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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1882 (Nr. 323-326)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2003#0019
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M-, Pf.

Zu übertragen . . 18 976 —
i. von Frau Präsidentin Schorn, geb. Hauchecorne
in Coblenz, zu einem Fenster in ber Turmhalle. 300 —

6. An Vermächtnissen zum Dombau:

a. von Herrn Biirgermeister Fransquin aus Erpel . 75 —

b. von Herrn Domcapitular und Dompfarrer Halm

aus Köln. 300 —

c. Jahresrente aus dem tllotar Offermannschen Ver-

mächtniffe. 300 —

v. Als Ertrag der Fremden-Collecte im Dom .... 1 358 26
L Desgleichen aus dem Einzeldebit des Kölner Domblattes 7 —
b'. An Beiträgen und Lammlungen von auswärtigen Ver-

eins-Mitgliedern und Pfarrgemeinden. 347 95

O. Non Hülfs-Vereinen:

a. Decanats-Verein Erpel. 6 —

b. Bürgermeisterei-Verein Worringen. 66 —

e. Akademischer Dombau-Verein Bonn. 86 —

8. An Zinsen von deponirten Vereinsgeldern .... 1 616 90

Es ergibt sich hiernach eine Gesamt-Einnahme von . . 23 439 11

Bezüglich der Dombau-Prämien-Collecte wird bemerkt, daß im abge-
laufenen Vereinsjahre der Vertrieb der XVI. Prämien-Collecte stattge-
sunden hat und dabei wiederum sämtliche 350 000 Lose abgesetzt worden
sind. Der in die Dombau-Caffe fließende Reinertrag incl. Zinsen beträgt
annähernd 570 000 Mark."

Daran knüpst sich der Vortrag des Bauberichts deS DombaumeisterS
Geheimen Regierungsrat Voigtel, also lautend:

70. Baubcricht über de» Fortban dcs Domes zu Köl».

Die Bauthätigkeit am Kölner Dome, im Laufe der Jahre 1879 und
1880 auf den Ausbau der beiden Steinhelme beschrünkt, förderte deren
Fortban bis zum Kranzgesimse unter den Kreuzblumen, und erreichten
deide Türrne somit eine Höhe von 149 Aleter über der Fußbodenplat-
tung der Kirche. Die Bearbeitung der reich prosilirten Werkstücke zu den
Helmgräten, wie die Ausführung von 192 Kantenblättern beschäfligten
die geübtesten Steinmetzen der Dombauhütte während der Dauer eines
Jahres, und erforderte das Versetzen der frei ohne Horizontnlgurtungen
aufsteiaenden Gräte, die sich erst 6 Meter unter der Kreuzblume zu einem
geschloffenen massiven Kerne vereinigen, die größte Sorgfalt und Umsicht
der Versetzer und Maurer.

Mit Vollendung der beiden Steinhelnie des Kölner Domes, von je
03 Meter Höhe, hat die Kölner Dombauhütte den schwierigsten und kunst-
reichsten Teil der Aufgabe gelöst und ein Werk geschaffen, das durch
Kühnheit der Construction wie an Reichtum der Formen und Größe alle
mittelalterlichen Turmhelme um ein Bedeutendes überragt.

Der Aufbau der bis zur Höhe von 163 Meter über dem Straßen-
pflaster sich erhebenden umfangreichen Baugerüste erforderte nicht minder
die größte Sorgfalt bei der Construction, um diesen kühnen Holzbau
gegen die Einwirkungen der Stürme zu sichern, wie auch die uner-
schrockendste Kühnheit der mit dem Aufschlagen der obersten Gerüstetage
beschäftigten Domzimmerleute', und wird dic Vollendung dieser höchsten
Baugerüste, die bisher zur Ausführung gekommen sind, ohne jeden Uiifall
und Verunglücken von Arbeitern, als ein seltenes Beispiel in der Bau-
geschichte der großen Monumentalwerke zu verzeichnen sein.

Die Arbeiten an dem aus acht Gerüstetagen bestehenden Baugerüste
der Helme, zu deffen Construction das bedeutende Quantum von circa
1800 Cubikmeter oder circa 58 000 Cubiksuß Tannenbauholz verwendet
wurde, gelangte am 19. Juni 1880 durch Aufziehen des letzten Balkens
zum Abschluß, und konnte nunmehr mit Aufstellung der Maschinen zum ,
Äiifziehen der großen Kreuzblumen begoniien rverden.

