Pröpstn, und andern Geisttichen durch den Erjbijchof Heinrich von Birneburg
Stalt. Bcr dieser Ieier wurden die Gcbeine der hh. drei Könige in pomp-
ha'iem Zuge auä ihrer alre» Ruhestätte im allen Tvm in ein xrooisorijches
Mausoleum in dem östlichen Seiienchörchen tranZlocirl. Bald wurde daZ
Chor reich und prachtvoll durch Wandgemälde und Sculpturen ausgeschmückt.
Tie Wandgemälde 'anden sich an den Brüslungsmauern des Chores, auf der
jcyt be'ieitiglen Scheidung-mauer des Chores vom Langschiff und auf der
Außeixeite der Chorjchranlen.
Vier Jahrhunderle hindurch stand in der Mitte des Presbyteriums der
vom Erzbischos Wilhelm von Genncp errichlete Hochaltar. Cs war dies ein
einmcher, sarkcphagarlig gehaltener Mar aus schwarzem Narmor ohne Ueber-
, bau. Tie über die Maffs gelegte Tecoration bestand aus weißem
f Marmor. An den vier Ecken war der Mar von vier chernen Säulen, auf
s welchen Cngel mit Kerzenftändern sich befanden, umgeben. Von allen Seilen
> war er zugänglich. Vorn celebrirten die Canonichen, an der Rückseite der
Crzbi chos, mit dem Gesicht dem Volke zugewendet. Hinter dem Altar befand
s sich der erzbischöfliche Stuhl. An den Seiten ücs Allarrump'es befand sich
in zierlichen gothijchen Rischen eine Reihe lleiner, weißer Marmor-Sculpturen
von ver chiedenen Meistern. Ter größte Theil derselben zeigte einen edlen
Charatter und eine äußerst feine Ausführung. Dis Figuren der Vorderseite,
die Krönung der allerjeligs'.en Zungsrau in der Mitte und an jeder Seite
echs Apostel, sind erhalten. Tie Darstcllungen auf der Rückseite wurden
beim Umbau des Altars beseitigl uno mehrere diescr Jiguren besinden sich
jetzl im Museum, andere in Privatbesitz. Die erste verunzierente Umgestal-
tung erfuhr der Hcchaltar in der zweiten Hälfte des 17. Zahrhunderts auf
Betreiben des sehr einsiußreichen Tomherrn Heinrich von Mering. Auf
'eincn Rath wurden die auf dem Altar besindlichen hölzerneu Standöilder der
h. Ataria und des h. Petrus entfernt und s'.atl dcrjelben die vom Bildhauer
Heribert Neuß angefertigten alabasternen Figuren au'gestellt, welche jetzt noch
an den beiden Eingängen des Chores stehen. An der Rückjeite des Altars
wurd« das ebenfalls von Heribert Neuß ausgeführte Alabaster-Bildniß dcs
Erzbischoss Engelbert angebracht. Jn dem mit Glasscheiben verschloffenen
Raume sollte der prachtooile Schrein mit den Gebeiucn des h. Engelbcrt aus-
bewahrt werden. Aus diejem Raume sührten sieben Stusen in das Znnere
des Thronhimmels, den Niering auf seine Kosten über dem Altar errichten tieß.
Ctwa 100 Jahre spüler bejchloß das Domcapitel, einen ganz neuen Altar
auf dem alten Altarrumpf zu errichten, das prachtvolle Sacranienthäuschen
niedcrzureißen, das schöne gothische Gitter zwischen dem Presbyterium und
dem Chor üeseitigen und die zierlichen gothischen Sedilien entsernen zu Laffen.
