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Zentral-Dombauverein <Köln> [Hrsg.]
Kölner Domblatt: amtliche Mittheilungen des Central-Dombau-Vereins — 1882 (Nr. 323-326)

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https://doi.org/10.11588/diglit.2003#0020
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Fialen, Galerien und Fronien unversetzl geblieben sind, um dic ungehm-
derke Turchführung der tterüstwänve unv dercn Lerstredungen zu ermög-
lichen Außerdcm sind die sür den Materialtransport angelegten pro-
viiorischen Leffnungen in den Wänden des I, und -t. TurmgeschosieS zu
schließen und die großen Fensterfronten daselbst zu versetzen.

Der noch sehlende plastische Schmuck der Portalhallen der West- und
Nordsronte, bestehend in den Heiligenfiguren und den kleinen sitzenden
Figuren in den Bogenlaibungen, sind im Laufe des Jahres 1880
von dem Dombildhauer Fuchs modellirt und in französischem Kalkstein
ausgeführt.

Mit den kunsteichen und stilgetreuen Compositionen für die Reliefs
ver großen Giebelselder über den Haupteingängen des West- und Norv-
portals hat der Dombildhauer Herr Fuchs die im Jahre 1865 begon-
nenen plastischen Arbeiten für die Ausschmückung der Domkirche und der
Türme nunmehr beendet.

Behuss Erlangung von Projecten für die mit Reliefs zu schmückenden
Bronzethüren des Westportals ist auf Grund des von dein hochwürdigen
Mettopolitan-Domcapitel hiesür unter dem 29. October 1878 festgestellren
Programms eine allgemeine Eoncurrenz für Bildhauer des Teutschen
Reiches ausgeschrieben, und war als Termin der Ablieierung der Niodelle
und Zeichnungen der 1. März 1880 bezeichnet. Dem am 8. und 9.
März 1880 zu Köln versammelten Preisgerichte, bestehend aus dem Herrn
Baurat Hase, dem Appellationsgerichtsrat a. D. Herrn vr. Neichens-
perger, dem Domcapitular Herrn I)r. H euser, dem Bildhauer Profesior
Herrn Schillina, dem Bildhauer Profesior Herrn Howald, dem Bild-
hauer Profesior He^rn Wittig und dem Dombaumeister Boigtel, lagen
90 Entwürfe zu den Bronzethürm des Westportals zur Prüfung und
Begutachtung vor, welche auf Grund des Eoncurrenz-Ausschrcibens vom
26. Auguft 1879 eingegangen waren.

Leider war das Ergebnis auch dieser Concurrenz ein negatives, indem
sämtliche Mitglieder des Schiedsgerichts darüber einverstaiiden waren,
daß keiner der zur engeren Wahl gestellten Entwürfe als zur Ausführung
geeignet zu bezeichnen sei. Somit konnte der erste Preis von 5000
Mark keinem der Concurrenten zuerkannt werden, dagegen wurden die
beiden Entivürfe mit dem Motto -8anoti tres roxes- und -Deutsche
Kunst- als die relativ besten bezeichnet und den Berfasiern, dem Bild-
hauer Herrn W. Mengelberg, zur Zeit in Utrecht, und dem Blldhauer
Herrn August Schwenzer, zur Zeit in Wien, die ausgesetzten zweiten
Preise von je 2000 Mark zuerkannt.

Zur Erlangung eines uiimittelbar zur Ausführung geeigneten Pro-
,ectes ist nunmehr die Ausschreibung ciner engeren Concurrerz unter den
Berfasiern derjenigen sechs Entwürfe in Aussicht genommen, welche von
dem Schiedsgerichte in ihrem Gutachten als die besten Leistungen bezeich-
net waren, und soll demnächst für die erneute engere Concurrenz eine
Frist von 9 Monaten zur Bearbeitung der Entwürfe und Modelle
bewilligt werden.

fliachdem mit dem Schlusie des Etatssahres 1880—81 die gesamten
Arbeiten zur baulichen Wiederherstellung und zum Fortbau des Kölner
Tomes ihren Abschluß nahezu erreicht haben, ist eine Uebersicht der Ge-
samtkosten wie der zum Bau des Kölner Domes seit dem Jahre 1824
dis zum 1. April 1881 verwendeten Baumaterialien zusammengestellt, aus
der sich die nachstehend angeführten Hauptresultate ergaben:

1. Gesamt-Ausgabe für den Kölner Dombau

vom Jahre 1824 bis 1. April 1881 . . 19 624 253 Mk. 68 Pf.

