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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1861 (Nr. 191-202)

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https://doi.org/10.11588/diglit.1811#0012
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Bitte füc den Bildhauer in slein. so trage unssr Ziandbild in der Lin'sn
den Schild. alS ob eS mii dem Psalme spreche: ..H-rr. schicms mich mii
Deinem guien Schilde, damii ich allec Vecsuchung mioerstehe und snifliehs
dem Wolfe, uno Deines ssbenS sinst iheilhaftig wecde." Die Richts trage
den Simenstengel mii der Wuczel. um oaS Gsgeniheii derer anzudsuien,
bei denen die Lehre ksins Wuczel schlägi, dis nuc eine Zeii lang glauben
und in der Zeii dsr Versuchung uns Ecprobung miedsr absallen. DaS An-
gesichi sei geistig, irage die Spuren, die Rüstung deS LichteS. o.ch. der Fasten,
als Waffen gegen die llebermachi oes dösen, oecmchenden sioges, und die
Züge der Geduld; denn wie JakobuS in seinem Bciefe sagi: „Haliei es mr
die größie Frsude. wenn ihr mancherlei Vscsuchungen bsstehi; dsnn ihr w»ei,
daß die Pcüfung eucss GlaubenS Geduld bemicki." DaS Kieiö sei ein Cili-
cium. daS Haupi aber sei helmariig. von zwei Klügeln üderschützi, als bsie
eS mii den Psalmen odec mii Augustinus: „Herr msineS HeücS, gewäbre,
daß ich nichi sei auS der Zahl derer, die eine Zeii lang glauben, aber tti der
Zeii dec Versuchung wieder^absallen. Umschaiie msin Haupi in dsn Tagen
deS KriezeS, du meine Hossnung am Tage dsr Bsirübniß uno mein Hsilzuc
Zsii der .kümmerniß. Dsnn ich. D-in Geschöps, hoge aus Deine Güie, womtt
Du mich erschaffen, untec dec Umschaiiunz Deiner Klüzel, und meine Seele
flüchis stch unier den Schatten Deinec Flügel vor den Versuchunzen dieser
Zeiilichkeii!" Der Fuß iceie ben Wols im Schasskleide, dec alS Versuchsr auS
dem Evange.ium bekanni genuz ist.

Dissiebenis und Lchlußbitie heißi: „Sondern erlöse unS von
dem Uebel!" Tsriullian und sonstize Kirchenlehcer erkläcen daS Uebel gecadezu
durch den Teusel, den Fürsten deS UebelS, dec Finsterniß uno bes AbfallS
von Goii, odec die Sünde, daS höchsts Uebel süc den Chcisten; denn ste fühci
ab von ChristuS zum Widerchcist, vom guien Hirien zum bösen Hirien. Da-
hec will die Biite sagen: aib unS, o Herr, den Geist Deiner Furchi und die
Weisheii, d. h die Armuih deg GeisteS; denn dsr Anfang dec WeiShsii ist
die Furchi deS Herrn, wrlche die Goiilosen verachien, unü so iverden wir
einst entgehen dem Rachen deS Bösen und hier wohnen in Hofsnung, und
ruhen ohue Furchi vor allem Uebel, ruhen in Goii mii Sichecheii voc dem
Gegner. der unsece Seelen ganz iödien möchie. Diese und ähnliche Gedanken
kann daS Siandbild leichi ausdrücken. Wec nämüch von dem Bösen, wie es
immer hciße. sich rsiien will, der nehme, wie der Herr, sein Kceuz auf sich
und solge ihm nach. Namenilich gegen den Ucbösen und seinc Genoffen der
Finsterniß gali daS Skceuz von jeher alS d!e kräsiigste Schutzwehr. DaS
Siandbild icage also aus der Schulier daS Kcsuz, baS den Drachen der Fin-
stecniß unlechaib an den Hörnern niederhalte. Die Hände seien kceu;-
weise über d!e Brust geschlagen; daS Haupi aber ziere schönes Haar, wie
einen Gesalbten deS Hercn nach dem Spruche: .Geliebt hast du die Gerech-
tigkeit und gehaßt die Ungebühr; dcßhalb salbte dich dein Gott mii dem
Oele der Freudigkeit." Außerdem könnie noch neben dem Dcachen die böse
Zunge angebcachi werden, von welchec im Briefe Zakobi gercdet wicd, die
auch AugusiinuS mii dcm Drachen paart, und von wclcher JsaiaS sprichi:
„Es ehret mich dieseS Volk bloß mii seinen Lippcn, aber ihr Herz ist weit
von mir, und sie verehren mich vergebenS, lehrend Menschenvocschrisien und
Menschenlehren." Auf der Zunge neben dem Drachen könnie surchiloS der
Sperling sitzen, dessen Bedsuiung aus dem Eoangelium klar ist, und besreit
werden wir vom Uebel. wenn wir ihm gleichen. und deS Hecrn PreiS ver-
künden, wie geschrieben steht im Gesange" der drci Knabsn: „Lobprsise den
Herrn alleS Gevögel deS HimmelS!"

