Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Koepplin, Dieter; Falk, Tilman; Cranach, Lucas [Ill.]
Lukas Cranach: Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik ; Ausstellung im Kunstmuseum Basel 15. Juni bis 8. September 1974 (Band 1) — Basel, Stuttgart, 1974

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.10453#0111
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
io5

IV. Cranach bis zum 32. Lebensjahr (K)

Cranachs Herkunft und seine Ubersiedlung nach Wien

Lukas Cranach d.Ä. entstammte wie Dürer, Burgkmäir und andere zeitgenössische
Meister in Deutschland einer Familie von Kunsthandwerkern und erlangte im
Bündnis mit Humanisten, die sich fürstlicher Gunst erfreuten, sozialen Aufstieg.
Dürer gelang dies in einer Reichsstadt mit harter Konkurrenz1, Cranach hat von
seinem etwas abgelegenen Geburtsort Kronach aus vielleicht bald die Hofmaler-
Stellung angestrebt, die er erreichte.

Kronach liegt nahe der thüringischen (seit Napoleon bayrischen) Stadt
Coburg, deren Veste ein wichtiger Stützpunkt und Residenzort des kursächsischen
Landes war und besonders gern von Herzog Johann dem Beständigen, dem mit-
regierenden Bruder des Kurfürsten Friedrich des Weisen, seit 1499 bewohnt
wurde (Karten Abb. 43 und Nr. 401, Farbtafel i)2.

Kirchlich und in der weltlichen Verwaltung war Kronach dem Bischof von
Bamberg unterstellt. Bamberg liegt von Kronach aus in südlicher Richtung auf
halbem Weg nach Nürnberg, dessen Entfernung von Kronach in der Luftlinie
etwa 90 km beträgt. Die Stadt Kronach selber, nach der sich der Maler seit 1504
mit dem auf seine Werke gesetzten Monogramm «LC » benannte, erlangte seit dem
14. Jahrhundert einige Bedeutung als nördliche Grenzfestung des Hochstiftes
Bamberg und als Markt innerhalb einer relativ unwirtlichen Region3. Die
Festung Rosenberg über Kronach diente dem fürstbischöfiichen Hauptmann als
militärischer Sitz. Dem (adligen) Hauptmann war der Stadtvogt von Kronach
unterstellt. Dieser übte im Namen des Bamberger Hochstiftes die höhere Gerichts-
barkeit aus und nahm die Interessen des Bamberger Fürstbischofs z.B. an den forst-
wirtschaftlichen Einkünften wahr. Daneben gab es den Stadt-Rat, der u.a. das
Gewerbe und den Markt beaufsichtigte, die Stadtkasse verwaltete und die vom
Bamberger Fürstbischof verlangten Steuern auf die Stadtbewohner verteilte. Die
Handwerker Kronachs waren - im Gegensatz zu jenen Nürnbergs - in Zünften
organisiert, die im 15. Jahrhundert vom Bamberger Fürstbischof bestätigt wor-
den waren. Um 1500 zählte Kronach rund 100 Einwohner (1550: 109), die ausser-
halb der Mauern angesiedelten Leute nicht mitgezählt.

Dass Lukas Cranach und schon sein Vater Hans, der Maler («Kunst»-Maler,
Anstreicher, Kartenmaler ?) war, wirtschaftlich mit den adligen Familien, die im
Bamberger Domkapitel sassen, in Verbindung stand, zeigen Akten über einen
Vorgang aus den Jahren 15 28/29, kurz nach dem Tod des Vaters Hans Maler. Auf
den 24. Mai 15 29 ist eine Quittung ausgestellt worden an «Lukas Maler zu Witten-
berg », Matthes Maler, Michel Fleischmann, Hans Krauss und Barthel Sunder,
alle zu Kronach, über den Empfang von 150 Gulden, welche ihnen Regina von
Guttenberg, weiland Balthasar von Redwitz' selige Witwe, Schlossherrin zu
Theyssenort (bei Kronach), zurückbezahlt habe4. Die Zahlung steht im Zusam-
menhang mit der Erbschaft des Vaters von Lukas Cranach. Fleischmann, Krauss
und Sunder5 waren die Männer von Schwestern des Lukas Cranach und seines
 
Annotationen