Vier Traureden. 193
und jede Stunde, in der der eine Gatte am Andern Schwächen
entdecket oder manches anders, als er ſich vorgeſtellt, ſie drohen
der Liebe Gefahr, wirken ernüchternd und erkältend, in ſolchen
Momenten ſoll die Formel hintreten vor jedes jüdiſche Ehepaar
und ihnen zurufen MWO T MPIBA %2 MWAIPB Nx 97
bxzwm Wie Moſes verfuhr mit ſeinem Volke, ſo wollen auch
wir uns gegenſeitig milde beurtheilen und ſchonend, wollen gegen-
ſeitig Nachſicht üben und Geduld, wollen durch kleine Uneben-
heiten und Mißhelligkeiten die Liebe uns nicht entſchwinden laſſen
und nicht verkümmern. Doch damit allein, g. Br., iſt's noch
nicht abgethan. Liebe und Treue, Milde und Nachſicht, ſie
ſind zur Wahrung des ehelichen Friedens unumgänglich, das
Judenthum fordert aber noch ein Drittes, es verlangt, daß
jedes jüdiſche Ehepaar das Verhältniß Moſes zu Iſrael in
Allem und Jedem ſich zum Muſter nehme. Moſes war be-
müht und beſtrebt, ſein Volk zu erziehen, es von ſeinen
Schwächen zu heilen, e& immer mehr und mehr zu läutern
und zu heiligen. Moſes erzog ſein Volk zu dem, was es
wurde und noch iſt, zum unſterblichen, geſchichtlichen Volke,
er erzog es durch die Gotteslehre, die heilige Thora; er
erzog es aber auch durch ſein eigen Leben, ſein eigen Bei-
ſpiel. Alſo ſollen einander auch Eheleute erziehen, auf einander
einwirken beſſernd und veredelnd, heiligend und verklärend, der
Eine ſoll dem Andern vorangehen und voranleuchten in allem
Wahren, Guten und Schönen, der Eine im Andern wecken nur
edle Gefühle, reine Gedanken und Werke und Thaten der wahren
Menſchenliebe. G. Br.! Ein alter Spruch lautet mu“ x2
MN dyyddnd „Wer Reines vorhat, dem helfen Himmels-
mächte“ nun denn faſſen Sie heut die rechten Vorſätze, alſo
Ihre Ehe zu geſtalten und Gott der Herr wird Ihnen helfen,
Ihnen geben ſtets den rechten Sinn, die rechte Kraft. Amen.
) Sabbath 104, a.
Klemperer, Previgten I. 13
und jede Stunde, in der der eine Gatte am Andern Schwächen
entdecket oder manches anders, als er ſich vorgeſtellt, ſie drohen
der Liebe Gefahr, wirken ernüchternd und erkältend, in ſolchen
Momenten ſoll die Formel hintreten vor jedes jüdiſche Ehepaar
und ihnen zurufen MWO T MPIBA %2 MWAIPB Nx 97
bxzwm Wie Moſes verfuhr mit ſeinem Volke, ſo wollen auch
wir uns gegenſeitig milde beurtheilen und ſchonend, wollen gegen-
ſeitig Nachſicht üben und Geduld, wollen durch kleine Uneben-
heiten und Mißhelligkeiten die Liebe uns nicht entſchwinden laſſen
und nicht verkümmern. Doch damit allein, g. Br., iſt's noch
nicht abgethan. Liebe und Treue, Milde und Nachſicht, ſie
ſind zur Wahrung des ehelichen Friedens unumgänglich, das
Judenthum fordert aber noch ein Drittes, es verlangt, daß
jedes jüdiſche Ehepaar das Verhältniß Moſes zu Iſrael in
Allem und Jedem ſich zum Muſter nehme. Moſes war be-
müht und beſtrebt, ſein Volk zu erziehen, es von ſeinen
Schwächen zu heilen, e& immer mehr und mehr zu läutern
und zu heiligen. Moſes erzog ſein Volk zu dem, was es
wurde und noch iſt, zum unſterblichen, geſchichtlichen Volke,
er erzog es durch die Gotteslehre, die heilige Thora; er
erzog es aber auch durch ſein eigen Leben, ſein eigen Bei-
ſpiel. Alſo ſollen einander auch Eheleute erziehen, auf einander
einwirken beſſernd und veredelnd, heiligend und verklärend, der
Eine ſoll dem Andern vorangehen und voranleuchten in allem
Wahren, Guten und Schönen, der Eine im Andern wecken nur
edle Gefühle, reine Gedanken und Werke und Thaten der wahren
Menſchenliebe. G. Br.! Ein alter Spruch lautet mu“ x2
MN dyyddnd „Wer Reines vorhat, dem helfen Himmels-
mächte“ nun denn faſſen Sie heut die rechten Vorſätze, alſo
Ihre Ehe zu geſtalten und Gott der Herr wird Ihnen helfen,
Ihnen geben ſtets den rechten Sinn, die rechte Kraft. Amen.
) Sabbath 104, a.
Klemperer, Previgten I. 13