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Michelangelo.
zusammenhängenden Fläche der Decke die
dreieckigen Felder der Stichkappen und die
rundbogig begrenzten Wandstücke (Lünetten),
welche unter den Kappen die Fensterbogen
einrahmen. Die Bemalung der Wände bis
zur Höhe der Gewölbansätze war schon unter
Sixtus IV begonnen worden und seit ge-
Waren zwölf Apostel in den Zwickeln und
das übrige in gewisser Einteilung angefüllt
mit Zierwerk nach gebräuchlicher Art; nach-
her, als ich das Werk begonnen Hatte, schien
mir, daß es ärmlich ausfallen würde, und
ich sagte dem Papst, daß, wenn ich die
Apostel allein dahin machte, meines Erachtens
Abb. 36. Dekorative Figur an der Decke der Sixtinischen Kapelle.
(Nach einer Originalphotographie von Braun, Element L Cie. in Darnach i. E. und Paris.)
raumer Zeit vollendet. Verschiedene floren-
tinische Meister hatten hier das Leben Christi
und das Leben Moses' geschildert, nach der
im Mittelalter beliebten Weise der Gegen-
überstellung von einander entsprechenden Be-
gebenheiten des Alten und des Neuen Testa-
ments. Für die Deckenmalerei Hatte Ju-
lins II anfänglich keineswegs einen sehr
reichen Inhalt in Aussicht genommen. Michel-
angelo hat darüber folgendes ausgeschrieben:
„Der erste Entwurf des genannten Werks
die Sache ärmlich ausfallen würde; er fragte
mich, warum; ich antwortete: weil sie selbst
arm waren. Da gab er mir neuen Auf-
trag, ich solle machen, was ich wollte, und
solle zufrieden sein und solle alles bemalen
bis an die unten befindlichen Geschichts-
bilder Heran." —
So ist der großartige Inhalt, den
Michelangelo den Deckenmalereien gegeben
hat, sein ureigenster Gedanke. Er stellte
die Vorgeschichte der Erlösung dar: die
Michelangelo.
zusammenhängenden Fläche der Decke die
dreieckigen Felder der Stichkappen und die
rundbogig begrenzten Wandstücke (Lünetten),
welche unter den Kappen die Fensterbogen
einrahmen. Die Bemalung der Wände bis
zur Höhe der Gewölbansätze war schon unter
Sixtus IV begonnen worden und seit ge-
Waren zwölf Apostel in den Zwickeln und
das übrige in gewisser Einteilung angefüllt
mit Zierwerk nach gebräuchlicher Art; nach-
her, als ich das Werk begonnen Hatte, schien
mir, daß es ärmlich ausfallen würde, und
ich sagte dem Papst, daß, wenn ich die
Apostel allein dahin machte, meines Erachtens
Abb. 36. Dekorative Figur an der Decke der Sixtinischen Kapelle.
(Nach einer Originalphotographie von Braun, Element L Cie. in Darnach i. E. und Paris.)
raumer Zeit vollendet. Verschiedene floren-
tinische Meister hatten hier das Leben Christi
und das Leben Moses' geschildert, nach der
im Mittelalter beliebten Weise der Gegen-
überstellung von einander entsprechenden Be-
gebenheiten des Alten und des Neuen Testa-
ments. Für die Deckenmalerei Hatte Ju-
lins II anfänglich keineswegs einen sehr
reichen Inhalt in Aussicht genommen. Michel-
angelo hat darüber folgendes ausgeschrieben:
„Der erste Entwurf des genannten Werks
die Sache ärmlich ausfallen würde; er fragte
mich, warum; ich antwortete: weil sie selbst
arm waren. Da gab er mir neuen Auf-
trag, ich solle machen, was ich wollte, und
solle zufrieden sein und solle alles bemalen
bis an die unten befindlichen Geschichts-
bilder Heran." —
So ist der großartige Inhalt, den
Michelangelo den Deckenmalereien gegeben
hat, sein ureigenster Gedanke. Er stellte
die Vorgeschichte der Erlösung dar: die