Ter bezügliche Beschluß vom 23. Zuni 1766 jagl: ,Es ist beliebt uno be-
jchlvffen worden, einen neuen hohe» Mtar in hiesiger Domkirche und zwar
nur mit einem msttleren tudeimaonl, sonsten aber ganz offen und srei, auch
ohne Oolollnes ü lu paxale, weniger nicht zwei neue Neben- und seiten-
Altäre von Marmorstein fertigen unü dieje beiden überznnrg stellen, sodann
den mittleren Raum zwischcn dem Presbyterium und Chor vernichtigen und
des Ends dis beiüen dajelbst itzo vorjeienden eisernen Gitter wegbringen und
dahingegen dem Volk unlenher dem Chor einen andcren abgesonderten Platz,
um auf den Allar füglich jehen zu können, fördersam bestimmen, übrigens auch
um diesen Prospect annoch mehr zu veranlassen, jowohl an einer Scite des
hvhen Altars die Stühle xro I). eeledruuts eb 1)1). cilaeoiris als auch zur
andern Seiten das daselbst slehcnde große tadersaeul abbrechen, fortan ftatt
gleich besagten Stühlen drci Lehnseffel versertigen und herstellen zu la>>en."
Jn Ausführung diejes Bejchluffes wurde im Zahre 1770 nach dem Plane
der Herren Fayne und Boureuz der jetzt noch im Chor besindliche, aber bald
verjchwindende Hochaltar mit jeinem tempelartigen Äufiatze aus cararijchem
Marmor und vergoldeter Bronze auf sieben canelirten korinlhischen Säulen
angefertigt. T,e vier messingcnen Engel, welche um den alten Hochaltar ge-
standen, wurden durch die vier majsivcn 2,34m hohen, SMIcg wiegenden
lupfernen Leuchter ersetzt. Tiese 1770 in Lüttich gegoffenen Canoelaber zeigen
auf dcn drei Seiten des Untersatzes eine Relief-Äbbildung des h. Petrus mit
dem Capuelwappen. Die hausteinernen Bänke zwijchen den PseiLern rings
um das Prcsbytcrium wurden weggeräumt und der hiedurch entstehende
Raum durch eine 1 Meter hohe schwar§e Marmordetteidung ausgesüllt. Von
de» neuen Seitenaltärcn, die bcide aus weißem cararischen Marmor und vcr-
gvlleter Bronze gearbeitet sind, wurde der auf der Episielseite dem h. Patroclus,
ter auf der Eoangelienseite dem h. Antonius geweiht. Gemäß den daran
angebrachten Wappen sind sie vom Grafen von Fugger und von Oswald ge-
stijler worden. Die eben genannten Figuren der h. Maria und des h. Pctrus
»eymen seit dem Jahre 1770 die Stclle ein, wo fich 'rüher die Biloniffe des
Papstes und des Kaisers befandcn. Papst und ilaijer hatlen hier ihre Stand-
bilder, weil die ersten Sitze im Chor ihnen gehörten: dem Papst gehörte der
crste Sitz aus der Cvangelienscite ßlutus xupus), dem Kaiser der erste auf
der Epistelseite flutus iuiperutoris). Von den 50 Canonicaten des Tom-
capitels besaßcn der Papft und der römiiche Kaiser eder König je eines;
jedir haite zwei Vicare. Die e Skelloertreter besaßen die Principal-Vicarieen
St. Severiu, St. Marlin, St. Stephanus und 2t. Cosmas und St. Damia-
nus. Ter Äaiser psicgte gleich nach seiner Krönung in Aachen unter die
Canonichen auigenommen zu werden. Sigismund nahin 1414, Mazimilian
1486, Äarl V. 1520 und Ferdinaud I. 1531 von dieser Würde Besitz.
Ueber Mazimilian's Aufnahme sagt die Eljäffer Chrcnik: ,Als nun in dem
Einrciten der König an de» Tomhos vor die Pforten kam, da stieg er ab
und die Kur'ürsken und elliche mit ihm führten ihn für die Kirchen; da war»
lelen jeiner dis Herren vom Stift mst Kerzen uno Fahnen und der Weih-
bischof niil jcinen Poiuificalien angelha»; die empsingen den König und
fühiten ihn 'ür die h. drei Könige und darnach in den Chor und sangen
Ts vsum lauckamus. Hierauf gab ihm der Weihbischof die Bencdeiung ui»
die Herren nah» en ihn auf zu einem Canonico nach alter Gewohiihcst ihrer
Kirchen." König Friedrich, der im Jahre 1442 den Eid als Domherr
leistete, erscheint bei dieser Eidesleiftung als rex sempsr A.ugustll8 et kujuz
scelssius eunouicus.