Hiervon sind verausgabt:
für höhere Bauleitung 261 609 Mk. 60 Pf.

„ Bau-Aufsicht . . 309 516 „ 50 „

im ganzen also für Bauleitung . . . 571 126 Mk. 10 Pf.

oder circa 3 Procent der Bausumme.

2. Die Gesamtverwendung von rohen Werk-
steinen, die in der Dombauhütte bearbeitet

wurden, circa. 57 580 Cubikmeter.

3. Für fertig bearbeitete Werksteine, die von
auswürtigen Lieferanten bezogen sind, wurde

gezahlt im ganzen. 758 771 Mk. 47 Pf,

4. An Tuffsteinziegeln zu den Wölbungen

verwendet. 237 149 Stück.

5. Verwendung an Ziegelsteinen circa . . 2 000 000 „

6. Verwendung von Bruchsteinen und Basalt-

steinen. 3 355 Cubikmeter.

7. Desgleichen an Gießblei zum Bergießen

der Anker, Dollen und Steinklammern . 933 822 Pfund.

8. Desgleichen von Tannenbauholz zum Bau

der Domgerüste. 8 895 Cubikmeter.

Als planmäßiger Reinertrag der 15. Dombau-Prämien-Collecte ist
die Summe von 569 319 Mark, desgleichen der 16. Dombau-Prämien-
Collecte von 562 205 Mark in die Caste des Central-Dombau-Bereins
gestopen, und bettägt der für das Etatsjahr vom 1. April 1879—80 von
Seiten der Bereinscasie zum Fortbau des Domes in die Königliche
9»egierungs»Hauptcasie eingezahlten Bettag im ganzen 530 000 Mark,
für das Etatsjahr vom 1. April 1880—81 im ganzen 550 000 Mark.

Laut Nachweisung der Regierungs-Hauptcasse zu Köln find im Etats-
jahre 1. April 1879—80 verausgabt: 663 175 Mark 54 Pf., desgleichen
pro ch. April 1880—81 531 138 Mark 82 Pf.

Speciell für den Fortbau der Westtürme und die Restauration des
südlichen Turmes, einschlietzlich des Wertes der aus den Beständen
des Borjahres zur Verwendung gekommenen Baumaterialen wurden
verausgabl:

im Etatsjahre 1878—79 . 757 265 Mk. 03 Pf.

1879-80 . 631 986 „ 75 „

zusammen . . 1389 251 Mk. 78 Pf.

Unter Hinzunahme der Baukosten in den Jahren 1864 bis 31. März
1878 zum Betrage von 8 778 896 Mark 14 Pf. sind demnach im Laufe
von 16'/« Jahren von 1864 bis 31. Mär; 1880 im ganzen
10 168 147 Mark 92 Pf.

zum Ausbau der Türine des Kölner Domes angewiesen und verwendet
worden.

Die Feier der Vollendung des Kölner Domes, durch Allerhöchste
Cabinets-Ordre Sr. Maj. des Äaisers und Königs auf den 15. October
1880, den Geburtstag des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV.
festgesetzt, wird in der Geschichte der Rheinprovinz, Preußens und
Teutschlands als ein ewig denkwürdiger und unvcrgeßlicher Freudentag ver-
zeichnet werden, an dem die Stadt Köln Sr. Majestätj den Deutschen
Kaiser Wilhelm, Jhre Majestät die Kaiserin Augusta, Jhre Kaiserlichen
und Königlichen Hoheiten den Kronprinzen und die Kronprinzessin, die
Prinzen des Preußischen Königshauses und beinahe sämtliche Fürsten
Deutschlands, wie die Vertreter der freien Reichsstädte, das Staats-
ministerium und die Spilien der höchsten Behörden Rheinlands und West-
falens nebst den von Sr. Majestät dem Kaiser und Könige geladenen
Hohen Gästen und die Vertreter der Dombau-Vereine aus ganz Deutsch-
land am Fuße des vollendeten Kölner Domes vereint sah, um den letzten
Stein-zu diesem schönsten Monument der mitrelalterlichen Kunst, dem
höchsten Bauwerke der Erde zu setzen und das erhabene Werk in dei
j Pracht seiner Vollendung zu sehen.