Zu dem Vaierunser gehöri das Amen odec das Fiai, wis Augustinus
so oft sagt, wenn man will, auch die Doxologie odsr Slvrttioritio: denn D-in
u. s. w. Wie der Priester am Altars dieseS Wort leise füc sich sprichi, denn
deS Hsrcn Gebet bsdars keiner Destätiaung: so spreche leise disscS UnS ge-
schehe also daS achie Siandbild, das ^ilige betsnde Köln. uno ;wac in
der Gestali eines Schutzengels. WaS Köln in früheren Jahrhundecien war.
lehri sedeS Blatt dec deuischen Geschichie; jedoch LieseS Köln bleibs bsi Seiis!
Wir sassen eS a!S dis ehrwücdige Stadt, wie fie fromm und glaubens reu
einst in cem Lieds gefeiert ward, das biS zur Franjosen-Ankunft in der Meffe
gesungsn wurde. u»o wie sis sich in dsm Kreuzzuzs bei bec Belagsrang von
Damieite durch christlichs Gesinnung auszeichncte, alS sie nach dsm Berichte
deS Augenzsugen Oüoec mehr leiftsts. alS das übrigr gesammis dcuische
Reich. Also, Köln alS Schutzengel, in einfach beicndec Siellung mii gssalieien
Händen. Da die schöns Lehre von den Schutzengeln allen lraven Christ-n
bekannt ist, so erinnere ich nur an ExoduS, wo eS heißt: „Siehe, senden will
ich meinen Engel, dec vor dir hergehc, und aus deinem Wege vich beivahre,
und dich führe zu Lem Orte, den ich berettei", odsr an den iieunzigsten Psalm,
den auch MatlhäuS bei der Versuchung ansühri, und in welchem dieftlbs
Tröstung voiksmmi; denn die Enge! dsr Großen wic Ler Kleinen sshen alle-
zeii daZ Angesichi dcs himmüschen VaierS und führen sein Wori aus. Von
diescm Engel bleibe wahr, waS der Hsalm spcichi: „Jm Angefichle der Engel
will ich Dich lobpreisen, anbeisn bsi Deinsm hciligen Tsmpel. und Deinen
Namen bekennen." Unier den Füßen trcte der Engel die böse schlangs niedsr.
Ueberhaupi dsnke ich ihn mir, so wie ihn Augustinus schildect, dsc in seinen
Sslbstgespcächen aiso spricht: „Um mcinetwillen machst Du Deine Engslgeister,
denen Du aufgetragen hast. mich zu bshüien auf allen meinsn Wegen. daß
ich nichi e!wa msinen Fuß an einen Stein stoße. Tie stnd nämlich dic Hüler
über dic Mauccn Dciner heiiigen Sradt Jerusalem und über dis Berge in
ihrem Umkcsise, und sie wachen des TageS und halten ihre Nachtwachen über
Deine Herde, damit nicht wie der Leu, wann sehlte. wer errettete, unsere
Seclen raube jene alte «Lchlange, unser ieuflischer Gcgncr, der wis ein brüllcn-
der Löwe immer umhergehi, suchsnd, wen ec vcrschlinge. Auch sind sie die
Bürgsc jener überiroischcn Siadi Jerusalem, die da oben uipere Mutter ist,
und sie jiüd qesandt zum Diensts jener. welche die Herrschasi des Heiles er-
werben, um fls zu befreien von ihren Fsinden, zu behüten auf allen ihren
Wegen, auch sie zu stärken und zu mahnen. und Sie Gebeis Deiner Kinder
darzubringen vor daS Angesicht dcr Hsrrlichkeit Deiner Majestäi. Denn sts
lieben ihre Mitbücger" u. s. w. Jedoch. !ch hoge, das Gebei spcichi klac
genug für sich selbft. Jndessen ist bei diesem Gebets eine kleine Rührung
inenschlich. DaS alte und jetzige, in seinen Domdach-Wehen iiegende Köln,
welch ein Abstand! Da sühlt man klar daS Wort der Schrist: „AlleS Fieisch
ist wie Heu und alle seine Herriichksrt wie die Blume deS GraseS", oder wis
der Apostel JakobuS fastzettgemäß sich augdrückt: „Das Leben ist ein Da mpf."

