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2Vr Platz an der Sonne

Aus Teheran gerade zurückgelommen
bat Churchill schleunigst Urlaub genommen,
und zwar, wie amtlich bclannlqcqcbc»,
um „ein paar Wochen in Sonne zu leben".

Wenn wir uns Churchills Vage besehen,
dann können wir diesen Wunsch wobl vcrsteben,
dieweil - soviel er auch eifert und strebt -
er politisch immer im Schatten lebt.

In Downingstreet ist esHerr Roosevelt,
dessen Schatten aus Churchills Schreibtisch fällt.

Und wenn ec einmal im Unterhaus spricht,
stcbt der ibm im Licht.

Denn dann wirft man ibm schlechte Geschäfte vor,
und täglich wächst der Meckerer Cdor.
llnd in den prunkvollen Untcrbaus-Saal
wirst seine Schatten der große Skandal,
der - Churchill bemerkt es mit Sorqenfaltcn -
wohl auf die Dauer kaum auszubaltcn.

Drum macht sich W. 6.. still, heimlich und leise
zu einer Konferenz aus die Reise.

Da sübll er sich sicher. Aber auch dort
findet er nie einen sonnigen Drt.

Denn wenn er auch redet, ohne Ermatten -
hinter ibm drohend siebt Stalins Schatten.

Und da findet der ältliche Mister
selbst das sonnige Kairo zu duster,
llnd gar in Teheran, wo man zu drein,
lam er in schweres Gewitter hinein.

Drum sucht er - trotz Angst vor der „Mften Kolonne" -
sich endlich mal einen „Platz an der Sonne".

Wir hören die Botschaft, doch wende» wir ein:

„Das kann ifur ein winziges Plätzchen sein!

Denn der Raum für die britische ,Art zu leben',
der Platz an der Sonne - der ist schon vergeben!"

Aber Herr Marquis--'?

In England ist der Kriminalroman zu
Hause. Aus englischen Quellen stammen
auch all die schönen Geschichten von
Hafenkneipen und fröhlichen Messer-
stechern, „Aufschiitzern", denen dann
in „Songs" und „Sketschs“ gehuldigt
wurde. Und welche Rolle spielt „Scot-
land Yard“ in dieser Literatur! Ja, Eng-
land ist die geistige Heimat des glor-
reichen Verbrechers, der dann in USA.
seine neue Hochblüte erlebte, insofern
Nordamerika durch seine „Neu-Eng-
land-Staaten" in erster Linie ein neues,
verjüngtes England war. Das Judentum
hat diese typisch englische Verbrecher-
romantik begeistert aufgenommen, da
es ja darin die beste seinen Zwecken
entsprechende Glorifizierung seiner
Rasse und ihi’er Instinkte sah. Juden
stellten ja seit je den größten Anteil
der Verbrecherhorden in aller Welt.
Damit wäre-also eine Lage völlig ein-
deutig, wie sie England heute daheim
bei sich vbrfindet: blühendes Verbre-
cherwesen, steigende geistige und mate-
rielle Vorherrschaft der Juden und ver-
bunden mit alledem: zunehmende Pro-
stitution und Geschlechtskrankheiten.
All das hat England mit seinem oft in
aller Welt bewunderten Zynismus jahr-
hundertelang vorbereitet — und es war
stolz darauf,, ein so romantisch knotiges
Volk zu sein.

Und nun —? Nun wird ihm plötzlich
bei seiner verteufelten „Smartheit“
bange ... Jetzt findet man drüben auf
der Insel, das Volk verfalle in eine Roh-
heit, an der nur die verdammten Yan-
kees schuld seien, die das alles ins Land
eingeschleppt hätten. Da äußert sich
der erlauchte Marquis of Donegall in
der Londoner Zeitung „Sunday Dis-
patch" über die USA.-Truppen in Eng-
land: sie seien alle „verdammte Aus-
länder“, die selbst wenn sie nicht alle
Morde verübten und nicht alle englische
Frauen schändeten, das soziale System
Englands unterminierten. „Die Ameri-
kaner“, so meint der Herr Marquis,
„machen aus uns eine Nation von Pro-
stituierten, verseuchen unsere über
zwölf Jahre alten Mädchen, sie besche-
ren uns für alle Zeiten das Neger-
problem. Wir stellen uns die Frage, ob
der Engländer jemals wieder in der
Lage sein wird, Herr im eigenen Hause
zu sein. Ja, das ist es, worüber sich
die Engländer überall im Lande bekla-

Aber, Herr Marquis, möchte man da
sprechen, wieso denn? — Kennen Sie
denn die fromme Meinung Ihres Erz-
bischofs von Canterbury nicht, der die
incorporated" Ihrer famosen
amerikanischen „Alliierten" unter Or-
gelton und Glockenklang lobt und deren
Terrorbomben einsegnet? — „Wir freuen
uns selbstverständlich", so verkündete
er, „wenn wir hören, daß unsere Flie-
ger deutsche Städte bombardierten und
möglichst viele Deutsche töteten .. .“
Wieso, Herr Marquis, regen Sie sich
nun auf, daß diese incorporicrten Mör-

der deutscher Frauen und Kinder sich
zwischendurch mal an Ihren englischen
Frauen und Kindern ergötzen? — Das
ist nun mal Mörder- und Schänderart.
Und wer A sagt, muß auch B sagen.
Wer mit Hilfe seiner Geistlichen dem
Teufel den kleinen, vornehmen engli-
schen Finger gibt, der muß es sich.
schon gefallen lassen, wenn der incorpo-
rierte Satan dann die ganze gepflegte
Hand nimmt. Schließlich sieht ja Old-
England auf eine gewisse Tradition im
Morden und Plündern zurück, und Macky
Messer ist eine volkstümliche Figur dort
drüben bei Ihnen, Herr Marquis, ebenso
wie Jack, der Aufschlitzer.

Nein, erlauchter Erbe einer hohen Tra-
dition, Sie haben keine Ursache und
noch weniger eine Spur von Recht, sich
über die famosen Verbündeten, die
„Murder ine.“, zu beklagen, die nun

vom fernen Strand der Neu-England-
Staaten ins Stammväterland zurückkeh-
ren und aus England „eine Nation von
Prostituierten“ machen ...

England, regiert von stolzen Tories, hat
das so gewollt. Es wollte diesen Krieg,
weil es glaubte, mit Gangster-Methoden
ihn „reizend" zu führen, seine „mur-
ders“ auf den Kontinent zu schicken
und nur Gewinne einzuheimsen, wie das
ja bei Ihnen, Herr Marquis, so Sitte
war seit Jahrhunderten. Und nun ma-
chen sich die gedungenen Mörder drü-
ben zu breit — nun stinkt es Ihnen,
Sir, zu stark daheim? —

„Prostituierte sind wir geworden“, jam-
mern Sie jetzt? — Aber, Marquis, das
merken Sie erst jetzt? — Uns war das
schon lange klar: Prostituierte und Zu-
hälter, Mörder und Juden — das gehört
nun mal zusammen. Tkunnk

Kladderadatsch
 
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