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Zentral-Dombauverein <Köln> [Editor]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1858 (Nr. 154-166)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1541#0002
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BrremS bereirs wirklich an die Dombau-Laffe abgeliefert worde« ist, so haben
Wrr mil Bezug aus daS Ministerial-Rescripr vom 21, Juni 1848 und nach
Smstchi deS Art, 113 deS die Kirchen-Fabriken betreffenden DecrereS vom 30.
Der, I8stS über doS sehr schätzbare, rnit lebhafiem Danke angenommene und
zu dem bestimmten Zwecke bereitS serwendete Seschenk von sechSunddreißig
Tausend Thalern die gegenwärtige AcceptalionS-llrkund« unter Beidrückung
llnsereS großen Znfiegels nachträglich auSgestellt und eine Original-AuSfer-
tigung dem Wohllbblichen VerwaliungS-AuSschuffe deS Lenrral-Dombau-
Vereins hicdurch zugehen laffen.

Ldln, den 8. Ianuar 1888,

Der Srzbischof von Köln

'st Johanurs Lardinal von Geiffel.

BcceptationS-llrkunde Nr, 1S4

Der Präsident verliest dann den folgenden 4V, Baubertchi drs Hcrrn
DombamueisterS. Geheimen RegierungSratheS Zwirurr:

4V. B«r«bcricht

über Len Dombau zn Köln.

Nachdem bereiiS im Jahre 1855 d!e UmfaffungSmanern tes'Lang- und
Ouerschiffes am Dome ringSuw vollendet, auch sämmliiche Gewöld-Gucl-
bogen daselbst. so wie in der Kreuzoierung eingespanm morden: mußie
hierauf die -Bauthäligkeit den äußeren Strcbepseilern zugewandl werden,
Diese bilden die hauptsächlichsten Bestandiheile der großarügen Strebe-
Eysteme. welche nach dem Vocbilde deS hohen EhoreS nunmehr em Lnng-
unb Querschiff errichtet werden sollen, um deren Siandfähigkeit sür die Aus-
«ahme dec inneren Wölbungen stchsr zu stellen. Jhre Anzahl richtck stch nach
derjenigen der Gewölbepfeiler in den UmfaffungSmauern, und cS bcfinden
sich demnach am hohen Lhor 14 Sirebe-Syficme, nämlich 8 mii 4 und 8 mik
2 Bögen, zusammen 44 Bögen, Am Lang- und Querschisf ffnd dägegcn 26
neue Strebe-Systeme, und zwar:

14 drrgleichen »4 56 Bögen,

12 dergleichen 5 2 24 Bögen,

26 Systeme >m Ganzcn mil Sn Bogen,

»rbst 18 äußeren unb 10 Mittelpfeilern neu zu errichicn. außerdem aber noch
4 alte Pfeiler am Lhorc zu ergänzen.

Der große Umfcmg dieser 'kunstreichcn Slrebe-Sdsteme nimmt einen bc-
deutenden Aufwand vön Arbeiiskräfien und Baumalerialien in Anspruch, so
daß dje Gesammtkosten zu 776,483. und cinschließlich der Bogcnanschlüsse an
den UmraffungSmauern zu 860,660 Thlr. berrits im Jahre 1842 veransctfiagt
«orden find, Hieraus erklärt fich die Vangwierigkeit der nach den fiüssigen
KondS bemessenen Bauthätigkeit, Diese'.be ist während dcS abgelaufencnIahres
haupssächlich auf den Fortbau der bereitS im Zahre 1856 angefangenen
Strebepfeiler gerichtet gewesen.

