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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1846 (Nr. 13-24)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1497#0048
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stfforrn d«r «rchitekwr schon stit tiner langm Reihe von Jahrm an dm
verschiedenm Untrrrichts-Anstaltrn bis dahin vorgetragen und noch immer
vortragen, in welchm auch die meisten unserer praktischen Baukünstler gebil-
d«1 wordm und daher solche jetzt bei' der Auffühmng von öffmtlichen und
Privatgebäuden werkthätig ausübm. Rechnet man noch dazu 5) dm Ein-
fluß jmer TageS-Literatur, welche dm Liberalismus und dm Fort-
schritt zu vertretm vorgibt, die feindselig gegen alles agirt, wa« nur aus
dem Mittelaltrr stammt, besonders aber, wenn es zuc Verherrlichung der
Religion und der Kirche gedimt hat und noch dient, weil sie selbiges entwe-
der als dm Aberglauben unterhaltmd oder doch alS unbrauchbar und ab-
gestorbm für die Gegenwart ansieht, einmEinfluß, der nicht gering zu ach-
tm ist, weil er zwar das Urtheil rines unbefangenm und gründlich ge-
bilderen Mannes weder influenzirt noch bestimmt, häufig aber das Urtheil
jmer Mmge, die heut zu Tage bloß aus Aeitungs-Lectüre, Belletri-
stik und einigen populär geschrirbenen historischen Par teischriften ihre
geistigr Nahrung zieht, aber nicht seltm durch ihce Verbindungen und M i l-
trl «inen bedeutmden Einfluß in der bürgerlichm Gesellschaft ausübt,
— überfleht man diese ganze, zwar aus dm verschiedenartigsten Elementen
zusammengesetzte, aber dennoch starke Opposition, so möchte man an der
Realisiruna des Grundgedankens (wmigstens in dem Umfange, wie ihn
Ler Verfaffer ausgeführt'wissm will) fast verzweifeln. Freilich, wmn man
unsern Dom betrachtet, diesm erhabensten Ausdruck des religiösen Gefühls,
dm unsere Vorfahren so glücklich gewagt, zum Theil auch zu Stande ge-
bracht, und den jetzt zwei hochherzige deutsche KLnige-in Verbin-
dungmit ihrenVölkern der Vollendung entgegen führm, wer könme
wohl bei der Anschauung desselben dm sehnsüchtigen Wunsch unterdrücken,
daß dieser Ausdruck bei allm ähnlichen Unternehmungen auch wieder nor-
mal und national werde in dem gesammtm deutschen Vaterlande, „so
weit die deutsche Zunge klingt", wmigstms von dem dänischen Äelt
biS z»r Kette des Alpmgebirges und dem adriatischen Meere? Aber wir
sragen: wird er auch diese nationale Allgemeinheit wicder er-
langrn? Wo und so weit das katholische Bekenntniß herrscht, nicht
bloß in Deutschland, sondern auch außerhalb deSselben, wird er (wir glauben
eS bestimmt) die frühere Herrschaft erringen und allmählich das Terrain wie-
der erobem, von dem er in den letzten Jahrhunderten durch die vielfach zu-
gestutzte Antike und das wieder aufgefrischke Hellenen- und Römer-
thum verdrängt worden ist. Ob aber der germanische Baustyl mit
seinm himmelan strebmdm Säulenbündeln und Spitzbogen, seiner
brdeutungsvollen Symbolik, dem Reichkhum seiner Bilder und Orna-
mente und jmen prachtvollm Glasgemälden wieder zur Richtschnur
werde auch in jmm Ländem und Gegmdm, wo das evangelische Bc-
kenntniß fast ausschließlich oder doch überwiegmd herrscht, möchtm wic sehr
bezweifeln. Auch wmn wir die bürgerliche Baukunst, den jetzt noch fast
allgemein im Gebiete derselben herrschmden Geschmack, den Grad der Aus-
