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ausgestreute Gerede von einem Nachtaffen der Begeisterung und einem
Erlahmen der Bauthätiqkeit durch die Evidenz der Thatsachen wi-
derlegen und vor aller Welt den Beweis führen, daß das Große und
Ideale, daß die Gott geweihte Kunst nvch in allcn Kreisen Herzen
finden, in welchen sie wurzeln kcnnen.

„Die Mittcl, über welche der Verein in dieftm Slugenblicke ver-
fügen kann, wenngleich sie im Verhältnisse zu der Zeit seines Be-
stehens gewiß sehr bedeutend erscheinen, reichen fkeiüch bei Weitem
noch nicht hin, um die große Aufgabe zu lösen, welche er sich stellt,
indem er das nördliche Kreuzschiff mil seinen reichen Portalen und
Streben zu vollenden und zugleich zum Thurmbaue ein NamhaftcS
beizusteuern unternimmt. Allein dieselben Triebfedern, welche b!s heran
dem Vereine Gedeihen brachten, wirken ja fort und fort; ja, man darf
sogar mit Zuvcrsicht hoffen, daß in dem Maße, wie der Bau ftinen
Reichthum und seine Größe immer mehr entwickelt, auch die Hülfs-
quellcn reichlicher fließen werden. Jedenfalls !st vollkvmmen genug zum
ersten nachdrücklichen Angriffe vorhanden, und bei solchem Werke qe-
ziemt uns Vertrauen. Der zuversichtliche Glaube an die Möglrchkeit
der Vollendung, den die Schicksale des Baucs während der drei letzten
Jahrhunderte d!s in seine Grundftsten erschüttert haben, wird allmählich
in die Gemüther zurückkehren und damit zugleich die beste Gewähr-
schast für die endliche Verwirklichung dcs großen Planes erwachsen.

„Gestützt auf die vvrstehcnd entwickelten Gründe, beehrt sich die
Commifsion, ihren Anrrag dahin zu stcllen:

,,„Es möge dem Vorstande gefallen, zu beschließen,
daß, unter Vorbehalt der Genehmigung der compe-
tenten Stelle, die Mittel des Vereins vorzugsweise
zur Aufrichtnng vcs nördlichen Querschiffes des Domes
mit Strebewerk, so wie zur Mithülfe ani Baue des
nördlichen Thurmes, Beides nach dem ursprünglichen
Plane, verwcndct werden sollen, und daß zu diesem
Ende zum Zwecke und unter der Bedingung des so-
fortigen Angriffs, die Summe von 30,000 Thalern
für das bezeichnete Querschiff, die Summe von 10,000
Thalern aber für den nördlichcn Thurm während des
Kalenderjahres 1843 der betrcffenden Behörde zur
Verfügung gestellt werden sollen; dem zufolge den Ver-
waltungs-Ausschuß zu ermächtigen: nach Maßgabe der
in dem Art. 113 des kaiserlichen Decrecs vom 30.
Decembcr 1809 enthaltenen gcsetzlichen Bestimmung,
der hohen erzbischöflichen Behörde, Behufs der Accep-
tation, von vorstehendemBeschlufseKenntniß zu geben." "

Eine Frage des Hrn. von Groote, od nicht dem Angriffe des
nördlichen Querschiffes m!t 3Ü,Ü0Ü Thlr. einc Veranschlagung dcr
Totalität der Kosten diescS Bautheiles vorhergebcn müsse, wird nach
den Erläuterungen der Herren Zwirner und Weyer für crledigt er-
klärt. Hr. Bartman zieht die Bcfugniß dcs Vorstandes, über eine
qrößere Summe, als die augenblicklich baar!n dcr VcreinS-Casse be-
findliche, zu vecfügen, in Zweifcl, dem sich Hr. Compcs anschließt.
Die genannten Herren bemerken dabci, daß die Kundgcbung diefts
ihres AweiselS zunächsi den Zwcck habe, allcn möglichen späteren Ein-
wänden vorzubeugcn. Der Präsident erklärt, daß gegenwärtig be-
reiks über 38,7ÜÜ Thlr. zur Verfügung bereit liegen, daß tagtäglich
von den Hülfsvereinen Einsendungen erfolgcn, daß noch viele werth-
volle Geschenke zu vecsilbern seien, und so auf eine Tvtalsumme von
40,ÜÜÜ Tblrn. als auf ein Eigenthum des Vercins in der ersten Zeit
mit aller Wahrscheinlichkeit, ja, mit Gewißheit gerechnet werden dürfe.
Hierauf bemerkt Hr. N. Schweitzer, daß er in dem Commissions-
berichte d!e Erörlcrung der Möglichkeit vermisse, daß die Wereinsmit-
tel auf den bereits in Angriff genommenen südlichen Theil dcs DomeS
verwendet würden, während cS doch möglich sei, daß gewichtige Gcünde
der Annahmr des Antrags der Commission sich cntgegen stellten. Hr.
Reichensperger erwidert: das Bedenken des Hrn. o. Schweitzer
crledige sich wohl durch die in dem verlesenen Commissionsberichte vor-
kommende Erörterung kes tz. 9 dcr Statutcn, da dicser h. die Ver-
wendung der Dereinsmiltel auf einen besondern Theil vorschreibe,
falls dics überhaupt möglich ftj.

