t».
B o r t r a g,
grhaltrn
im kaffeler Architekten- unb Ingenieur-Verein
^ «n H. v. T e h n - R o t f e l s e r,
Ober^yafbauweister j» Kcchel.
(Schlust, fieh« Nr. 261 d. Bl.)
Das überaus finnreiche Conftructionsprincip der mittelalterlichen Baukunst,
w«lches nicht plötzlich erfunden wurde, fondern durch ganz allmähliche Weiter-
ausbildung der aus römifcher Baukunst bcruhenden altchristlichen Bauformen fich
»ntwickelte und zuletzt in der gothischen Kunst mit wmiderbarem Auffchwung seine
HSchste Bollendung erreichte, bietet unstreitig vermöge seiner arißerordentlichen
Vielgestaltigleit und unbeschränkten Anwendbarkeit weit reichere Hülfsmittel für
alle von der Baukunst zu lösenden Aufgaben, alS die uns sast nur durch Reste
von Göttertempeln mit verhältnißmäßig sehr beschränttem Jnnenraum bekannte
Architetzur der HÄlmiscken Blüthenzeit.
' D«r emigeu uuverglaichlichen Schönhett, welche uns die Kunstwerke dieser
Zeit offenbaren, steht die wunderbare Erhabenheit der bestm Werke des gothischen
Stvles als ein äußerlich durchaus nicht zu vermitteloder Gege»fatz geaeuüber.
Unserer Zeit ist aber zuerst wieder-das Verständniß'füb dieie beiden Perioden
höchüer Kunstblüthe eröffnet, und eS dürste daher ihre Aufgabe sein, mit einem
durch lebendiges Erfaffen der hohen Schönheit antikev Kunstwerke geläutertm
Geschmack die reichen Hülfsmittel, welche uns das wieder erlangte Verständniß
der vaterländischeit Kunst gswährt, zu venutzen, und in srei durchdachter Weise
aus die durch dre großen technischen und wiffenschaftlichen Fortschritte unserer Zeit
veräuüerten 8o«stru«tions-Bedingungen anzuwenden. Das Berftändniß der maß-
ppll« Zchöntzit antiker Kunstwerke wird uns dabei am sichersten vor den über-
t^benen stüusteleien, dein Trachten, durch scheinbare Widersprüche gegen das
Naturgejetz staunenerregend« Wirknngen hervorzubringen und dem starren Schema-
tismuS in der Anwendung gesuchter geometrifcher Spielereien bewahren, welche
den gochischen Lchl am Schluffe des Mittelalters zur gänzlichen Ausartung
führten.
Die Ersüllung der eben bezeichneten Aufgabe kann durch Architekten der ver-
jchisdensten:ttubttmgen gefördert werden, sobald fie fich ernstlich bestreben, an die
Stelie des meist zu verwerslicker Schein- und Lügen-Architektur sthrsnden geist-
losen Copirens das kunstaefcknchtliche Verständniß der Architekturformen zu setzen.
und sobalh sie fich zum Grundsatze niacben, die vollkommene Wahrheit in der
Darstellung und die innere Folgerichtigkeit, mit welcher die Gliederungen und
Ornaipente der besten classischen und initrelalteclichen Stylperioden stets dem
Constructtonsprincip geisttgen Ausdruck verleihen, bci ihrem Wirken zu beobachten
und bei der Wahl des Styls stets den Charatter der Oertlichkeit und Umgebung
zu berücksichtigen.
Aber auch durch weiteres Fortschreiten in der kunftgeschichtlichen Durchfor
fchung der heiniatlichen Bauwerke des Mittelalters kann und muß noch mancher
nützliche Beckrag zur Förderung der Baukunst unserer Zeit geliesert werden.