bildung, welchen die mit der Architekmr verbundenen Künste und Gewerbe
erlangt, und die von den ftüherm ganz verschiedencn Lebensverhältnissse
der Gegenwart berücksichtigen, so steigen bei der Anwendung der mittelalter-
lichen Kunst Bedeuklichkeiten und Hindemiffe auf, di'e sich nur schwer beseiti-
gen laffen. Viele der herrlichsten noch aus dem Mittelalter stammenden Ge-
bäude'sind in den letztm fünfzig Zahren, sowohl in Deutschland als außer-
halb, theils vemichtct, zum Theil auf eine Weise restaurirt und verunstaltet
worden, daß z. B. lehtere nicht mehr als Muster cines rcinen und edeln
Styls angesehen werdm können. Ob aber selbst jene wenigen, die gleichsam
wie durch ein Wunder dem Vandalismus der Zerstömng oder Restauration
bis dahin entgangm sind und sich in ihrer ursprünglichen Schönheit und
Reinheit äußerlich sowohl als im Jnnem erhalten habm, ob selbst diese
heut zu Tage als Muster und Norm beim Aufbau neucr öffentlicher und
Privat-Bautm dienen können, ob ihre Eonstruction, die Einrichtung, Ver-
theilung und dieDimensionen ihrer innern Räume,dieAusschmückung
derselben u. s. w. der Denk-, Gefühlsweise und Geschmacksbildung vieler Ton-
angeber in der Gesellschast entsprechen würden; ob sie der vermögenden Elasse
das so sehr gewünschte und gesuchte Eomfort unserer Tage gewähren, kurz,
die Anforderungen und Äedürsnisse der Gegenwart befriedigen
würdm, diese Fragen wagen wir nicht zu mtscheiden, überlaffm ste als bloßer
Kunstfteund dcn Sachverständigen, deren Antwort (wir fürchten es) auch
in dieser Beziehung nicht zur Iuftiedenheik des Vecfassers ausfallen würdc.
Nur ungem haben wir diese beschränkenden Bemerkungen hinzugefügt;
wir durften aber bei der Besprechung einer so interessanten Schrist, die von
so vielen Lhnlichen stch auffallend unterscheidet, nicht bloß dem Auge unseres
Herzens und dcr Sttömung unsercr Gefühle nachgeben, sonst wären wir
in dm Fthler jener Natursorscher gefallm, die in ihrer gewiß gutmeinen-
dm teleologischen Tmdenz bei der Untersuchung der NatUrkörper, deren
Ausammenhanges und Zweckes in derRegeldasfinden, was sie gern zu fin-
den wünschen, und daher ihren Gegnem die willkommensten Waffen in
die Hände geben. Die Vergangenheit hat ihre Vorzüge, ihre Ehre
und ihr Rech t, und da diese jetzt so häufig verkannt und gekränkt werden,
ist es Pflicht für jeden, der es vermag und dem die Wahrheit mehc
g'lt alS alle übrigm Rücksichten, als ihr Ritter und Paladin aufzutretm;
die Gegenwart hat aber auch Vorzüge, die kein grckndlich Gebildeter je
n Abrede stellen wird, sie hat auch ihr Rech t und ihre Bedürfnisse, die
nicht ubersehm und unbefriedigt bleibm dürfen. Nur wenn die letztere,
wre osters geschieht, sich dünkelvoll über die erstere erheben will, wenn die
nuc allzu sehr geschmeichelte, daher verwöhnte und übermüthig gewordene
Tochter, uneingedenk der Existenz und der Wohlthalen, die sie ihrer
Mutter verdankt, auf letztere mitleidig oder gar in stolzer Verachtung herab
zu blickm flch erkuhnt, dann ist es Aeit, die Hochmüthige, obgleich sie
eine junge, schone Dame ist, mitunter derb zurecht zu weisen, die Nich-
ttgkeit des um sie emgenchteten Götzendienstes darzuthun, ohne auf das
Geschrer ihrer blmden Anbeter, Liebhaber und Sclaven, die sie an
ihrem Siegeswagm gefeffelt hinter sich herschleppt, zu achtm, sie möglichst