Die beiden 8 Meter hohen Kreuzblumen, von denen jede aus 24
cinzelnen Steinen zusammsngefügt ist, und zu deren Constmction je 37
Cubikmeter Steine zur Verwendung gekommen sind, wurden im Lause
des Winters 1879—80 in der Werkhütte fertiggestellt und begann das
Aufziehen und Versetzen derselben am 16. Juli 1860, nachdem vorher
umfassende Constructions-Arbeiten zur Verstärkung der Aufzugsgerüste !
ausgeführt, und an Stelle der Hanfbandseile solche von Stahldraht be-
schafft waren. Ohne jeden Unfall gelangte die Kreuzblume des nördlichen
Domturmes am 23. Juli 1880, desgleichen die Kreuzblume des südlichen
Turmes am 14. August 1880 zur Vollendung. Letztere mit Ausnahme !
des Schlußsteines, deffen Einfügnng für die bevorstehende Feier der Voll-
cndung des Kölner Domes vorbehalten war.

Die Construction der Kreuzblumen des Kölner Domes bot bei der '
außerordentlichen Größe der beiden Blattsteine und bei einer Gesamthöhe
von 8 Meter ganz ungewöhnliche Schwierigkeiten, da einesteils Steine
von sgrößeren Schichtdicken als 1 Meter in den Oberkirchener Brüchen j
nicht zu gewinnen waren, andererseits Lasten über 80 Centner mit der
vvrhandenen Dampfmaschine bis zu einer Höhe von 160 Meter nicht
gchoben werden kounten, außerdem aber die Baugerüste eine stärkere
Belastung nicht zuließen.

Uin das große Blatt ser Kreuzblume, das in ver Diagonate 4,58
Meter mißt, und deffen Schichtdicke 1,40 Meter beträgt, aus einem
Steine herzustellen, hütte es eines Steinblockes von ca. 15 Cubikmeter
Jnhalt oder 680 Centner Gewicht bedurst, der nach der Bearbeitung noch
350 Centner gewogen haben würde.

Die Oberfläche des großen Kroncnblattes mußte daher vertical in vier
Teile geteilt werden und außerdem die Schichthöhe von 1,40Meter aus
2 Horizontalschichten von 1 Meter resp. 0,40 Meter Dicke zusammen-
gesetzt werden, so daß das große Kronenblatt der Kölner Domtürmc
anstatt aus einem Steine, wie bei den kleineren Kreuzblumen der Türme
zu Straßburg, Freiburg. St. Stephan, Antwerpen und Negensburg,
wegeu der koloffalen Abmeffungen dieses Architekturdetails aus 6 Steinen
hat zusammengefügt werden inüssen.

Da jeder der 4 Steine der großen Kronenblätter bei 2,29 Meter
diagonaler Länge nur auf 0,56 Meter eine Unterstützung auf dem im
Achteck construirten Stamme der Krone fand, mithin auf dreiviertel seiner
Länge frei in die Luft hinausragt, so konnte ein hinreichend sicheres Auf-
lager nur durch eiue starke consolartige Auskragung des untern 0,40
Meter dicken Schichtsteines der Krone gesunden werden. Mindere
Schwierigkeit bot die Zusaminensügung des oberen Kronenblattes, welches
3,30 Meter Diagouale bei 0,80 Meter Schichtdicke hnt, und zu deffen
Construction 2 Quadersteine zusammengefiigt sind.

Uni den großen Kreuzblumen die ausreichende Stabilität zu sichern,
ist über den 4 Steinen der untereu Blattkrone ein Hängewerk aus star
ken Kupferstaiigeii construirt, uud hängt eiue 10 Ceutimenter dicke und
21 Aleter lange Helmstange als freier Peusel, mit einem starken Gewichte
beschwert, im Mittelpuncte des Kronenstaiiimes herab. Die zu einem
Kronenblatte zusainniengesügten 4 resp. 2 Steine iverven außerdem durcki
starke achteckige Kupferringc zusammengehalteii. -sämtliche metallische
Hülssconstructionei! sind auf das sorgsältigste mit dem Blitzableitcr
verbunden.