Was insbesondere die deulschen Monumente anbelrifft, so liefert der immer
mehr zunehmende Eüer, mit welchem seit dem Erscheinen der Werke von Moller
und Boiffsöe, in kostbaren größsrsn Werkm sowohl als in einzelnen Monogra-
, rchieen die Bauwerke des Mittelalters abgebildet und beschriebm wurden, den er-
freulichen Beweis, wie allgemein jetzt der hoh« Werth solcher Publicattonen an-
erkannt wird.
Rachdem dieKanstgefchichte durch systematische Zusammenstellimg und krittsche
Verglcichuug des durch diese zahlreichen Arbeiten gewonnenm Materials zuerst
eine Ueberffcht der gesammtm Kunstentwicklung in Dmttchland ermöglicht hat,
treten aber um so mehr einzelne Lückm hervor, derm baldige Ausstllung mit
jedem Jahre wünschenswerkher wird.
Eine dieser Lücken wird noch immer durch den Mangel genügender Publi
cationm über dis zum Theil der Kunstgeschichte kaum dem Ramm nach bekannten
Monumente unseres esgeren Vaterlandes, des Kurstrstenthums Heffm, gebildet.
Seit in dem Moller'schm Werk das erhabenste Denkmal unieres Lanoes, die
Elisabethkirche in Marburg, und nicht lange nachher theils in demselben Werke,
theils in besonderen Werkm von I. E. Ruhl und B. Hundeshagen die Monu-
mmte in Gelnhausm veröffentlicht wurden, ist fast dreißig Jahre lang so gut
wie nichts erschimen, was d«s kunstgeschichtlich« Studium unjerer Monumente
attt Hülfe genügender bildlicher Darstellung erleichtern konnte, und erst in nmester
ftnd in auswärtS erscheinendm Zeitschriften und Sammelwsrken wieder einige
Sre Mttheilrmgen über dieselbm gemacht worden. Es mußte dieje Un-
jkeit in unserem Lande um so mehr auffallen, als gerad« während dieser
Jahre in allm Nachbarländeni großer Fleiß auf gediegme kmistgeichicht-
' arbeittmg der. mittelaltsrlichen Bauwerke verwendet wurde, reichhalttge
, nit umfassendqr Beschreibungm und Abbildungen der nieder- und mittel-
^ym, der wests-lischxn, der nieder? und obersächfischen und der stänkischen
MoriMmtz erschimm, und auch im Großherzogthum? Heffen schon vor sechszehn
J'ahrm eiir großer Vereiii str Aufnahme d»r Monumente des Laydes seine
Thätiakeit begaM, '
Wer nur. einiger Maßen aus eigener Anschauung die zahlreichen mittelaller-
lichen Hauwerke Kürheffens zu bmrtheilen vsrmag. wird erkmnen, daß mehrere
unserer romanischm Monumente als wesmttich« Mittelglieder zwischen der sehr
verschiedenarttgen Ausbilduug, welche der romanische Styl in den sächfischen und
ftr den. iheinifchm und, westfälischen Landen gswonnen hat, znm Theil auch durch
aanz eigenchümlich« Geffaltung, großen Werth habm, daß aber besonders die
frühgochisch« Kirchen Obrcheffeus als di« erstm gothischen Hallenkirchen, derm
Form so weit verbreitete Nachahmung fand, von ausgezeichnetem Jntereffe str
die Entwicklung des gochischen Schles in Deukfchland strid.
Ueberemsttmmmde Aiisichten üher den hohen Werth deS Studiums mittel-
alterlicher Bauwerke und lebhastes Erkmnm der Verpflichtung, endlich das lange
Bersäiimte nachjilholm, oermilast« vor «er Jahren einen kleinen Kreis kuc-
heffifch« Architekten zu dem Enffchluß, mü vereintmKräften diePublicatton von
gmauen Riffm, Details, Ansichten und kunstgeschichtlichm Bejchreibungm ^>er
krrheffischm Baudenkmäler, und zwar zunächff der noch gan, unedirtm, oorzube-
reitm.
