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Michelangelo
lassen, an dem er nicht nm irdischen Lohnes
willen — er hatte jede Art von Gehalt oder
Entschädigung abgelehnt, als er die Anstellung
annahm —, sondern aus Frömmigkeit und
Liebe zu Gott wirkte. Sv widmete er dem
Pelersdom den letzten Rest seiner Kräfte.
Am 15. Februar 1564 wurde Michel-
angelo von einer großen Schläfrigkeit be-
fallen. Er wollte dieselbe durch einen
Spazierritt vertreiben; aber die Kühle der
Witterung und eine Schwäche in Kopf und
Beinenz Wang ihn, ins Haus zurückzugehen
und in einem ans Feuer gerückten Sessel
Ruhe zu suchen. Am 18. Februar, eine
halbe Stunde vor Sonnenuntergang, entschlief
er im Beisein einiger wenigen Freunde.
Der Leichnam wurde in der Apostel-
kirche aufgebahrt. Der Papst wollte ihn
im Dom von St. Peter, wo sonst nur Päpste
zu bestatten Gebrauch war, beisetzen lassen.
Aber Michelangelo selbst hatte den Wunsch
ausgesprochen, daß sein Leib in Florentiner
Erde ruhen möge. Diesen Wunsch teilten
der Herzog Cosimo und das nunmehrige
Haupt der Familie Buonarroti, Michel-
angelos Neffe Leonardo. Der letztere ließ
den Sarg mit der Leiche heimlich, als
Warenballen verpackt, nach Florenz schaffen.
Am 12. März wurde der Sarg in der
Kirche S. Croce, wo sich der Begräbnis-
platz der Buonarroti befand, aufgestellt.
Der Direktor der im Jahre zuvor gegrün-
deten Kunstakademie von Florenz ließ den
Sarg im Beisein einer ungeheuren Menschen-
menge öffnen, und man sah die Züge des
Toten noch wohlerhälten. Auf Kosten des
Herzogs wurde darauf eine Leichenfeier ins
Werk gesetzt, so großartig und prunkend, wie
Florenz noch keine gesehen Hatte. Monatelang
arbeiteten Maler und Bildhauer an der künst-
lerischen Ausschmückung der S. Lorenzokirche,
welche zum Schauplatz dieser Feier bestimmt
wurde und Wo dieselbe am 14. Juli 1564
stattfand. Es sind mehrere ausführliche Be-
schreibungen erhalten, die der Nachwelt be-
richten, mit welchem Aufwand von Kunst und
Pracht die Florentiner ihren großen Toten
ehrten.
Über der Gruft Michelangelos in S.
Croce ließ Leonardo Buonarroti ein statt-
liches Denkmal errichten. Es zeigt die trau-
ernden Gestalten der drei Künste um einen
Sarkophag versammelt, über dem in einer
Nische des Wandaufbaues die Büste des
Meisters steht. Vasari, der getreue Schüler,
gab die Zeichnung dazu, Herzog Cosimo,
der Landesherr, schenkte den Marmor.
Dem Menschen Michelangelo hat ein
Zeitgenosse, Scipione Ammirato, ein schönes
Denkmal gesetzt in den Worten: „Neunzig
Jahre hat Buonarroti gelebt, und in so langer
Ausdehnung der Zeit und der Gelegenheit
zu sündigen hat sich nie die Möglichkeit ge-
funden, ihn mit Recht eines Fleckens oder
irgend welcher Häßlichkeit der Sitten zu
zeihen."
Michelangelo
lassen, an dem er nicht nm irdischen Lohnes
willen — er hatte jede Art von Gehalt oder
Entschädigung abgelehnt, als er die Anstellung
annahm —, sondern aus Frömmigkeit und
Liebe zu Gott wirkte. Sv widmete er dem
Pelersdom den letzten Rest seiner Kräfte.
Am 15. Februar 1564 wurde Michel-
angelo von einer großen Schläfrigkeit be-
fallen. Er wollte dieselbe durch einen
Spazierritt vertreiben; aber die Kühle der
Witterung und eine Schwäche in Kopf und
Beinenz Wang ihn, ins Haus zurückzugehen
und in einem ans Feuer gerückten Sessel
Ruhe zu suchen. Am 18. Februar, eine
halbe Stunde vor Sonnenuntergang, entschlief
er im Beisein einiger wenigen Freunde.
Der Leichnam wurde in der Apostel-
kirche aufgebahrt. Der Papst wollte ihn
im Dom von St. Peter, wo sonst nur Päpste
zu bestatten Gebrauch war, beisetzen lassen.
Aber Michelangelo selbst hatte den Wunsch
ausgesprochen, daß sein Leib in Florentiner
Erde ruhen möge. Diesen Wunsch teilten
der Herzog Cosimo und das nunmehrige
Haupt der Familie Buonarroti, Michel-
angelos Neffe Leonardo. Der letztere ließ
den Sarg mit der Leiche heimlich, als
Warenballen verpackt, nach Florenz schaffen.
Am 12. März wurde der Sarg in der
Kirche S. Croce, wo sich der Begräbnis-
platz der Buonarroti befand, aufgestellt.
Der Direktor der im Jahre zuvor gegrün-
deten Kunstakademie von Florenz ließ den
Sarg im Beisein einer ungeheuren Menschen-
menge öffnen, und man sah die Züge des
Toten noch wohlerhälten. Auf Kosten des
Herzogs wurde darauf eine Leichenfeier ins
Werk gesetzt, so großartig und prunkend, wie
Florenz noch keine gesehen Hatte. Monatelang
arbeiteten Maler und Bildhauer an der künst-
lerischen Ausschmückung der S. Lorenzokirche,
welche zum Schauplatz dieser Feier bestimmt
wurde und Wo dieselbe am 14. Juli 1564
stattfand. Es sind mehrere ausführliche Be-
schreibungen erhalten, die der Nachwelt be-
richten, mit welchem Aufwand von Kunst und
Pracht die Florentiner ihren großen Toten
ehrten.
Über der Gruft Michelangelos in S.
Croce ließ Leonardo Buonarroti ein statt-
liches Denkmal errichten. Es zeigt die trau-
ernden Gestalten der drei Künste um einen
Sarkophag versammelt, über dem in einer
Nische des Wandaufbaues die Büste des
Meisters steht. Vasari, der getreue Schüler,
gab die Zeichnung dazu, Herzog Cosimo,
der Landesherr, schenkte den Marmor.
Dem Menschen Michelangelo hat ein
Zeitgenosse, Scipione Ammirato, ein schönes
Denkmal gesetzt in den Worten: „Neunzig
Jahre hat Buonarroti gelebt, und in so langer
Ausdehnung der Zeit und der Gelegenheit
zu sündigen hat sich nie die Möglichkeit ge-
funden, ihn mit Recht eines Fleckens oder
irgend welcher Häßlichkeit der Sitten zu
zeihen."