Y ankee-Sone
Dir bättcn so gerne Europa verschluckt,
indessen - wir batten unS dabei verquttt,
und beule können voll Kummer wir sagen-
„Die Augen war'» größer als Rooscvelts Magen!"
Drum brauten wir schließlich mit schrecklicher Mühe
aus ältlichen Phrasen ne krastlose Brühe,
und sowaö ist keine bekömmliche Kost -
Za, ja, Prosit Mahlzeit! Za. Prost!
Dir hätten so gerne Europa verschluckt,
doch uns ward in den Dein unsrer Hossnung gespuckt.
Das kann man fiir Lügen von Knop sich schon lausen?
Und nun gibt er nicht mal mebr Whisky ZU sausen.
Der war noch daö einzige - wir sagen'e beklommen -
waö unsere Truppen ganz groß eingenommen.
Dom Wandel der Dinge sind tief wir erbost.
Za, ja, Prosit Mahlzeit! Za, Prost!
- Dir hätte» so gerne Europa verschluckt,
dann haben wir uns vor den Sowjets geduckt.
Dir kriegen von denen - und dürfen nicht mutten -
so manche gepscssertc Grobheit zu schluttcn.
Die wenigen, die da aus Besserung hoffen,
die sind halt von Rooscvelts Reden besoffen,
so daß sie den tröstenden Whisky nicht brauchen.
Dir anderen aber, wir sluchcn und fauchen -
Was uns so kredenzt wirb - zumal in zernost -
wirkt nicht sehr berauschend. - Prosit Mahlzeit, ja Prost!
Die Leidtragenden
Die skandinavische Zeitung „Nya Dag-
ligt Allehanda" läßt sich aus New York
melden, daß sich die dortige Ärzteschaft
sehr über die Tatsache wundere, daß
bei den Frauen, die in den us-amerika-
nischen Ministerien beschäftigt sind,
Geisteskrankheiten und Hysterie enorm
verbreitet sind.
An uns wiederum ist es, uns über das
Erstaunen dieser Ärzte zu wundern.
Denn schon der oberflächlichen Be-
trachtung des von ihnen beobachteten
Phänomens bieten sich zwei ganz banale
Erklärungen von selbst an. Die eine lau-
tet kurz und schlicht: „Wie der Herr,
so’s Gescherr“, und die andere geht von
der Vermutung aus, daß die normwidri-
ge Geistesbeschaffenheit besagter Mäd-
chen und Frauen die Voraussetzung für
ihre Anstellung gewesen sei.
Jede dieser beiden Thesen birgt einen
hohen Grad von Wahrscheinlichkeit in
sich und hat etwas Verführerisches.
Aber dennoch: sie akzeptieren, erscheint
uns als Versuch einer unerlaubten Ver-
einfachung des hier auftauchenden
Problems. Britische Journalisten haben
nämlich vorsorglich bei ihrem „Gesund-
heitsministerium" angefragt, wie denn
bei ihnen zu Lande die diesbezüglichen
Verhältnisse liegen, und darauf die
Antwort bekommen, es seien während
des Krieges überhaupt weniger Men-
schen in Irrenanstalten.gebracht worden
als vorher, und schließlich liegt noch
eine einschlägige Äußerung des engli-
schen Dichters vor, dessen Namensvet-
ter zur Zeit Unterstaatssekretär im Ka-
binett Churchill ist, eine Äußerung, die
zu berichten weiß über „den Übermut
der Ämter und die Schmach, die Unwert
schweigendem Verdienst erweist". Diese
beiden Äußerungen komplizieren die
Sache. Während nämlich die des bri-
tischen Gesundheitsministeriums den
Schluß zuläßt, daß man in den anglo-
amerikanischen Ländern die Irren ent-
weder in den Ministerien, statt in Heil-
anstalten unterbringt, oder daß man sie
frei herumlaufen läßt, oder aber, daß
man aus Gründen der Einfachheit die
Gesunden interniert, läßt das Shake-
speare-Wort vermuten, der von den ame-
rikanischen Ärzten bestaunte Zustand
resultiere aus jenen Verhältnissen, die
bei den Tommies traditionell sind und
von den jüngeren Yankees übernommen
oder nachgeahmt wurden.