Vou deu technischcn Bau- oder Werkmeistern des Tomes, unler deren
Leilung das Chor au'ge'ührt wurde, stnd uns Gerhard von Rile, Arnold uiid
Johann bekannt. Ob Gerhard von Rile und der „Werkmeister Gerart vanme
Doyme", der in einer „alder tzedulen" als Eigenthümcr eines Erbes bei St.
Marien-Gartcn genannt wird, idenlisch sind, kan» nicht festgestellt werden. I-,
Urkunden erfcheint er als derimrckus iuxicicku cke Uiis. Jm gladbachcr
Nekrologium, wslches als seinen Todestag den 23. April nennt, wird cr
Magister Gerhard, Steinmctze vom Tom, Magister (lerdarckus iLpicicku cks
Lummo genannt. Gerhard von Rile wird auch Gerhard de Kelwig ge-
nannt. Nach ihm erscheii.t am Ende des 13. Jahrhunderts Meister Ariwlb
an der Spitze des Dombaues. Nach Arnold's Tode trat deffen Sohu,
Meister Johann ein, welcher im Jahre 1330 starb. Jm Jahrs 1316 be-
gegnen wir einem Aruoickus, Mus ckoimlliiis mugistil oxsris cks summo;
im Jahre 1320 mugister ckoliuiinös restor tstdrieus eeeiesiae majoris Oo-
iouieusis und deffen Tochier Truda; im Jahre 1330 finden wir LsrmLunuz
tiiius guouckLM muFistri loimmiis muZistii iubrious Ooiouieusis. Nebeu
dem mugckster ckoimimes war der mugister Aruc ickus iupieicku als „xolez-r"
beim Dombau thäkig. Nach dem Tode des Tombaumeisters Johannes, 1330,
bekleidete zwei Zahre lang ein gewiffer Nütger die Slelle eines Tombau-
meistcrs. Es scheint, daß er der Dombaumeisier war, welchem im Jahre
1332 Arnold von Wevelisilhoveu das Haus dcs Fiecko, gelegen auf dec
Stadtmauer hinter Lem auf dcr Ecke Fettenhennen-Burgmaucr gelcgencn
Hause Zsenburg, als Amlswohnung anwics.
Unter Rütger arbeitete ani Doin Libertus operarius uxuck subricam
majoiis eeciesiue Ooioiiivnsis. Rlstger's Nachfolgcr war der Steinmeje
Michael; im Jahrs 1364 wird er aufgeführt a!s „dliolucei iapieicku mugistoo
operis eeclssius Oolouieiisis"; in dieseni Jahre erscheint er schon als Bater
einer Tcchter Li a, welchs von der Stadt eine Erbreule von 20 Goldguldcn
kauft; 1387 heißt er „mugister Xiebuel iupioicku seelesiiie Ooiouiemis
opiisx". Zn ter betreffeuöen Urlunde ist die Rede vou Michael's Tochtcr
Drutginis, welche sich ini Besitz eines stadtkölnischen Rentbriefes über 20 Gold-
guldeu und des Hauscs zur Glocke besaud und in Brünn an den „MLgi^
llöillrieus äe Oemuuckeii lapioicka. et istmiiiaris iliustris xriueixis mnr-
ebiouis Noruviue" verheirathet war. Jm Zahre 1368 finden wir den
muZister Lliebusi muxistsr täbrieus eeeiesiss msjoris Oolonieosis als
Valer eines Sohnes Pelrus; im Jahre darauf erscheint er als Eigenchümer
dcs Haues zum Cranen in dcr ,e»gen Gafse". Zn eiuem Actenstück, durch
welchss 1308 „Bargermeister, Ralh und Bürger der Stadt Köln" vvr
das kaiserliche Hofgericht zu Rottweil geladcn werden, erschcinl unier den Vor-
gelatenen .Andres Meißer im Tum"; es ist dics Meister Audreas von Ever-
dinge», der noch 1412 als „Werkmeister in dem Doyme zo Coelne" erjcheint.
