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Steckbriefe


CH R

Militärmusik — mal ganz anders

Der Trompeter eines amerikanischen Trup-
penlagers in England hat eine neue Methode
für den Weckruf erfunden. Diese bläst er
nämlich neuerdings zu heller Freude der
amerikanischen Soldaten im Swingtakt. Hö-
here Offiziere haben dies nicht etwa ver-
boten, sondern ganz im Gegenteil ihrer Hoff-
nung Ausdruck gegeben, daß der Swing-
wcckruf allgemein Beispiel werden möge.
Hierdurch ermutigt, blies der Trompeter am
Abend den Zapfenstreich in Form eines ein-
schläfernden Wiegenliedes. Ein bei dieser
Gelegenheit anwesender amerikanischer Ge-
neralmajor erklärte, beinahe zu Tränen ge-
rührt, daß er in seiner langjährigen kriege-
rischen Tätigkeit noch nie so etwas Schönes
gehört habe.

Ob der Yankeetrompeter den ehemaligen
„Sing-Sing‘'-Insassen, militarisierten Gang-
stern und ähnlichen Zierden der mensch-
lichen Gesellschaft morgens einen Swing und
abends das Lied bläst: „Schlaf ein, schlaf
ein, mein Blondengclein!“ kann uns im höch-
sten Maße und in tiefster Seele gleichgültig
sein. Von uns kann auch gern der Yankee-
Generalmajor den synkopierten Song vom
kleinen Kohn für den Höhepunkt der musi-
kalischen Kultur halten. Uns genügt die un-
erschütterliche Gewißheit, daß auch den
Rooseveltsoldaten noch recht kräftig der
Marsch geblasen werden wird. Und was die
Swingboys außerhalb des Rahmens der Pro-
duktion von Militärjazz sonst noch können,
das wird sich herausstellen, wenn auch für
sie „der Tanz“ wirklich einmal beginnt.

Gefunden und wieder verloren

Die in Illinois (USA.) herausgegebene Zeit-
schrift „Lost and Found“, die ausschließlich
von ehemaligen Insassen von Irrenhäusern,
die geheilt entlassen worden sind, herausge-
geben wird, stellt fest, daß Roosevelts Be-
rechnungen über den Kriegsverlauf bisher in
allen Einzelheiten sich als zutreffend erwie-
sen haben.

Bei den Leuten von der Schriftleitung ist be-
dauerlicherweise ein Rückfall eingetreten, k. t.

Staat im Staate

Die New-Yorker Feuerwehr soll bewaffnet
Weil die Plünderer zu sehr auf ihr Gewohnheits-

Echt britische Hilfeleistung

Casey, der englische Minister für den Mitt-
leren Osten, erklärte in einer Ansprache,
daß der Mittlere Osten keinen Mangel leide.
Dies sei beachtlich, wenn man bedenke, daß
der Mittlere Osten früher fünf Millionen
Tonnen zivile Versorgungsgüter jährlich
einführte, heute aber selbstversorgend sei.
Man entbehrt dort nämlich froh, was man nicht
hat, und die Fröhlichkeit kommt daher, daß die
Briten der einheimischen Bevölkerung in dan-
kenswerter Weise die Geldausgäben für Lebens-
mittel und Versorgungsgüter gründlich ersparen.
Shakespeare an Churchill
„Bangt dir davor, derselbe Mann zu sein in
Tat und Kraft, der du in Wünschen bist?"
Die Gewalt

In Ägypten sind britische Werbebüros er-
öffnet worden, die mittels hoher Handgelder
ägyptische Seeleute für die Todesfahrten
auf englischen Schiffen suchen.

Und hilft das hohe Handgeld nicht, so greift
man eben zur hohen Handschelle!. p 1,

Das bolschewistische Fundament
Wie der Londoner „Daily Herald“ meldet,
ist dem königlichen Institut der Architekten
Großbritanniens von offizieller Seite aus
Moskau das Angebot gemacht worden, so-
wjetische Architekten nach England zu ent-
senden. Wie es in dem Angebot heißt, glaubt
man in Moskau, daß die Sowjetarchitekten
mit ihren in den letzten 20 Jahren erwor-
benen Kenntnissen im Städtebau den Briten
nützliche Lehren erteilen könnten.

Man wird unter diesen Umständen damit rech-
nen können, daß in Zukunft der Bolschewismus
in England noch stark untermauert wird. k. v.

Das Schulbeispiel

Der Londoner „Daily Telegraph" nennt den
USA.-General Eisenhower den vorsichtig-
sten General, der in diesem Kriege jemals
ein Kommando führte.

Eisenhower wird das als eine Schmeichelei auf-
fassen, wenn er das Sprichwort kennt, daß Vor-
sicht der bessere Teil der Tapferkeit ist. k. v.

Der erste Fall

Beim New-Yorker Gericht hat eine rot-
haarige Bardame Willkie wegen Bruchs des
Heiratsversprechens verklagt.

So leidet Willkie gleich beim erstenmal, wo er
geistige Anstrengungen gemacht hat, Schiffbruch.

Die Laus im Pelz

Eine englische Zeitung gestand kürzlich et-
was verschämt, daß die Sowjetmatrosen, die
ab und zu im Londoner Hafen landen, nicht
eben dem Idealbild menschlicher Sauberkeit
entsprechen. In diesem Zusammenhang stellt
man fest, daß London zur Zeit eine wahre
Ungezieferinvasion erlebt. Verzweifelt haben
Eltern festgestellt, daß ihre Kinder völlig
verlaust aus der Schule kommen; daß es un-
möglich ist, einen Abstecher in die Hafen-
gegend zu machen; daß London Gefahr läuft,
dieser Invasion zu erliegen.' Der Minister
für Hygiene und Gesundheit wurde deshalb
heftig angegriffen.

Was soll aber der arme Minister dagegen tun!
Man kann es doch gegenüber dem Bundes-
genossen nicht verantworten, diese Errungen-
schaften der Bolschewisten öffentlich zu be-
kämpfen. k T

I

Kladderadatsch
 
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