Durch Dereinigung' der Aufnahmm, welche jeder Einzelne kchon auS eigme«
Antrieb str fich seit längerm Jahren unternommm hattc, eittstand schnell ein
reicher Dorrctth von Material, welcher durch weitere Austahmen thätigst vervoll-
ständigt wurd«, und nach Jahresfrist war das Untemehmm schon so weü vorgc-
schritten, daß statt der früher beabsichttgten Publicatton in auswärtigm Zett-
schristm die gemeinschastliche Herausgabe eines seWändigm Werkes ins Aug«
gefaßt werden konnte.
Uitter Mitwirkung des verehrten Präfidenten imseres Architettm- und Jn-
genieur-Vereins, Herm Hofbeni-Director Engekhard,- welcher dem llntemebmm
auf das wohlwollmdste seine Fördemng zusagte und durch Mittheilung früyerer
Austiahmen das Material sür das Vereinswerk vermehrte, wurde im April 1856
nach festen Grundbesttmmungm ein tteinsr Verein zu gemeinschaftlicher Bearbei-
tung dieses Werkes gesttftet.
Die Gmndbesttmmungen dieses klemm Vereines sür Aufnahme hessi»
scher Monumente gehen im Wesentlichen daraus hinaus, daß alle Vereins-
Mitglieder fich verbindlich machm, auf das thätigste bei der Bearbeitung deS
Lereinswerkes mitzuwirkm, daß als neue Mitglieder nur diejenigen aufgenommen
werden, welch« eine für.das Vereinswerk geeignete Arbeit bereits uittemommm
haben und solche dem Dereine zur Verstgung stellen, daß die Arbeitm der ein-
zelnen Mitglieder unter deren Namen in dem Bereinswerk erscheinen und daß
alle unnöthigm Formm vermiedm werden. Die Ergebniffe anderer Vereine zu
ähnlichem Zwecke, in denen mchr über die bcabfichttgte Publicatton geredet, ver-
handelt und gedmckt, als an derselben gearbeitet, mehr discuttrt, gewählt und
communicirt als gezeichnet wird, trugen viel zu der Abneigung gegm alle un-
nöthigm Formeir bei. Freundschaftlicher und brieslicher Verkehr der Mitglicder
unter einander reicht bis jetzt aus, die nöthige Verständigung über Form und
Umsang der einzelnen Arbettm herbeizusührc», und es bedarf keiner Bersamm-
lungen und Jahresberichte. Der kleine Verem läßt grundsätzlich nichts drucken,
als das von ihm bmbfichttgte Werk, erwirbt kein gemeinschastliches Eigmchum
ust> erhebt keme Geldbeiträge von seinm Mitgliedem. Diese haben dagegen An-
spruch aus Freiexemplare aller erscheinenden Lieserungen des Vereinswerkes.
isollte ein Geldertrag durch die Publication der einzelnm Liefemngm zu erzielm
sein, io flicßt dieser ledialich den betreffendcn Bearbeitem zu, doch rst darauf
Rücksicht genommen, daß mit dsuselben jedes Mal alsbald die Auslggen für
Reisekosten allen Mitgliedem thunlichst erseht werden.
Bei der bekannten großen Schwierigkeit, ein Werk wie das beabsichtitzte,
dessen Herstellungskoften sehr bedeutend smd, und deßen Absatz sich daher mcht
durch emeii geringen Preis forciren läßt, ohne größere Geldopser in die Oesfent-
lichkeit zu brmgen, mußte es den Mitgliedem des Vereines im höchsten Grade
erwünscht sein, daß der Vcrein str hessische Gcschichte und Landeskunde dahier
neben mannigfliäier sonsttger Förderung des Vercinswerkes die Herausgabe des-
selben auf seins Kosten mit dankenswerthester Bereitwilligkeit in Ausficht stellte
und bereits Ermächtigung crtheilt hat, die erste Lieferung, welche eine von mir
bearbeitete Darstellung des Rittersaales und der Capelle auf dem Schloffe zu
Marburg enthält, durch Lithographie und in den Text eingedmckte Holzschnitte
vervielsälttgen zu laffen. Noch im Laufe dieses Jahres wird demnach dre erste
Lieserung des Vereinswerkes erscheiiien, und es ist alle Hoffmmg vorhanden, daß
dieser ohne Ultterbrechung weitere Liefemngm solgm können.