In beiden Fällen stellen auch die geistes-
kranken Mitarbeiterinnen der plutokra-
tischen Ministerien als eine neue Spe-
zies von Opfern der Politik dar, als die
Leidtragenden des anglo-amerikani-
schen Größenwahns.
Denn darüber kann ja kein Zweifel herr-
schen: wenn es schon starke Nerven er-
fordert, die Inhaltsangabe einer Roose-
veltrede zur Kenntnis zu nehmen, ohne
seekrank zu werden, wenn schon der
üble Geruch Knoxischer Lügen und Hull-
scher Heuchelei über den Ozean hinweg
die Nase des Kulturmenschen belästigt,
wie furchtbar muß das eine wie das
andre für jene Mitarbeiter der pluto-
kratischen Ministerien sein, deren Ge-
halt nicht die Höhe erreicht, von der
aus man lachend sagen kann: „Non
ölet!“ — Dazu kommt noch, daß in den
Ländern der sogenannten Demokratien
die Minister allenfalls Portefeuilleto-
nisten sind, Leute die unter dem Strich,
auf dem die Politik ihres Häuptlings
geht, unverantwortliche Frühstücks-
plaudereien von sich geben. Sie betrei-
ben — um es sportlich auszudrücken —
eine Art Kurzstreckenlauf des Gehirns,
der sie umso intensiver außer Atem
bringt, als Lügen ja bekanntlich kurze
Beine haben. Diese Leute also lassen den
Kopf nicht hängen. Sie können es auch
gar nicht, denn — wie schon ein altes
deutsches Sprichwort sagt — „die Nürn-
berger hängen keinen, sie hätten ihn
denn.“ Ganz anders aber die in der Mel-
dung von „Nya Dagligt Allehanda“ er-
wähnten Mädchen und Frauen in den
Ministerien der Soziallüstlinge des Bör-
sen- und Bankenkapitals. Von ihnen ver-
langt man — während ihre Chefs den
moralischen Kredit überziehen und das
Geld ihres Landes vergeuden — daß sie
durch solide und sachliche Arbeit das
schon unzählige Male mißbrauchte Ver-
trauen des „Volkes" zu seiner politi-
schen Leitung rechtfertigen. Sie sollen
das leisten, was die Minister gelogen
haben. Sie sollen zwischen deren Re-
nommage und der bitteren Wirklichkeit
eine Brücke bauen, auf der sich’s be-
quem zur nächsten Frühstücksrede spa-
zieren läßt. Uber einem solchen Mißver-
hältnis zwischen Schein und Sein könnte
sogar der den Verstand verlieren, der
wirklich einen zu verlieren hat. Und nun
erst eine Wirklichkeit, die eine von arri-
vierten Hinterwäldlern aufgezogene Zi-
vilisation zu einem Grade unholden
Schwachsinns gebracht hat, daß sie sich
für Götterlieblinge halten, während sie
doch allenfalls nur Ghettolieblinge sind.
— Das wäre die eine Erklärung des epi-
demischen Auftretens von Geisteskrank-
heiten unter den weiblichen Angestell-
ten plutokratischer Ministerien.
Die andere gibt sich nicht mit psycholo-
gischen Untersuchungen ab. Sie gewinnt
ihr Urteil aus einer Gesamtschau des
angelsächsischen Staatswesens. Sie ist
die shakespearische. Ihr zufolge beweist
jene New-Yorker Meldung ganz einfach
den schon eingangs zitierten „Übermut
der Ämter, und die Schmach, die Un-
wert schweigendem Verdienst erweist.“
— Die Sache ist nämlich so: allmählich
fällt den „demokratisch“ Regierten der
Schwachsinn ihrer Minister auf die Ner-
ven, und so erklären diese — die Mini-
ster, nicht die Nerven — ganz einfach,
nicht sie, sondern ihre weiblichen An-
gestellten seien verrückt.
