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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1855 (Nr. 119-130)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1521#0036
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vermehrung und jenem der Seligkeiten oder der bekannteu Bergpredigt.
Ss war aber viel Hes an dem Ort«. heist eS iu der -eiligen Srbrist.
uud wir mußten am 1. Mai dnrch daS hohe GraS bindurch. daS sich bis
zu den Aöpfea «nserer Pferde erhob. Der Berg jener wunderbarea Be>
gebeaheit erhebt stch iu allmahlicher Steigong empor nnd ist noch gegen-
wärtig von dem 2hale aufwärts bis zs seinem Plateau gauz geeignet
zum Lageru größerer Massen. Lie dann die Lussicht auf den See Gene-
sareth. dea Schauplatz so vieler Wunder veS ErlöserS. hatten. Wahr-
scheinlich stand auch hier. wie auf dem Berge der Seligkejten, einc oder
mehrere Kircheu; denn man fieht noch gegeuwärtig Haufen von Steinen,
die sich viclleichr auS Ruinen derselben gebildet haben mögen. Erhebt
sich der Berg der wunderbaren Brodvermehrung iu sanfter Steigung em-
por «nd rundet sich eben so leicht wieder abwärtS in die breite, gras-
reiche Lhaluug. so steigt der Berg der Seligkeiten in zwei Hörnern über
die Sbene («erun al Hittin) um ein paar Hundert 8«ß empor. Aber
auch der Kegelberg LeS Lhabor, «/'o» vhoc, kommt bier in blauer Ferue
wiederum zum Borschein. Wir wandten unS rechtS in das Gefilde, uuge-
fähr eine Stuude vo» Kana. uach dem sogenannten Aehrenfelde oder der
Stelle, wo die JLnger am Sabbathe Lehrcn streiften. Hier sieht man
augeublicklich nicht eine Gpur vo» einer Kirche. Wir lasen aber an alleu
jeuen Lrtea die betreffende Stelle auS dem Evangelium nach der Vul-
gata, beteten ein Vater unser und zogen dann weiter das Gebirgs hin-
ab uach Kana. Zu unserem Wegweiser diente für diesmal der Pater Cu-
rat» vou Liberias, welcher unS bis Nazareth begleitete Gewiß, das war
ein Bild, ein solcher Zug! voll Poefie, voll Anklänge patriarchalischer
Aeiten und Sitten. so voll christlicher Erinnerungen! Wie viele Motive
für den Landschafter im Style eines christlichen Claude Lorrain! Unser
Zug von etwa dreißig bis vierzig Persone» vereinte die vorzüglichsten
Rationalitäten deS christlichen Morgenlandes. wie LeS Abendlandes. und
in welchen malerischen Situationeu, in welchem Lande! Den Boden, den
wir detraten. hatte der Erlöser uedst seinen Jüngern vielleicht dereinst
selbst mit seinen göttlichen Füßen betreten! Jch habe viel auSgestanden
auf dem Meere, viel gelitten unter dem Einflusse des Klima's von Jeru-
falem, unnennbaren Schmerz in St. Jean. in Bethlehem, Angst und
Gefahr in Abu Gosch, auf dem See Gencsareth ; avcr ihr Mauern von
Jerusalem. ihr Felder von Hittin, stille Klöster von Nazareth und Beth-
lehem: einmal noch im Leben möchte ich euch «ieder begrüßen, selbst
dann, «enn ich auch das Heimatlaod nimmermehr wiedersehen sollte! —