Für die zweite Lieferung ist die von dem Bau-Commissar Hossinanii zu
Fritzlar und mir gemeiiffchaftlich ausgearbeitete Darstellung der Sttstskirche
St. Peter in Fritzlar bestmunt. Jede Liefsmng soll ein str sich abgenmdetes
Ganzes bilden uno entweder em größeres oder mehrere kleinere Aionumsnte voll-
ständig zur Darstellung bringen. Da es unthunlich ist, die Arbeiten über die
einzelnen Monumente m systematischer Reihensolge erscheinen zu layen, so ist es
Absicht, am Schluß des Werkes durch einen den gesammten Entwicklungsgang
der mittelallerlichen Knnst in den hesfischen Laudm kurz darstellenden Auffatz die
einzelnen Arbeiten in Berbindung zu bringen.
Eine ichr erfreuliche Ausficht zu wesenllicher Fördemng deZ Vereinswerkes
hat sich dadurch eröffnek, daß unser durch seine ersolgreiche Thättgkeit auf dem
Gebiete der gothischen Kunst im Jn- und Äuslande rühmlichst bekaimter Lanos-
mann, Herr Architekt Ungewitter, seine Mitwirkung an dem Vereinswerk und die
Benutzung des nunmehr durch dm Geschichtsverein geöffneten Weges zu weiterer
Publicatton hessischer Monumente bereitwilligst zugesagt hat.
Die Vervielfältigung des Werkes hat fich bis jetzt ganz mit inländischen
Kräften herstellm laffen, was neben dem Hauptoortheil, daß diesen günsttge Gc-
legenheit zu ungewöhnlicher Bethätigung in ihrer Heimat geboten wird, die Mög-
lichkeit gewährt, ohne Schwierigkeit die Arbeiten stets speciel zu überwachen.
Zum Schluß erlaube ich mir im Namen unseres kleinen Verems für Auf-
nahme hesfischer Monumente das von demjelben begonnene Werk den Mitgliedcrn
des kaffeler Archttekten- und Jngenieur-Vereins zur Theilnahme und Förderung
ru empfehlm und dm Wunsch auszusprechm, daß das Werk in diesem wetterm
Kreise noch neue tüchttge Mitarbetter finden möchte.
Ueber ein Kreuzreliquiar des vormaligen Marien-
gradenstistes zu Köln.
Der Vorstand des Vereins von Mterthumssrmndm im Rheinlande hat zn
d« in das Jahr 1866 strllenden Feier seines 25jährigen Bestehens, welche mit
dem alljährlich sestlich begangenm Erinnerungstage Winckelmann's zusammentraf,
ein Fsstproqramm ausgegeben, welches zwei Meisterwerke mittelalterlicher Gold-
chmiedekunst, das Siegeskrmz der byzanttnischen Kaijer Constanttnus VII. Por»
phyrogenitus und Romanus ll., so wie den Hittenstab des Apostels Petrus (beive
Kuiistgegenstände gegmwättig zu Limburg a. d. Lahn befindlich) eingeheno be-
handslt. Es ist hier nicht unsere Aufgabe vie iviffmschafttiche Bedeutung des vou
Herrn Profeffor aus'm Weetty abgefaßtm Textes zu prüfm, noch die Vollendimg
der beigestgten 4 chromolithographitten Taseln (aus der Anstalt von Loeillot in
Bettin) zu lobm: wir möchten nur aus einen Abschnitt der Abhandlung aufmerk-
stm machen, der str Köln ein nicht imbedeiitendes locales Jntereffe hat. Es be-
sdSet fich nämlich im Befitz« des Herm Erzbischofs hierselbst ein Relstuiarium
B o r t r a g,
grhaltrn
im kaffeler Architekten- unb Ingenieur-Verein
^ «n H. v. T e h n - R o t f e l s e r,
Ober^yafbauweister j» Kcchel.