Ob diese Ausrede jedoch auf die Dauer
ihren Zweck erfüllt? mia
Kladderadatsch
Dir bättcn so gerne Europa verschluckt,
indessen - wir batten unS dabei verquttt,
und beule können voll Kummer wir sagen-
„Die Augen war'» größer als Rooscvelts Magen!"
Drum brauten wir schließlich mit schrecklicher Mühe
aus ältlichen Phrasen ne krastlose Brühe,
und sowaö ist keine bekömmliche Kost -
Za, ja, Prosit Mahlzeit! Za. Prost!
Dir hätten so gerne Europa verschluckt,
doch uns ward in den Dein unsrer Hossnung gespuckt.
Das kann man fiir Lügen von Knop sich schon lausen?
Und nun gibt er nicht mal mebr Whisky ZU sausen.
Der war noch daö einzige - wir sagen'e beklommen -
waö unsere Truppen ganz groß eingenommen.
Dom Wandel der Dinge sind tief wir erbost.
Za, ja, Prosit Mahlzeit! Za, Prost!
- Dir hätte» so gerne Europa verschluckt,
dann haben wir uns vor den Sowjets geduckt.
Dir kriegen von denen - und dürfen nicht mutten -
so manche gepscssertc Grobheit zu schluttcn.
Die wenigen, die da aus Besserung hoffen,
die sind halt von Rooscvelts Reden besoffen,
so daß sie den tröstenden Whisky nicht brauchen.
Dir anderen aber, wir sluchcn und fauchen -
Was uns so kredenzt wirb - zumal in zernost -
wirkt nicht sehr berauschend. - Prosit Mahlzeit, ja Prost!
Die Leidtragenden
Die skandinavische Zeitung „Nya Dag-
ligt Allehanda" läßt sich aus New York
melden, daß sich die dortige Ärzteschaft
sehr über die Tatsache wundere, daß
bei den Frauen, die in den us-amerika-
nischen Ministerien beschäftigt sind,
Geisteskrankheiten und Hysterie enorm
verbreitet sind.
An uns wiederum ist es, uns über das
Erstaunen dieser Ärzte zu wundern.
Denn schon der oberflächlichen Be-
trachtung des von ihnen beobachteten
Phänomens bieten sich zwei ganz banale
Erklärungen von selbst an. Die eine lau-
tet kurz und schlicht: „Wie der Herr,
so’s Gescherr“, und die andere geht von
der Vermutung aus, daß die normwidri-
ge Geistesbeschaffenheit besagter Mäd-
chen und Frauen die Voraussetzung für
ihre Anstellung gewesen sei.
Jede dieser beiden Thesen birgt einen
hohen Grad von Wahrscheinlichkeit in
sich und hat etwas Verführerisches.
Aber dennoch: sie akzeptieren, erscheint
uns als Versuch einer unerlaubten Ver-
einfachung des hier auftauchenden
Problems. Britische Journalisten haben
nämlich vorsorglich bei ihrem „Gesund-
heitsministerium" angefragt, wie denn
bei ihnen zu Lande die diesbezüglichen
Verhältnisse liegen, und darauf die
Antwort bekommen, es seien während
des Krieges überhaupt weniger Men-
schen in Irrenanstalten.gebracht worden
als vorher, und schließlich liegt noch
eine einschlägige Äußerung des engli-
schen Dichters vor, dessen Namensvet-
ter zur Zeit Unterstaatssekretär im Ka-
binett Churchill ist, eine Äußerung, die
zu berichten weiß über „den Übermut
der Ämter und die Schmach, die Unwert
schweigendem Verdienst erweist". Diese
beiden Äußerungen komplizieren die
Sache. Während nämlich die des bri-
tischen Gesundheitsministeriums den
Schluß zuläßt, daß man in den anglo-
amerikanischen Ländern die Irren ent-
weder in den Ministerien, statt in Heil-
anstalten unterbringt, oder daß man sie
frei herumlaufen läßt, oder aber, daß
man aus Gründen der Einfachheit die
Gesunden interniert, läßt das Shake-
speare-Wort vermuten, der von den ame-
rikanischen Ärzten bestaunte Zustand
resultiere aus jenen Verhältnissen, die
bei den Tommies traditionell sind und
von den jüngeren Yankees übernommen
oder nachgeahmt wurden.