Nach ihm findcn ivir Meister Nicolas von Büren als Dombaumeißer. Er
war ber Oheim des Stadtsteinmetzen Nicolaus vou Büren und erwarb 1424
das Bürgerrecht. Jn den Acten des Amleulcgerichts der Zahre 1433 und
1436 erjcheiiir Mheit a!s „uxor msAisti-i iubi-ieue vmms ckoem, des
Meisters iu summo". Zn deni für die Steinmeßen und Zimmerlcute aus-
gestellleii Zuiis'tbriefe vou 1443 stndet sich rie Besiimmung, daß dlc Leyr-
ge elieii am ,Doyme zu ihrem Jngange, wcnn sie an das Amt komineii,
dem Domwerkmeister Clais einen rheinifchen Guldeu, und wcnn sie sich selbst
als Meister setzeu, wiederum einen Gulden zahlen sollen". Von alleu andern
Sleinmetzen konnte das Amt nur mit zwei Gulden gewcnneu wersen. Nach
Meisier Nicolaus vou Büren, der 1446 starb, erhielt der Gemahl seiner
Nichte Sophie, Meister Conrad Kuyn, die Leitung dcs Dombanes; von diesem
wird angegeben, ,daß er ansehnliche Bilder in Stein gehauen und dieselben
sowohl innerhalb wie außcrhalb der Domkirche aufgerichtet habe". Es nmd
darum nicht daran gezweifelt werden könncn, daß die meisterhast ausgesührleii
Figuren am südlichen Portal der Westfa;ade Wcrke seiner Hand sind. Kuy»
starb im Jahre 1469. Tem Meister Kuyn war im Zahre 1463 auf der
Tagsatzung zu Regensburg das Obermeisterlhum für dis Steinmetzen-Bruler-
schast in dem Gebiete von Mederdeutschland zugestaiiden worden. Auf dic'cm
Obermeisterlhum beruhls es, daß durch eii en Schicdsspruch in Streitsache»
zwijcheu den Steiiimetzcn und Malern 1401 deni ,Doymmeister" ein gewichtigcs
Worl eingeräumt wurde. Johann von Frankenberg scheinr damals Dombau-
meister gewejen zu sein. Schon seit dem 14. Jahrhundert nahmen die Stciu-
inetzen in dcr Dombauhütte, wie schon eben hervorgehoben, eine Ausnahme-
stellung ein; der Zunstbrief des Jahres 1398 bestimmt: „wilch Meister os
brveder des vurss. ampte, ts eyns Knechte behoifds, de mach in den irstc»
tzween Jahren eyiien andcrn Knecht darby myeden, as verre hey des behoffde,
ind neyt myn den veir Zeire, beheltniffe dech dem Doyme in onser Stat t va»
Kölne bey den yren Werkluden yre vryheide herkomen ind alte gewoein«»,
as dat van alders gcwest is." Die Dombausteinmetzeu konnien, wie schon gc-
sagt, das Zunslrecht sür die Hälfte des gewöhnlichcn Scitzes erwerben. Jm
Jahre 1471 sinde» wir die Zunst der Steiumetzen und Zimmerleute mit dc»
Werklcuteu des Doms iu Streil: „Unsere Hcrren vom Rath halen vertragc»,
zu urkunden an das Amtleutegericht und andere Gerichte, wo es nöthig ware,
in der Sache, welche die Meistcr des Steinmetzeu- und Zimmerlculamte'-
gegen die Wcrkleute im Dom vornehmeu, nich s zu thuu, bis unsere Herre»
ihnen weitere Weijung zugehen lai'sen." 1)r. Ennein
Veranlwortlichcr Herausgeber: I. I. Relles in Köln.
Commisfionr-Berlag und Truck von L". Duivlont-Schauberg. (Expedition der Kvlnischen Zeitrmg.)
