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Wem gehört England?

Ein junger englischer Fliegeroffizier
hat in „New Leader“ dem Mister Chur-
chill die peinliche Frage vorgelegt, ob
er ihm sagen könne, wofür er eigentlich
kämpfen solle. Er sei bereit, für sein
Land zu kämpfen. Wenn man ihm aber
sage, daß England sein Land sei, dann
müsse er antworten, daß dieses England
nicht ihm und seinen Kameraden, den
Arbeitern, gehöre. England sei der
Besitz einer Handvoll reicher Leute.
Es sei nicht patriotisch, für das Land
zu sterben, das einige schwerreiche
Finanziers, Bankiers, Industrielle und
Presselords ihr eigen nennten.

Der junge englische Fliegeroffizier hat
ein Problem aufgerührt, das größer ist
als er glaubt.

Daß die Leute, die für England kämp-
fen, nicht das Gefühl haben dürfen,
England zu besitzen, ist eine alte Wahr-
heit. In früheren Jahrhunderten und
Jahrzehnten kämpften für England nur
Hilfsvölker, die von England lediglich
während ihres Einsatzes einen kargen
Sold und hinterher einen Fußtritt er-
hielten.

Als diese in aller Welt geworbenen
Söldner für die gesteigerten Ansprüche
einer sich sprunghaft entwickelnden
Methode der Kriegführung nicht mehr
ausreichten, verfiel England auf die
Methode, ganze Hilfsvölker zu engagie-
ren. Dies kostete zwar dieMühe, solchen
Hilfsvölkern wie den Franzosen oder
den Polen, glaubhaft zu machen, daß
sie für ihr eigenes Interesse kämpften,
wenn sie Englands Degen auf dem Kon-
tinent führten. Auf der anderen Seite
aber brachte diese neue Methode den
Vorteil der Ersparnis des Soldes. Denn
was man während des Kampfes einer
solchen „Verbündeten Nation" auch an
Darlehen geben und an Waffen liefern
mußte, das wurde nach dem Kriege
sauber addiert und auf einer Rechnung
präsentiert. Solche Hilfsvölker durften
dann die Ehre, in einem Krieg für Eng-
land geblutet zu haben, noch Jahre nach
Friedensschluß mit dem Schweiß ihrer
Arbeit bezahlen.

Also auch sie hatten nicht die Möglich-
keit, das England, für das sie kämpften,
als ihr Eigentum zu betrachten.
Unbestritten noch während des vorigen
Weltkrieges, ja, bis zum Anfang dieses
Krieges, wohnten die Besitzer Englands
auf den britischen Inseln.

In diesem Krieg zum erstenmal haben
nun in größerem Umfang Bewohner der
britischen Insel selbst die Pflicht auf
sich genommen, für England zu kämp-
fen. Zu kämpfen Picht nur als Soldaten,
die ins Feld rücken, sondern auch zu
leiden mit den Opfern, die die Bevölke-
rung eines wirklich kriegführenden Lan-
des nun einmal auf sich nehmen muß.
Diese Opfer fühlte England im jetzigen^
Krieg zum erstenmal. Opfer, angefan-
gen von dem Bombenschaden am kriegs-
industriellen Betrieb bis hin zu der pein-
lichen Feststellung, daß die Anschaf-
fung einer Zahnbürste oder eines Stük-
kes Seife nicht mehr die Frage von Pfen-
nigen, sondern ein Problem geworden
ist, dessen Lösung eine gewisse Findig-
keit und Geschick erfordert.

Nun erhebt sich, da Bewohner der Insel
selbst zum erstenmal den Kampf ihres
Landes selbst kämpfen, die Frage, die
der junge Fliegeroffizier an Mister

SVr Schuldige

Immer dran denken: Im Weißen Haus
sitzt der Mann, der heckte den Wcltbrand aus.

War irgendein Staat auch noch so klein,

Herr Rooseveit blies ihm den Größenwahn ein.