In beiden Fällen stellen auch die geistes-
kranken Mitarbeiterinnen der plutokra-
tischen Ministerien als eine neue Spe-
zies von Opfern der Politik dar, als die
Leidtragenden des anglo-amerikani-
schen Größenwahns.
Denn darüber kann ja kein Zweifel herr-
schen: wenn es schon starke Nerven er-
fordert, die Inhaltsangabe einer Roose-
veltrede zur Kenntnis zu nehmen, ohne
seekrank zu werden, wenn schon der
üble Geruch Knoxischer Lügen und Hull-
scher Heuchelei über den Ozean hinweg
die Nase des Kulturmenschen belästigt,
wie furchtbar muß das eine wie das
andre für jene Mitarbeiter der pluto-
kratischen Ministerien sein, deren Ge-
halt nicht die Höhe erreicht, von der
aus man lachend sagen kann: „Non
ölet!“ — Dazu kommt noch, daß in den
Ländern der sogenannten Demokratien
die Minister allenfalls Portefeuilleto-
nisten sind, Leute die unter dem Strich,
auf dem die Politik ihres Häuptlings
geht, unverantwortliche Frühstücks-
plaudereien von sich geben. Sie betrei-
ben — um es sportlich auszudrücken —
eine Art Kurzstreckenlauf des Gehirns,
der sie umso intensiver außer Atem
bringt, als Lügen ja bekanntlich kurze
Beine haben. Diese Leute also lassen den
Kopf nicht hängen. Sie können es auch
gar nicht, denn — wie schon ein altes
deutsches Sprichwort sagt — „die Nürn-
berger hängen keinen, sie hätten ihn
denn.“ Ganz anders aber die in der Mel-
dung von „Nya Dagligt Allehanda“ er-
wähnten Mädchen und Frauen in den
Ministerien der Soziallüstlinge des Bör-
sen- und Bankenkapitals. Von ihnen ver-
langt man — während ihre Chefs den
moralischen Kredit überziehen und das
Geld ihres Landes vergeuden — daß sie
durch solide und sachliche Arbeit das
schon unzählige Male mißbrauchte Ver-
trauen des „Volkes" zu seiner politi-
schen Leitung rechtfertigen. Sie sollen
das leisten, was die Minister gelogen
haben. Sie sollen zwischen deren Re-
nommage und der bitteren Wirklichkeit
eine Brücke bauen, auf der sich’s be-
quem zur nächsten Frühstücksrede spa-
zieren läßt. Uber einem solchen Mißver-
hältnis zwischen Schein und Sein könnte
sogar der den Verstand verlieren, der
wirklich einen zu verlieren hat. Und nun
erst eine Wirklichkeit, die eine von arri-
vierten Hinterwäldlern aufgezogene Zi-
vilisation zu einem Grade unholden
Schwachsinns gebracht hat, daß sie sich
für Götterlieblinge halten, während sie
doch allenfalls nur Ghettolieblinge sind.
— Das wäre die eine Erklärung des epi-
demischen Auftretens von Geisteskrank-
heiten unter den weiblichen Angestell-
ten plutokratischer Ministerien.
Die andere gibt sich nicht mit psycholo-
gischen Untersuchungen ab. Sie gewinnt
ihr Urteil aus einer Gesamtschau des
angelsächsischen Staatswesens. Sie ist
die shakespearische. Ihr zufolge beweist
jene New-Yorker Meldung ganz einfach
den schon eingangs zitierten „Übermut
der Ämter, und die Schmach, die Un-
wert schweigendem Verdienst erweist.“
— Die Sache ist nämlich so: allmählich
fällt den „demokratisch“ Regierten der
Schwachsinn ihrer Minister auf die Ner-
ven, und so erklären diese — die Mini-
ster, nicht die Nerven — ganz einfach,
nicht sie, sondern ihre weiblichen An-
gestellten seien verrückt.
Ob diese Ausrede jedoch auf die Dauer
ihren Zweck erfüllt? mia
Kladderadatsch