Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANTISSA.

i9

ERKLÄRUNG DER TAFELN ZU METHYMNA.

Tafel 4. s, 1: Plan der Stadt Methymna.

s gewonnenen Basis, die auf dein

Die Aufnahme beruht auf einer mit Kompafs und Längenmessung
Wege von Petra her etwa 300 Meter vor der Brücke über das Flüfschen beginnt und bei dem kleinen süd-
östlich vom Stadtberge liegenden Hügel endigt, wobei durch vorwärts Einschneiden die Puncte des westlichen
Caps (Mühle), des Konaks, der Dschami, der Festung und des Wasserthurms gewonnen wurden.

Die beiden Felsenklippen nordöstlich von der Festung, der Mühlenhügel und Ähnliches sind durch
rückwärts Einschneiden mit Kompafs gefunden, die vorhandenen Stadtmauerzüge durch Kompafs und Längen-
messung, Wege aufserhaib der Stadt, das Flüfschen und die südliche Uferlinie nach Kompafs und Schrittzählen
eingetragen.

Die Uferlinien vom Hafen aus nördlich und nordöstlich sowie zum Theil die Strafsen von Molivo
und die Festung sind der englischen Karte entnommen.

Die Höhen sind barometrisch festgestellt.

Orientirung und Bezeichnungsart sind dieselben wie für Tafel 1 u. 2.
2: Restaurirter Plan der Stadt in fünffacher Verkleinerung des grofsen Plans.

3: Ansicht des Stadthügels mit den Häusern von Molivo von Süden her nach Photographie gezeichnet. Stand-
punet des Beschauers etwa 400 Meter südlich von der Brücke über das Flüfschen an dem Fahrweg nach Petra.

3. ANTISSA.

Wir kommen zur Betrachtung einer Stadt, deren Standort als solcher bisher nicht anerkannt war.

Obwohl nämlich Pococke (11 2 iv) die Stadtmauer von Amissa bei Ewreokastro richtig erkannte, iden-
tificirten last alle anderen Reisenden die Stadt mit dem Palacokastron Sign'. Bei Beschreibung der dortigen
Ruinen werden wir sehen, dafs dort keine antike Stadt, sondern nur eine unbedeutende, wenn auch alte An-
siedlung lag.

Für die Ansetzuno- ist Strabo entscheidend, welcher (XIII 2,4) in seiner Aufzählung nach Malea,
Arrha, Eresos und Cap Sigri sagt: »Nach Sigri kommt Amissa mit einem Hafen - darauf Methymna.«

Nachdem Sigri in achttägiger Untersuchung für die Ansetzung von Amissa ein negatives Resultat
geliefert hatte, untersuchte ich zum Theil vom Lande, zum Theil vom Meere aus in der Richtung auf Me-
thymna vorschreitend die Küste. Dabei fand sich zunächst bei Sigri unter Anderem eine Korne bei Dschu-
lumudra, am Quellende einer tiefen, nach Norden zu abfallenden gewundenen Schlucht, weiterhin im Thal
von Lapsorna eine kleine Korne und unmittelbar dabei ein grofses byzantinisches Dorf mit Ausblick auf das
Meer. Beide Ruinenstellen zeigten von Stadtmauer oder Hafen keine Spur.

Die Inseln und Vorgebirge sind mit Ausnahme einer Felsbearbeitung auf der Halbinsel bei Gavathä

völlig leer, man kann auch sagen unbewohnbar, __ bis zu jener als Ewreokastron (türkisch Tschifut-Kalessi)

bekannten kleinen Halbinsel.

Diese Halbinsel trägt eine mittelalterliche Festung und ist mit dem Lande durch eine schmale:
Enge verbunden. Die Landenge selbst sowie der daran anschliefsende Hügel ist hoch betleckt mit Ziegel und
Scherben führendem antiken Schutt, auf der Höhe des Landhügels sind Spuren und Reste einer alten 3,20 Meter
dicken Mauer erhalten, und nach Osten hinabblickend sah ich von hier aus unter dem Wasserspiegel in grün-
lichem Schein aus der blauen Meeresfläche hervorleuchtend den Hafendamm ihT alten Stadt, die, da die Lage
zwischen Sigri und Methymna und die Existenz eines antiken Hafens mit Strabos Beschreibung übereinstimmten,
die alte Amissa sein mufste (vergl. Taf 6).

Auf der Küsten.strecke bis Methymna befindet sich weiterhin keine antike Ruinenstätte mehr.

Die Überlieferung1), die uns auch in poetischem Gewände2) entgegentritt, dafs Amissa ursprünglich
eine Insel gewesen sei, ist angesichts des Stadtbildes (vergl. Taf. 7,2) erklärlich. Die Landenge ist 150 Meter
breit und ragt nur 2,40 m. über das Meer hervor, so dafs man die Ansicht von dem ursprünglichen Abge-
trenntsein der Halbinsel nicht nur begreiflich, sondern auch, wenngleich für sehr weit zurückliegende Zeiten,
wahrscheinlich finden mufs.

Auf der Halbinsel selbst bemerkt man beim ersten Blick allerdings Nichts als tue mittelalterliche
Festung und viele zum Theil vermauerte, zum Theil lose herumliegende und zunächst dem Festungsbau ent-
stammende Quadern.

') l'lin. 11. n. 91.

-'; Ovid Met. XV 287.

3*
 
Annotationen