(Schlust, fieh« Nr. 261 d. Bl.)
Das überaus finnreiche Conftructionsprincip der mittelalterlichen Baukunst,
w«lches nicht plötzlich erfunden wurde, fondern durch ganz allmähliche Weiter-
ausbildung der aus römifcher Baukunst bcruhenden altchristlichen Bauformen fich
»ntwickelte und zuletzt in der gothischen Kunst mit wmiderbarem Auffchwung seine
HSchste Bollendung erreichte, bietet unstreitig vermöge seiner arißerordentlichen
Vielgestaltigleit und unbeschränkten Anwendbarkeit weit reichere Hülfsmittel für
alle von der Baukunst zu lösenden Aufgaben, alS die uns sast nur durch Reste
von Göttertempeln mit verhältnißmäßig sehr beschränttem Jnnenraum bekannte
Architetzur der HÄlmiscken Blüthenzeit.
' D«r emigeu uuverglaichlichen Schönhett, welche uns die Kunstwerke dieser
Zeit offenbaren, steht die wunderbare Erhabenheit der bestm Werke des gothischen
Stvles als ein äußerlich durchaus nicht zu vermitteloder Gege»fatz geaeuüber.
Unserer Zeit ist aber zuerst wieder-das Verständniß'füb dieie beiden Perioden
höchüer Kunstblüthe eröffnet, und eS dürste daher ihre Aufgabe sein, mit einem
durch lebendiges Erfaffen der hohen Schönheit antikev Kunstwerke geläutertm
Geschmack die reichen Hülfsmittel, welche uns das wieder erlangte Verständniß
der vaterländischeit Kunst gswährt, zu venutzen, und in srei durchdachter Weise
aus die durch dre großen technischen und wiffenschaftlichen Fortschritte unserer Zeit
veräuüerten 8o«stru«tions-Bedingungen anzuwenden. Das Berftändniß der maß-
ppll« Zchöntzit antiker Kunstwerke wird uns dabei am sichersten vor den über-
t^benen stüusteleien, dein Trachten, durch scheinbare Widersprüche gegen das
Naturgejetz staunenerregend« Wirknngen hervorzubringen und dem starren Schema-
tismuS in der Anwendung gesuchter geometrifcher Spielereien bewahren, welche
den gochischen Lchl am Schluffe des Mittelalters zur gänzlichen Ausartung
führten.
Die Ersüllung der eben bezeichneten Aufgabe kann durch Architekten der ver-
jchisdensten:ttubttmgen gefördert werden, sobald fie fich ernstlich bestreben, an die
Stelie des meist zu verwerslicker Schein- und Lügen-Architektur sthrsnden geist-
losen Copirens das kunstaefcknchtliche Verständniß der Architekturformen zu setzen.
und sobalh sie fich zum Grundsatze niacben, die vollkommene Wahrheit in der
Darstellung und die innere Folgerichtigkeit, mit welcher die Gliederungen und
Ornaipente der besten classischen und initrelalteclichen Stylperioden stets dem
Constructtonsprincip geisttgen Ausdruck verleihen, bci ihrem Wirken zu beobachten
und bei der Wahl des Styls stets den Charatter der Oertlichkeit und Umgebung
zu berücksichtigen.
Aber auch durch weiteres Fortschreiten in der kunftgeschichtlichen Durchfor
fchung der heiniatlichen Bauwerke des Mittelalters kann und muß noch mancher
nützliche Beckrag zur Förderung der Baukunst unserer Zeit geliesert werden.
