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In den Vereinigten Staaten von Nordamerika haben sich auf-
sehenerregende Dinge abgespielt: Unter dem Vorsitz des Innen-
ministers Ickes wurde eine Gesellschaft zur Förderung der
Freundschaft zwischen den USA. und der Sowjetunion gegründet.
Dem Vorstand dieser Gesellschaft gehören unter andern die Ju-
den Albert Einstein, Charly Chaplin und Leopold Stokowsky an.
Durch einen besonders glücklichen Zufall ist der „Kladdera-
datsch“ imstande, einen wortgetreuen Bericht der Gründungs-
versammlung dieser neuen Gesellschaft zu veröffentlichen. Ein
verwegenes Mitglied der Humorabteilung der Fünften Kolonne
hatte nämlich im Reißverschluß der Dienstkleidung einer an-
wesenden Typistin einen ultrakleinen' Dauericellensender ange-
bracht. So gelang es, die Reden und Gegenreden auf Magneto-
phonbändern aufzunehmen, die uns durch einen dressierten und
mit Außenbordmotor versehenen Walfisch nach Berlin gebracht
wurden, wo wir ihn am Ufer des Landwehrkanals erwarteten.

Im folgenden drucken wir nun die wichtigsten Stellen des uns auf
diesem nicht mehr ungewöhnlichen Wege übermittelten Sitzungs-
protokolls ab. Aus dem mündlichen Bericht unseres Kurier-Wal-
fisches konnten wir noch entnehmen, daß die Tagung in einem
New-Yorker Nightklub stattfand. Ihren „Standort“ wählten die
einzelnen Redner ganz individuell: Ickes saß auf einem Bar-
hocker, Einstein zwischen zwei Stühlen, Stokowsky auf einem
Flügel der Nebbich-Ltd., während Chaplin das Auto des kleinen
Mannes, nämlich seinen als künstlerisch wertvoll versicherten
Plattfuß, bevorzugte.

Weitere Erläuterungen sind nicht nötig. Wir geben daher jeweils
nur den Namen des Sprechers an und haben unsern Zeichner ge-
beten, die markantesten Stellen der Diskussion illusorisch zu ver-
deutlichen.

Ickes: Hallo, boys! Ich freue mich, daß so viele prominente
Uramerikaner meiner Einladung zur Gründung einer Gesellschaft
zur Förderung der Freundschaft mit der Sowjetunion gefolgt

sind, und begrüße zunächst den Professor Albert Einstein.-

Chaplin (unterbricht ihn): Sie, Herr Minister, wenn ich ge-
wußt hätte, daß hier zwei Komiker anwesend sind-

Ickes: Mister Einstein ist Philosoph!

Chaplin: Meine Rede! Also doch Komiker! Denn von mir
haben die Goyim und die Juden drüben gesagt, ich wäre ä Philo-

»USASUT

DIE GESCHICHTE EINER US.-BOI
GRÜNDUNG

Ickes: Mister .Einstein soll unsere Ziele wissenschaftlich un-
termauern!

Chaplin: Ein Stein is kein Stein! Ä Einsteiner wär mir höher,
wenn er hätte so seine vier Karat! Ä Einstein kann mer auch wickeln
um den Finger, emmes! Aber — Sie werden lachen — er schmückt
nicht so! Er ist ka Wertgegenstand! Mer kann ihm versetzen
bloß beim Rendezvous!

Ickes: Aber iwerden Sie doch nicht so persönlich!
Chaplin: Zu was bin ich ä Persönlichkeit! Der Einstein is
mir zu relativ! Mer brauchen absolute Sowjetfreundschaft!
Ickes: Aber der Einstein sagt, er kann verschwinden lassen
die Zeit im Raum.

Chaplin: So, wie das „Amerikanische Jahrhundert“ is ver-
schwunden im Pazifischen Raum!

■Ickes: No! Aber wenn Mister Kayser baut „Liberty-Schiffe“
in vierzehn Tagen, dann ist die Ewigkeit wie ein Tag, und wenn
Churchill wartet, daß sie ankommen, ist jeder Tag eine Eivigkeit.
Aber Einstein erklärt ihm dann, relativ wären sic schon geliefert.
Chaplin: Ihnen gesagt — sind se auch! Dafür, sorgen die
deutschen U-Boote.

Ickes: Zur Sache! Meine Herren! In der ganzen Welt be-
ginnt es in den Gehirnen zu tagen, deshalb müssen wir tagen, um
sie wieder zu umnachten.

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Gläubif

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Kladderadatsch
 
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