Herr Rooseveit hat geschürt und gehetzt,

bis schließlich einer das Messer gewetzt,

bis er ansing, die Deutschen zu morden, zu henken!

Immer dran denken!

Immer dran denken - Im Weißen Haus
sitzt der Mann, der schickte die Hetzer aus.

Ihr Häuptling war Buliitt. tzr saß in Paris,
wo er allen die Hilfe der Yankees verhieß,
sofern sie - entfernt von jeglichem Grunde -
das Reich ansielcn wie tolle Hunde.

So umspannte die Welt bald ein Retz von Ränken!
Immer dran denken!

Immer dran denken-Im Weißen Haus
blies man dem Frieden das Lebenslicht aus.
Verzeichnet in der Geschichte Buch
steht Bölkecrechtsbruch aus Völkerrcchtsbruch.

Der Krieg, geboren aus Machtwahn und Luge,
trägt unverkennbar Rooscvelts Züge.

Und für des Kriegshetzers ewige Schande
quillt unaufhörlich in jedem Lande
Beweis aus Beweis aus den Aktenschränken.
Immer dran denken! Immer dran denken!

Ghurchill stellt. — Die Frage, die er
falsch beantwortet, denn dieser Mann
glaubt noch, daß die Presselords und
die Bankiers das Land besäßen, dessen
Besitz dem britischen Arbeiter nun schon
seit Generationen vorenthalten wird.
Der neugierige Fliegeroffizier hat offen-
bar noch nicht gemerkt, daß auch die
Presselords und die Bankiers und die
Industriellen in England nicht mehr Be-
sitzende sind, sondern höchstens noch
Inhaber leerer werdender Besitztitel. Er
hat noch nicht zur Kenntnis genommen,
daß der Besitz Englands heute gerade
im Begriff ist, in andere Hände zu glei-
ten. In die Hände der USA. Das heißt
natürlich nicht, der 130 Millionen Bür-
ger der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika, sondern der 12 Strippenzieher,
die nicht in der Wallstreet und nicht im
Weißen Hause sitzen, sondern dort nur
die Puppen tanzen lassen, die die Vor-
tänzer sind für die 130 Millionen.

Dabei kann man dem wahrscheinlich
sehr braven englischen Fliegeroffizier
seine Unkenntnis über die wahren Be-
sitzverhältnisse Englands nicht einmal
zum Vorwurf machen. Haben doch nicht
einmal die Herren Plutokraten in Eng-
land selbst bisher richtig begriffen, wo-
her der Wind weht. Sie ahnen wohl, daß
der Verlust britischen Besitzes in Ost-

asien und der ganzen westlichen Hemi-
sphäre sowie der Verlust des britischen
Einflusses in fast allen Dominien und
Kronkolonien ein Verlust Englands ist.
Aber sie stecken noch so tief in über-
alterten Anschauungen, daß sie nicht
restlos begreifen, wie sehr dieser Ver-
lust Englands ihr eigener ist.

Natürlich haben die von England nach
Westen fahrenden Schiffe zu Anfang
des Krieges nicht nur Rennpferde in
die neue Welt gebracht, sondern Ver-
mögenswerte aller Art. Aber dieses ent-
wurzelte und irgendwie verschobene
Vermögen rettet bestenfalls seinen Be-
sitzer als Person und schützt ihn und
seine Familie vor der „Gefahr“, arbei-
ten zu müssen. Doch die Kaste der Pluto-
kraten, die Kaste der Lords, die England
ihr Eigen nannten, die wird nicht durch
ein paar gerettete Millionen oder auch
Milliarden am Leben erhalten. Die stirbt

Der junge Fliegeroffizier also kann sich
trösten. Nicht nur seine Kameraden, die
Arbeiter, hatten und haben in England
nichts zu sagen, auch die bisherigen
Herren der Insel, die Plutokraten, sind
abgemeldet. Sie alle sind um so gründ-
licher von der Sorge befreit, die der Be-
sitz mit sich bringt, je länger die kämp-

Kladderadatsch
 
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