Herr Zwirner führt aus und legt ein besonderes Gewicht darauf,
daß der Dom auf wehren Seiten zugleich in Angriff genommen
wecde, damit die verschiedenen Arbeiken in einander greifen könnlen,
wie solches in seinem Gutachten näher entwickelt sei. Jnsbesondere
hebt er hervor, daß nach allgemein anerkannten Grundlchren der
Baukunst «S nokhwendig sei, bci der Ausführung eines jeden Ge-
bäudes mit dem Maucrwerke auf allen Puncten gleichmä-
ßig vorzuschreiten, damit auch überall gleichmäßiges Setzen
Statt sinde, was hier bei dem Dombaue um so wichtiqer er-
scheine, als das ganze, auf Kühnheit und Leichiigkeit
berechnete Constructions-System in jedcr Beziehung die
Lußerste Sorgfalt bei dec Bauausführung erheische, um
namentlich die spätere Uebecwölbung sicher zu stellen. Aus diesen rein
tcchnischenGründen müffe es demnach wünschenswerth sein, mit dem

Fortbaue auf dcr Süd- und Nordseite gleichzeitig vor-
rücken zu könncn; denn bekanntlich sei auch das südliche Portal
theil« auf altem, theils auf nenem Fundamente zu errichten, weßhalb
sein Bau nur langsam vorschreitcn dürfe, um den Folgen cincS un-
gleichförmigen Sctzens möglichst vorzubcugen, welches abcr in dem
Maße nicht der Fall sein könnte, wenn durch Bewilligung größerer
Geldmittel die Bauthäligkcit an diesem Puucte beschleunigt werden
müßtc. Sollte jedoch nicht der ganze vordere Ki'rchenraum bis an die
Gränze des Hochchores zu dem baulichen Zwecke eingeräumk wcrdcn
können, so würde man im äußersten Falle dcn bereits begonne-
nen Ausbau der südlichen Scitcnschiffe, einschließlich der zum
Mittelschiffe gehörenden Fenstcrgalerie, crst zur Vollendung bri'ngcn
müssen, um hier, unler Anlage verschiedenec Nebrnwerke, cinen Durch-
gang nach dem hohen Chore, resp. Räumlichkeit für den Gottesdienst
zu gewinncn. Es müßte aber alsdann wicder die Bauthätigkeit auf
der Südseike so lange eingestellt werden, bis die Nordseite zu gleicher
Höhe aufgebaut sein würde: ein noihgedrunqenes Verfahrcn, wclches
mit den oben angeführten architektonischen Gcundlchren in offenem
Widerspruche stehe und dcm zweckmäßigen Betriebe des Baues zuwi-
derlause. Die Wirksamkeit der Vereine ließe sich hiernach auf keinen
andern abgesonderten Theil, als auf den nördlichcn Thurm, beschrä'nken.

Die Herren Weyec und Biercker tcetcn ben Ansichten des Hrn.
Dombaumeisters überall bei. Hr. Schweitzer bleibt der Meinung,
daß cin vorläusiges Benehmen mit der geistlichen Behörde über die
Wahl des Bautheiles, dem die Vereinsgelder zunächst zugewendet wer-
den sollen, dcr förmlichen Beschlußnahmc über die Vcrwendung vor-
hergchen möge, und daß, aus Rücksichten der Forlführung des Gottcs-
dienstcs im Dsme, die Vollcndung der südlichen Bautheile und di'e
desfallsige Milwirkung des Vcreins vor dcm gleichzeiligen Bauc bes
nördlichen Querschiffes den Vorzug verdiene.

