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Kladderadatsch — 97.1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.2324#0088
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„.Heine Volksmenge wurde durch sich
grefe und frei oder weise.sonder» flrtS
durch große, freie weise tjborftibrcr.
Stellet die Sonne bin, so gebe» die
Planeten von selber."

FÖHNAHNUNG

Wie wunderlich hat der Winter
verwandelt im Neuschneekleid
das Dorf, verkrochen hinter
der Kirche vor Kälteleid!

Den Häusern hangen wie Zähren
Eiszapfen am Fenster vorbei.

Die Brunnen nur, offen noch, märet
es wäre ja bald wieder Mai.

Die Dächer drohen mit Wächlen,
bis wild der Föhnsturm braust.

Dann fühl ich in Fiebernächten
' den Fall der Lawinen faust:
das donnert wie nahes Gewitter
und wummert wie ferne Schlacht.

ich hör auch mein Herz, wie es kracht
Ich weiß aber: wenn auch Kummi
und Sorge ums Alter mich Schmer.
Natur aus Winterschlummer
erwacht immer mehr beherzt,
daß immer verklärter ich tappe
aus Todesdunkel ins Licht,
so wie das Gefels aus der Kappe
des Schnees im Tauwind bricht.

CHRONIK

Sie sagen Gott und meinen Kattun

Die USA.-Regierung hat die Anerkennung
der neuen bolivianischen Regierung abge-
lehnt und ihren Botschafter nach Washing-
ton zurückgerufen. Als Grund gibt sie an.
daß die Regierung der Sache der Demokratie
feindlich sei.

Sie sagen Demokratie und meinen Zinn. Da das
malaiische Zinn nicht mehr „greifbar“ ist, kön-
nen die Alliierten das bolivianische Zinn nicht
entbehren, sind seiner aber nur bei einer ihnen
hörigen Regierung sicher. Hinc illae lacnmae.

Rückwirkung

Generalleutnant Spaatz, der Chef der USA.-
Bomberstrcitkräfte in England, hat sich, wie
aus einer Stellungnahme des„Daily Express"
hervorgeht, dagegen gewandt, daß die Be-
völkerung viel zu viel Gewicht auf die bei
den Angriffen auf Deutschland erlittenen
Verluste lege. Diese Angriffe müßten, so
meint Spaatz. in dem gleichen Licht wie
größere Landoperationen betrachtet werden.
„Nachtigall, ich hör' dir trapsen", sagt der Ber-
liner. Der Spatz mit aa pfeift’s vom Dache, wie
die schweren Verluste der Terrorflieger drüben
wirken. Der Terror erweist sich als Bumerang.

Selbst verkauft

„Financial News“ schreibt: „Wie kann sich
Englands Wirtschaft je erholen, wenn
Washington eine so starre Haltung ein-
nimmt, wie die Bemerkung von Harry Hop-
kins über Amerika als Weltexporteur Nr. 1

Mit Gläubigern läßt sich schlecht verhandeln

Demaskierung

Der Londoner „Daily Express“ meldet aus
Washington: „In Roosevelt nächster Um-
gebung wird erzählt, der Präsident habe sich
endlich entschlossen, sich von der idealisti-
schen Diplomatie der „Vier Freiheiten“ und
des „Jahrhunderts des einfachen Mannes“
zurückzuziehen.

Es ist auch lästig, dauernd mit einer Maske

I)ic Stimmung

Die USA.-Zeitschrift „Time“ veröffentlichte
den Bericht eines Kriegskorrespondenten,
aus dem hervorgeht, daß die Stimmung
der amerikanischen Truppen sehr off nie-
dergeschlagen gewesen sei.

Nicht bloß die Stimmung! I,. k.

Ein ahnungsvoller Engel
Vansittard schreibt in der „Sunday Dis-
patch“. „Totschläger müssen getötet wer-

Schwanengesangf i. s

Der Futterkrippen-Philosoph

Die Aufgabe des britischen Oberkomman-
dierenden für Indien und China, Lord Mount-
batten, wird durch die Eifersüchteleien und
Spannungen zwischen den amerikanischen,
englischen und chinesischen Truppenbefehls-
liabern sehr erschwert. Um eine Harmonie
unter ihnen zustandezubringen, hat Mount-
batten mehrere von ihnen gebeten, ständig
an den gemeinsamen Mahlzeiten in seinem
Hauptquartier teilzunehmen.

„Mit Speck fängt man Mäuse“, sagte sich der
edle Lord, oder auch: „Wes Brot ich eß‘, des

Das Gegenteil

Lord Elton schreibt im „Daily Mail“: ,;Für
Büroangestellte, Lehrer und Beamte hat die
innerenglische Sparkampagne jeden Sinn
verloren, da ihre Gehälter nicht ausreichen,
die Lebenshaltungskosten zu tragen, und sie,
wenn sie nicht hungern wollen, auf ihre
kümmerlichen Ersparnisse aus der Vor-
kriegszeit zurückgreifen müssen.“
Antisparkampagne also! p. b.

Die Pro-Lateiner

Da die Rundfunkpropaganda der Vereinigten
Staaten in bezug auf Südamerika sehr stark
ist, haben die Briten sich entschlossen, ihre
Agitation ebenfalls zu verstärken. Die „Bri-
tish Broadcasting" will ihre Programme für
die Latein-Republiken -ehr ausbauen.

Höchstleistungen in Seemanns-, Jäger-, Diploma-

Unnölig

Viele nordamerikanische Offiziere und Sol-
daten wissen nicht, warum sie Adolf Hitler
bekämpfen sollen oder warum sie überhaupt
im Krieg sind. Diese Feststellung machte der
USA.-Brigadegeneral Frederic H. Osborne
anläßlich einer Englandreise.

Das ist nicht so wichtig, wenn nui Roosevelt es
weiß, für wessen Interessen er die amerikani-
schen Soldaten in den Tod hetzt. a.

IN LONDON

Nicht tragisch nehmen
Die englische Wochenschrift „The Leader“
klagt über viele fundamentale Schwächen
des englischen Volkes. Die Stupidität sei
groß, ja es gäbe Teile der Armee, in denen
die Soldaten nicht einmal, wüßten, auf wel-
cher Seite Feldmarschall Rommel kämpfe.
Wir können The Leader' trösten! Die englischen
Soldaten werden schon noch merken, daß Feld-
marschall Rommel auf deutscher Seite kämpft —.

Kladderadatsch
 
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