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Kladderadatsch — 97.1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.2324#0214
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Ein Stückchen Bindfaden

„Fürs Gewesene“, so sagt ein altes Sprich-
wort, „gibt der Jude nichts.“ Und da der Jude
in England zur Zeit so inißtonangebcnd ist,
wie nie zuvor, befaßt er sich dort vorwiegend
mit Realitäten: mit dem teuren Verkauf min-
derwertiger Panzerwagen an die britische
Armee, mit Schiebungen auf dem Schwarzen
Markt und mit anderen einbringlichen
Schmutzereien. Anderswo ist es ja nicht
mehr das rechte Leben für einen Gannef aus
Geblüt und Neigung, tja — und selbst das
großmächtige britische Reich ist nicht mehr
imstande, die „heiligsten Güter“ jüdischen
Verbrechertums wirksam zu schützen! Frü-
her waren noch ganz andere Zeiten! Damals
führten die frommen Insulaner einen mörde-
rischen Krieg gegen die Chinesen nur des-
halb, weil dem jüdischen Rauschgiftschieber
Sassoon seine fetten Profite erhalten bleiben
sollten. Und nachdem dieser edle Zweck er-
reicht war, verreckten wieder Hundert tau-
sende von Chinesen, und der Massenmörder
Sassoon wurde vom King geadelt. Heute
macht die Jugend Nationalchinas Jagd auf
Opiumhändler, und wenn sie einen erwischt,
wird er öffentlich hingerichtet. — Aber, wie
gesagt: für’s Gewesene gibt der Jude nichts.
Er gestattet allenfalls den Gojim, darüber zu
debattieren. Von dieser Erlaubnis hat das
britische Unterhaus kürzlich Gebrauch ge-
macht und eine längere Aussprache über das
Thema „Britisches Empire“ veranstaltet,
also über etwas Gewesenes, für das kein Jude
auch nur einen Cent gibt. Er ist nämlich
schon vor langer Zeit „groß eingestiegen“ in
USA.-Wcrte, und das, was vom ehemaligen
britischen Weltreich vielleicht, noch übrig-
bleiben wird, gedenkt er im Ausverkauf als
„Mezige“ zu ramschen. Und wenn noch ir-
gendein verkalkter Lord Rosinen im Kopf
und Mandeln im Hals hat, so kann er damit
noch nicht einmal einen Kolonialwarenladen
betreiben, geschweige denn ein koloniales
Empire erhalten. Als Merkwürdigkeit oder
besser Monstrosität wird sich allenfalls die
Firma Ringling Brother, die das Erbe des
Humbugkönigs Barnum angetre'.cn hat, jenen
Herrn Vansittart sichern, der selber „spinnt“,
obwohl er Raupen im Kopf hat. Sic transit
gloria Schund!! So endet ein System mora-
lisch-politischer Minderwertigkeit.

Vorläufig freilich sitzen die Ritter von der
traurigen Gestalt noch im Unterhaus bei-
sammen und beweisen durch allerlei Tiraden
die Möglichkeit des paradoxen Zustandes,
daß im Unterhaus die Oberstübchen nicht
ganz in Ordnung sind. Denn wenn die Herr-
schaften einen Blick in die Zeitungen ihres
Landes geworfen hätten, dann hätten sie sich
— so sie bei Verstände waren — sagen müs-
sen, daß ihre Debatte über das Empire allzu
sejir post festum erfolgte, und daß die
Freunde aus den USA. über das Thema schon
längst zur Tagesordnung übergegangen sind.
Sie hätten — die Unterhäusler nämlich —
beispielsweise in ihrer Presse eine Notiz ge-
lesen, die beredter als irgendein Parlaments-
redner das ausdrückt, was über das ehe-
malige Empire heute noch zu sagen ist. In
dieser Notiz stand nämlich zu lesen, die eng-
lischen Generäle hätten, wenn sie einem
Yankeeleutnant begegnen, zuerst zu grüßen.
Die Begründung dieses Befehls ist zu blöd,
als daß sie selbst ein echter Brite für bare
Münze nehmen könnte: „die jungen ameri-
kanischen Offiziere seien zu schüchtern, um
ihrerseits einem britischen General die mili-
tärische Ehrenbezeigung zu erweisen“. —
Bisher haben die Yankees so große Schüch-
ternheit allerdings nur gegenüber dem At-
lantikwall an den Tag gelegt, sonst hin-

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Auf Kredit

„Mit gepumptem Geld und gepumpte» Soldaten",
so dachlc John Bull, „lyird der Krieg gut gerate».
Man hole für »ns aus dem heiler die Kohlen,
daun mag, die das taten, der Teufel holen!" -
Doch brachte dem Tommy der „Krieg aus Kredit"
bisher ei» erhebliches Defizit.