Der Protocollführer hebr die specielle Mission des Vorstandes
hervor. Der Vorstand habe vor Allcm auf das gcwissenhafteste zu
prüfen, ob der Fortbau des Domcs an einer Sei'te, die bisher der
kläglichsten Verödung Preis gegcben, und dic Realisirung dieses
Fortbaues nicht einen größcrn morali'schen Eindruck im Volke hervor-
rufe und dadurch eine größere Garanlie sür dic andauecnde Begeiste-
rung gebe, als die bloße Mitbelheiligung bei den Bauten an der
Südseile. Könne hierüber kein Aweifel obwalten, und sei dcr Bau Les
nördlichen QuerschiffeS dabei durchaus statutgemäß, so sei dic Aufgabe
des Vorstandes, wir er mcine, unverkennbar gegeben. Der Verei'n
machc dann ftin Eeschenk untcr der Bedingung, die ihm die bcste
und richtigste scheine, und es sei hernach lediglich Sache dec Schenk-
nehmerin, ob sie si'ch der Bedingung um den PreiS des Geschenkes
fügen könne oder nicht. Der Hcrr Erzbischof von Geissel spricht
sich dahin aus, daß zwar allecdings die Rücksicht auf diejenige Fort-
führung des Werkes, die in kechnischec Beziehung die beste und ge-
deihlichste genannt «crde, d. i. der gleichzcitigc Angriff von dcr süd-
lichen und nördlichen Sei'te ins Auge zu faffen fti, daß dagegen aber
auch die ununterbrochene Ankaucr des Goltesdienstes ihre vollc Wür-
digung vcrdiene. Er gebe indeß im Voraus gcrn die Vcrsi'chcrung,
daß die kicchliche Behördc, die ja bci dieftm Werke mi't Hand und
Herz mikwirke, AUes aufbieten werde, um d er Bedingung nachzukom-
mcn, woran dcr Vorstand ftine Schenkung zu knüpfcn sich verpflichtet
hsltcn möge. Sollten jedoch unvorgesehene unübersteigliche Hinderni'sse
die jctzt projectirte Ausfüheung unmöglich machen, so müsse cc sich
vorbehallen, von diesen den Vereins-Vorstand unverzüglich in Kennt-
niß zu fttzen, um sodann den Gegenstand weiter in Beralhung zu
ziehen und neuen Bcschluß zn fassen. Nachdem noch Hr. von Bianco
die Miltheilung dctaillirter Bauplane übcr die in Angriff zu nehmen-
den Bauthcile an die kirchliche Behörde, resp. den Herrn Erzbischos,
als wünschenswerth bezeichnet, und der Präsident hier jedc mög-
liche Deferenz Seitens des Verwaltungs-Ausfthuffes zugesagt hat, stellt
der letztere an bie Versammlung die Fcage, ob er dic Discussion über
den von der Commisflon zum Schluffe ihrcs Berichtes focmirten Antrag
als geschloffen bekcachtcn dürfc, welche Frage bejaht wird. Hi'erauf wird
dieser Antrag von dem Präsidenten nochmals laut und langsam
verleftn und zur Abstimmung gcbracht.

Der Anlrag wird von derVersammlung einstimmig angenommen.

Der Herr Dombaumeister Zwirner ersucht den Präsidcnten,
für die beschleunigte Rcalisi'rung des vorstchend genehmigtcn Antrages
möglichst wirksam zu sein, was Ler Präsident mit Ler ausdrückli-
chen Erklärung zusagt, daß Seitens des Verwaltungs-AusschusseS kei'n
Tag verzögert und zur Urkunde dcssen diese ftine Erklärung zu Prc-
kocoll genommen werden solle.

Die von den Hülfsvereinen von Kcrpcn, Oldenburg, Paderborn,
Schlciden, Trier, Unter-Wescc-Verein, Warendorf, Wctzlar, Borken,
Wipperfücth, Rsdcnkirchen-Sürlh, M.-Gladbach, Lindlar, Crcfeld und
Erpe! eingcsandten Statuten wer'oen verlcsen und nach Maßgabe des
h. 26 dcS Staluks genehmigt.

Hiermit ist das gegenwärlige Protocoll geschloffen, verlescn und ge-
nehmigt worden, zu Köln, wie Eingangs, Abends 7 Uhr.

(Folgen die Untecschriften.)

Verantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.

Druck und Commissions-Verlag des Verlegers der Kölnischen Zeitung,
M. DuMont-Schaubcrg.
 
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