Stalt. Bcr dieser Ieier wurden die Gcbeine der hh. drei Könige in pomp-
ha'iem Zuge auä ihrer alre» Ruhestätte im allen Tvm in ein xrooisorijches
Mausoleum in dem östlichen Seiienchörchen tranZlocirl. Bald wurde daZ
Chor reich und prachtvoll durch Wandgemälde und Sculpturen ausgeschmückt.
Tie Wandgemälde 'anden sich an den Brüslungsmauern des Chores, auf der
jcyt be'ieitiglen Scheidung-mauer des Chores vom Langschiff und auf der
Außeixeite der Chorjchranlen.
Vier Jahrhunderle hindurch stand in der Mitte des Presbyteriums der
vom Erzbischos Wilhelm von Genncp errichlete Hochaltar. Cs war dies ein
einmcher, sarkcphagarlig gehaltener Mar aus schwarzem Narmor ohne Ueber-
, bau. Tie über die Maffs gelegte Tecoration bestand aus weißem
f Marmor. An den vier Ecken war der Mar von vier chernen Säulen, auf
s welchen Cngel mit Kerzenftändern sich befanden, umgeben. Von allen Seilen
> war er zugänglich. Vorn celebrirten die Canonichen, an der Rückseite der
Crzbi chos, mit dem Gesicht dem Volke zugewendet. Hinter dem Altar befand
s sich der erzbischöfliche Stuhl. An den Seiten ücs Allarrump'es befand sich
in zierlichen gothijchen Rischen eine Reihe lleiner, weißer Marmor-Sculpturen
von ver chiedenen Meistern. Ter größte Theil derselben zeigte einen edlen
Charatter und eine äußerst feine Ausführung. Dis Figuren der Vorderseite,
die Krönung der allerjeligs'.en Zungsrau in der Mitte und an jeder Seite
echs Apostel, sind erhalten. Tie Darstcllungen auf der Rückseite wurden
beim Umbau des Altars beseitigl uno mehrere diescr Jiguren besinden sich
jetzl im Museum, andere in Privatbesitz. Die erste verunzierente Umgestal-
tung erfuhr der Hcchaltar in der zweiten Hälfte des 17. Zahrhunderts auf
Betreiben des sehr einsiußreichen Tomherrn Heinrich von Mering. Auf
'eincn Rath wurden die auf dem Altar besindlichen hölzerneu Standöilder der
h. Ataria und des h. Petrus entfernt und s'.atl dcrjelben die vom Bildhauer
Heribert Neuß angefertigten alabasternen Figuren au'gestellt, welche jetzt noch
an den beiden Eingängen des Chores stehen. An der Rückjeite des Altars
wurd« das ebenfalls von Heribert Neuß ausgeführte Alabaster-Bildniß dcs
Erzbischoss Engelbert angebracht. Jn dem mit Glasscheiben verschloffenen
Raume sollte der prachtooile Schrein mit den Gebeiucn des h. Engelbcrt aus-
bewahrt werden. Aus diejem Raume sührten sieben Stusen in das Znnere
des Thronhimmels, den Niering auf seine Kosten über dem Altar errichten tieß.
Ctwa 100 Jahre spüler bejchloß das Domcapitel, einen ganz neuen Altar
auf dem alten Altarrumpf zu errichten, das prachtvolle Sacranienthäuschen
niedcrzureißen, das schöne gothische Gitter zwischen dem Presbyterium und
dem Chor üeseitigen und die zierlichen gothischen Sedilien entsernen zu Laffen.