(Fortsetzung folgt.)

„Dkr Rlliqaiettschrtz des Liebsrauen-MünfterS zu Aachen in
seinen kunstreichen Behältern. Zum Aadenken an die
HeiligthuRsfahrt von 1860 beschrieben und mit viele»
Holzschnitten erläutert von Or. F. B o ck, mit einer
Einleitung von Br. I. Th. Laurent, Bischof von
Chersones." Aachen, im Selbstverlage des Verfassers.

Es gibt woZl keinen Kirchenschatz in der gan;en absndländischsn Christen-
heit vsa einer größsrsu gcistigen Bedeutung, als der Reliquienschatz des
Rünsters, der ehemaligsn Krönungs-Airche der deutschen Katser, in Aachen. Von
msrgenländischen Kirchenschätzen kann gar keine Reds mehr sein. Dort gibt
eS nur Ruinen. Dafür haben die morgenländischeu Sscten und die Ntchts-
würdigkslt des gricchischen Hofbyzantinismus gesorgt, und wsnn im Lbend-
tande noch nichi ganz aufgeräumt ist mit dsn christlichen Denkwürdigkeiten
und Kunstschätzei! -insr chrwürdtgen Zeit, so ist rieses etnzig der erhaltenden
Kraft der kaiholischen Kirche zu danken. Es hat allerdingS den Anschein,
wenn GsttsS Barmherzigkeit den drohenden Sturm nicht beschwört, daß auch
im Abendlande durch die vereinten Bemühungen aller Feinde des Kreuzrs
Christi, unter dem Schutz und Schirm der Tsdankenlofigkeit und Flachbeit,
so wie poliüsch.r Verkehitheiten allcr Art, neue Berlustc bevorstehen, und
schon allein d.ßhalb ist es mtt Dank anzunchmen, wenn noch z-itig für ge-
treue Abdildungen und sorgfältigsre Beschreibungen des noch Borhandenen
gesorgt und -S der Nachwelt in Hunderten von Eremplaren srhalten wird.

