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Knackfuß, Hermann; Michelangelo [Ill.]
Michelangelo — Künstler-Monographien, Band 4: Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.71515#0121
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Michelangelo.

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Lager zu erheben; die Augen, die sich eben
im Erwachen geöffnet haben, möchten sich
gleich wieder schließen. In diesen: Antlitz
hat der Ausdruck des Schmerzes die größte
Bitterkeit angenommen. Die Figur der
Morgenröte wurde im Jahre 1531 fertig;
man darf wohl denken, daß Michelangelo
unwillkürlich in ihren Zügen die bitteren
Empfindungen sich hat widerspiegeln lassen,
die der Fall von Florenz ihm verursachte.
Es ist gar keine Frage, daß die Gestalten
von Nacht und Morgen, Tag und Abend
nichts anderes ausdrücken sollen, als den
Schmerz über den Tod der beiden Mediceer.
Was sie aber in Wirklichkeit ausdrücken,
sind doch nur die Schmerzen, welche die
Seele ihres Schöpfers marterten. Durch
nichts unterscheiden sich Michelangelos Ge-
stalten so sehr von der Antike, wie da-
durch, daß sie gar nichts Allgemeingültiges
haben, sondern nur die Äußerung rein per-
sönlicher Stimmung sind. Aber die Persön-
lichkeit, deren Seele so aus den Kunstwerken
zu uns spricht, ist von einer überwältigenden,
man möchte sagen übermenschlichen Größe,
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durch den Ver-
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O

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Abb. 86. Ein Verdammter, von Teufeln herab-
gezogen. Kreidezeichnung nach Michelangelos Jüngstem
Gericht. In der Albertina zu Wien.
(Nach einer Originalphotographie von Braun, Clüment L
Cie. in Dörnach i. E. und Paris.)

allein genügend sei, um Papst Julius zu
ehren; und beim Anblick der für das Jüngste
Gericht bereits angefertigten Zeichnungen
beschloß er, daß Michelangelo dieses Werk
für ihn ausführen solle.
Alsbald wurden in der Sixtinischen Ka-
pelle die Gerüste aufgeschlagen, und im Früh-
jahr 1535 begann Michelangelo die Aus-
führung des großen Freskogemäldes, dem,
da es sich über die ganze Fläche der Altar-
wand ausdehnte, nicht nur die drei hier
befindlichen Gemälde aus dem vorhergegange-
nen Jahrhundert (von Perugino), sondern
auch zwei Lünettenbilder weichen mußten,
welche Michelangelo selbst vor vierundzwanzig
Jahren gemalt Hatte. An: I. September
1535 ernannte Paul III den Meister durch
ein in den schmeichelhaftesten Ausdrücken ab-
gefaßtes Breve zum obersten Baukünstler,


daß diese Figur Bildhauer und Maler des Vatikans und wies
 
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