Ter bezügliche Beschluß vom 23. Zuni 1766 jagl: ,Es ist beliebt uno be-
jchlvffen worden, einen neuen hohe» Mtar in hiesiger Domkirche und zwar
nur mit einem msttleren tudeimaonl, sonsten aber ganz offen und srei, auch
ohne Oolollnes ü lu paxale, weniger nicht zwei neue Neben- und seiten-
Altäre von Marmorstein fertigen unü dieje beiden überznnrg stellen, sodann
den mittleren Raum zwischcn dem Presbyterium und Chor vernichtigen und
des Ends dis beiüen dajelbst itzo vorjeienden eisernen Gitter wegbringen und
dahingegen dem Volk unlenher dem Chor einen andcren abgesonderten Platz,
um auf den Allar füglich jehen zu können, fördersam bestimmen, übrigens auch
um diesen Prospect annoch mehr zu veranlassen, jowohl an einer Scite des
hvhen Altars die Stühle xro I). eeledruuts eb 1)1). cilaeoiris als auch zur
andern Seiten das daselbst slehcnde große tadersaeul abbrechen, fortan ftatt
gleich besagten Stühlen drci Lehnseffel versertigen und herstellen zu la>>en."
Jn Ausführung diejes Bejchluffes wurde im Zahre 1770 nach dem Plane
der Herren Fayne und Boureuz der jetzt noch im Chor besindliche, aber bald
verjchwindende Hochaltar mit jeinem tempelartigen Äufiatze aus cararijchem
Marmor und vergoldeter Bronze auf sieben canelirten korinlhischen Säulen
angefertigt. T,e vier messingcnen Engel, welche um den alten Hochaltar ge-
standen, wurden durch die vier majsivcn 2,34m hohen, SMIcg wiegenden
lupfernen Leuchter ersetzt. Tiese 1770 in Lüttich gegoffenen Canoelaber zeigen
auf dcn drei Seiten des Untersatzes eine Relief-Äbbildung des h. Petrus mit
dem Capuelwappen. Die hausteinernen Bänke zwijchen den PseiLern rings
um das Prcsbytcrium wurden weggeräumt und der hiedurch entstehende
Raum durch eine 1 Meter hohe schwar§e Marmordetteidung ausgesüllt. Von
de» neuen Seitenaltärcn, die bcide aus weißem cararischen Marmor und vcr-
gvlleter Bronze gearbeitet sind, wurde der auf der Episielseite dem h. Patroclus,
ter auf der Eoangelienseite dem h. Antonius geweiht. Gemäß den daran
angebrachten Wappen sind sie vom Grafen von Fugger und von Oswald ge-
stijler worden. Die eben genannten Figuren der h. Maria und des h. Pctrus
»eymen seit dem Jahre 1770 die Stclle ein, wo fich 'rüher die Biloniffe des
Papstes und des Kaisers befandcn. Papst und ilaijer hatlen hier ihre Stand-
bilder, weil die ersten Sitze im Chor ihnen gehörten: dem Papst gehörte der
crste Sitz aus der Cvangelienscite ßlutus xupus), dem Kaiser der erste auf
der Epistelseite flutus iuiperutoris). Von den 50 Canonicaten des Tom-
capitels besaßcn der Papft und der römiiche Kaiser eder König je eines;
jedir haite zwei Vicare. Die e Skelloertreter besaßen die Principal-Vicarieen
St. Severiu, St. Marlin, St. Stephanus und 2t. Cosmas und St. Damia-
nus. Ter Äaiser psicgte gleich nach seiner Krönung in Aachen unter die
Canonichen auigenommen zu werden. Sigismund nahin 1414, Mazimilian
1486, Äarl V. 1520 und Ferdinaud I. 1531 von dieser Würde Besitz.
Ueber Mazimilian's Aufnahme sagt die Eljäffer Chrcnik: ,Als nun in dem
Einrciten der König an de» Tomhos vor die Pforten kam, da stieg er ab
und die Kur'ürsken und elliche mit ihm führten ihn für die Kirchen; da war»
lelen jeiner dis Herren vom Stift mst Kerzen uno Fahnen und der Weih-
bischof niil jcinen Poiuificalien angelha»; die empsingen den König und
fühiten ihn 'ür die h. drei Könige und darnach in den Chor und sangen
Ts vsum lauckamus. Hierauf gab ihm der Weihbischof die Bencdeiung ui»
die Herren nah» en ihn auf zu einem Canonico nach alter Gewohiihcst ihrer
Kirchen." König Friedrich, der im Jahre 1442 den Eid als Domherr
leistete, erscheint bei dieser Eidesleiftung als rex sempsr A.ugustll8 et kujuz
scelssius eunouicus.