An der Südseile deS SangschisfeS wurdcn die äußeren Lt.ebe-
pfeiler, welche über dem Krcmzgefimse der Eeiienschiste in grohem Güeder-
reichthum mit etagenmäßigen Absätzen organisch aufjieigen, bis zur Milte der
zweiten Stage gcfördert; 'eben so stnd die in kceuztörm'igrc Giunoform an-
gelegten Lüttelpseiler ausgebaut. Für daS südliche Quecschiff konnten nur die
beiden Strcbepfeiler und die damit verbundenen Lrcppengehäuse zu beiden
Sciien des großen PortalfensterS b!S zu dem oberen Zxitzbogenwerk der
zrveiten Etage aufgerichtet werden; dagegen mußien die übrigen QuersckiyS-
pfeiler zurückbleiben, weil dic dazu erfordcrlichen Baugerüste nüi cen Lang-
schiffSgerüsten collidirt haben würden, und es auch an Raum auf dem Zeich-
nenboden gebrach, um gleichzeiiig mit dem Aufirogen der ccstgcdachteii und
der übrigeu Constrncüonen vorzuschreiten, Die Gewölbpfeiler nach Osten
wurden durch die nöthigen Vogenanschlüffe ergänzt, das alte ,K'.a»',geflms,
so wic die Giebelwerke 'nebst Kialen hergcstellt und in das steineine Rippen-
werk der schon im Jahre 1828 und 1829 rcstauiirten Fenstee die Glagspunde
cingehauen. indem man zu jener Zeit an einen Kortbau nicki bachte. und
doher die mühevolle AuSarbeilung dicser Spunde, io wie die Durchbrechung
der Fensterrosen unierließ. Weitere HsrflellungS-Ärbeitci! find auch an der
Ostseite deS südlichen Hauptrhurmes unternommen. inib hier namem-
lich an dem obcren KranzgefimS, so wic an den Fenstcrgüederuiigen ncbst
Aosen und dm überauS reich deisilliricn Wimbergen mik Biäüerwerk betrie-
b«i worden. Jn Ermangelung eineS ObdacheS dieseS uüvollendetm Thurm-
gemäuerS waren die Steine durch daS Eindringen der Näffe in dic dort
zahlreich vorhandenm Steinfugen sehr zerstöct,' und ihre Wiedecherstelluug
wird dadurch außerordentlich umfangreich und mühevoll. Es waren dabci
während des ganzen ZahreS etwa 2 > Steinhauer beschäfiigi. :>nd eS muß so
damit unauSgesetz: fvrtgcfahren werden, weil späler nach Vollendung der
Strebebögen daselbst keine Baugerüstc angedrocht werden kömien.

Aui oer Nordseite deS DomeS, welche bekanutlich für Äechnung
der Dombau-Vereine auSgebaut wird, find die neuen Strebepfeiler am Lang-
und Querschiye gleichmäßig wie an der Südseiie aufgebaut, auch noch viele j
Stekne im letztercn Wintermonate in sämmtlichen Bauhütten zugehauen wor- j
den. M!t AuSnahme der beiden Eckpfeiler nebst Treppengehäusen in der nörd- >
lichm Portalstonte. wo der hier angcwandee Gliederreichthum gleichmäßig
durchgeführt ist, werdm die sämmtlichm Etrebcpfeiler nach dem Vorbilde der
nördlichen Chorpstiler in vereinfachtec Korm errichtet.

Jn Betreff dieser Vereinsachung der archüekiomschm Kormen an der Nord- !
seitk hat man verschiedene Moüve herzuleiten gesucht, Einige glauben, daß man
die Nordseite wmiger hätte sehen könnm als die sreiere Sübseitc, und man
drßhalb die Vereinfachung beliebt habe; andere sind der Meinung, daß die
Rordselte späker auSgebaut worden und die Vercinfachung der Lirebepseiler
wegm mangelnder Baumiltel cingetrcten sei. Wmngletch der Kostenpunct >
etwag für fich hat, so möchte doch dcm vorauSgeschickien Vordersatze vom
construcüven Siandpuncte entgegen zu stellen sein. dcß dieStrebe.Systeme auf
beidcn Eeitcn gleichzeiüg aufgefuhrt werden mußten, oa fie auf gcgenseiügcS
Slelchgewicht berechnet stnd. 'Weik wahrscheinlicher aber möchte diese Verein-
fachung dem Umstande bcizumeffen sein: daß die Nordseite nie anderg alS
in dm längsten Sommertagen. und auch dann nur gleich nach dem Eomien-
aufgange und kurz vor dem Eonnenuntergange, beleuchtet wird. uno zwar
nur mit einzelnen Slreiflichtem; während alle übrige Zeit die Rocdseite im
Schatlen bleibt, milhin nicmolS die walerische Wirkung der schönen Sichteffecte
dorbictcn kann. wie solchcö aus der Eüdftite LeS DomcS im reichstm Maße
L« Fall ist. Hicr alfo war clne rcichcre Glicdkrung in der orchiteklonischm

