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CHRONIK

Die Plutokraten werden bekanntlich nicht
müde, immer wieder zu betonen, sie führten
diesen Krieg nicht aus eigensüchtigen
Gründen, sondern weil ihnen die kleinen Na-
tionen teuer seien. Da ihnen das kein Mensch
glaubt, sehen sie sich genötigt, den Wahr-
heitsbeweis für ihre Behauptung anzutreten.
Der sieht so aus:

„Der Londoner ,Star‘ regt sich über die
verschwenderischen Gehälter auf, die von
gewissen in London .residierenden* Emi-
grantenregierungen ihren Angestellten be-
zahlt werden. So bekomme beispielsweise
eine einfache Schreibkraft im .Hauptquar-
tier* des Herrn de Gaulle wöchentlich
160 RM ausbezahlt. Gehälter von 16 000 bis
20 000 Mark für subalterne Beamte in die-
sen Delegationen seien keine Seltenheit,
und der Portier vor dem Gebäude der tsche-
chischen Emigranten, der außerdem noch
einem anderen Beruf nachgehe, erhalte z. B.
wöchentlich 100 RM dafür ausbezahlt, daß
er gelegentlich einen Wagenschlag öffne
oder schließe.“

Der „Star" vergißt hierbei anscheinend völ-
lig, daß sich die Emigranten offenbar eine
Art Risikoprämie auszahlen lassen, denn —
wie der Verkauf der kleinen Nationen an
Moskau beweist, sind für die Exilregierun-
gen „Geschäfte“ mit Albion dubios. —
Außerdem ist die Auslassung des „Star“
nicht unerwidert geblieben. Die Emigranten
haben, wie die folgende Meldung besagt,
eine Gegenrechnung aufgemacht:

„Die Emigranten aus europäischen Län-
dern, die England zuliebe ihr Vaterland
verlassen haben, beklagen sich bitter über
den .Undank*, den sie erfahren. Die nor-
wegischen Emigranten in England — so
stellte dieser Tage der ehemalige Storting-
Präsident Hambro fest, müßten jeden Flug-
platz und jeden Flugzeugschuppen teuer
bezahlen und für jedes in englischem Dienst
stehende — dem Heimatland entzogene
Schiff hohe Hafenabgaben bezahlen.“

Tja, wenn sich der „Norweger“ Hambro-
Hamburger mit den Pressejuden des „Star“
über den Rebbach streitet, dann kann sich
der „Kladderadatsch“ auf die Rolle des amü-
sierten Zuschauers beschränken und den
Kommentar dazu einem Kenner überlassen,
nämlich dem Nichtarier Heinrich Heine:

„Und es will mich schier bedünken,-

daß sic alle beide stinken!“

Wie die „Times“ meldet, fiel ein Bild Chur-
chills dem Attentat unbekannter Täter zum
Opfer. Das Bild war — neben einem Konter-
fei Stalins — am Eingang einer sowjeti-
schen Propaganda-Ausstellung in der Ox-

Der Weg ums Kap nach Indien ...

Einil war für Englands Größe ein Symbol
der Weg nach Indien, was leicht erklärlich.

(Daß die Torpedos doch der Teufel hol'!

Heut ist das Mittelmeer verdammt gefährlich.)

Als le'tzte Hoffnung, wenn auch nicht sehr nah",
den Weg ums Kap zum Leitmotiv man machte.
Noch hat Vertrau'n man zu Südafrika.

(Doch leider kam es anders, als man dachte.)

Die deutschen U-Boot-Rudel ohne Zahl
sind für die Briten eine Schicksals-Mahnung:

Das „Kap der Guten Hoffnung"war einmal, - -
Heut geht der Weg nach Indien
ums „Kap der bösen Ahnung"!

Kladderadatsch

fordstreet aufgehängt. Nachts machten sich
die Attentäter die Mühe, in die Ausstellung
einzudringen und das Bildnis des britischen
Premierministers zu vernichten.“ —
Bolschewisierung Englands! — Die briti-
schen Kommunisten begnügen sich nicht da-
mit, provisorisch nur das Bild des Herrn
W. C. aufgehängt zu sehen, sondern sie
sehen sich — darüber hinaus — genötigt,
ihm sozusagen einen Genickschuß in effigie
beizubringen. Das mag manchem Lord
schlaflose Nächte bereiten. Nur Mister
Eden fühlt sich noch sicher, denn erfah-
rungsgemäß pflegen die Bolschewisten über-
all nur die Intelligenz auszurotten.
Schaumschlägerei

Die USA.-Zeitschrift „Pie“, New York, stellt
fest: „Die amtlichen Verlautbarungen der
USA. über die Nachkriegszeit sind bisher
zu grandios, um auf den Durchschnitts-
menschen starken Eindruck zu machen."

Sie sind zu grandios, um wahr zu sein. k. v.

Amerikanisches Jahrhundert

Variante

Die USA-Zeitschrift bemängelt die Ausfüh-
rung der „Liberty-Schiffe“, da sie' nur eine
Maximalgeschwindigkeit von 10 Knoten auf-
bringen. Hierdurch wird die Geschwindigkeit
der Geleitzüge sehr herabgesetzt, da diese
nur so schnell fahren können wie das lang-
samste Schiff. Auch die Maschinen lassen
zu wünschen übrig, und außerdem erweisen
die verwendeten Eisenplatten sich häufig als
brüchig.

Die „Liberty-Schiffe“ fahren eben langsam, da-
für aber unsicher. k. v.

Die große Versuchung
Die Londoner „Times“ sagt, die persönliche
Freiheit sei den Briten immer als das höchste
Gut erschienen.

Aha, darum haben sie dieses Gut den anderen
Völkern gestohlen. k. v.

Die Grenze

Die amerikanische „Sunday Dispatch“ er-
klärte, die Vereinigten Staaten erkennten
nur noch den Himmel als ihre Grenze an.
Und den haben sie nach Roosevelts Äußerungen
auf alle Fälle auch schon gepachtet! h. k.
 
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