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28 P Y R R H A.

Von den Kirchenruinen enthält die A. Photini und der A. Nikolaos Nichts, der A. Dimitrios dagegen
mehrere byzantinische Ornämentstücke und einige Stylobatblöcke vom Tempel zu Messa, die also die zwei
Stunden Wegs wohl zu Wasser hierher transportiert wurden. Auch von dem Liparitmaterial desselben Tempels
sind hier einige Stücke, an denen aber keine antike Form mehr wahrzunehmen ist.

Dicht bei der A. Ewdokia liegen einige Mauerzüge aus in Erde verlegten Handsteinen, welche zwei
kleine quadratische Räume bilden, für deren Ueberdeckung in dem anstofsenden Fels die Leeren für Sparren-
köpfe eingehauen sind. Dabei liegt, in den Fels gehauen, ein Grab von der Art, wie sie in die Fundamente
des Tempels von Messa vertieft wurden; am Kopfende ist eine runde Vertiefung eingearbeitet.

Bei dem A. Nikolaos am Wege;, wo dieser den kleinen Höhenrücken überschreitet, steht ein an zwei
Meter dickes Mauerstück, das aus früher anderwärts benutzten polygonalen Blöcken und Quadern in Kalk-
mörtel gebaut ist. Auch weiter oben finden sich Spuren, dafs diese Mauer zum Stadthüyel hinauflief: Stellung
und Bauart deuten auf eine Stadtmauer, und es wäre danach in spätrömischer Zeit, als das Burgplateau schon
längst nicht mehr bewohnt war, der Stadttheil in der Ebene von einer Mauer umgeben gewesen. Jedenfalls
bildet diese die Grenze des in späterer Zeit bewohnten Terrains; denn östlich davon ist von Ziegeln oder
Scherben, die westlich die Felder bedecken, Nichts mehr zu sehen.

Die antike Nekropole liegt am Eufse des gegenüberliegenden Hügels »Giniatu« nach der barm des
Herrn Bernardakis, der sogenannten »Achladeri", zu. Es kommen hier mehrfach Reste von guten, verklam-
merten und verdübelten Quadermauern vor, wie man sie zur Einschliefsun<r von Familiengräbern errichtete —
aufeerdem monolithe subterrane Trachytsärge.

Die Eruchtebene von Pyrrha im Osten ist nicht grofs, das Thal des Kawuropotamos wird bald so
eng, dafs das Ackerfeld aufhört. Dagegen grenzt an den Hügel Giniatu von Südwesten her eine reiche,
wellige; Strandebene, die; mit kurzen Enterbrechungen bis an die; Mündung des Golfs reiht und von der man
ein gutes Stück von der Höhe der alten Stadt aus überblickt. Diese Ebene war Pyrrha" s Keichthum.
Zur Geschichte des Unterganges der Stadt schreibt Fölling:

Die drei über die Zerstörung Pyrrhas vorliegenden Zeugnisse sind:

i. Strabo p. 618: II de fh'ooa xaTeOTQanrai, rb de TiQodojtior oly.enai xal ly/t Xifjeva
('i')ii' eig MnvXtfvqv tme^ßaais araditov öydorfzovTa.

2. Plin. Y 39: Pyrrha hausta est man'.

3. C. I. Gr. II add. 2265 b.

In der an dritter Stehe angeführten delischen Inschrift ist Eesbos nur durch Mytilene, Methymna, Antissa
und Eresos vertreten; die Erwähnung des 167 v. Chr. von den Römern zerstörten Antissa zeigt, dafs die In-
schrift vor diese Zeit fällt; derselbe Zeitpunkt ist auch der terminus ante quem für die Zerstörung von Pyrrha, da
dieses nicht mit aufgeführt wird; für den terminus post quem giebt Diodor XVII 29 das Jahr 334 (vgl. Skylax 97).

Die beiden Schriftstellerzeugnisse widersprechen einander nicht und dürfen auf dasselbe Ereignifs be-
zogen werden, nämlich die Zerstörung der Stadt durch das Meer; sie unterscheiden sich nur dadurch, dafs
das erstere auch den Zustand nach der Katastrophe bis zur römischen Zeit oder in derselben schildert, das
letztere sich auf die Charakterisierung der Katastrophe beschränkt.

Die hohe Page auf steilem Felsplateau und die Erhaltung der Burgbefestigung, die einen durchaus
alterthümlichen Charakter trägt, beweisen dafs die Angaben über die Zerstörung Pyrrhas nur von der Unter-
stadt gemeint sind, welche, wie sowohl das Terrain selbst als noch vorhandene, meist ziemlich tief verschüttete
Ueberreste von Bauten beweisen, sich südlich von der Burg in der kleinen Küstenebene der Magasiä bis zum
Giniatu und an der jetzigen Hafenbucht bis etwa dahin ausdehnte, wo in Achladeri die antike Nekropole be-
ginnt. Da noch jetzt von Zeit zu Zeit, wie; Koldewey beobachtet hat, das Wasser des pyrrhäischen Euripos
in das anstofsende Küstenland, z. B. bei Messa einzudringen pflegt und die Thalsohle südlich von der Burg
nur sehr wenig über dem Meeresspiegel ansteigt, ist es klar dafs die; Zerstörung der Stadt durch ein solches
Vordringe:n des Meeres, vielleicht verbunden mit e:inem ele:r für die-se; Distrikte in alter und neuer Zeit ange-
führten Erdbeben und Erelsenkungen stattgefunden haben wird. Doch wurde im Ganzen das 'Perrain nicht
stark verändert, ein Theil der Stadt, das von Strabon angeführte Proasteion, entging offenbar der Zerstörung.
Die; Staelt hat sich indessen von dem Schlage nicht wieeler erholt, die Burg verödete und elas Proasteion
wurde nicht eler Ausgangspunkt einer neuen Stadtbildung. Wo lag nun dieses Proasteion? Da Stadt und
Burg ein zusammenhängendes Ganze bildeten, könnte strenggenommen das Proasteion nur nördlich von der
Burg beim Kawuropotamos oder südlich von der Stadt bei Achladeri gesucht werden; indessen sind an der
ersteren Stelle aufser den Schiffswerften bei der Photini keine Spuren einer antiken Ansiedlung vorhanele;n
und wo bei Achlaeleri elas Terrain zu steigen anfängt und felsig wird, beginnt sofort ehe Nekropole. Darum
halte: ich es für richtig mit Conze anzunehmen, elafs der als Proasteion beizeichnete: Theil am Rande des
Terrains für elie Unterstadt, nämlich bei der bedeutendsten und wohl auch ältesten Kirchenruine', dem Hag.
J )emetrios, lag.«
 
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