Was insbesondere die deulschen Monumente anbelrifft, so liefert der immer
mehr zunehmende Eüer, mit welchem seit dem Erscheinen der Werke von Moller
und Boiffsöe, in kostbaren größsrsn Werkm sowohl als in einzelnen Monogra-
, rchieen die Bauwerke des Mittelalters abgebildet und beschriebm wurden, den er-
freulichen Beweis, wie allgemein jetzt der hoh« Werth solcher Publicattonen an-
erkannt wird.
Rachdem dieKanstgefchichte durch systematische Zusammenstellimg und krittsche
Verglcichuug des durch diese zahlreichen Arbeiten gewonnenm Materials zuerst
eine Ueberffcht der gesammtm Kunstentwicklung in Dmttchland ermöglicht hat,
treten aber um so mehr einzelne Lückm hervor, derm baldige Ausstllung mit
jedem Jahre wünschenswerkher wird.
Eine dieser Lücken wird noch immer durch den Mangel genügender Publi
cationm über dis zum Theil der Kunstgeschichte kaum dem Ramm nach bekannten
Monumente unseres esgeren Vaterlandes, des Kurstrstenthums Heffm, gebildet.
Seit in dem Moller'schm Werk das erhabenste Denkmal unieres Lanoes, die
Elisabethkirche in Marburg, und nicht lange nachher theils in demselben Werke,
theils in besonderen Werkm von I. E. Ruhl und B. Hundeshagen die Monu-
mmte in Gelnhausm veröffentlicht wurden, ist fast dreißig Jahre lang so gut
wie nichts erschimen, was d«s kunstgeschichtlich« Studium unjerer Monumente
attt Hülfe genügender bildlicher Darstellung erleichtern konnte, und erst in nmester
ftnd in auswärtS erscheinendm Zeitschriften und Sammelwsrken wieder einige
Sre Mttheilrmgen über dieselbm gemacht worden. Es mußte dieje Un-
jkeit in unserem Lande um so mehr auffallen, als gerad« während dieser
Jahre in allm Nachbarländeni großer Fleiß auf gediegme kmistgeichicht-
' arbeittmg der. mittelaltsrlichen Bauwerke verwendet wurde, reichhalttge
, nit umfassendqr Beschreibungm und Abbildungen der nieder- und mittel-
^ym, der wests-lischxn, der nieder? und obersächfischen und der stänkischen
MoriMmtz erschimm, und auch im Großherzogthum? Heffen schon vor sechszehn
J'ahrm eiir großer Vereiii str Aufnahme d»r Monumente des Laydes seine
Thätiakeit begaM, '
Wer nur. einiger Maßen aus eigener Anschauung die zahlreichen mittelaller-
lichen Hauwerke Kürheffens zu bmrtheilen vsrmag. wird erkmnen, daß mehrere
unserer romanischm Monumente als wesmttich« Mittelglieder zwischen der sehr
verschiedenarttgen Ausbilduug, welche der romanische Styl in den sächfischen und
ftr den. iheinifchm und, westfälischen Landen gswonnen hat, znm Theil auch durch
aanz eigenchümlich« Geffaltung, großen Werth habm, daß aber besonders die
frühgochisch« Kirchen Obrcheffeus als di« erstm gothischen Hallenkirchen, derm
Form so weit verbreitete Nachahmung fand, von ausgezeichnetem Jntereffe str
die Entwicklung des gochischen Schles in Deukfchland strid.
Ueberemsttmmmde Aiisichten üher den hohen Werth deS Studiums mittel-
alterlicher Bauwerke und lebhastes Erkmnm der Verpflichtung, endlich das lange
Bersäiimte nachjilholm, oermilast« vor «er Jahren einen kleinen Kreis kuc-
heffifch« Architekten zu dem Enffchluß, mü vereintmKräften diePublicatton von
gmauen Riffm, Details, Ansichten und kunstgeschichtlichm Bejchreibungm ^>er
krrheffischm Baudenkmäler, und zwar zunächff der noch gan, unedirtm, oorzube-
reitm.
