KAISER DER DEUTSCHEN. 31
wollten sie seine dankbare Vasallen seyn. Otto erfüllte von seiner Seite
diesen Vertrag mit deutscher Redlichkeit, und sein edler Ehrgeiz nützte die
dargebotene Gelegenheit, sein Ansehen auf eine erhabene Art zu vergroe-
sern. Die Koenige der Westfranken hatten den Gedanken an Rom aufge-
geben , nur die Griechen sahen mit Unwillen die Kaiserkrone des abend-
laendischen Reiches auf Ottens Haupte; allein Griechenlands Kaiser hatten
die Bedingnilse seit Jahrhunderten nicht mehr erfüllt, unter welchen ein Volk
dem Einzelnen die Oberherrschaft ubertrsegt. Die wahre Grcese des deut-
schen Helden, die Maesigung des Ueberwinders, die herzliche Güte, womit er
jeden behandelte, veredelten seine Thaten, machten sie der Unsterblichkeit
werth. Sein Ruhm erscholl bis in ferne Laender. Abderam, ein arabischer
Emir in Spanien, schickte ihm Gesandte und Geschenke, wie Harun-Al-
Raschid Karl dem Grosen. Haetten seine Nachfolger seinen grosen Geifi:
geerbt, so würde die Verbindung mit Italien dem Reiche nicht schaedlich
geworden seyn. Aber man folgte seinen Maasregeln nicht, und Deutschland
empfand nachher den schaedlichen Einsluss der Paebste, weil seine Monar-
chen zu schwach waren, die emporllrebende Hierarchie zu beksempfen.
Italien war nun ruhig ; allein in Deutschlande glimmten noch immer
einige Funken der Empoerung.
Die Entfernung des Kaisers reitzte die Kühnheit des Grafen Wichmann;
der Trotz des Undankbaren slieg hoeher als jemals. Er fühlte keine Liebe
für sein Vaterland, kannte keine Pssicht des Unterthans. Er war tapfer;
aber sein unruhiger ruhmsüchtiger Geiss: gab seiner Tapferkeit eine solche
Richtung, dass sie seinem Vaterlande immer nachtheilig war. Schon ehe-
mals hatte er die Slaven aufgewiegelt, und war von Ottens Milde begnadigt
Worden ; aber nun glaubte er die Abwesenheit des Kaisers nützen zu müs-
sen, und verband sich von neuem mit den Barbaren. Aber Wichmann
verlor in diesem Kriege sein Leben, und Otto bereicherte mit dessen ein-
gezogenen Gütern einige Kloester. Bald darauf entstanden Misshelligkeiten
zwilchen Udo, dem Markgrafen von der Lausitz, und dem Herzoge Micislaus
von Pohlen, wobey die Sachsen eine Schlacht verloren; allein Otto war
so gross geworden, dass er im ganzen Bewusstseyn seiner Macht und seines
Ansehens blos den Hreitenden Fürlten befahl, ruhig zu bleiben, und seine
Zurückkunft aus Italien zu erwarten, wo er sodann ihre ZWilligkeiten
schlichten würde *).
Gekroent mit Ruhme, als unüberwindlicher Sieger, als der groesste
Monarch der bekannten Welt, kam er endlich (973.) nach Quedlinburg,
entschied den Zank jener Fürlten , und wollte nun ruhig sein Leben
beschliessen. Allein am Abende seiner Tage ward sein sanftes freundschaft-
'' '' * "" , .—'■—*■ ' I ... — " , ! ..I * I ■" ,
*) Pulsavit quoque fama eum, quasi plerique Saxonum rebellare voluissent: quod quia
inutile erat, nee relatione dignum arbitramur: lagt Witichind, und dies ist einBe-
weiss, zu welcher überwiegenden Grocse Otto emporgestiegen war.
H a
wollten sie seine dankbare Vasallen seyn. Otto erfüllte von seiner Seite
diesen Vertrag mit deutscher Redlichkeit, und sein edler Ehrgeiz nützte die
dargebotene Gelegenheit, sein Ansehen auf eine erhabene Art zu vergroe-
sern. Die Koenige der Westfranken hatten den Gedanken an Rom aufge-
geben , nur die Griechen sahen mit Unwillen die Kaiserkrone des abend-
laendischen Reiches auf Ottens Haupte; allein Griechenlands Kaiser hatten
die Bedingnilse seit Jahrhunderten nicht mehr erfüllt, unter welchen ein Volk
dem Einzelnen die Oberherrschaft ubertrsegt. Die wahre Grcese des deut-
schen Helden, die Maesigung des Ueberwinders, die herzliche Güte, womit er
jeden behandelte, veredelten seine Thaten, machten sie der Unsterblichkeit
werth. Sein Ruhm erscholl bis in ferne Laender. Abderam, ein arabischer
Emir in Spanien, schickte ihm Gesandte und Geschenke, wie Harun-Al-
Raschid Karl dem Grosen. Haetten seine Nachfolger seinen grosen Geifi:
geerbt, so würde die Verbindung mit Italien dem Reiche nicht schaedlich
geworden seyn. Aber man folgte seinen Maasregeln nicht, und Deutschland
empfand nachher den schaedlichen Einsluss der Paebste, weil seine Monar-
chen zu schwach waren, die emporllrebende Hierarchie zu beksempfen.
Italien war nun ruhig ; allein in Deutschlande glimmten noch immer
einige Funken der Empoerung.
Die Entfernung des Kaisers reitzte die Kühnheit des Grafen Wichmann;
der Trotz des Undankbaren slieg hoeher als jemals. Er fühlte keine Liebe
für sein Vaterland, kannte keine Pssicht des Unterthans. Er war tapfer;
aber sein unruhiger ruhmsüchtiger Geiss: gab seiner Tapferkeit eine solche
Richtung, dass sie seinem Vaterlande immer nachtheilig war. Schon ehe-
mals hatte er die Slaven aufgewiegelt, und war von Ottens Milde begnadigt
Worden ; aber nun glaubte er die Abwesenheit des Kaisers nützen zu müs-
sen, und verband sich von neuem mit den Barbaren. Aber Wichmann
verlor in diesem Kriege sein Leben, und Otto bereicherte mit dessen ein-
gezogenen Gütern einige Kloester. Bald darauf entstanden Misshelligkeiten
zwilchen Udo, dem Markgrafen von der Lausitz, und dem Herzoge Micislaus
von Pohlen, wobey die Sachsen eine Schlacht verloren; allein Otto war
so gross geworden, dass er im ganzen Bewusstseyn seiner Macht und seines
Ansehens blos den Hreitenden Fürlten befahl, ruhig zu bleiben, und seine
Zurückkunft aus Italien zu erwarten, wo er sodann ihre ZWilligkeiten
schlichten würde *).
Gekroent mit Ruhme, als unüberwindlicher Sieger, als der groesste
Monarch der bekannten Welt, kam er endlich (973.) nach Quedlinburg,
entschied den Zank jener Fürlten , und wollte nun ruhig sein Leben
beschliessen. Allein am Abende seiner Tage ward sein sanftes freundschaft-
'' '' * "" , .—'■—*■ ' I ... — " , ! ..I * I ■" ,
*) Pulsavit quoque fama eum, quasi plerique Saxonum rebellare voluissent: quod quia
inutile erat, nee relatione dignum arbitramur: lagt Witichind, und dies ist einBe-
weiss, zu welcher überwiegenden Grocse Otto emporgestiegen war.
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