Da die Stabililät der Steinconstruction der Kreuzblumen wesentlich
von der Wirkung der Kupferanker und Hüngewerke und deren für alle
Zeiren gesicherte metallifche Verbindung mit dem Blitzableiter abhängig
ist, so mußte eine regelmäßige Besteigung der Kreuzblumen bis zur Aus-
fangstange hinauf ermöglicht werden, um svwohl die Beschaffenheit der
Platinaspitze deS Blitzableiters wie auch die sorgfältige Verbindung der
metallischeiiHülsScolistructionei! mit dem Kupferseile der Leitung nach jedem
Blitzschlage, der die Domtürine trifft, controliren zu können. Zu diesem
Behufe ist 17 Meter unter der Spitze der Kreuzblume eine Aussteige-
öffnuiig angebracht, und führt außen am Helme eine dünne kupferne
Leiter bis zum Knopfe, welcher die Auffangstange trägt.

Die Restauration der unteren Geschosse des südlichen Domturmes
wurde im Laufe des JahreS 1879—80 bis zu den Aigurenlauben des
Erdgeschoffes vollendet unv muhteii die aus dem leicht verwitterbaren
Drachenfelser Trachyt gearbeiteten Ornamente sämtlich abgenommen und
erneut werden. Diese, einen großen Aiifwnnv an Zeit und Ärbeit erfor
dernde Restauration geht ihrem Ende entgegen und beschließt mit dieser
Arbeit die Kölner Doinbauhütte ihre mehr als 50jährige Thätigkeit.

Jm Zusammenhange mit der nahe bevorsteheiiden Auflösung der Bau-
hütte und zur Vermeidung einer plötzlichen Entlassung von 300 Werk-
leuten und Arbeitern hat eine Reductwn der Arbeiterzahl durch allmähliche
Entlaffung von Steinmetzen und Handlangern im Laufe des Zahres 1860
stattgefunden. Den tüchtigen und kunstgeübten Domsteinmetzen wird es
hoffentlich gelingen, bei anderen großen Monumentalbauten dauerude und
lohnende Arbeit zu finden, und die beim Kölner.Dombau erworbene und
geübte Steinmetzkunst in weitersn Kreisen zur Anwendung und Aner-
kennung zu bringen.

Die Einwölbung der Turmhalle im Erdgeschosse des nördlichen Turmes
ersolgte im Laufe deS Baujahres 1879—80, unH wurden die darüber
befindlichen Entlastungsgewölbe, welche den Fußboden tragen, im Blonate
April 1881 allseitig vollendet.

Jm Jnnern der Domkirche erhielten die Baldachin-Aufsätze an den
Pfeilern des Hochschiffes im Lang- und Querschiffe die kunstreich aus
französischem Stein gearbeiieten iL-chlußfialen und ist hiermit der Ausbau
des Kirchenschiffes mit Ausnahme der Erneuerung des Fußbodens zum
Abschluß gekommen, nachdem die Abtragung der provisorischen Abschluß-
mauer im Westen deS Langschiffes die Halle zwischen den Türmen mit
d?m Hochschiffe vereinigt hat.

Mit dem Abtragen der Baugerüste ist unmittelbar nach dem Versetzen
der Kreuzblumen, und zwar am südlichen Turme zunächst, der Anfang
gemacht und sind diese Arbeiten, insoweit es das ungünstige Wetter iin
vergangenen sehr strengen Winter zuließ, stetig gefördert worven.

Zur Zeit ist das 8 Etagen hohe Helnigerüst auf beiden Türmen bei-
nahe abgetragen und wird es gelingen, den noch vorhandenen stiest des
BaugerüsteS im Bereiche des Öctogons bis zum Schlusse des Monats
September dieses Jahres gänzlich zu beseitigen.

Ein Hemmnis der schnelleren Förderung der Abrüstungsarbeiten liegt
in der Bornahme von Versetzarbeiten nach Abtragung jeder Gerüstetage,
indem behuss sicherer Verankerung der Gerüste die Schwellen der Gerüst-
wände in die Umsaffungswände ver Türme eingelegt sind, teils auch
 
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