Kana in Galilaa, Kefer Kenna. wo der Erlsser sei» ersteS Wunder
verrichtete t2oh. II. 1.—ll.), ist ein großes Dorf, auf einem kleinen Hü-
gel gelegen und gegenwärtig von Griechen und Moslemim bewohnt Das
Lhal herum ist sehr fruchtbar und auch ziemlich bebaut- Es har Feigen-,
Oel- «od Granatbäume. Die Gricchen, deren eine verhältnißmäßig ziem-
liche Zahl hier wohnen mögen (nach Raumer's Palästina besitzcn sie 38
HLuser) haden eine ziemlich geräumige Kirche und zeigen dcn Fremdeu
ihrer Lngabe nach einen von den großen Wasserkrügen, an denen der
Heiland daS bekannte Wunder verrichtete. Es ik dies eine große steinerne
Kufe und wahrscheinlich eiu Laufbecken. aber von einem Kruge auch nicht
ein» Gestalt. Es gibt auch im Abendlande viele Kirchen, welche sich rüh-
men, weoigstens Fragmente jener denkwürdigeu Krüge zu besitzen, ob-
gleich den meisten dafür irgend eine Authentik fehlt. Meiucs Wissens
desitzt auch die goldene Kammer von St- Ursula in Köln ein derartiges
kleines Fragment. das wenigstens in Bezug auf Form uud Material
mehr Wahrscheinlichkeit für sich aufbieten kann, als der große Wasser-
behälter in dcm gegenwärtigeu Kefer Kenna. Jm Oriente gibt cs ge-
wöhnlich zweierlei Gefäße zum Transport des Waffers, uämlich Schläuche
auS Ziegenfell, oder langgeformte Urnen, welche die Frauen von dem
Bruuneo auf dem Kopfe nach Hause tragen, auch wohl selbst aufgroße-
ren Zügcn. wie bei ihren Processionen nach dem Grabe Moise'S und Mo-
hamed'S, mit fich führeo. Ich habe jenr phantastischen Züge zu wiederhol-
ten Maleu beobachtet. und noch immer gellt mir der eintönige Gesang
und der dumpfe, diabolische Lon Ler Aduf in Leu Ohren, habe aber bei
jenen Wasserträgerinnen kcine eigentlich steinernen Krüge gesehen. wie der
Evangelist sie nennt, sondern nur aus Thon geformte. Daß hier aber
steinerne Krüge genannt werden, dentct auf einen größeren Reichthum
LeS Bräutigams, der wahrscheinlich auS der Familie der heiligen Anna,
die von mehreren ältcren Schriftstellcrn als begütert in der Umgegend
vo» Nazareth lKana liegt kaum zwei Stunden von hier) angegeben wird.
Die Stelle selbst, wo Lie berühmte Hochzeit gefeiert wurde, war dereinst
durch eine schöne Kirche in dem Lndenken der Gläubigen geweiht, von
der aber gegenwärtig nur einzelue Fragmente vorhandeo sind- Nach die-
sen zu urtheilen, war die Kirche s» gas; klein nicht und auch oicht ohne
Prachtaufwand gebaut. Man erblickt »och hier uud da einzelne Säulen
und bcinahe das Ganze der Umfassungs-Mauern biS zu einiger Höhe
über dem Erdboden.

Kana «ird zu gleicher Zeit alS der GeburtSort deS Nathanael oder
Bartholomäus bezeichnet, und sein HauS ward dereinst ebenfalls durch
eine Kirche verherrlicht. Bon dieser sind »och bedeutende Ruiueu erhal-
ten, «ud es wäre »icht ganz schwer, hier de, unterbrochenen GotteSdienst
wieder herzustelle». Weno i y daran denke, wie so manche Surgea am
Rheine, die ich iu jüngereu Jahrcn noch alS bloße Ruinen oder
uls wilde Steinhaufen gekannt, im Laufe der Zeit wieder hergestellt
worden «nd gegenwärtig als erneute Denkmale in frcmdartige Berhälrnisse
hinaufschauen. so gebe ich noch weniger die Hoffnung auf für die Her-
stellung der kirchlichen Ruinen von Kana- Sicherlich stehen wir an einem
Wendepuucte dcr Dinge, welchen die immer neue Knoten schürzende Diplo-
marie zwar n«r ein paar Stunden aufhalten, aber nicht zurückhalten
kann mit ihrem künstlichen Gewebe, welches am Tage der Sntscheidung
zerreißt wie Spinngewebe. Die christliche Cultur im Oriente wird von
Neuem ihr Recht geltend machen, «od jene kann nur ein« abendländische
sein. Sie hat allein Freiheit und Frische «od jeue Regenerationskraft,
welche die unterdrückten Keime z« neuer Blüthe entfalten kan».

Rach eine« erschöpfeuden Marfche, deu heiße» Strahlen der Mit-
tagSsouue ausgefetzk, wanderten wir wiederum den Berg hiuunter »o»
der griechisch-schismatischen Kirche mlt ihrem angeblichen Hochzeitskruge,
voa dem Saale, in welchem der Heiland das schöoe Wander verrichtete,
vo» de« Hause d«S BartholomäuS »ach «nserem Leger uuter deo Feige».

und Granatbäume». i» Ler RLHe deS einzigen Brunnens von Kana, «».
gefähr fünf Minuten von dem Orte entfernt. Es ist höchst wahrfchein-
lich derselbe, aus welchem vor achtzehu Iahrhnnderken das Wasser ge.
schöpft, ans dem Ler herrliche Wein geworden. Da« Wasser quoll nvch
eben so frisch «nd lebeodig, Lausende sind seitdem vorbeigezogen nnd
haben hier ihren Durst gestillt, ihr Bieh getränkt; das Kreuz ist sieg-
reich durch die Welt gegangcn und hat die hier zuerst geoffenbarte Herrlich-
keit Gottes verküudct. dessen Reich als gcoßer Sebensbauni emporge«
wachsen, unter dcm sich die verschicdenen Völkerschaften gesammelt, «ah-
reod Lie ursprünglichen Kinder der Verheißung. die Nachkommen jenes
Geschlechtes. das Zeuge eines der schönsten Wundcr gewesen. heimatlos
unv zerstreut umherwandern. Denn schweclich wohnt gegenwärtig noch
irgend eincs von den Kindern Jsraels in Kana, dessen Bewohner jedoch,
im Gegensatze von dem benachbarten Sephoris, schr gutmülhiger Natur
scheinen.