Vou deu technischcn Bau- oder Werkmeistern des Tomes, unler deren
Leilung das Chor au'ge'ührt wurde, stnd uns Gerhard von Rile, Arnold uiid
Johann bekannt. Ob Gerhard von Rile und der „Werkmeister Gerart vanme
Doyme", der in einer „alder tzedulen" als Eigenthümcr eines Erbes bei St.
Marien-Gartcn genannt wird, idenlisch sind, kan» nicht festgestellt werden. I-,
Urkunden erfcheint er als derimrckus iuxicicku cke Uiis. Jm gladbachcr
Nekrologium, wslches als seinen Todestag den 23. April nennt, wird cr
Magister Gerhard, Steinmctze vom Tom, Magister (lerdarckus iLpicicku cks
Lummo genannt. Gerhard von Rile wird auch Gerhard de Kelwig ge-
nannt. Nach ihm erscheii.t am Ende des 13. Jahrhunderts Meister Ariwlb
an der Spitze des Dombaues. Nach Arnold's Tode trat deffen Sohu,
Meister Johann ein, welcher im Jahre 1330 starb. Jm Jahrs 1316 be-
gegnen wir einem Aruoickus, Mus ckoimlliiis mugistil oxsris cks summo;
im Jahre 1320 mugister ckoliuiinös restor tstdrieus eeeiesiae majoris Oo-
iouieusis und deffen Tochier Truda; im Jahre 1330 finden wir LsrmLunuz
tiiius guouckLM muFistri loimmiis muZistii iubrious Ooiouieusis. Nebeu
dem mugckster ckoimimes war der mugister Aruc ickus iupieicku als „xolez-r"
beim Dombau thäkig. Nach dem Tode des Tombaumeisters Johannes, 1330,
bekleidete zwei Zahre lang ein gewiffer Nütger die Slelle eines Tombau-
meistcrs. Es scheint, daß er der Dombaumeisier war, welchem im Jahre
1332 Arnold von Wevelisilhoveu das Haus dcs Fiecko, gelegen auf dec
Stadtmauer hinter Lem auf dcr Ecke Fettenhennen-Burgmaucr gelcgencn
Hause Zsenburg, als Amlswohnung anwics.
Unter Rütger arbeitete ani Doin Libertus operarius uxuck subricam
majoiis eeciesiue Ooioiiivnsis. Rlstger's Nachfolgcr war der Steinmeje
Michael; im Jahrs 1364 wird er aufgeführt a!s „dliolucei iapieicku mugistoo
operis eeclssius Oolouieiisis"; in dieseni Jahre erscheint er schon als Bater
einer Tcchter Li a, welchs von der Stadt eine Erbreule von 20 Goldguldcn
kauft; 1387 heißt er „mugister Xiebuel iupioicku seelesiiie Ooiouiemis
opiisx". Zn ter betreffeuöen Urlunde ist die Rede vou Michael's Tochtcr
Drutginis, welche sich ini Besitz eines stadtkölnischen Rentbriefes über 20 Gold-
guldeu und des Hauscs zur Glocke besaud und in Brünn an den „MLgi^
llöillrieus äe Oemuuckeii lapioicka. et istmiiiaris iliustris xriueixis mnr-
ebiouis Noruviue" verheirathet war. Jm Zahre 1368 finden wir den
muZister Lliebusi muxistsr täbrieus eeeiesiss msjoris Oolonieosis als
Valer eines Sohnes Pelrus; im Jahre darauf erscheint er als Eigenchümer
dcs Haues zum Cranen in dcr ,e»gen Gafse". Zn eiuem Actenstück, durch
welchss 1308 „Bargermeister, Ralh und Bürger der Stadt Köln" vvr
das kaiserliche Hofgericht zu Rottweil geladcn werden, erschcinl unier den Vor-
gelatenen .Andres Meißer im Tum"; es ist dics Meister Audreas von Ever-
dinge», der noch 1412 als „Werkmeister in dem Doyme zo Coelne" erjcheint.