zur Anerkennung der Vrrdimstr ihrer Mutter zu zwr'ngm und sie zu beleh-
ren, daß Dankbarkeit, Demuth und B.escheidenheit von je her die
schönstm und edelsten Zierden einer Tochter gewesen sind und fortwährend
bleibm. — Die Schrift unseres Verfassers enthält so vicl Treffliches, auch
umer den gegebmen Verhälmissm Erreichbares, so manche Vorschläge,
deren Ausführung dem Vaterlande und der Kunst zur Ehre, zum Ruhme
und Nutzen gereichen würde, daß wir sie sowohl denBehördcn als beson-
ders auch der Geistlichkeit, dm Künstlern und Kunstfceundm recht
dringend empfehlm können. Ein edler Patriotismus glüht und sprüht
durch sie in zahlreichen Funken, Witz und Humor überhauchen nicht seltm
mit ihrem Farbenglanze die Darstellung, so daß auch in dieser Beziehung
der Reiz cines warmm, blühenden Colorits nicht fehlt, und so wird fie
gewiß recht Vielen eine eben so belehrende alS erquickmde Unterhalkung
gewähren.

Statut des Local-Vombau-tzülksvrrnns in der pkarre
Keqenberg.

h. I. Unter dem Namen „Keyenberger Hülfsverein für den Dombau zu
Köln" hat sich in der Psarre Keyenberg ein Berein gebildet, dessen Zweck ist,
die Erhaltung und den Fortbau unserer Mettopolitan-Domkirche zu Köln
durch Geldbeiträge und auf jede sonst angemessrne Weise zu unterstützen.

h. 2. Dieser Verein schließt sich dem bereits in Köln bestehenden und durch
Allerhöchste Cabinetsordre vom 8. Dec. 184l authorisirten Dombau-Vereine
in Gemäßheit des h. 26 der Statuken des letztem als Hülfsverein an.

h. 3. Mitglieder des Hülfsvereins sind diejenigen, welche sich zur Aahlung
eines jährlichen Beittages von wenigstens 2 V, Sgr., oder 5 Sgr., oder
7'/, Sgc., oder 10 Sgr., oder 15 Sgr., oder 20 Sgr. oder 25 Sgr., oder
I Thlr. oder mehr bis zum Widerruse verpflichten, und bleiben es, so lange
sic diesen Beitrag leisten.

h. 4. Die Mitlel dcs Vcreins werden durch dessen zcitigen Rcndanten dem
Central-Combau-Vercin zu Köln übermacht.

h. 5. Einmal im Jahre versammeln sich auf Vorladung des VorstandeS
alle Mitglieder des Hülfsvereins zu Keyenberg, um die Vorsteher-Wahlen vor-
zunehmen, den Bericht des Vorstandes über die Lage des Vereins zu hören
und von der Rechnung über Einnahme und Ausgabe des vergangenen Jahres
Einsichl zu nehmen.

h. 6. Der Vorstand bcstcht aus einem Vorsitzenden oder Präses, einem
Secretär, einem Rendanten und noch aus sieben anderen Mitgliedern.

h. 7. Der Vorstand, welcher den Vcrein in allen Theilen vertritt, wird es
sich emstlich angelegen sein lassm, nach Zeit und Umständm für den Verein
recht viele Mitglieder zu gewinnen, und auch dem Rendanten mit dem Einsam-
meln der Bettäge behülflich zu sein.

h. 8. Wahlfähig zu Vorstands-Mitgliedem sind uur solche Mitglieder, die
jährlich einen Beitrag von 10 Sgr. entrichten.

h. 9. Die Erneuemngs-Wahlen des Vorstandes werden in den jährlichen
Versammlungm vorgenommen. Wiedererwählung der Ausscheidenden ist zulässig.

h. 10. Der Vorstand besorgt die Abnahme der Rechnung und ertheilt dem
Rendantcn Decharge.

h. 11. Ein namentliches Verzeichniß der Mitglieder des Hülfsvereins wird
diesem Statut beigeschlossen und Ab- und Augänge regelmäßig nachgetrazen.

s r r i ch t i g u n g.

Jn der im „Domblatte" Nr. 15 mitgetheilten, vom 15. Febmar 1846
datirten Schmkungs-Urkundc über ein farbigez Mosaikfenster zum mittlern
Rundgange des hohen Chores ist der Preis desselben irrthümlich zu 130
Thlm. angesetzt. Derselbe beträgt jedoch 180 Thlr., und es ist diese richtige
Summe bereits in meiner Nachweisung der Geschenke vom 28. März 1846,
«ub Nr. 2 („Domblalt" Nr. 16) angegeben, jedoch hicr bei Auffühmng der
Gcschenkgebec versehen worden, die Dombgu-Freunde bei Klütsch zu
nennen, was hiermit nachträglich zur Ergänzung diesec Nachweisung geschieht.
Femer ist daselbst der »ub Nc. 8 durch Vcrmittelung des Herrn Brocke ge-
lieferte Kalk als ein Geschenk des Hrn. Frommartz zu Nideqqen anzusehm.

Köln, 15. Mai 1846.

Der Regiemngs- und Bau-Rath,
Awirner.

Literarikche Änzeige.

Bei M. DuMont-Schauberg iu Köln ist erschienen nnd durch alle
gnten Buchhaudlungeo zu haben:

Der Dom )u Lötn.

Hiftorifch - archäologische Befchreibuug

vo»

M. I. DeNoel.

Zweüe, vermehrte Auflage.

Mil vier Abbildungen. Cartonnirt. 17'/, Sgr.

Verantwortlicher Herausgeber: Jos. DuMont.

Dmck und Commissions-Veclag des Verlegers tzer Kölnischm Ieitung,
M. DuMont-Schauberg.
 
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