Bchandlrnz der Bautheüc angemeffen, und sie ist auch mil ungemeüicm Lui-
wande durchgefvhrt wordm, BemerkenSwerth ist eS jedoch, eaß am hohm
Ehore dic Umfassungsmauern des MitielschiffcS an der Nord» und Südseite
in ihrcr Archilcktur ganz gleicharlig behandeit worden sinb, und da dec Auf-
bau dcrseibm jedenfalls dem der Strebepfeiler vorangegangm sein muß (was
fich auS viclen Msckmalcn noch, näher nachweisen lä'ßij, so haüc man viel-
leicht erst damalS eingeschen, daß ungeachket der Feüiheit und des Reich-
lhumS der Gliederungm die Nocdseüe deS MütelschisscS effcctloS blicb, weß-
haib man Lie später aufgebaulen Slrcbepfeiler veccnisachie und dabei aver-
dingS gleichzeiüg «esentüch an Kosten jparte.

Welche dieier hier enlwickelten Ansichten sür die Dereinsachung alS dic
richtige anzuerkennen ist, mag bahin gestellt bleiben; so viel aber 'ist Lhar-
sache, oaß gerade tiese archiiekionische Brhandlung auf der Nordseüs eine
durchaus vorlheilhasie Wirkung hervorbringt. Die ohne alles Stabwerk an-
gebrochtm geivöhnüchen Kasm, mituntec auch Hohlkehlen, in einfache Spitz-
bogen obne Eapüäll. übergehmd, die glattm Abdachungm mit zierüch prv-
porüonirten Fronren mn Hinweglaffung des BlätterwcrkS und der Seiieu-
sialen, büden angmehme Üebergänge und heben die jubümen Gesammloec-
haürstffe^dicjer krästigm Constructionstheile noch mchr, wie man dies an den
älter'en Strebepfeüern deS hohen EhoreS am bestm bcurtheilen. und gleich-
falls au.h jetzt schou an den ncuen Langschiffspfeilern wahrnchmm kami,

Aus der Westseite des Domcs ist mit dem Anxbau deS nördlichen
Thuii(iec> so-igesahren mordm. Zu bcm nördüchm Seümcingange fauL stch
hier eine durch bie aiimähüche Terrainschöhung verschüttei gewesene altc
Trepp: vsr. wslche in Anbetracht ihrer maiigelhajten Eonstruct-on und dürs-
ügcn Anlagc n»r als rin pcovisorisches Wer'k inmiüen des unoolleiideten lln-
terbaues z-.i bcirachtm war. Dieser bestand noch auS rohen Basaltmaucrn.
und eS i!r daher b!e Herstellung deSselbm nebst Treppe in neuen Quader-
steiiien planmäßig geschehen.

Dcc bereüsüm Jahre 1856 mii modificirter Anlage der Thurm-
Wendeltreppe begonnene Neubau des masscnhasten uord-
westlichcn Eckpfeilers wurbe dis zur gleichen Höhe Ler neueren miltle-
ren Porrcüpsküer an diesem Thurme fortgesetzt, nachdem der hicrüber vom
Uiüerzeichneleii nach sachkundiger Prüsung und sorgfälügster Erwägung aller
dabei iniegrirendm archäolögischm, circhüekionischm uud EvnjtruciionS-
Bedingungcu mtworfme Baupian bei den aussührüchen Begutachiungen
seitcnS der competmten Staalsbehörden, abgesehen von dm erheblichen öko-
nomischen Aortheilen. in allen andercn Beziehungm a!S ganz sachgemäß be-
sunoen uub durch Allerhöchste Eabinels-Ordre vom 29. Au»i 1857'ftstgestcUr
wordm war,

Der Wcücrbau dcS Thurmes in seiner Gesammtanlage muß nunmehr
krästigcr gefordcrt werden, als es biShec wcgen dcr hiefür bewilliqten ge-
ringen Gelbmüül geschekcn ist, oamit die noch vereinzsllen Pfeiler 'so balb
a!S möalich durch oie Ueberwölbung der Fenster und Bogcnöffnungen unter
einandcr und demnächst nül dem nördwestüchen ündpfeüer des Mi'ttclschiffeü
verbundcn merden. Deim binnen wenizen.Jahrcn soll die Einwölbung des
letzierm Siai! nnden. unb eS erschelnt daher nothwendig, die Standsahigkei!
des gedachien 160 Fuß hohen EndpfeilerS in Ivestüchcr' Richtung sicher -u
stcllen, Dcc Aufbau dsS nördüchm TyurmeS ist dahsr eine construcüvc
Nolhweiibigkcit, und eS muß derselde voriäufig wcnigstenS LiS zur Oberkante
dcc SciteuschiffS-llmfassungSmauem heraufgefühct-werden, um jene erste Hor--
zontaloecbindung dicses kunstvoll anaeordneten Pteilerb.ineS he:beimsührm, Kc:
dem bedeui.ndcn körperlichen Znhalte dieser Sleinmaffen und ber Lem außer-
oidentlichen Reichthum der archirekionischen Gli-derung unv Ornammiirunc
im Aeußrrrn rmd Znneren wird dazu ein Kost.nbedarf von etwa 1i6.itr>v
Thlrn. erforderlich und daher von dem Baufoncs sü: oen ÄuSbau dcs Kir-
chenschiffes abgezweigt werden müssen, Ob es alsdaim nach Vollendung deS
sslben noch mözl-ch rein wird. dre Mttei für dm W.'üecvau der Lhürnie zr
erlangen. muß eem guim SeniuS überlaffen werden, der biShec übe: dein
ganzen Bauumernehmen gewaltel hat,

