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Feldpost. L.-H. R., Res.-Lazarett N. Sie
schicken uns aus dem „Nassauer Volksblatt"
Nr. 40 vom 9. Februar 1943 eine amtliche
Bekanntmachung, laut welcher ein Landwirt
und ein Maurer verurteilt worden sind, und
zwar der Landwirt gemäß § 1 Ziff. 6 der
Verbr.-Reglg.-Straf-VO. zu einer Gefängnis-
straße von 4 Monaten, der Maurer gemäß
§ 2 Abs. 1 Ziff. 3 Abs. IV zu einer Gefängnis-
strafe von 2 Monaten.

Da ist doch der Landwirt ganz unverhältnis-
mäßig viel besser weggekommen als sein Mit-
schuldiger. Wir stellen es uns gar nicht so schlimm
vor, 4 Monate in einer Gejängnisstraße wohnen
zu müssen. Das tun doch in manchen Städten
viele durchaus unbescholtene Bürger jahrelang
freiwillig und ohne Murren.

Weiter übermitteln Sie uns aus dem „Main-
zer Anzeiger“ Nr. 27 vom 13. Februar 1943
eine Anzeige, durch die ein Fräulein, 46 J.,
evgl., jüng. ausseh., Hausfrau, vermag., sich
„einen ebenbürt. Ehepartner mit gesich. Ein-
kommen über 1,70 Meter groß“ wünscht.

Das Fräulein denkt offenbar in Sachwerten und
bemißt das Einkommen ihres Zukünftigen nach
den Kleiderstoffen, die es damit anschaffen kann.
Herford. Dr. K. Über „das gegenseitige
Verhältnis der Achsengegner nach Casablan-
ca“ bringt die „Rheinisch-Westfälische Zei-
tung“ in ihrer Nr. 79 vom 12. Februar 1943
eine Betrachtung aus Lissabon. Darin wird
aus einem Leitartikel der englischen Zeit-
schrift „National Review“ ein Abschnitt an-
geführt, der ergibt, daß zwischen England
und der USA. kein ungetrübtes Vertrauen
mehr herrscht. „ ... es sind auch viele Illu-
sionsschreier über die USA. vor den Augen
des einfachen Mannes auf der Straße ver-
schwunden.“

Und diese Illusionsschreier sind es wohl, die
wider Willen den Schleier gelüftet haben.

Kiel. O. K. In der „Kieler Zeitung“ Nr. 48
vom 26. 2. 43 haben Sie in einer Betrachtung
über „Pläne und Schwierigkeiten des USA.-
Schiffbauprogramms“ folgende merkwürdige
Feststellung gefunden: „Ebenso konnten
nicht genügend Krane für die neuen Werften
beschafft werden. Dadurch wurden die Bau-
leistungen der Werften stark verzögert, da
die Massenfabrikation von Schiffen eine ent-
sprechende Ausrüstung mit Kranken und
Hebezeugen voraussetzt."

Selbst wenn es sich um Lazarettschiffe handeln
sollte, können wir uns nicht vorstellen, daß eine
Ausrüstung mit Kranken für die Massenfabrika-

Eäsen. Frau A. M. Nach der „Essener All-
gemeinen Zeitung" (Nr. 61 vom 3. 3. 1943)
ist bei Bottendorf an der Unstrut das Skelett
eines sitzenden Hockers (aus der Mittel-
steinzeit) gefunden worden, der „völlig in
rot gefärbten Samt“ eingebettet war.

Mit Ihnen glauben wir, daß diese Nachricht be-
sonders in Krefeld, der freundlichen Samtmetro-
pole am linken Niederrhein, große Beachtung
finden wird. Fragt sich nur, ob die beim heutigen
Bottendorf seßhaft gewesenen Indogermanen den
Samt selbst hergestellt oder aus dem steinzeit-
lichen Krefeld bezogen haben.

BLAUER- ABEND

Den ganzen Tag sah man die Sonne nicht,
die hinter Wolkenklüften weit verborgen lag.

Und auch des Abends dämmerblaues Licht,
die Nacht verkündend, kam aus stillem Tag.

Nun steht die Stadt getürmt in blauem Schein,
mit Häuserquadern dumpf und wirr gerichtet,

von Menschenhand zu Menschenhand geschichtet.
Der Schoß des Himmels senkt sich schwer herab.
So schwebend wandert Dämmerung in die Nacht.
Tag wird zum Abend, Abend wird zum Grab.

In Wolkenschleiern ist ein Stern erwacht.

Und dunkles Blauen steht noch fern im Grunde;
doch längst entschlafen ist die Abendstunde.

Großengottern i. Thür. Dr. W. H. Im „Mühl-
häuser Anzeiger“ vom 16. Februar 1943 ha-
ben Sie eine überraschende Aufklärung der
finnischen Frühgeschichte gefunden, heißt es
doch in einem Aufsatz über den finnischen
Staatsphilosophen I. V. Snellman: „Die Ver-
bissenheit und Energie, mit der Snellman die
nationale Erweckung des finnischen Volkes
entflamte, ist ein altes Erbgut seines Ge-
schlechtes.“

Demnach sind also die Finnen offenbar aus den
Flamen hervorgegangen. Die bisherige Annahme
einer Wurzelverwandtschaft mit den Ungarn
scheint also doch nicht zu stimmen.