Nach ihm findcn ivir Meister Nicolas von Büren als Dombaumeißer. Er
war ber Oheim des Stadtsteinmetzen Nicolaus vou Büren und erwarb 1424
das Bürgerrecht. Jn den Acten des Amleulcgerichts der Zahre 1433 und
1436 erjcheiiir Mheit a!s „uxor msAisti-i iubi-ieue vmms ckoem, des
Meisters iu summo". Zn deni für die Steinmeßen und Zimmerlcute aus-
gestellleii Zuiis'tbriefe vou 1443 stndet sich rie Besiimmung, daß dlc Leyr-
ge elieii am ,Doyme zu ihrem Jngange, wcnn sie an das Amt komineii,
dem Domwerkmeister Clais einen rheinifchen Guldeu, und wcnn sie sich selbst
als Meister setzeu, wiederum einen Gulden zahlen sollen". Von alleu andern
Sleinmetzen konnte das Amt nur mit zwei Gulden gewcnneu wersen. Nach
Meisier Nicolaus vou Büren, der 1446 starb, erhielt der Gemahl seiner
Nichte Sophie, Meister Conrad Kuyn, die Leitung dcs Dombanes; von diesem
wird angegeben, ,daß er ansehnliche Bilder in Stein gehauen und dieselben
sowohl innerhalb wie außcrhalb der Domkirche aufgerichtet habe". Es nmd
darum nicht daran gezweifelt werden könncn, daß die meisterhast ausgesührleii
Figuren am südlichen Portal der Westfa;ade Wcrke seiner Hand sind. Kuy»
starb im Jahre 1469. Tem Meister Kuyn war im Zahre 1463 auf der
Tagsatzung zu Regensburg das Obermeisterlhum für dis Steinmetzen-Bruler-
schast in dem Gebiete von Mederdeutschland zugestaiiden worden. Auf dic'cm
Obermeisterlhum beruhls es, daß durch eii en Schicdsspruch in Streitsache»
zwijcheu den Steiiimetzcn und Malern 1401 deni ,Doymmeister" ein gewichtigcs
Worl eingeräumt wurde. Johann von Frankenberg scheinr damals Dombau-
meister gewejen zu sein. Schon seit dem 14. Jahrhundert nahmen die Stciu-
inetzen in dcr Dombauhütte, wie schon eben hervorgehoben, eine Ausnahme-
stellung ein; der Zunstbrief des Jahres 1398 bestimmt: „wilch Meister os
brveder des vurss. ampte, ts eyns Knechte behoifds, de mach in den irstc»
tzween Jahren eyiien andcrn Knecht darby myeden, as verre hey des behoffde,
ind neyt myn den veir Zeire, beheltniffe dech dem Doyme in onser Stat t va»
Kölne bey den yren Werkluden yre vryheide herkomen ind alte gewoein«»,
as dat van alders gcwest is." Die Dombausteinmetzeu konnien, wie schon gc-
sagt, das Zunslrecht sür die Hälfte des gewöhnlichcn Scitzes erwerben. Jm
Jahre 1471 sinde» wir die Zunst der Steiumetzen und Zimmerleute mit dc»
Werklcuteu des Doms iu Streil: „Unsere Hcrren vom Rath halen vertragc»,
zu urkunden an das Amtleutegericht und andere Gerichte, wo es nöthig ware,
in der Sache, welche die Meistcr des Steinmetzeu- und Zimmerlculamte'-
gegen die Wcrkleute im Dom vornehmeu, nich s zu thuu, bis unsere Herre»
ihnen weitere Weijung zugehen lai'sen." 1)r. Ennein
Veranlwortlichcr Herausgeber: I. I. Relles in Köln.
Commisfionr-Berlag und Truck von L". Duivlont-Schauberg. (Expedition der Kvlnischen Zeitrmg.)