Wir können daher schon aus dtesem Grunde das oben angezeigte Werk
mit allsr Freudc bcgrüßen und ihm einen gesegnetsn Fortgang wünschen.
Es bietet mit den kurz vorhergrgangensn, denselben Gsgenstand betreffevden
Arbeiten des Pcsfeffors 10. Erast auSün WertS, drs Schulinspectors Schervier,
Darstcllungrn, wie ffe sett ungefähr 2W Jahren, seit den Tagen des pa-
triotischen unr vo» katholischen Joeen bewegten aachener Schriftstrllers
Noppius nrchi gedoten, und es bietei sie in gsreifterer und oollenseter Form,
zugleich al» Anoenken einer Heiligthunisfahrt so schön und bedeutsam, wie
fie Aachen viclleicht seit Jahrhiinserten nicht gesehen hat, und die, allen
nichtswürdigen Derheißunzen derlöschpapiernrii Vossischen Zsttung zum Trotz,
vielleicht nur der Anfaug einsr besseren Penode auch sür die künftigen Hei-
ligthumssayrten sein wtrd. Denn glückiichcr Weise ist hier die Liebs zu den
altehrwürdigen Denkmalen der Religiou und jenen Kunstwerken, welchs die
iii dem aachencr Münstsr anfbewahrten religiösen D-nkwürdigkeiten um-
schließen, nlchts wenigcr als im Aussterden bsgriffen. Dte ganze Bürger-
schafi weiß ntcht bloß, was ste an jsnen Schätzsn hat, es gibt auch gerade
augenblicklich uoch einen ziemlichsn Vorrath von Freunden der vaterländischen
Kunst und der christlichen Altsrthümer bier, welchs dieselben mit dem Lichte
der Wiffsnschaft beleuchtcn können, und daher im Stande find, in den tiefen
und unergrundlichen Schacht derselben etnzudringrn, dss wahre Gold zu
Tags zu fördcrn und dte Begeistermig sür das rege zu haltsn. was der
Begeisterung werth ist. Wir haben dis vsreinten Resultats jener Bemühungen
in dem oben angezeigten Werke, das nach Angabe des gsehrten Verfaffers
i nur der Vorläufer eiiies größersn, umfaffendersn sern soll, in eleganter und
wohlgewä-iter Form vor uns tiegen. Wir fühlen es daher vrllkommen, wie
bedenklich cs ist, an etwas zu mäkelu, was bei aller Glätts doch Hier und
da einsr ganz anderen Faffung bsdürfte, oder auch an und für sich die ssltden
Unterlagen iiicht hat, die man etwa erwarten dürfts, und was ganz anders sein
könnte, wetl es anch nach den bestimmtesten Nachrichten ganz anders ist. Wir
glaubsn daher der Sache seldst, und nur die haben wir stets im Augs, nie etwas
Änderes, cinen Dienst zn leiften, wsnn wir hier eiuigs Bemerkuugsn anfügen,
die wenigstens einer wetieren Prüfuug und Erörtsrung werth find. Zunächst
sch-ini dcr Verfaffer uiit eincr allzu grsßen Borlicbe für dte Berdienste
Karl's kV. oon Böhmen um dle hi.fige Domkirche, so wie den prager Dom-
schatz, deffen Bedsutung wir vollkommen kennsn, hieher gslangl und ans
. Werk grgangc» zu sein. Diesem Truudgedanken, der fich wie sin rother Faden
! durch das ganzs Gswrbe zieht, der allenthalben zum Vorschein kommt, hat
sich !ii vim oorliegenden Weike manchss unterordusn müffen, was der That
i nach nur einsn sehr losen, mitunter sogar dnrchaus keinsn Znsammenhaiig
mit demselsen hat. Denn wenn es auch auf einer wohlbegründeten und von
i Prag aus auf sinsr leicht zu erklärenden Traditlon beruht, daß in dsm
aachencr Domschatze wenigftsns ein Hauptstück der Erkimitlichkcit Karl's IV.
für di- ihm gswährte Bereitwilligkstt in seiner Liebe zu den Reliquien
zu danksn hat, so schcint doch jens Erkenntlichkeit bsi manchsn Stückcn von
Seiten des Verfaffers etwas zu weit ausgedehnt wsrden zu sein und nicht
so g«nz mit einsr vsrurthsilslosen, freien Bsobachmng zu stümnrn, wie wir
das bei einzeluen Stück.n noch nähsr erörtern werden.

(Schluß folgt.)

Vorräthig im Secretariale des Central-Dombau-Nereins
(Rathhausplatz Nr. 3):

Dcr Dom von Köln

nnd

Das Mlittstee vors Steaßhzrrg.

Von

I. v. Görres.

Der CrLrag ist zum Dombarl bestimmt.

Regensburg, 1842.

Vsrantwortlicher Herausgebcr: I. I. Nelles in Köln.
Commisfions-Verlag und Druck von M. DuMont-Schauberg in Köl».
(Erpedttion der Kölnischen Zsiiung.)
 
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