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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 4): Die Urzustände der Berg- u. Wüstenvölker der activen Menschheit und deren Verbreitung über die Erde — Leipzig: Teubner, 1845

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https://doi.org/10.11588/diglit.66508#0286

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280 Südsee-Insulaner.
und Ohue nennen. Die Haut wird Anfangs ganz schwarz und darf
5 — 6 Tage der Snnne gar nlcht ausgesetzt werden. Dann wird der
Pflanzensaft mit frischem Wasser abgewaschen und die Haut erscheint
ganz weiß.
Die Insulaner bemalen sich übrigens auch den Körper mit aller-
hand Farben; auf den neuen Hebriden und freundschaftlichen Inseln
nimmt man dazu Curcuma, welche feingepülvert ist und in feinen
Rohrstabchen aufbewahrt wird, welche man in den Ohren tragt.
(Cook 3. R. I. 281.) Auf Neufeeland und den Salomonsinseln
bedient man sich zu gleichem Zwecke des Kalkes und des Ockers*). Auf
der Osterinsel fand Beechey (I. 68.), daß die Gesichter schwarz oder
roth oder schwarz und weiß oder roth und weiß gemalt waren; zwei
Manner hatten sich ganz schwarz angemalt.
Bei weitem reinlicher ist die Sitte der Tatowirung, deren
erste Spuren wir in den Narben der Neuholländer antrafen und die
wir auf den Südseeinseln zu einer vollendeten Kunst und Wissen-
schaft ausgebildet finden. Die Narben finden wir auch bei den
schwarzen Menschen der Südseeinseln. Die Tanneser ritzen die Haut
besonders am Oberarm und auf dem Bauche mit einem Bambusrohr
oder einer scharfen Muschel, sie machen noch allerlei willkürliche Fi-
guren, tiefe Einschnitte und legen ein besonderes Kraut darauf, wel-
ches beim Heilen eine Narbe bildet. Sie stellen besonders Blumen dar.
(Forster Reise II. 219.) Die Neuseeländische Tatowirung besteht
ebenfalls in Einschnitten mit einer Art Meisel, zeichnet sich aber durch
Reichthum und Schönheiten der Form aus. HLato aeeount ok N.-L.
S. 147. ff. u. Taf. II. d. B.) Auf der Osterinsel fand Beechey die
Frauen auf der Stirn bogenförmig tatowirt und von der Hüfte bis
an das Knie herab mit schmalen blauen Linien dicht besetzt, die sich
in einer geringen Entfernung wie Hosen ausnahmen. Andere punc-
tiren die Stirn, die Ränder der Ohren und den rothen Theil der
Lippen mit Bogenlinien. Bei den Männern wird der obere Theil
des Halses mit dunkelblauen krummen Linien besetzt, welche am Ohre
beginnen und sich am Unterkiefer herunterziehen. Das Gesicht wird
zuweilen fast ganz mit Linien, welche denen an der Kehle ähnlich
sind, bedeckt oder mit Ausnahme zweier breiten Streifen an jeder
Seite, die rechtwinkelig zu einander stehen, ganz bemalt. Die sämmt-
lichen Muster der Tatowirungen zeigten von vielem Geschmack und ,
folgten wie bei den Neuseeländern den Richtungen der Muskeln,
(keoobe^ I.- 68. u. 75.) Auf den Radackinseln ist die zierliche Ta-
towirung nach dem Geschlechte verschieden, bei jedem gleichförmig.
Sie bildet bei den Mannern über Schulter und Brust ein am Nabel
zugespitztes Dreieck, das aus kleineren verschiedentlich verbundenen

*) Forster R. II. 219. Niolwlus I. 316. Chamisso bei Kotzebue III.
124. Uubillaräisre I. 223.
 
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