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Koch, Alexander [Hrsg.]; Fuchs, Georg [Hrsg.]
Grossherzog Ernst Ludwig und die Ausstellung der Künstler-Kolonie in Darmstadt von Mai bis Oktober 1901: [ein Dokument deutscher Kunst] — Darmstadt, 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.3770#0326

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Ideen zu einer festlichen Schau-Bühne.

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RICHARD HOLSCHER—DA.RHSTADT.

■»Heimkehr«.. Oel-Gemälde, Besitzer: Der Künstler.



vorbehalten bleiben. Jedoch scheint es uns
nicht so ganz unzeitgemäss, wenigstens die
Aufgabe als solche einmal zu entrollen.

Es wurde hierbei mit Absicht der
philosophische, oder vielmehr im neuen Sinne
religiöse Grundgedanke dieser Bewegung in
den Vordergrund gestellt. Denn gerade an
diesem erweist es sich, dass diese Ideen nicht
willkürlich aus dem Geiste Einzelner ent-
sprangen, sondern dass sie, wenn auch immer
nur von wenigen vertreten, eine Tradition
haben. So lange man in Deutschland um
eine eigene Kultur ringt, so lange trachtet
man auch nach solch einem Tempel, in
dessen weihevollen Räumen alle Künste im
Verein sich zu einem neuen Kulte ver-
bünden. Und wenn unsere Kultur jemals
so hoch entwickelt sein wird, dass sie diesen
Tempel aus ihrem Schoosse hervorgehen
lässt, so werden wir nicht umhin können,
Goethe als denjenigen zu preisen, welcher

den Grundstein gelegt hat. Noch vor
kurzem hat Marg. Plath (im Oktober-Hefte
der »Preuss. Jahrb.« S. 45) an die Stelle
bei Steffens erinnert, wo dieser sagt: »In
dem Kreise der Goethe, Fichte, Schelling,
Schlegel bestand der bewusste, leidenschaft-
liche Wille, gemeinsam die philosophische
Welt-Ansicht zu vollenden, ihr in der Dich-
tung ergreifenden Ausdruck, im Leben An-
wendung und Herrschaft zu verschaffen«.
Und was ist es denn anders, was wir, bei
tiefster und vornehmster Auffassung der
heutigen Kultur-Bewegung, erstreben, als
eine Beherrschung des Lebens durch die
Kunst vom Kleinsten bis zum Grössten, in
dem sich alle Künste vereinen, den Herr-
scher -Willen der Schönheit durch das Drama
triumphierend in die Seelen zu ergiessen?
Und dies ist auch die Lebens-Auffassung,
von der aus Peter Behrens diesem grössten
Kultur-Ziele unseres Zeitalters nahe kam, und

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