Durch Dereinigung' der Aufnahmm, welche jeder Einzelne kchon auS eigme«
Antrieb str fich seit längerm Jahren unternommm hattc, eittstand schnell ein
reicher Dorrctth von Material, welcher durch weitere Austahmen thätigst vervoll-
ständigt wurd«, und nach Jahresfrist war das Untemehmm schon so weü vorgc-
schritten, daß statt der früher beabsichttgten Publicatton in auswärtigm Zett-
schristm die gemeinschastliche Herausgabe eines seWändigm Werkes ins Aug«
gefaßt werden konnte.
Uitter Mitwirkung des verehrten Präfidenten imseres Architettm- und Jn-
genieur-Vereins, Herm Hofbeni-Director Engekhard,- welcher dem llntemebmm
auf das wohlwollmdste seine Fördemng zusagte und durch Mittheilung früyerer
Austiahmen das Material sür das Vereinswerk vermehrte, wurde im April 1856
nach festen Grundbesttmmungm ein tteinsr Verein zu gemeinschaftlicher Bearbei-
tung dieses Werkes gesttftet.
Die Gmndbesttmmungen dieses klemm Vereines sür Aufnahme hessi»
scher Monumente gehen im Wesentlichen daraus hinaus, daß alle Vereins-
Mitglieder fich verbindlich machm, auf das thätigste bei der Bearbeitung deS
Lereinswerkes mitzuwirkm, daß als neue Mitglieder nur diejenigen aufgenommen
werden, welch« eine für.das Vereinswerk geeignete Arbeit bereits uittemommm
haben und solche dem Dereine zur Verstgung stellen, daß die Arbeitm der ein-
zelnen Mitglieder unter deren Namen in dem Bereinswerk erscheinen und daß
alle unnöthigm Formm vermiedm werden. Die Ergebniffe anderer Vereine zu
ähnlichem Zwecke, in denen mchr über die bcabfichttgte Publicatton geredet, ver-
handelt und gedmckt, als an derselben gearbeitet, mehr discuttrt, gewählt und
communicirt als gezeichnet wird, trugen viel zu der Abneigung gegm alle un-
nöthigm Formeir bei. Freundschaftlicher und brieslicher Verkehr der Mitglicder
unter einander reicht bis jetzt aus, die nöthige Verständigung über Form und
Umsang der einzelnen Arbettm herbeizusührc», und es bedarf keiner Bersamm-
lungen und Jahresberichte. Der kleine Verem läßt grundsätzlich nichts drucken,
als das von ihm bmbfichttgte Werk, erwirbt kein gemeinschastliches Eigmchum
ust> erhebt keme Geldbeiträge von seinm Mitgliedem. Diese haben dagegen An-
spruch aus Freiexemplare aller erscheinenden Lieserungen des Vereinswerkes.
isollte ein Geldertrag durch die Publication der einzelnm Liefemngm zu erzielm
sein, io flicßt dieser ledialich den betreffendcn Bearbeitem zu, doch rst darauf
Rücksicht genommen, daß mit dsuselben jedes Mal alsbald die Auslggen für
Reisekosten allen Mitgliedem thunlichst erseht werden.
Bei der bekannten großen Schwierigkeit, ein Werk wie das beabsichtitzte,
dessen Herstellungskoften sehr bedeutend smd, und deßen Absatz sich daher mcht
durch emeii geringen Preis forciren läßt, ohne größere Geldopser in die Oesfent-
lichkeit zu brmgen, mußte es den Mitgliedem des Vereines im höchsten Grade
erwünscht sein, daß der Vcrein str hessische Gcschichte und Landeskunde dahier
neben mannigfliäier sonsttger Förderung des Vercinswerkes die Herausgabe des-
selben auf seins Kosten mit dankenswerthester Bereitwilligkeit in Ausficht stellte
und bereits Ermächtigung crtheilt hat, die erste Lieferung, welche eine von mir
bearbeitete Darstellung des Rittersaales und der Capelle auf dem Schloffe zu
Marburg enthält, durch Lithographie und in den Text eingedmckte Holzschnitte
vervielsälttgen zu laffen. Noch im Laufe dieses Jahres wird demnach dre erste
Lieserung des Vereinswerkes erscheiiien, und es ist alle Hoffmmg vorhanden, daß
dieser ohne Ultterbrechung weitere Liefemngm solgm können.
