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Koepplin, Dieter; Falk, Tilman; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik ; Ausstellung im Kunstmuseum Basel 15. Juni bis 8. September 1974 (Band 1) — Basel, Stuttgart, 1974

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https://doi.org/10.11588/diglit.10453#0017
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i. Einführung (K)

i. Aus Stellung und «Katalog». - Es mag vermessen erscheinen, erstens Werke eines
alten Meisters zu transportieren, zweitens im Katalog etwas anderes anzustreben
als die Aneinanderreihung von streng objektbezogenen Kommentaren. Sowohl
für den Laien als auch für den Fachmann zählt aber das Erlebnis einer mono-
graphischen Ausstellung zu jenem geistigen Gut, von dem man ein Leben lang
zehrt. Die Abwägung dieses Gewinnes mit den Risiken des beschleunigten Ver-
schleisses der Kunst-Materie lässt sich nicht objektiv diskutieren. Im Gegensatz
zu früher, etwa zur Berliner Cranach-Ausstellung des Jahres 1937, haben wir eine
Gruppe von hervorragenden und in ihrer Art absolut einmaligen Werken Cra-
nachs sowie die meisten grossformatigen Tafelbilder (von den lebensgrossen
«Adam und Eva »-Bildern bis zu den kompletten Altar-Ensembles) aus eigenem
Entschluss ausserhalb unserer Ausstellungsbegehrlichkeit gestellt. Cranach aus-
zustellen war dennoch möglich, weil die Quantität der Produktion und des Er-
haltenen bei diesem Meister künstlerisch wesentlich ist, wie man auch immer
dieses Faktum beurteilen wird.

Katalogartige Publikationen zu derartigen Ausstellungen profitieren vom
Anstoss und von der Unterstützung durch das Ereignishafte der Ausstellungen.
Wohl jedermann rechnet damit, man braucht es nicht zu betonen, dass die Be-
arbeiter eines solchen Kataloges prinzipiell zu wenig Zeit haben, weil sie nebenher
die Ausstellung organisieren müssen (selbstverständlich nicht ohne die ent-
scheidende Hilfe von einigen genannten und vielen ungenannten Kollegen).
Jedermann weiss ferner, dass vom Standpunkt der Erkenntnis und Auswertung
die Publikation eigentlich der Ausstellung nicht vorangehen dürfte, sondern ihr
folgen sollte1. Hier wie in anderen Fällen neueren Datums ist eine Publikation
angestrebt worden, die nicht nur während des Ausstellungsbesuches, sondern
eher nachher gelesen und angeschaut werden kann. Neuartig ist unser Versuch,
einen weiteren (konsequenten oder problematischen) Schritt in die Richtung auf
das monographische Buch hin zu tun2. Wir erlaubten uns dies aus einer persön-
lichen Sicht Cranachs und derjenigen Probleme, die uns besonders interessant und
z.T. bisher vernachlässigt erschienen sind.

Eine Ausstellung soll aus ihrer Anordnung, aus den Beschriftungen der Ob-
jekte und aus anderen Orientierungshilfen eine eigene Aussagefähigkeit besitzen.
Mit den hier gedruckten Texten wollen wir Cranach als ganzes Phänomen kom-
mentieren und die Ausstellung dort ergänzen, wo Veranschaulichung durch die
Exponate nicht genügend möglich ist und wo einige unausleihbare Hauptwerke
fehlen. Die Anfänge eines Künstlers bilden zu seinem Verständnis die Grundlage
und verdienen gerade dann besondere Beachtung, wenn das Spätwerk wegen
«äusserer» Einwirkungen scheinbar ganz anders aussieht. Darum behandeln wir
die Herkunft Cranachs und die in Wien entstandenen Werke des Meisters ein-
gehend, obwohl in der Ausstellung die Wiener Werke nur etwas mehr als einen
Saal füllen. Geistig stehen diese grossartigen Werke des ersten Ausstellungs-
saales zwischen dem wohlvertrauten Cranach der reifen und späten Jahre einer-
 
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