Jn Gemüßheit des für die officielle Festfeier am 15. October 1880
Allerhöchst genehmigten Programms betraten Se. Majestät der Kaiser und
König, Jhre Bkajestät die Kaiserin, Jhre Kaiserlichen und Königlichen
Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, sämtliche anwescnde
deutsche Fürsten und Prinzen des Königlichen Hauses, die Spitzen der
Behörden, somie alle hierzu 'von Sr. Majestät dem Kaiser speciell geladenen
erlauchten und hohen Gäste, nach Anhörung des I)e ll'eum im Dom,
durch die weit geöffneten Pforten des Südportals den mit Tribüne»

: allseitig umgebenen Domhof, begrüßt vom jubelnden Zurufe der nach
! Tausenden zählenden Festteilnehmer, welche auf den Tribünen, dem Fest-
platze, den umliegenden Straßen und in den Häusern am Domhofe ver-
sammelt waren.

Nachdem Se. Majestät der Kaiser und die Kaiserin auf der Kaiser-
ttibüne Platz genominen hatten, erbat sich der Dombaumeister Voigtel
von Sr. Majestät dem Kaiser die Erlaubnis zur Verlesung der Urkunde,
welche nach Vollziehung durch die Unterschriften zur bleibenden Erinne-
rung an die bedeutungsvolle Feier der Vollendung des Kölner Domes
in den Schlußstein der Kreuzblume des südlichen Domturmes eingefügt
werden soll.

Die Urkunde, auf Pergament geschrieben und mit reichm Jnitialen
geschmückt, lautet mit den Unterschriften: (siehe Nr. 323 d. Bl. S. 5,
Sp. 2.)

Nach erfolgter Unterzeichnung wurde die Pergament-Urkunde in cine
Kapsel von polirtem Diessing eingeschlosien, die außerdem eine von Jhrer
Majestät der Kaiserin, der hohen Gönnerin des Dombaues, gesendete
reich ausgestattete Urkunde barg, welche zum Andenken an die segensreiche
Wirksamkeit der deutschm Landesvereine unter dem Roten Kreuze in den
glorreichen Kriegen, gleichfalls in dm Schlußstein des Kölner Domes mit
eingefügt werden sollte. Die Metallkapsel enthielt außerdem die im Jahre
1880 geprägten preußischen goldenm, silbernen, Nickel- und Kupfermünzeii,
die vom Central-Dombau-Vereine herausgegebene Festschrift, einen preußi-
schen Thaler vom Jahre 1842, dem Jahre der Grundsteinlegung zum
Fortbau des Domes durch Friedrich Wilhelm IV., eine Bronze-Erinne-
rungsmedaille mit dem Bildnisie Sr. Majestät des hochseligen Königs
Friedrich Wilhelm IV. und Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm, geschlagen
zum 4. September 1667, dem Jubelseste des 25jährigm Wirkens des
Central-Dombau-Vereins, auf dem Reverfe den Kölner Dom im Jahre
1867 darstellend, desgleichen eine Bronze-Medaille mit dem Bildnisse
Jhrer Alajeftüten des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Augusta, ge-
schlagm im Jahre 1878 bei Gelegenheit der Enthüllung des Deiiknials
auf dem Heumarkte, mit der Reiterstatue König Friedrich Wilhelm III-
auf dem Rmerse.

Die durch zahlreiche, in den Turmtreppm aufgestellte Domwerkleute
auf die Höhe des Turniknauses geschaffte Messingkapsel, wurde duselbjl
zum Schutze gegen die Witterungseinflüsie in eine zweite Büchse von Hle>
eingeschloffen und verlötet und demnächst in der Aushöhlung des Stein
knauseS der Kreuzblume niedergelegt.
 
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