Außer dßr steügcn Spendung der bedcutenden Zuschüffe auS SiaakS-
fondS. welcye biS ;um Schluffe deS abgelaufenen ZahreS sür den Koctban
deS DomeS 866,06» Thlr, deiragen, sind durch die iortdaueriwe Thäügkei:
der Dombau-Vereine etwa 666,66" Lhkr„ einschließlich der Kathedralsteuer
und Lollectm Ecträge, aufgebracht wörden, Ein solchcS Ergebnlß stch! viel-
teich! in der Geschichte der Gegenwart ganz vereinzel! da, Dir Theünahme
hat zwar seü dem beinahe sechszehnjährigm Bestehen deS hiesigen Senrral-
Domban-VeceinS hin und wiedcc nachgelasseri; aber währeno auSwärtige
Filial-Vereine eingegangen oder wmiger thätig als früher gewesen find,
steigerten sich dennoch die Einnahmm 'durch die sehr reichlichen Lei-
träge der anony men G escllschaften, welche seit mehreren Jahren
dag großartigc Uniemehmm fördecn helftn. Das glückliche Gelingen oiests
schwiecigen KunstbaueS findei gerechte Äneckeiinung'dec Sachkmner, so wic
die bedeutenden sichtbarm Fortschrüte vom Iheilnehmmden Pubücum mik
Freuden betcachtet und ftine Hoffnungen zur Gewißheü gestsigert werdm, daß
der über den ergrautm Fragmenten zu Tage geförderte Rieftnbau binnen
wmigm Jahren als vollendeteS GottcshauS vrangm werde,

Bei solchen erfreulichen Erfolgm kann jedoch andererftitg nicht außer
Acht bleibm: daß ste nuc mit unendlichen Mühen, Sorgen und Beschwerden
aller dabei thäüg Müwirkendm jerrungen wordm, Viele wackere Arbeiter,
leider meist in jüngerem ManneSalter, sind diesm andauerndm Anstrengun-
gen erlegm, und inSbesondere hat die zunehmende Hinsälligkeit in dm letzierm
Jahren den Leiter deS WerkeS mit Wehmuth und Besorgniß erfüllt. Durch
zweckmäßige Anordnung und strmge Alifrechthaliung von VorsichtSmaßregeln
läßt sich zwar dm äußecen UnglückSfällm, w!e sie' an solchen Hochbautm
unausbleiblich sind, möglichst vorbeugen, und unier dem Schutze Gottcs sind
auch dreftlbm bis auf wenigs verhüiet wordm, Dagegm üegt eS in der
Naiur der Beschästigung, daß durch wiederholte Erkäliunqen und durch das
unvermeidliche Einathmm von Steinstaub ber anstrengmder Arbeü sich leicht
Brustleidm mtwickeln. Die große Theurung währmd der letztm Jahre mag
auch iiachtheilig dabei eingewrrkt haben, indcm die jungm Leuie meist Fa-
milicn besttzm, derm Erhaltung sie vom erworbenen Tagclohn bestreiten und
viclleicht dadurch ftlbst krästiger Nahrung mlbehrm müffm, ungsachtet die
nach der Dauec der ÄrbeüSzeit bemcssene Löhnung während deS WinierS
gegm früher wesentlich erhöht wocdm ist. BemerkmSwerth ist cS, daß
die ältcren Arbeüer gesund gebücben und mehrere von den beim Restau-
rationSbcu bcschäfügt geweftnm noch rwmer lüchssg sind. Nuc der Veteran
 
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