Wir haben, wohl in Folge der eben angedeuteten Eigen-
schaften, sür die Gymnasialzeit Hegels ein so reichhaltiges
Material an Tagebuchsaufzeichnungen, an Excerpten und
Schülerarbeiten, wie wir es gewiß von wenigen großen
Männern aus so jungen Jahren besitzen; aber es ist sehr
zn vermuthen, daß, wer das Bild des großen Mannes
im Kopfe, an diese Selbstzeugnisse herantritt und sie mit
snchendem Jnteresse durchläuft, sich arg enttäuscht findet,
weil er zwar auf gar Manches stoßt, was ihm ein heiteres
Lächeln entlocken mag, aber vergebens sich nach jenen Geistes-
blitzen umsieht, in denen sich die kommende Größe von
Weitem verkündet.
Und doch, wer die Mühe nicht scheut, etwas tiefer in
diese Kundgebungen einer puerilen Jntelligenz sich einzu-
lesen, wird sicher mehr nnd mehr empsinden, wie in der
grnndehrlichen Geradheit dieses braven Jungen, in seiner
selbstlosen Hingebung an die Realität der Dinge, seiner
großartig schlichten Anspruchslosigkeit eine Anziehungskraft
von besonderer Art wirkt, die uns dauernd erwärmt und
das Werden und Wachsen der anfangs so wenig versprechen-
den Knabennatur, der man doch eine so bedeutende Zukunft
vorbehalten weiß, für die Beobachtung doppelt lockend er-
scheinen läßt.
Versuchen wir es, diesen innern Proceß zu verfolgen.
Georg Wilhelm Friedrich HegeN ist am 27. August
1770, also kaum ein Halbjahr nach Hölderlin, in Stutt-
gart geboren. Die Familie war nicht von schwäbischem
> Als allgemcine Quellen dientcin Roscnkranz, Hegcls Leben, Bcrlin 184«.
R. HaymS Vorlesiingen uber Hcgel und seine Zcit. Bcrlin 18S7. Thaulow,
Hegcls Ansichten über Erziehung und Unterricht, s Theile in 4 Bänden.
Kiel 18SS—ISS4.
64
schaften, sür die Gymnasialzeit Hegels ein so reichhaltiges
Material an Tagebuchsaufzeichnungen, an Excerpten und
Schülerarbeiten, wie wir es gewiß von wenigen großen
Männern aus so jungen Jahren besitzen; aber es ist sehr
zn vermuthen, daß, wer das Bild des großen Mannes
im Kopfe, an diese Selbstzeugnisse herantritt und sie mit
snchendem Jnteresse durchläuft, sich arg enttäuscht findet,
weil er zwar auf gar Manches stoßt, was ihm ein heiteres
Lächeln entlocken mag, aber vergebens sich nach jenen Geistes-
blitzen umsieht, in denen sich die kommende Größe von
Weitem verkündet.
Und doch, wer die Mühe nicht scheut, etwas tiefer in
diese Kundgebungen einer puerilen Jntelligenz sich einzu-
lesen, wird sicher mehr nnd mehr empsinden, wie in der
grnndehrlichen Geradheit dieses braven Jungen, in seiner
selbstlosen Hingebung an die Realität der Dinge, seiner
großartig schlichten Anspruchslosigkeit eine Anziehungskraft
von besonderer Art wirkt, die uns dauernd erwärmt und
das Werden und Wachsen der anfangs so wenig versprechen-
den Knabennatur, der man doch eine so bedeutende Zukunft
vorbehalten weiß, für die Beobachtung doppelt lockend er-
scheinen läßt.
Versuchen wir es, diesen innern Proceß zu verfolgen.
Georg Wilhelm Friedrich HegeN ist am 27. August
1770, also kaum ein Halbjahr nach Hölderlin, in Stutt-
gart geboren. Die Familie war nicht von schwäbischem
> Als allgemcine Quellen dientcin Roscnkranz, Hegcls Leben, Bcrlin 184«.
R. HaymS Vorlesiingen uber Hcgel und seine Zcit. Bcrlin 18S7. Thaulow,
Hegcls Ansichten über Erziehung und Unterricht, s Theile in 4 Bänden.
Kiel 18SS—ISS4.
64