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Koepplin, Dieter
Cranachs Ehebildnis des Johannes Cuspinian von 1502: seine christlich-humanistische Bedeutung — 1973

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https://doi.org/10.11588/diglit.9938#0085
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79

VI.2. Formgeschichtliches

Wie kam Cranach zu der Bildform, die wir im vorstehenden Ka-
pitel möglichst nur phänomenologisch beschrieben haben? Zur
Beantwortung dieser Frage können im Falle des Ehediptychons
Cuspinians zweierlei Materialien herangezogen werden: die Bild-
tradition und literarische Quellen. Literarisches verspricht
einen Teil dessen zu erklären, was man unter Ikonographie ver-
steht; die Bildtradition (oder Cranachs Abweichung von ihr)
hilft nicht nur den Stil, sondern wiederum auch die Ikonogra-
phie des Bildnispaares historisch zu verstehen. Bei unserer
späteren Untersuchung werden wir uns auf die Ikonographie und
ihre geistesgeschichtlichen Voraussetzungen konzentrieren und
uns weitgehend an literarische Quellen halten. Es gibt aber
manche Phänomene (streng genommen sind es sogar sämtliche;),
die sich mehr von Bildtraditionen als von literarischen Bezügen
her interpretieren lassen. Einige seien aufgezählt: das Auf-
blicken Cuspinians (Bildtradition der gläubigen oder inspirier-
ten Männer, Propheten z.B.), das Buch in den Händen, der von
einer Burg bekrönte Berg, der Vogelkampf über der Braut (aus
der Tradition der Jagdbilder bekannt; aber, so stellt sich bei-
spielsweise hier die Frage: genügt diese Bildtradition zur Er-
klärung?) usw.. Später, wenn wir im Hauptteil dieser Studie pri-
mär durch literarische Dokumente Aufschluss suchen werden, müs-
sen wir immer wieder bildliche Traditionen mitberücksichtigen -
eine methodische Abgrenzung wäre dem Gegenstand der Untersuchung
nicht adaequat.

Als eine Ueberleitung von der phänomenologischen Beschreibung
zur ikonographisehen Deutung setzen wir hierher, was streng ge-
nommen in den ikonographisehen Teil gehörte: einige kurze Be-
merkungen zur Bildtradition des Bildnisses mit Landschaftshinter-
grund. Wir fügen diese hier ein, weil wir damit im Phänomenolo-
gischen (scheinbar) bleiben und uns noch nicht, wie später, um
Geistesgeschichtliches und Literarisches kümmern. Methodisch an
dieser Stelle anfechtbar, scheinen uns diese Hinweise doch hier-
her zu passen.
 
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