Beeskow. A. T. Z. Das „Tägliche Kreis-
blatt" bringt folgende Anzeige: „Junges

Mädchen üb. 18 Jahre für Büfett' gesucht.
Falls nicht firm, wird dieses auch angelernt.“
Wir würden doch empfehlen, das Büfett, wenn
es nicht firm ist, lieber anzuleimen. Von dem
Anlernen können wir uns keine rechte Vorstel-

In demselben Blatt findet sich auch noch
diese Anzeige: „Suche junges Mädchen über
18 Jahre für Geschäftshaushalt. Auf Wunsch
kann derselben das Kochen erlernt werden."

(soll wohl bedeuten: für sie) das Kochen erlernt?
Es wäre doch wichtiger, wenn ihr selbst das
Kochen gelehrt würde.

ZUR LEHRE ZU NEHMEN

Ein Dichter schreibt die schönsten Verse,
der Leser ruft spontan: famos!

Und schließlich sieht man dann, wird er se
trotz aller Schönheit doch nicht los!

Wie anders ist’s in diesem Falle!

Ein Buch, von dem die Läden blank —
das brachte, weil der Vorrat alle,
den Preis von hunderttausend Frank!

Mir scheint die Lehre der Geschichte,
das muß ich sagen, klipp und klar:
in Zukunft schreibe ich Gedichte

Nicht etwa, daß ich dichtensmüde,
doch diese Wahrheit ist und bleibt:
der Wert der Verse steigt rapide,
je seltener man welche schreibt!

Berlin, v. B. In dem Roman einer Berliner
Abendzeitung bietet in einer peinlichen Si-
tuation ein Polizeibeamter einer Dame ein
Auto an. Dann liest man weiter: „Danke,
ich bedarf Ihrer Hilfe nicht!“, beißt Monika
zornig zurück.

Es ist nicht hübsch von Monika, da gleich zu
beißen. Wenn aber gesagt wird „beißt zurück",
so scheint der Polizist doch wohl zuerst gebissen
zu haben. Und das ist erst recht nicht hübsch.
Marburg. Dr. Sch. Sie senden uns eine An-
zeige aus der in Oelde (Westfalen) erschei-
nenden Zeitung „Die Glocke“: „Bauernsohn,
40 Jahre, Obersekundareife, sucht Einheirat
in Landwirtschaft.“

Vermissen Sie etwa neben dem Hinweis auf die
Obersekundareife den auf die Heiratsreifef Sollte
da nicht die Angabe genügen, daß der Heirats-
kandidat 40 Jahre alt istf

Lemberg. H. R. In einer Besprechung des
Diesel-Films sagt die „Grüne Post“ in ihrer
Nr. 10 vom 7. 3. 43 von dem Titelhelden:
„Schon mit 12 Jahren sind Ansätze eines
bewußten Erkennens vorhanden, daß nur
Arbeit, Lernen, Selbstzucht ihn aus seiner
Armut und Unabhängigkeit befreien können."
Wir haben von Rudolf Diesel nicht die Vorstel-
lung, daß er sich so leidenschaftlich nach Ab-
hängigkeit sehnte.

Berlin-Charlottenburg. Dr. W. Q. „Gut ge-
tränt warteten die Schützen, ohne zunächst
zu schießen, bis sich der täglich einmal an-
kommende Zug mit seinen etwa 40 Wagen
näherte.“

Welchen Wert das „Zielwasser", stamme es nun
von Mampe oder aus Steinhagen oder sonstwo-
her, für gute Schießleistungen hat, weiß jeder
Jäger und Soldat. Kein Wunder daher, daß auch
im vorliegenden Falle, wie die BVZ-Abendaus-
gabe vom 4. }. 4} (Nr. 10p) meldet, die Schützen
einen vollen Erfolg erzielt haben.

Feldpost. G. S. Aus einem süddeutschen
Reserve-Lazarett senden Sie uns den „Völ-
kischen Beobachter“ Nr. 78 vom 19. 3. 43,
in dem aus Deutschlandsberg folgendes be-
richtet wird: „Die Landarbeiterin Maria

Schober schlug am 16. März vor ihrer Wohn-
keusche in Limburg wegen nichtiger Ur-
sache den mit ihr zusammenlebenden Franz
Scheller mit einer Holzhacke nieder, der
mehrere lebepsgefährliche Verletzungen er-

Sie meinen, Scheller habe vielleicht die. Wohn-
keuschheit der Maria Schober bedroht. Könnte
aber nicht „Wohnkeusche“ doch vielleicht eine
süddeutsche Bezeichnung für Hütte sein?

Zittau. K. G. Eine Bettfedern-Reinigungs-
anstalt macht im „Str. Anzeiger“ am 30. 11.
1942 bekannt: „Ratsam und hygienisch ist
es, wenn Sie Ihre neuen und alten Bett-
federn reinigen lassen. Neue Federn ent-
halten Horn und tierische Gerüche, gebr.
haften Scheißgerüche an. Diese werden d.
fachmännische Behandl. u. zwar d. Anwen-
dung von überhitztem Dampf beseitigt.“
Welch ein Glück, daß die geradezu ekelhaften
Gerüche der gebrauchten Bettfedern beseitigt
werden können! Es muß scheußlich sein, in Bet-
ten mit solchen — sagen wir fäkalischen Feder-
kissen zu schlafen.

schickt den
„Kladderadatsch''
Ih'i Held!

Kladderadatsch
 
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