief mit diesem Ausschnitt: „Haus-
mannswohng. in Villa, Nähe Stübelplatz,
Stube, 2 Kammern, Küche, an Ehepair oder
einzelne Frau, auch mit Hindern, sof. zu
vergeben."

Nun — das soll entweder eine Abkürzung für
„Frau mit Hinternissen“ sein oder eine Um-
schreibung für Sitzgelegenheit, Polstersitzgelegen-
heit allerdings, wie der weiche Konsonant an-

Großrhüdcn a. H. H. B. Sie senden uns fol-
genden Ausschnitt aus einer Harzer Zeitung:
„Ankara, 3. Februar. Wie die türkische Nach-
richtenagentur Agence Anatolic berichtet,
hatte Churchill auf seinen Wunsch am 31. Ja-
nuar, eine Zusammenkunft mit dem türki-
schen Staatspräsidenten Ismet Inoenue in
Adana. Es wurden, wie das Communique
mitteilt, allgemeine, im Rahmen der türki-
schen Neutralitätspolitik liegende Frauen be-
sprochen."

Sie fragen: „Cherchez la femme" in der Politiki
— Wir meinen auch, daß diese Zeiten eigent-
lich vorüber sind....

DAS ERSTE GRÜN

Ehe die ersten Blumen bliihn,
wird Jelängerjelieber grün,
früher als alle Bäume.

Städter staunen: ein grüner Strauch;
kommen sie näher, sehen sie’s auch:
nur Jelängerjelieber!

Was heißt „nur"! Ist Grün nicht GrünI
Erster Preis wird drum verliehn
dir, Jelängerjelieber.

Was der helle Vogelton
längst dem Ohr verkündet schon,
kündest du dem Auge:

Frühling, Frühling stellt sich ein,

Grün wird wieder die Erde!

Berlin. A. T. Z. In Nr. 2 gaben wir eine uns
eingesandte Geburtsanzeige wieder, bei wel-
cher die Unterschrift des Vaters den Zusatz
trug: „z. Z. Universitätsfrauenklinik, Pri-
vatstation“. Sie erinnerte uns an den Brauch
einiger Naturvölker, daß bei Geburtsfällen
der Mann sich ins Bett legt. Diese Sitte
scheint sich in der Tat immer mehr bei uns
einzubürgern, bekommen wir doch zahlreiche
Zusendungen mit ähnlichen Anzeigen. So
geht uns heute aus Wuppertal-Elberfeld ein
Blatt vom 13. Februar 1943 mit folgender
Ankündigung zu: „Gerda Maria. Die glück-
liche Geburt unseres zweiten Kindes zeigen
wir an. Maria-Therese Z., geh. L., Walter Z.
Zur Zeit Landesfrauenklinik X. 9. Februar

Wir werden uns daran gewöhnen müssen, in Zu-
kunft nicht nur von Wöchnerinnen, sondern auch
von Wöchnern zu sprechen.

Wien. Das „Neue Tagblatt“ Nr. 4 veröffent-
licht folgende Heiratsanzeige: „Industriebe-
amter, 42/172, gut. Eink., mat. desinter., s.
Ehebekanntsch. in. hübscher, eleg., tempera-
mentv. Dame. Zusclir. m. Ganzlichtbild (wird
ehrenwörtlich retourniert) unter „Schöne
Beine 4145“ Verlag."

Wenn es diesem Herrn so wichtig ist, schöne
Damenbeine zu sehen, dann muß er bei Ganz-
lichtbild in Klammern setzen „Badeanzug".

Reichenbach. M. L. Im „Reichenbacher Tage-
blatt“ vom 16. Januar findet sich folgende
Anzeige: „Fröhliche gebildete Frau (52
Jahr), sucht einen Mann, er kann ab und zu
auch ein bißchen knurren.“

Knurrhähne vorI

Sieglar. Dr. St. Im „Westdeutschen Beob-
achter“ vom 26. Januar lesen wir folgende
Anzeige: „Junges Mädel, welches Lust u.
Eignung für Büro hat und dem nebenbei Ge-
legenheit geboten ist, den Haushalt gründ-
lich zu verlernen (Hausgehilfin vorhanden)
in angenehme Stellung mit Familienanschluß
gesucht.“

So etwas anzubieten ist eigentlich unmoralisch.
Wir hoffen, daß es nicht ernst gemeint ist.

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Kladderadatsch
 
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