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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1842 (Nr. 1-27)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1489#0016
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Einiges über Lie Senennung „Dom".

Dirjenige Kirche, welche sich als Hauptkirche am Sitze eincs Erz-
bischofs oder BischofS befindet, und deren Canoniker nicht in früheren
Zeiren nach irgend eincr Ordensregel lcbten, pflegt man Dom zu
benennen, wo im Gegentheile diejenige bischöflicheHauptkirche (Kathe-
drale), deren Canoniker früher einer bcstimmten Ordens-, d. i.
Mönchs-Regel unterworfen waren, eben daher Münster, von
Rnosstvi-iuin (Mönchskloster), gcnannt wird. Es fragt sich nun, wo-
her die Benennung „Dom" ihren Ursprung habe. Am nächsien liegt
hier das Wort vomus (vei), Haus, Haus Gottes, Gotteshaus, und
somit vomus schlechtweg und vorzugsweise, wie man Rom einzig und
allein urb«, die Stadt, vor allen andern Städken der Welt zu nennen
pflegke, und LibU» (von L-M«'«: die Bücher, Bibel) die sämmtlichen
Bücher der heil. Schrist nennt. Da nun aber die ältere Benennung
Thumbkirche für Domkirche vorkommt, so ließe sich annehmen, daß
dcr Name vom griechischen 7H/Sox, lateinisch tumdn, d. h. Grab, er-
höbcte Grabstätke, herrühre, wclche Benennung schon stüh in der
christlichen Kicche gebräuchlich war; so bei dem christlichen Dichter
Prudentius (geb. um 348) in scinem Peristephanon auf den h. Hip-
polvtus: „tseilss olsiKieiit!» tumba« msi-mors", wozu noch kommt,
daß sich meistcns in den Hauptkirchen auch ein in Grabmalform ge-
stalteter Reliquienbehältcr eines bedeutenden Heiligen befand und das
Gebäude dcr Kirche sich gleichsam wie cin christliches Hüncngrab dar-
übcr wölbte. Bedenkt man indessen, daß der Buchstabe B nach dec
Silbc um im 15. und 16. Jahrhundert häusi'g nur als krästiger Ab-
schlußbuchstabe erfcheint, wie in Reichthumb für Reichthum, dann
muß man diese Hypothese wohl fallen lassen, wennglcich das Th in
Thumb ehcr aus tumb!« als aus v»mns sich crklären licßc, und auch
das darauf folgende u stakt o mehr füc das erstcre als das letztere
Wort spricht *). Bemerkenswerth ist auch jedcnfalls in diescr Beziehung
noch, daß man an vielen römischcn Kirchenportalen die Znschrist
I). o. »k. für ven Opiima Milxima (dem besten höchsten Gotke) vor-
sindet, welche gleichfalls das Wort DOM bildet. W. S.

Lorretponden; - Nachricht.

Magdeburg. DaS hiesige Comite zur Gründung eines Vereines
für dcn kölner Dombau hat am II.Juli eine Bekanntmachung erlasscn,
worin cs heißt: „Wir waren eben im Begriffe, unsere Wirksamkeit
zu beginnen, als das große Unglück über Hamburg hereinbrach. Ganz
Deutschland erkannte seine Pflicht, der schwer geprüsten Stadt krästige
Hülfe zu scnden, und es war mit Gewißheit zu erwacten, daß das
mit ihr eng verschwisterte Magdeburg nicht darin zurückbleiben würde.
Die Theilnahme für dcn Ausbau dcs kölner Domes mußte daher
überall und auch hier für den Augenblick in dcn Hintergrund treten, und
wic glaubten deßhalb mit der Gründung des Vereines für Magdeburg
noch Anstand nehmen zu müffen. Wir haben uns für verpflichtet ge-
halten, unseren Mitbürgern von dicser Lage dec Sache vorläufig
Nachricht zu geben. Wenn Se. Maj. unser geliebter König auf sei-
ncr bevorstehenden Reise nach dem Rheine der feierlichen Einweihung
des kölner Dombaues beigewohnt haben wird, dann werden wir nicht
länger säumen, sie zur Theilnahme an dem großcn deutschen Unter-
nehmen aufzuruscn."

Vas Modell -es vollendeten kölner Domes

ist durch den Hofconditor Hrn. H. Mvsler dahier in einer Höhe
von drci Fuß auf eine sehr ansprcchende Weise auSgeführt und in sei-
nem Etablissement, Obenmarspforten zur Ansicht, ausgestellt. Wohl
muß es einc kunstgeübte Hand sein, welche, indem das Auge die flache
Abbildung verfolgte und festhielt, diese mit solcher außerordentlichen
Präcision in das Gebiet der Plastik „aus freier Hand" übertrug, daß
selbst in den Hciligengruppen dcr Hauptportale die einzelnen Figurcn
in ihrem gegenseitigcn Verhältnisse deutlich hervortreten. Wie sehr man
sich auch durch die vielen vortrefflichen Abbildungen, die bereits von
unserm Dome vorhanden sind, cinen Begriff von der Herrlichkeit die-
scs Werkcs in seiner Vollendung machen kann, so mag doch nrchts so
sehr zur Orientirung und Verdeutlichung beim Uebcrgange des unvoll-
endeten Domes zum vollendeten verhelfen, als eine plastische Anschau-
ung, wie sie uns hier in cinem meisterhasten Modell zur Anschauung
dargebotcn wird. Der Anblick dieses Riesengebäudes en wivisture bringt
noch einen ganz eigenthümlichcn Eindruck hecvor, wenn man cs am
Abende betrachtet, indem der Besitzer für die Beschaucr die freundliche
Bufmerksamkeit hat, das Jnnere deß Modells zu beleuchten, wo denn
die kaum fingerlangen gemalten Fenster in einem magischen Lichte er-
glänzen. Die Zahl der Besucher, von dcnen gewiß keiner das Local
unbefricdigt verläßt, nimmt täglich zu, und das vor dem Modell be-
findliche Äästchen für freiwillige Spenden zum Bestcn der Dombau-
Cssse gibt schon den BeweiS, daß das Geringe, vielfältig sich wieder-
holend, zuletzt wieder eine erfteuliche GrLße ausmachcn kann. ....s.

*) Die Sprache bleibt sich indeffen bei diesen Nachbildungen nicht glcich;
so Münch und Mönch aus Aloosoluis, und Münster aus lüooasteriuw.

Verantwortlicher Herausgeber: Zos. DuMont.

Druck und Commissions-Verlag des Verlegers der Kölnischen Zeitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
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