Man opferte Polen, «ranzoscn und Serben
vergeblich. Ictzt muß man persönlich sterben.

Man opferte Belgien, die Niederlande,
man häufle auf Treubund Verrat noch und Schande.
Prinzipien opferte man und Doktrinen,
nm auszuhcllcn Herr» Stalins Mienen.

Doch so oft man aus «inten und Tricks bedacht,
hat man immer nur schlechte Geschäfte gemacht.
Man siel aus die „Pacht- und Lcih"-Hilse rein,
man lauste Badoglio zu teuer ein
und hoffte, man könne das Schicksal betrügen
und könne ans Pump noch trotz alledem siegen.
Aber: Hoffnungen sind ja Rauch nur und Schall,
eine Tatsache ist der Atlantikwall!

Hier hilft »icbt der Dreh, nicht die Phrase, die freche!
Hier heißt cs: „John Bull, nun bezahle die Zeche!"

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gegen waren sie frech wie der Schmutz der
Gosse, aus der sie stammen. — Aber noch
manches andere war in der britischen Presse
zu lesen, was eine „Empire“-Debatte über-
flüssig gemacht haben könnte. Zum Beispiel,
daß Eisenhower die Unterstellung der bri-
tischen Eisenbahnen unter seinen Befehl
verlangt, oder daß man in Kanada recht böse
wird, wenn es einem Inselbriten einfällt,
Worte wie „englisches Mutterland“, „briti-
sches Empire“ oder „Dominion“ überhaupt
auszusprechen, daß nordamerikanische Poli-
tiker offen zugeben, kein Mensch in den
Staaten habe jemals die Absicht gehabt, die
auf 99 Jahre gepachteten britischen Besit-
zungen überhaupt wieder herauszugeben.
Wenn die Unterhäusler zu allem Überfluß
vielleicht auch noch beobachtet hätten, mit
welcher Leichtigkeit Henry Morgenthau den
britischen Wirtschaftstheorctiker Keynes
überspielte, der in Sachen Weltwährungs-
bank zugunsten Großbritanniens ein Wort zu
riskieren wagte, dann hätten sie vorgezogen,
durch beharrliches Schweigen wenigstens
den Eindruck philosophischer Haltung zu
erwecken.

So redeten sie sinnlos für und wider und ge-
bärdeten sich als Gänse, die durch ihr Ge-
schnatter das Kapitol zu retten hoffen, das
in Wirklichkeit längst vom Feinde besetzt ist.
So blieb denn Herrn Winston Churchill nichts
anderes übrig, als zum ersten Male klar und

unumwunden, unzweideutig .und unmißver-
ständlich den Bankrott-zu erklären.

Er tat das mit den denkwürdigen Worten:
„Ich bin niemals der Meinung gewesen, daß
das Empire durch ein Stückchen Bindfaden
zusammengchalten werden müsse!“ —

Da hatten sie es nun, die wilden und auf-
geregten Debatter! Da hatten sic nun von
Ideen, Gefühlen und anderen Impondera-
bilien gesprochen, da hatten sie Theorien
entwickelt und Probleme aufgerollt, hatten
unverdaute Phrasen von sich gegeben und
versucht, sich mit fremden Stilblüten aus der
einschlägigen Literatur zu schmücken. Und
mit einem Male rollte das alte Whiskyfaß
auf die Rednertribüne und sprach die illu-
sionsmordenden Worte von" dem Stückchen
Bindfaden! Er gab zu, daß John Bulls ehe-
mals so stolzes Weltreich auseinanderbreche
wie ein Liberty-Schiff des Herrn Henry
Kayser. Den sehr ehrenwerten Mitgliedern
des Parlaments blieb die Spucke weg. —
Aber, ich weiß nicht, ob nicht der oder jener
Abgeordnete des britischen Volkes diesen
einen Gedanken gehabt haben mag: Chur-
chill, verachte mir „ein Stückchen Bind-
faden“ nicht. Denn wenn wir, nach dem Zer-
fall des Empire, endgültig ein insularer
Kleinstaat geworden sind, dann wird ein
Stückchen Bindfaden zum Aufhängen für
unsereinen das einzige Mittel sein, sich vor
der G.P.U. zu retten! . ,°>c.

Kladderadatsch
 
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