- -E0>>St,>___

BreSlau, 2t. Juni.

Heute, um 2s/r Uhr dcs NachmittagS, fand in der kleinen Univer-
sitäts-Lula «nter dem Borsitze des Prof. 0. Friedlieb eine General-
Versammlung des akademischen Dombau-VereinS Gtatt, in welcher außer
einem Becichte über die Wirksamkeit des Vereins eine Reuwahl des
BorstandeS auf Grund der Statuten vorgenommeu wurde. Seit dem l5.
Juli des vorigen Jahrcs hat dcr Verein im Ganzen 248 Lhlr. Beiträge
an den Ccntral-Dombau-Verein in Köln abgeschickt, und behält dermalen
noch einen Cassenbestanb vvn circa 50 Thlrn. Zur regelmäßigen Einzie-
hung Ler Beiträge von Len Ehren-Mitgliedern in der Provinz sollen nach
einem Beschlusse des Vorstandes die mit der Einsammlung beaufkragte»
Committentc» ermächtigr werden, sich statt dcr bisher üblichen persönlichen
Bemühung Ler Boten zu bedienen und diese aogemessen z>r rcmuneriren.
Directe Einsendungeu Seitens der Ehren-Mitglieder bleiben, wie bisher,
unbehindert. Aus dem übersichtlichen Vereins-Berichte heben wir noch
heraus: daß der Verein Lermalen l20 ordentliche Mitglieder und 147
Ehren-Mitglieder zählt. Die Gymnasien von Glatz und Neisse sind
mit dem akademischen Vercine iu engere Verbindung getreten. Die Be-
theiligung andcrer höherer Lehr-Anstalten steht in Aussicht. Das Vor-
stands-Mitglied stuä. ibeol. C. Ientsch hatte das Redneramt io der
Versammlung übernommen und sprach über die dem Christenthum ei'gen«
thümlichen Früchte und Verdienste i» Wissenschaft und Kunst im Gegen-
satze zu den Schöpfungen des Heidenthums. Nachdem durch den Vor-
sitzenden hierauf übersichtlich der dermalige Zustand der BanthStigkeit
am Dome in Köln, das oeue Project der Bedachung und der Constructiou
des Mittelthurmes aus Eisen erörtert worden, folgte die Ncuwahl des
Vorstandes. Die Wahl ergab folgende Namen : stuä. tbool. oatdol. Söwe,
Kothe. Martin, Herden, Mücke, Knappe, Hönisch. Diese ordentlichen
Mitglieder werden mit den beiden Ehren-Präsidenten den Vereins-Vor-
stand f«r das nächste Studienjahr bilden. i'.

In äer VerlsAS-, Luok- unä KunstkgnälunA von W'i'sriiL
Otli'I Mlisvii in Löln, vomliok IVr. 13—, sinä so ebsn er-
sekienen unä ru Iisden:

Vei' Voui Lir I<ö!o mit äen ReulrAuten

nsed äem vom

köniAl, Ootieimsn ko^iorun^s- unä Lguratlio unä vombau-

Mkister Lrast Wriellriek Lhvirrivr

erAKNLferr Lau/itane.

Lüäostsöite, uufAsnommsn «m 29. äuni 1853. vödo 9 2oII,
Lreito 12 2oII. t?D«i8 2 Hi»I«i-.

Vie Q6U6N iin VoiN6 LU Köln.

§er'»er Ua/esfal tie« LäireA« /,ra/a>r>/ /. vo» LarerK.

5 Llütter (/eäes II 2oII doed, 4'/^ 2nII droit), nobst Lrdlüruns

tk'rei8 tt I ß»>r 20 8KD.

Vl6 i^6I18l61' Ö66 1101(1! 1611611 iVs lll'nllklllO

<168 l4k1I1A86lli1l68 1111 Löln61' »01116.

aus äe» 1507 /609.

5 Llütler (jeäes II 2oII dood. 4'/^ 2oII brsit) nebst Lrkläruns.

^D«i8 6 Vlilr. Stt 8KD.

11l6l1 ä68^V68tpOI-tsl8 ä68Lötl16rV0I1168.

Uöke 12 7oII, Lroito 10 2oII.

S»irei8 L Hiir.

Photographieeu vou Zoh. Fray Michiels,

VorLkanckL-st/rtAÜeck cker LöniAl. ssünzk-Akacksmio ou -brüAA«.

Hr'eien fHokogra/chieerr rrurcle ber ckea ssanrt- rrnü /ncla5trrs-/llrzte/lari-
§err »n -örrrrrel urrck KräIAS, üa //erört /853, ei»LrA cker errte 6reir
aner/cannt.

Berantwortlicher Herausgeber: I. 3. RelleS iu Köln.
LommissionS-Verlag deS VerlegerS der KLl». Ztg.: 3os. DoMout in Köla.
Druck von M. D«M»at-Scha«berg i» Köl«.
 
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