Für die zweite Lieferung ist die von dem Bau-Commissar Hossinanii zu
Fritzlar und mir gemeiiffchaftlich ausgearbeitete Darstellung der Sttstskirche
St. Peter in Fritzlar bestmunt. Jede Liefsmng soll ein str sich abgenmdetes
Ganzes bilden uno entweder em größeres oder mehrere kleinere Aionumsnte voll-
ständig zur Darstellung bringen. Da es unthunlich ist, die Arbeiten über die
einzelnen Monumente m systematischer Reihensolge erscheinen zu layen, so ist es
Absicht, am Schluß des Werkes durch einen den gesammten Entwicklungsgang
der mittelallerlichen Knnst in den hesfischen Laudm kurz darstellenden Auffatz die
einzelnen Arbeiten in Berbindung zu bringen.
Eine ichr erfreuliche Ausficht zu wesenllicher Fördemng deZ Vereinswerkes
hat sich dadurch eröffnek, daß unser durch seine ersolgreiche Thättgkeit auf dem
Gebiete der gothischen Kunst im Jn- und Äuslande rühmlichst bekaimter Lanos-
mann, Herr Architekt Ungewitter, seine Mitwirkung an dem Vereinswerk und die
Benutzung des nunmehr durch dm Geschichtsverein geöffneten Weges zu weiterer
Publicatton hessischer Monumente bereitwilligst zugesagt hat.
Die Vervielfältigung des Werkes hat fich bis jetzt ganz mit inländischen
Kräften herstellm laffen, was neben dem Hauptoortheil, daß diesen günsttge Gc-
legenheit zu ungewöhnlicher Bethätigung in ihrer Heimat geboten wird, die Mög-
lichkeit gewährt, ohne Schwierigkeit die Arbeiten stets speciel zu überwachen.
Zum Schluß erlaube ich mir im Namen unseres kleinen Verems für Auf-
nahme hesfischer Monumente das von demjelben begonnene Werk den Mitgliedcrn
des kaffeler Archttekten- und Jngenieur-Vereins zur Theilnahme und Förderung
ru empfehlm und dm Wunsch auszusprechm, daß das Werk in diesem wetterm
Kreise noch neue tüchttge Mitarbetter finden möchte.
Ueber ein Kreuzreliquiar des vormaligen Marien-
gradenstistes zu Köln.
Der Vorstand des Vereins von Mterthumssrmndm im Rheinlande hat zn
d« in das Jahr 1866 strllenden Feier seines 25jährigen Bestehens, welche mit
dem alljährlich sestlich begangenm Erinnerungstage Winckelmann's zusammentraf,
ein Fsstproqramm ausgegeben, welches zwei Meisterwerke mittelalterlicher Gold-
chmiedekunst, das Siegeskrmz der byzanttnischen Kaijer Constanttnus VII. Por»
phyrogenitus und Romanus ll., so wie den Hittenstab des Apostels Petrus (beive
Kuiistgegenstände gegmwättig zu Limburg a. d. Lahn befindlich) eingeheno be-
handslt. Es ist hier nicht unsere Aufgabe vie iviffmschafttiche Bedeutung des vou
Herrn Profeffor aus'm Weetty abgefaßtm Textes zu prüfm, noch die Vollendimg
der beigestgten 4 chromolithographitten Taseln (aus der Anstalt von Loeillot in
Bettin) zu lobm: wir möchten nur aus einen Abschnitt der Abhandlung aufmerk-
stm machen, der str Köln ein nicht imbedeiitendes locales Jntereffe hat. Es be-
sdSet fich nämlich im Befitz« des Herm Erzbischofs hierselbst ein Relstuiarium